Golden Hinde

Golden Hinde
Nachbau der Golden Hinde von 1973 in London-Southwark, die einzige der drei Nachbildungen, die eine ernsthafte Rekonstruktion darstellt und seetüchtig ist.
Nachbau der Golden Hinde von 1973 in London-Southwark, die einzige der drei Nachbildungen, die eine ernsthafte Rekonstruktion darstellt und seetüchtig ist.
Schiffsdaten
Flagge Königreich England
andere Schiffsnamen

Pelican

SchiffstypGaleone
Stapellauf1577
Verbleib1662 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge37 m (Lüa)
Breite5,5 m
Tiefgang (max.)2,7 m
Verdrängung300 tn. l.
 
Besatzungca. 80 Mann
Takelung und Rigg
Anzahl Masten3
Geschwindigkeit
unter Segeln
max. 8 kn (15 km/h)
Bewaffnung
  • 18 Kanonen

Die Golden Hinde oder Golden Hind („Goldene Hindin“ bzw. „Goldene Hirschkuh“), ursprünglich Pelican, war das Flaggschiff von Francis Drake, als er als erster Engländer zwischen 1577 und 1580 die Welt umsegelte (Weltumsegelung des Francis Drake).

Bauform

Die Golden Hinde war eine vergleichsweise schlank gebaute Galeone mit einem niedrigen Achterdeck und einem noch niedrigeren Vorderdeck. Die Außenwände bestanden aus zwei Schichten von Planken mit einer Teerschicht dazwischen. Das Schiff hatte drei Masten. Der Großmast und der Fockmast führten Rahsegel und zusätzliche Toppsegel, Kreuzbramstengen und Gefechtsmars, der Besanmast war mit Lateinersegeln getakelt. Sie war 37 m lang, 5,6 m breit und hatte einen Tiefgang von 2,7 m. Die Bewaffnung bestand wahrscheinlich aus 18 Kanonen. Sie waren auf je sieben Luken an jeder Seite und auf vier Luken im Bug verteilt. Drei Kanonen waren aus Bronze, der Rest aus Gusseisen. Etwa 60 Mann Besatzung waren zu Beginn der Weltumsegelung an Bord.

Ein Nachbau der Golden Hinde befindet sich in einem Schwimmdock an der Themse in London, ein weiterer liegt im Hafen von Brixham, Devon (England).

Umbenennung in Golden Hinde

Der ursprüngliche Name der Golden Hinde war Pelican. Sie wurde auf der Weltumsegelung, am Tag der Einfahrt in die Magellanstraße, umbenannt. Es wird allgemein angenommen, dass Francis Drake den Namen in Anerkennung seines Förderers, Sir Christopher Hatton, änderte, der eine goldene Hirschkuh in seinem Wappen führte. Auch in damaliger Zeit war die Umbenennung während einer Reise äußerst ungewöhnlich, außerdem war Christopher Hatton keineswegs der einzige Gönner von Drake – andere Geldgeber umfassten Königin Elisabeth I., Robert Dudley, 1. Earl of Leicester, Sir Francis Walsingham, Sir William Winter und Drakes Cousin John Hawkins. Die Gründe für die Umbenennung sind daher unklar, werden aber meist im Zusammenhang mit dem Schicksal von Thomas Doughty gesehen: Doughty, ein englischer Abenteurer und Gentleman, war auf Drakes Expedition Kommandant der Mary, wurde jedoch in der Magellanstraße der Meuterei angeklagt, schuldig gesprochen und hingerichtet. Da Doughty der persönliche Sekretär von Christopher Hatton war, wird der Namenswechsel des Schiffes daher oft als besänftigende Geste gegenüber Hatton verstanden.[1] Dafür spricht zumindest die zeitliche Übereinstimmung beider Geschehnisse: So heißt es im Logbuch der Golden Hinde vom 20. Juni 1578: Thomas Doughty vor Gericht gestellt und wegen Meuterei hingerichtet. (...) Pelican in Golden Hind umbenannt.[2]

Verbleib

1581 gab die Königin den Befehl, die Golden Hinde „zur immer währenden Erinnerung in Deptford zu bewahren“ und einige Jahre lang war das Schiff eine der Sehenswürdigkeiten Londons und wurde von Tausenden besucht. Aber bald wurde es so vernachlässigt, dass 1599 ein Schweizer Besucher, Thomas Platter, feststellte, dass „das Schiff morsch sei und dabei sei, in Stücke zu zerfallen.“ 1629 notierte der Sekretär des venezianischen Botschafters, dass „die Überreste des Schiffes genauso wie die gebleichten Rippen und der Schädel eines toten Pferdes aussähen“. Die letzten Überreste wurden 1662 beseitigt.[3]

Literatur

  • Andreas Venzke: Tagebuch des Heinrich Hasebeck. Gasparan oder Die letzte Fahrt des Francis Drake. Benziger-Verlag, Zürich 1996. ISBN 3-545-36531-X
    (Beschreibung der Kaperschiffe von Drake, darunter auch der Golden Hinde)
  • John Hampden (Hrsg.): Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der Queen. Heyne, München 2001. ISBN 3-4531-8719-9
    (übersetzte Originaltexte von Drakes Zeitgenossen)

Weblinks

Commons: Golden Hinde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Beispielsweise Golden Hinde (Memento vom 26. September 2007 im Internet Archive), The Voyage of the Golden Hind (Memento vom 20. September 2014 im Internet Archive), The Golden Hind Ship (alle engl.; abgerufen 22. April 2007)
  2. Vollständiger Logbucheintrag: Jun 20 1578 Off east coast of S. America at Port Julian. Thomas Doughty tried and executed for mutiny. Swan and Christopher broken up, no longer needed. Stores and crew transferred to remaining ships. Pelican renamed Golden Hind. zitiert nach The Voyage of the Golden Hind (Memento vom 20. September 2014 im Internet Archive) (engl.; abgerufen 22. April 2007)
  3. Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der Queen, S339/40, Edition Erdmann, 2009, ISBN 978-3-86539-812-3.

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Autor/Urheber: Jose L. Marin, Lizenz: CC BY 2.5
Replica of the Elizabethan galleon, The Golden Hind, captained by Francis Drake in 16th Century, Southwark, London, UK