Gordon Kricke

Jan-Christian Gordon Kricke (* 18. Dezember 1962 in Kiel) ist ein deutscher Diplomat. Er war von 2019 bis 2021 Leiter des Arbeitsstabes Sahel im Auswärtigen Amt[1] und von 2021 bis zu seiner Ausweisung im April 2023 der deutsche Botschafter in der Republik Tschad.[2]

Leben

Nach dem Abitur 1982 am Johanneum Lüneburg und der Ableistung des Wehrdienstes studierte Kricke von 1984 bis 1989 Rechtswissenschaft in Berlin, Freiburg und Hamburg[3] und legte 1989 das Erste Juristische Staatsexamen ab.

1991 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. mit einer Dissertation über Die Beschränkung der Verfügungsfreiheit beim gemeinschaftlichen Testament sowie 1993 die Ablegung des Zweiten Juristischen Staatsexamens.

Im Anschluss trat er in den Auswärtigen Dienst ein und fand nach Ablegung der Laufbahnprüfung 1994 zunächst Verwendung im Auswärtigen Amt und danach zwischen 1995 und 1998 an der Botschaft in Buenos Aires, Argentinien, ehe er danach bis 2000 Ständiger Vertreter des Botschafters in Mosambik war. Nach einer darauf folgenden Tätigkeit im Auswärtigen Amt war er von 2003 bis 2005 Botschafter in Haiti, wobei die Botschaft in Port-au-Prince zu dieser Zeit als sogenannte „Kleinstvertretung“ nur aus ihm und einigen Ortskräften bestand.[4] Er wurde in diesem Amt von Hubertus Thoma abgelöst.

2005 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde im Auswärtigen Amt stellvertretender Referatsleiter des Referats 303 und danach von 2007 bis 2008 Politischer Berater des EU-Sonderbeauftragten für Sudan in Juba. Danach war er Ständiger Vertreter des Botschafters in Sudan sowie daraufhin zwischen 2009 und 2011 Leiter des Deutschlandzentrums in Mexiko-Stadt.

Ab 2011 war Kricke als Nachfolger von Rüdiger John Botschafter in Niger. Dort wurde er im September 2013 von Michael Feiner abgelöst. Kricke wurde nach Angola versetzt und leitete in Luanda von 2013 bis 2016 die dortige Delegation der Europäischen Union.

Im Dezember 2016 löste er Thomas Ossowski als Botschafter auf den Philippinen ab und blieb auf diesem Posten bis August 2019. Während seiner Zeit in Manila veröffentlichte die philippinische Tageszeitung The Philippine Star auf ihrer Homepage regelmäßig Beiträge Krickes zu politischen und gesellschaftlichen Themen.[5]

Ab 2019 war er Leiter des Arbeitsstabes Sahel im Auswärtigen Amt und zugleich Sonderbeauftragter für den Sahel.[1]

Am 1. Juli 2021 wurde Kricke als Nachfolger von Jakob Haselhuber Botschafter in Tschad. Am 8. April 2023 wurde er von der Regierung in N’Djamena aufgefordert, das zentralafrikanische Land binnen 48 Stunden zu verlassen. Begründet wurde dies mit der „unhöflichen Haltung“ und der „Nichteinhaltung der diplomatischen Gepflogenheiten“ durch den Botschafter.[6] Radio France Internationale meldete an demselben Tag mit Berufung auf „mehrere regierungsnahe Quellen“, die Ausweisung sei angesichts Krickes Kritik an der amtierenden Militärjunta des Tschads vorhersehbar gewesen. Die Wochenzeitung Le Pays aus N’Djamena hatte die Ausweisung bereits zuvor angekündigt.[7] Die deutsche Botschaft hatte sich wie auch die diplomatischen Vertretungen Frankreichs, Spaniens, der Niederlande und der Europäischen Union in Tschad „besorgt“ über die Verlängerung des Übergangsregimes unter Mahamat Déby im Oktober 2022 geäußert[8] und nach der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten im Herbst 2022 die Einhaltung der Menschenrechte und die Abhaltung regulärer Wahlen angemahnt.[9] Als Reaktion auf die Ausweisung Krickes wurde die tschadische Botschafterin in Deutschland, Mariam Ali Moussa, am 11. April 2023 von der Bundesregierung aufgefordert, Deutschland binnen 48 Stunden zu verlassen.[10]

Weblinks

  • Lebenslauf auf der Website der Deutschen Botschaft Manila, archiviert am 4. Mai 2019

Einzelnachweise

  1. a b Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern. Bericht über die Umsetzung der Leitlinien der Bundesregierung. (PDF; 6,03 MB) Auswärtiges Amt, S. 138, abgerufen am 14. Februar 2022.
  2. Botschafter Dr. Kricke überreichte Beglaubigungsschreiben in N’Djamena/Tschad. Bundesanzeiger, 2. November 2021, abgerufen am 3. November 2021.
  3. Werner Kolbe: Der aus dem Tschad ausgewiesene Botschafter Gordon Kricke stammt aus Lüneburg. Abgerufen am 16. April 2023.
  4. Bundeswehr in Haiti. In: Spiegel Online. 20. Februar 2004, abgerufen am 8. April 2023.
  5. Gordon Kricke. In: philstar.com. Abgerufen am 22. November 2019 (englisch).
  6. Tschad – Deutscher Botschafter ausgewiesen – „unhöfliche Haltung“. In: deutschlandfunk.de. 8. April 2023, abgerufen am 8. April 2023.
  7. Le Tchad expulse l’ambassadeur d’Allemagne. In: rfi.fr. 8. April 2023, abgerufen am 8. April 2023 (französisch).
  8. Tchad. L’ambassadeur d’Allemagne expulsé pour « attitude discourtoise ». In: ouest-france.fr. 8. April 2023, abgerufen am 8. April 2023 (französisch).
  9. Tschad: Das steckt hinter der Ausweisung des deutschen Botschafters. In: spiegel.de. 8. April 2023, abgerufen am 8. April 2023.
  10. Deutschland weist Botschafterin des Tschad aus, Der Spiegel, 11. April 2023.