Goethegymnasium (Hannover)

Das Lyzeum II, später Goethegymnasium, mit der Turmspitze in der Goethestraße; Ansichtskarte Nummer „217“ (Mondscheinkarte) von Karl F. Wunder, um 1898

Das ehemalige Königliche[1] Goethegymnasium (auch: Goethe-Gymnasium oder Lyzeum II) in Hannover war ein Gymnasium für Jungen.[2] Standort war die Goethestraße in der Calenberger Neustadt.[3]

Geschichte

1870 begann die schon seit 1828 geplante Erweiterung Hannovers, als in der Calenberger Neustadt der letzte Rest des Stadtgrabens – Teil der ehemaligen Stadtbefestigung Hannover – zugeschüttet[4] und darüber hinweg die Goethestraße angelegt wurde.[5] Nun konnte 1871 das Lyzeum II gegründet werden[2] als Abspaltung des traditionsreichen Lyzeums (dem späteren Ratsgymnasium).[6] Das von dem Fotografen Karl Friedrich Wunder um 1898 aufgenommene und als Ansichtskarte Nummer „217“ dokumentierte Schulgebäude an der Goethestraße[7] wurde jedoch erst später, 1888/89[4] bis 1890 errichtet nach Plänen des Architekten Paul Rowald.[8]

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts diente das spätere Goethe-Gymnasium auch als Vor- und Grundschule, die ab Ostern 1901 beispielsweise durch Ernst Jünger besucht wurde.[9]

1907 wurde das Gymnasium vom Staat übernommen. Nachdem der Rat der Stadt Hannover 1912 beschlossen hatte, den Begriff „Lyzeum“ für die bisherigen Höheren Mädchenschulen zu verwenden, wurde das Lyzeum I in Ratsgymnasium umbenannt, das Lyzeum II in Goethegymnasium.[2]

Kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde das Gymnasium 1933 zur Sammelstelle für diejenigen Bücher, die der Bücherverbrennung in Hannover an der Bismarcksäule zum Opfer fallen sollten.[10]

Durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in der Goethestraße zerstört, auf dem Grundstück wurde in den Wiederaufbaujahren das Eichamt errichtet.[4]

Persönlichkeiten

Schüler

nach Geburts-Jahrgängen:

Lehrer

  • 1871f.: Wilhelm Wiedasch, erster Direktor des Lyceums II. und Autor[20]
  • 1871f.: Adolf Ey (1844–1934), Gymnasiallehrer, Schriftsteller[21]
  • Hugo Rabe (1867–1932), Klassischer Philologe, Lehrer von 1897 bis 1915 (Reifeprüfung ebenda 1885)
  • Albert Herrmann (1886–1945), Geografiehistoriker und Gymnasiallehrer

Goetheschule

1955 ging aus der Sophienschule die heutige Goetheschule hervor mit den beiden Standorten Franziusweg 43 in Hannover-Nordstadt.[22] Die Schwerpunkte der Goetheschule sind Naturwissenschaften, Musik und Theater. Besonders am Gymnasium Goetheschule ist der Musikzweig (seit 25 Jahren) und der freiwillige Ganztagsbetrieb, sowie die Austauschprogramme und die Hochbegabtenförderung.[23] Im Abiturjahrgang 2013 hatte die Goetheschule stadtweit die meisten Abiturienten. Mit exakt 128 erfolgreich abgelegten Abiturprüfungen belegte sie den Spitzenplatz vor der St.-Ursula-Schule (125) und der IGS Mühlenberg (124).[24]

Literatur (Auswahl)

  • Programm des neu errichteten Städtischen Lyceums II. am Kleverthor zu Hannover für das Schuljahr von Ostern 1871 – 1872, Hannover: Friedrich Culemann, 1872; Digitalisat
Commons: Goethegymnasium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Sandy Apelt: Theo Lingen. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
  2. a b c Dieter Brosius: Goethegymnasium, In: Hannover Chronik, S. 133, 148; online über Google-Bücher
  3. siehe Ansichtskarte
  4. a b c Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Die nordwestliche Vorstadt Glocksee, In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesamt - Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Braunschweig/Wiesbaden: Friedr. Vieweg & Sohn, ISBN 3-528-06203-7, S. 94f.
  5. Helmut Zimmermann: Goethestraße, In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 94
  6. Dieter Brosius: Goethegymnasium, in Geschichte der Stadt Hannover, Band 2 - Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, hrsg. von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein, schlütersche, Hannover 1994, ISBN 3-87706-364-0, S. 386
  7. Datei:Karl F. Wunder PC 0217 Hannover, Göthestraße mit Lyzeum II.jpg
  8. Klaus Siegner: Rowald, Paul (1850–1920), In: Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert, hrsg. von Harold Hammer-Schenk und Günther Kokkelink (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...), Ed. Libri Artis Schäfer, 1989 (582 S.), ISBN 3-88746-236-X, S. 569
  9. a b Ernst Kiesel: Ernst Jünger. Die Biographie, 1. Auflage, München: Siedler, 2007, ISBN 978-3-88680-852-6 und ISBN 3-88680-852-1; Vorschau über Google-Bücher
  10. Rainer Hoffschildt: Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, In: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover. Verein zur Erforschung der Geschichte der Homosexuellen in Niedersachsen, Hannover 1992, Selbstverlag, ISBN 3-9802909-0-5, S. 87ff.
  11. a b Klaus Mlynek: Ulrich, (1) Adolf und Ulrich, (2), Oskar In: Hannoversches Biographisches Lexikon S. 366
  12. Vergleiche u. a.: Franz Kössler: Feise, Wilhelm Georg Ernst, In: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts, Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825 - 1918 mit Veröffentlichungsverzeichnissen, Band: Faber - Funge, Vorabdruck (Preprint), Stand: 18. Dezember 2007, Universitätsbibliothek Gießen, Giessener Elektronische Bibliothek, 2008; online als PDF-Dokument
  13. Erwin Panofsky und Ernest C. Hassold: Wilhelm Vöge. A Biographical Memoir. In: Art Journal. Vol. 28, No. 1, (1968), S. 27–37
  14. Sammy Gronemann: Erinnerungen. Aus dem Nachlass herausgegeben von Joachim Schlör, Philo 2002, S. 49 f.
  15. Peter Schulze: Gronemann, (1) Sammy. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 135, online über Google-Bücher
  16. Guido Janthor:Kurzbiographie Rust, Bernhard (Memento desOriginals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/luftschutzbunker-hannover.de, für das Webprojekt Mahnmale-aus-Stein.de vom 24. Dezember 2003, als PDF-Dokument
  17. Heiko Postma: Der Autor des Geistes. Karl Jakob Hirsch - Autor des „Kaiserwetter“, Nachwort in Karl Jakob Hirsch: Kaiserwetter. Roman, 6. Auflage, Hannover: jmb-Verlag, 2014, ISBN 978-3-940970-98-5, S. 267–288; hier: S. 273
  18. Klaus Mlynek: Hackethal, (1) Christoph Bernhard Wilhelm, in Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 144
  19. Klaus Mlynek: Augstein, (1) Josef, In: Stadtlexikon Hannover, S. 37
  20. Programm des neu errichteten Städtischen Lyceums II. am Kleverthor zu Hannover für das Schuljahr von Ostern 1871 – 1872, Hannover: Friedrich Culemann, 1872; Digitalisat
  21. Hugo Thielen: Ey, (1) Karl Julius Adolf, in Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 112
  22. Hans Kammel: Goetheschule, In: Stadtlexikon Hannover, S. 224
  23. Info-Flyer als PDF für das Schuljahr 2013/2014 (nicht mehr abrufbar). – Vgl. Flyer 2019 (PDF), Website der Goetheschule.
  24. Goetheschule: Spitze in Hannover (Memento vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive), Website der Goetheschule 2013

Koordinaten: 52° 22′ 24,4″ N, 9° 43′ 30,2″ O

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Karl F. Wunder PC 0217 Hannover, Göthestraße mit Lyzeum II.jpg
Das Zweite Gymnasium, Lyzeum II, in Hannover wurde 1871 gegründet und 1907 vom Staat übernommen. Nach einer Order des Stadtrates von 1912, der den Begriff Lyzeum den Höheren Mädchenschulen zuwies, wurde das Lyzeum I in Ratsgymnasium, das Lyzeum II in Goethe-Gymnasium umbenannt. Das Goethe-Gymnasium in der Goethestraße (Calenberger Neustadt) wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, ihm folgte 1955 die aus der Sophienschule hervorgegangene Goetheschule mit den Standorten Franziusweg 43 und An Mußmanns Haube.