Gosse

Gossen, Darstellung in Lueger, Lexikon der gesamten Technik 1904
Abbildung einer Gosse im Gemälde Auf der Straße von Antoni Kozakiewicz, 1891/1892

Die Gosse ist ursprünglich die gemauerte, gemuldete Abwasserrinne in der Straßenmitte von mittelalterlichen Städten. Mittels der Gosse wurden alle Formen von Abwasser aus der Stadt herausgespült. Diese Abwasser verursachten Geruchsbelästigungen. Mit dem Aufkommen von unterirdischen Kanalisationen (im Laufe des 18. und 19. Jh.) wurden die Gossen entfernt. Die Stadt Wien war im Jahre 1739 schon vollständig kanalisiert.

Früher wurde auch die Abflussrinne neben dem Fußweg an einer Straße, ein Rinnstein oder Gully, gegebenenfalls auch ein Ausgussbecken als Gosse bezeichnet, so von Lueger 1904: die „Gossen, gepflasterte Rinnen von 1–1,5 m Breite, wie sie an Straßen angewendet werden, wo der Raum für Seitengräben fehlt (in Ortschaften bei hochliegendem Fußwege) [Fig. 1], in tiefen Einschnitten mit seitlich begrenzenden Stützmauern [Fig. 2]“.[1]

Als Gossenschlitz werden Mauernischen an Häuserfassaden bezeichnet, in denen das Regenfallrohr vom Dach zur Straße so geführt wird, sodass es nicht vor die Baufluchtlinie tritt und am Boden (früher) direkt zur Gosse entwässert wird.

Aphorismus

Umgangssprachlich ist die Gosse der Ort, wo sich Obdachlose, Kleinkriminelle und verwahrloste Personen sammeln. Jemand ist „in der Gosse zuhause“ oder „kommt aus der Gosse“.

„Wir liegen alle in der Gosse, aber einige von uns betrachten die Sterne.“
Oscar Wilde: Lady Windermeres Fächer, 3. Akt / Lord Darlington.

Weblinks

Wiktionary: Gosse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Lueger, Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906, S. 599.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Lueger 1904 Rinnstein.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: PD-alt-100

Rinnstein, Darstellung in Lueger 1904