Givaudan

Givaudan SA[1]

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RechtsformAktiengesellschaft
ISINCH0010645932
Gründung1895
SitzVernier GE Schweiz Schweiz
LeitungGilles Andrier
(Vorsitzender der Geschäftsleitung)
Calvin Grieder
(VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl16 670 (2022)[2]
Umsatz7,1 Mrd. CHF (2022)[2]
BrancheRiechstoffe und Aromen
Websitewww.givaudan.com
Stand: 2022

Die Givaudan SA mit Sitz in Vernier, Schweiz, ist der weltweit grösste Hersteller von Aromen und Duftstoffen. Das an der SIX Swiss Exchange kotierte Unternehmen verfügt über Tochtergesellschaften, ist an über 181 Standorten vertreten und beschäftigt weltweit fast 15’800 Mitarbeiter. Givaudan erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 6,3 Milliarden Schweizer Franken.

Tätigkeitsbereich

Die Düfte und Aromen des Unternehmens werden für Lebensmittel- und Getränkehersteller entwickelt und auch in Haushaltsartikeln sowie in Rasur- und Körperpflegeprodukten und Parfüms verwendet. Dabei handelt es sich in der Regel um Auftragsarbeiten, welche dann unter Einbezug einer Geheimhaltungsvereinbarung verkauft werden.[3] Givaudan verwendet ScentTrek, eine Technik, welche die chemische Zusammensetzung der Gerüche lebendiger Pflanzen einfängt.[4] Das Unternehmen hat Standorte in Europa, Afrika und im Nahen Osten, Nordamerika, Lateinamerika sowie im Asiatisch-Pazifischen Raum.[5] 2020 hatte Givaudan Umsätze von 6,3 Milliarden CHF bei einem Gesamtmarktanteil von 25 %. In Bezug auf die Marktkapitalisierung ist es eines der 30 größten börsennotierten Unternehmen der Schweiz.

Das Unternehmen beliefert unter anderem Kosmetik- und Lebensmittelhersteller wie Procter & Gamble, Unilever oder Colgate mit Geschmacks- und Duftstoffen und Parfüme für Estée Lauder Companies, L’Oréal und Yves Saint Laurent. Bekannte Parfüme sind unter anderem Cacharel „Eau de Eden“, Cacharel „LouLou“ (1987), Calvin Klein „Obsession“, Cartier „So Pretty“ (1995), Céline Dion „Pour Femme“ (2000), Hermès „Concentré d'Orange Vert“ (2004), Montana „Parfum de Peau“ (1986), Nina Ricci „Deci Dela“, Nina Ricci „Les Belles“ und Trussardi „Donna“ und Paco Rabanne „One Million“ (2009). Die grössten Mitbewerber Givaudans sind International Flavors & Fragrances, Firmenich und Symrise.

Geschichte

Firmenstandort in Vernier (um 1930)

Gegründet wurde Givaudan 1895 in Zürich durch Léon und Xavier Givaudan. 1898 zog die Firma nach Genf um und errichtete ein Werk in Vernier. Der Givaudan-Konzern lässt sich aber durch Berücksichtigung der Zukäufe und Zusammenlegung von Unternehmen bis auf das Jahr 1796 zurückführen, wo das Unternehmen Dodge & Olcott Inc. in den USA gegründet wurde.[6][7][8] 1946 eröffnete Givaudan eine Parfümschule, in der ein Drittel der Parfümeure der Welt ausgebildet wurden. 1948 übernahm das Unternehmen Esrolko SA, wodurch Givaudan auch in der Aromenindustrie Fuß fasste.[9] 1963 wurde Givaudan von Roche übernommen und 1964 übernahm Roche Roure, einen Konkurrenten Givaudans. Roure wurde 1820 in Grasse, Frankreich gegründet. 1937 entwickelte Roure das erste Designerparfüm: Schocking for Schiaparelli.[10][11] Givaudans erster Duft-Firmensitz in den USA, in Teaneck, New Jersey, wurde 1972 nach einem Entwurf von Der Scutt erbaut, dem Architekten des Trump Towers.[12] Später zog das Unternehmen nach East Hanover, NJ.[13]

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Weltmarktanteile für Aromen und Riechstoffe 2015[14]

Givaudan-Roure

1991 wurden Givaudan und Roure zu Givaudan-Roure zusammengelegt.[15] Auch kaufte das Unternehmen 1991 Fritzsche, Dodge and Olcott.[9] 1997 übernahm Givaudan-Roure mit Tastemaker einen weiteren Aromenhersteller, mit Sitz in Cincinnati (USA). Der Zusammenschluss machte Givaudan zum größten Hersteller von Aromen der Welt.[9] 2000 wurde Givaudan-Roure von seiner Mutterfirma Givaudan abgespalten und auf dem Schweizer Aktienmarkt angemeldet, wo es Teil des SLI ist.[15]

2000er-Jahre

2002 übernahm Givaudan FIS, die Aromensparte von Nestlé,[16] wofür Nestlé einen Unternehmensanteil von 10 % erhielt.[17] Im folgenden Jahr kaufte Givaudan den Käsearomenhersteller IBF.[9] Im Kauf enthalten war auch das Maggi-Areal in Kemptthal.[18] 2004 baute das Unternehmen seine Tätigkeit in China aus, wo es seit den 1990ern aktiv ist.[19]

Am 22. November 2006 gab das Unternehmen die Übernahme von Quest International bekannt, die im ersten Quartal 2007 abgeschlossen werden sollte.[20][21] Am 21. Februar 2007 genehmigte die EU die Fusion von Givaudan und Quest, womit die letzte Regulierungshürde für die Fusion aus dem Weg geräumt war, nachdem die Behörden der Vereinigten Staaten die Fusion Anfang des Monats bewilligt hatten.[22] Die Fusionvereinbarung wurde am 2. März 2007 abgeschlossen. Die Übernahme macht Givaudan zum weltweiten Marktführer sowohl im Bereich Luxusparfümerie als auch bei Verbraucherprodukten. Es war bereits der weltweite Marktführer für Aromen und durch die Übernahme von Quest International konnte es seine Position ausbauen.[23] Die Übernahme von Quest ließen Givaudans Umsätze um 42 % steigen, von 2.909 Millionen CHF zu 4.132 Millionen CHF in 2007.[24] Per 19. September 2011 wurde Givaudan wieder in den Swiss Market Index (SMI) aufgenommen.[25]

2013 verkaufte Nestlé seinen Anteil an Givaudan für 1,3 Milliarden USD.[17] 2014 hatte das Unternehmen Einnahmen von ca. 4,6 Milliarden USD. In diesem Jahr tätigte das Unternehmen mit dem Kauf von Soliance seine erste Übernahme seit Quest. Givaudan brauchte außerdem die Aromenserie TasteSolutions Richness auf den Markt. Des Weiteren wurde die Givaudan Foundation gegründet und ein Programm names Innovative Naturals Program gestartet, das mit Patchouli und anderen Erzeugernetzwerken zusammenarbeitet, um nachhaltige Entwicklungspraktiken zu fördern.[26][27][28][29][30][31]

Mitte Juli 2017 gibt Givaudan die Übernahme der niederländischen Firma Vika bekannt und verstärkt damit den Aroma-Bereich. Die Belegschaft von Vika umfasst 200 Personen, der Umsatz beläuft sich auf 64 Mio. €.[32] 2022 wollen Givaudan, der Maschinenbauer Bühler und die Migros den Cultured Food Innovation Hub in Kemptthal eröffnen. Dort soll etwa auch an kultiviertem Fleisch geforscht werden.[33] Die Gründung dieses Joint Ventures steht unter Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbsbehörde.[34]

Besitzverhältnisse

Per Ende des Kalenderjahres hielten folgende Aktionäre einen Anteil von mehr als dem im Schweizer Börsengesetz festgelegten Schwellenwert von 3 Prozent:

Aktionär20082010[35]2013[36]2018[37]2022[38]
Chase Nominees Ltd7,43 %8,52 %10,58 %06,36 %
Nortrust Nominees Ltd5,04 %4,04 %14,95 %15,04 %
MFS Investment Management9,75 %05,04 %
Blackrock Inc.3,02 %05,46 %05,02 %5,06 %
Bill Gates10,29 %13,86 %13,86 %
Messieurs Pictet & Cie04,54 %
Haldor Foundation3,01 %

Givaudan und die Umwelt

Am 10. Juli 1976 wurde beim Sevesounglück, der schlimmsten Umweltkatastrophe der italienischen Geschichte, eine giftige Wolke freigesetzt. Italiens höchstes Gericht erkannte die den Anwohnern durch Ängste entstandenen immateriellen Schäden an. Givaudan, der Mutterkonzern von ICMESA, zahlte 103,9 Million EUR (90,3 Millionen USD) an Aufräumkosten und Entschädigung für diejenigen, die durch das Unglück körperliche Schäden davongetragen hatten.[39]

In den 2000ern tat sich Givaudan mit lokalen Gemeinden in Guam zusammen, wo die lokale Gummiernte das Exportgeschäft bildet. Die Zusammenarbeit fördert Nachhaltigkeitsbestrebungen beim Handel mit Benzoin. Diese Bestrebungen führten auch zum Bau von zwei Sekundarschulen, um die formale Bildung für die Kinder der Region zu institutionalisieren. Ebenfalls besteht mit lokalen Gemeinden eine Zusammenarbeit beim Schutz des Waldes.[40]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag im Handelsregister (Memento vom 10. Juni 2008 im Internet Archive)
  2. a b 2022 Full year results. Abgerufen am 14. Februar 2023.
  3. Raffi Katchadourian: The Taste Makers. In: The New Yorker. 23 November. Condé Nast, 2009, S. 86–99 (newyorker.com).
  4. The Ecotourism-Extraction Nexus. In: google.ca.Vorlage:Cite web/temporär
  5. Geschäftsbericht 2013 (englisch) (Memento vom 17. Februar 2019 im Internet Archive)
  6. Wolfgang Legrum: Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft: Vorkommen, Eigenschaften und Anwendung von Riechstoffen und deren Gemischen. Springer-Verlag, 2015, S. 209 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. April 2015]).
  7. Leading Sensory Innovation. Band 104. Chemical Engineering Progress, 2008, S. 77 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. April 2015]).
  8. Thom Votteler: International Directory of Company Histories. Nr. 43. St. James Press, 2001, S. 192 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. April 2015]).
  9. a b c d Chris Rowley, Jayantee Saha, and David Ang: Succeed or Sink: Business Sustainability Under Globalisation. Elsevier, 2011, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. April 2015]).
  10. Bruno Ziglioli: La mina vagante. Il disastro di Seveso e la solidarietà nazionale. FrancoAngeli, 2010, S. 169 (italienisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. April 2015]).
  11. New Perfume Handbook. In: google.ca.Vorlage:Cite web/temporär
  12. Lisa Chadderdon: The Sweet Smell of Success: A building in Teaneck. In: Fast Company (magazine). März 1998 (fastcompany.com [abgerufen am 22. August 2007]): „New Jersey is the source of some of the world's most popular fragrances. Meet Givaudan Roure's perfumers, the 'ghostwriters' behind your favorite scents“
  13. Howard Prosnitz: Major Teaneck ratable remains vacant. North Jersey Record, 26. November 2009, abgerufen am 22. April 2015.Vorlage:Cite web/temporär
  14. Flavor & Fragrance Industry Leaders
  15. a b David Rowe: Chemistry and Technology of Flavours and Fragrances. John Wiley & Sons, 2009, S. 4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. April 2015]).
  16. Nestlé drops Givaudan from balance sheet. Swiss Info, 6. Dezember 2013, abgerufen am 22. April 2015.Vorlage:Cite web/temporär
  17. a b John Revill: Nestlé to Sell Its 10% Stake in Givaudan, Wall Street Journal, 6. Dezember 2013. Abgerufen am 22. April 2015.
  18. André Müller: Maggi-Areal in Kemptthal: The Valley nimmt langsam Form an. In: nzz.ch. 15. August 2019, abgerufen am 5. Januar 2020.
  19. Givaudan Smells Opportunity in China. Chemical & Engineering News, 10. November 2004, abgerufen am 23. April 2015.Vorlage:Cite web/temporär
  20. Givaudan - engage your senses. (Nicht mehr online verfügbar.) In: givaudan.com. Archiviert vom Original am 27. September 2007;.Vorlage:Cite web/temporär
  21. CNBC Interview with CEO Gilles Andrier on Quest acquisition
  22. EU approval for merger.
  23. Quest acquisition closure (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive).
  24. Corporate publications. In: givaudan.com.Vorlage:Cite web/temporär
  25. Givaudan ersetzt Lonza im SMI in: Tages-Anzeiger vom 8. Juli 2011.
  26. The Sweet Smell of the Bronx. In: NY City Lens. Archiviert vom Original am 17. Oktober 2015; abgerufen am 26. Mai 2016 (englisch).
  27. Givaudan buys France's Soliance in first acquisition since 2007. In: Reuters.Vorlage:Cite web/temporär
  28. Givaudan breaks down flavour components for ‘home-cooked’ taste. In: FoodNavigator.com.Vorlage:Cite web/temporär
  29. Givaudan launches charitable foundation. In: CosmeticsDesign-Europe.com.Vorlage:Cite web/temporär
  30. John Revill: Givaudan Scents Tough Conditions Continuing in 2015, Wall Street Journal, 29. Januar 2015. Abgerufen am 23. April 2015.
  31. Givaudan furthers patchouli collection network. In: CosmeticsDesign.com USA.Vorlage:Cite web/temporär
  32. Neue Zürcher Zeitung vom 12. Juli 2017
  33. Givaudan, Bühler und Migros spannen bei pflanzlichem «Fleisch» zusammen. In: cash.ch. 15. September 2021, abgerufen am 15. September 2021.
  34. Andrea Martel: Matthew Robin: «Noch ist zellbasiertes Fleisch viel zu teuer». In: nzz.ch. 13. Juni 2022, abgerufen am 13. Juni 2022.
  35. Geschäftsbericht 2010: Gruppenstruktur
  36. Shares and shareholders
  37. Financial Report. Givaudan, 31. Dezember 2018, abgerufen am 25. Juli 2019 (englisch).
  38. Integrated Report 2022. Abgerufen am 14. März 2023.
  39. Victims of toxic cloud over Seveso entitled to "moral damages," claims could reach tens of millions of euros. (Nicht mehr online verfügbar.) In: highbeam.com. Archiviert vom Original am 4. November 2012; abgerufen am 26. Mai 2016 (englisch).
  40. Amarjit Sahota: Sustainability: How the Cosmetics Industry is Greening Up. John Wiley & Sons, 2014, S. 94–95 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. April 2015]).

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