Gnadenbild

Das Kevelaerer Gnadenbild
Die Illustration in Wilhelm Gumppenbergs Atlas Marianus (1657), einer Sammlung möglichst aller Gnadenbilder der christlichen Welt, veranschaulicht das Verhältnis zwischen der himmlischen Gottesmutter und den wundertätigen Bildern, durch die sie Heilsströme aussendet.

Als Gnadenbild (nicht ganz zutreffend auch Gnadenbildnis, bei Skulpturen auch seltener Gnadenstatue oder Gnadenfigur) bezeichnet man eine gemalte oder plastische Darstellung einer heiligen Person, vor der die Gläubigen die Gewährung einer Gnade von Gott erbitten. Vor allem Darstellungen Mariens mit oder ohne Jesuskind haben – oft erst im Nachhinein – die Rolle von Gnadenbildern angenommen.

Manche Gnadenbilder werden mit Heilungen oder anderen als wunderbar angesehenen Ereignissen in Verbindung gebracht; daher sind sie häufig Ziel von Wallfahrten. In solchen Fällen hat man dem Gnadenbild oft eine eigene Kapelle errichtet. Figürliche Darstellungen der Muttergottes und des Jesuskindes tragen häufig auch aus Silber gefertigte vergoldete Kronen und kostbare Kleider.

Die Geschichte einzelner Gnadenbilder ist oft mit legendenhaft ausgeschmückten Erzählungen von deren Auffindung, Beschädigung, Raub oder Misshandlung verbunden. Für die Geschichte der Gnadenbilder im Allgemeinen ist festzuhalten, dass sie seit dem späten Mittelalter als Einzelbildwerke im Sinne der Devotio moderna eine zunehmende Rolle spielten. Auswüchse im spätmittelalterlichen Deutschland, als für bestimmte Regionen auch wirtschaftliche Erwägungen, also das Ausnutzen von Marien- und Heiligenverehrung im Vordergrund standen, weckten Kritik unter anderem bei Martin Luther und Johannes Calvin und waren ein Faktor, der zur Reformation beitrug.

Berühmte Gnadenbilder

Berühmte Gnadenbilder befinden sich z. B. in der Gnadenkapelle zu Altötting, Kevelaer und Werl (alle in Deutschland) und in der Kapelle des Paulinerklosters Jasna Góra in Tschenstochau in (Polen).

Siehe auch

Literatur

  • Stichwort Gnadenbilder, In: Lexikon der Kunst, Bd. 2, Berlin 1981, S. 93–95

Weblinks

Wiktionary: Gnadenbild – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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Sculptur Maria mit Kind im Oktogon im Dom in de:Aachen, Denkmal
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Das Gnadenbild der Gnadenkapelle in Altötting (Landkreis Altötting, Oberbayern). Die frühgotische Statue einer stehenden Muttergottes mit dem Jesus-Kind kam um 1330 nach Altötting. Die Fotografie wurde in der Altöttinger Stiftspfarrkirche aufgenommen, wohin das Gnadenbild am 23.02.2011 wegen Arbeiten in der Gnadenkapelle gebracht war. Dies bedeutete eine seltene Gelegenheit zur Bildaufnahme, da die Innenräume der Gnadenkapelle nicht fotografiert werden dürfen.
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Our Lady the Garden Enclosed wearing hear famous 'schutsmantel' by Ramiro Koeiman
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Luxembourg, Notre-Dame Cathedral: Statue of the Consolatrix Afflictorum.
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Goto Guy Debognies 28 juni 2005
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Uit Maria's Heerlijkheid in Nederland van pater Kronenburg ca. 1900
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Infant Jesus of Prague, venerated at Church of Our Lady Victorious in Prague
Basilika Seckau, Gnadenkapelle, Gnadenbild 3.jpg
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Basilika Seckau, Gnadenkapelle, Gnadenbild
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Schwarze Madonna von Einsiedeln, mit Kind. Steht in der Klosterkirche von Einsiedeln in der Schweiz. Liegt an einem Weg der Jakobspilger.
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Gnadenbild der Unbefleckten Empfängnis vom Hardenberg in Neviges
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The statue of Our Lady of Walsingham, the Slipper Chapel, Walsingham, Norfolk, England.
Wilhelm Gumppenberg - Atlas Marianus - Illustration.jpg
Illustration zu Wilhelm Gumppenberg S.J.: Atlas Marianus Sive De Imaginibus Deiparae Per Orbem Christianum Miraculosis ("Marianischer Atlas, oder: Über die wundertätigen Marienbilder auf dem ganzen christlichen Erdkreis")
Die Illustration bietet eine eigentümliche Bildtheologie, die das Verhältnis zwischen der wahren (himmlischen) Maria und ihren wundertätigen Gnadenbildern auf der Erde veranschaulichen soll. Am Himmelsglobus oben sind Sonne und Mond und statt der Tierkreiszeichen sechs Marienbilder zu sehen. Zwischen Himmel- und Erdenglobus thront Maria mit dem Kind auf einem Haus, sicher der Kirche, dessen Dach auf der sichtbaren Hälfte ebenfalls mit sechs Marienbildern gedeckt ist; dieselben erscheinen noch einmal am Boden des Hauses. Von dort gehen sechs Licht-(Gnaden-)ströme nieder auf die Länder der Erde (mit Italien als Mitte). Am Himmel steht Ne feriar ("Damit ich nicht ruhe"), am Erdenrund Ne pereat ("Damit sie nicht untergeht").
Tikhvinskaya ikona Bozhiey Materi.jpg
Tikhvin icon of Virgin in Tikhvinsky Monastery