Gonnardit

Gonnardit
Nierige GonnarditKruste auf Matrix aus Klöch, Steiermark, Österreich (Größe: 1,8 × 1,2 × 0,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1997 s.p.[1]

IMA-Symbol

Gon[2]

Chemische Formel(Na,Ca)2[(Si,Al)5O10]·3H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate - Gerüstsilikate (Tektosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.10
VIII/J.21-040

9.GA.05
77.01.05.07
Kristallographische Daten
Kristallsystemtetragonal
Kristallklasse; Symboltetragonal-skalenoedrisch; 42m[3]
RaumgruppeI42d (Nr. 122)Vorlage:Raumgruppe/122[4]
Gitterparametera = 13,21 Å; c = 6,62 Å[4]
FormeleinheitenZ = 1[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte5
Dichte (g/cm3)gemessen: 2,25 bis 2,36; berechnet: 2,33[5]
SpaltbarkeitBitte ergänzen!
Farbeweiß, gelblich bis lachsrot
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchscheinend
GlanzSeidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,514[6]
nβ = 1,515[6]
nγ = 1,520[6]
Doppelbrechungδ = 0,006[6]
Optischer Charakterzweiachsig positiv
Achsenwinkel2V = gemessen: 52°; berechnet: 50°[6]

Gonnardit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung (Na,Ca)2[(Si,Al)5O10]·3H2O[1], ist also ein wasserhaltiges Natrium-Silikat. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Natrium und Calcium bzw. Silicium und Aluminium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Strukturell gehört Gonnardit zu den Gerüstsilikaten (Tektosilikaten) und dort zur Gruppe der Zeolithe.

Gonnardit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt faserige bis prismatische Kristalle, die meist in radialstrahligen bis kugeligen oder nierigen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Auch in derben Massen kann er auftreten.

In reiner Form ist Gonnardit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund der überwiegend polykristallinen Ausbildung erscheint er jedoch meist weiß, zudem kann er durch Fremdbeimengungen eine gelbliche bis lachsrote Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Die seltenen, makrokristallinen Formen zeigen einen glasähnlichen Glanz auf den Kristallflächen. In dichten, faserigen Aggregatformen schimmert Gonnardit meist seiden- oder perlmuttartig.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Gonnardit am La Chaux de Bergonne nahe der Gemeinde Gignat im französischen Kanton Saint-Germain-Lembron (Auvergne) und beschrieben 1896 durch Antoine Lacroix, der das Mineral nach Ferdinand Gonnard (1833–1923) benannte.

Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London (England) unter der Katalog-Nr. 1930,166 aufbewahrt.[5]

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Gonnardit zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er gemeinsam mit Edingtonit, Mesolith, Mountainit, Natrolith, Skolezit und Thomsonit in der „Natrolith-Gruppe“ mit der Systemnummer VIII/F.10 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/J.21-040. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate“, wo Gonnardit zusammen mit Mesolith, Natrolith, Paranatrolith, Skolezit, Thomsonit-Ca und Thomsonit-Sr eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/J.21 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Gonnardit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Zeolithe mit Ketten aus Vierer-Ringen, verbunden über ein fünftes Si“ zu finden, wo es zusammen mit Mesolith, Natrolith, Paranatrolith und Skolezit die „Natrolithgruppe“ mit der Systemnummer 9.GA.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Gonnardit die System- und Mineralnummer 77.01.05.07. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Echte Zeolithe“ in der Gruppe „Natrolith und verwandte Arten“, in der auch Natrolith, Tetranatrolith, Paranatrolith, Mesolith, Skolezit, Edingtonit, Cowlesit, Thomsonit-Ca, Thomsonit-Sr und Nabesit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

Gonnardit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I42d (Raumgruppen-Nr. 122)Vorlage:Raumgruppe/122 mit den Gitterparametern a = 13,21 Å und c = 6,62 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

(c) Leon Hupperichs, CC BY-SA 3.0
Drusenfüllung aus faserigen Gonnardit-Büscheln aus dem Steinbruch „Blackhead“, Dunedin, Neuseeland (Sichtfeld 5 mm)

Gonnardit bildet sich hydrothermal in Hohlräumen von Vulkaniten wie beispielsweise Basalt, Tephrit oder verwittertem Skarn, wo er meist mit anderen Zeolithen, aber auch Calcit vergesellschaftet auftritt.

Als eher seltene Mineralbildung kann Gonnardit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Insgesamt gelten bisher (Stand 2016) rund 170 Fundorte als bekannt.[9] Seine Typlokalität La Chaux de Bergonne ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Frankreich, allerdings konnte das Mineral noch auf der zum französischen Hoheitsgebiet gehörenden Insel Réunion, genauer am Vulkan Piton des Neiges[10], sowie in basaltischen Gesteinsproben von der zum französischen Süd- und Antarktisterritorium gehörenden Insel Grande Terre nachgewiesen werden.[11]

In Deutschland fand man das Mineral unter anderem am Wartberg bei Selb in Bayern; in den Steinbrüchen „Roßberg“ nahe Roßdorf (bei Darmstadt), „Hochberg“ bei Nieder-Ofleiden und „Gaulsberg“ bei Ortenberg in Hessen; im Steinbruch „Bramburg“ bei Adelebsen in Niedersachsen; im Steinbruch Weilberg nahe Königswinter in Nordrhein-Westfalen; am Arensberg nahe Zilsdorf und am Schellkopf nahe Brenk in der rheinland-pfälzischen Eifel sowie in einem Phonolith-Steinbruch am Maar von Hammerunterwiesenthal in Sachsen.

In Österreich konnte Gonnardit bisher nur in einem unbenannten Basalt-Steinbruch bei Klöch und im Steinbruch „Steinberg“ nahe Mühldorf bei Feldbach in der Steiermark entdeckt werden und in der Schweiz kennt man das Mineral bisher nur vom Fornogletscher und vom Piz dei Rossi im Kanton Graubünden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Costa Rica, Kanada, Frankreich, Grönland, Indien, Italien, Japan, Kenia, Lesotho, Neuseeland, Norwegen, Polen, Portugal, Tschechien, Grönland, Rumänien, Russland, auf den Salomonen, in Spanien, der Türkei, Ungarn, dem Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[12]

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 911.
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 617.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 274 (Dörfler Natur).
Commons: Gonnardite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Webmineral - Gonnardite
  4. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 701.
  5. a b Gonnardite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 77 kB)
  6. a b c d e Mindat - Gonnardite
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vomOriginal am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. Mindat - Anzahl der Fundorte für Gonnardit
  10. Mindat - Gonnardite from Piton des Neiges, Réunion Island
  11. Mindat - Gonnardite from Grande Terre island, Kerguelen Islands, French Southern and Antarctic Lands
  12. Fundortliste für Gonnardit beim Mineralienatlas und bei Mindat

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Fundort: Klöch, Steiermark, Österreich
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