Gitterflosse
Gitterflossen (vor allem in der russischen Terminologie auch als Rasterfeldflossen bezeichnet[1]) sind eine Variante von Steuerflächen, die an verschiedenen Flugkörpern und Fliegerbomben anstelle herkömmlicher Ruderflossen genutzt werden. Sie wurden erstmals um 1964 an der sowjetischen Mondrakete N1 sowie seit den siebziger Jahren als Bestandteil des Designs sowjetischer ballistischer Raketen, der Marschflugkörper-Familie SS-N-27 Sizzler oder der US-amerikanischen GBU-43/B MOAB verwendet. Im zivilen Bereich kommen Gitterflossen beispielsweise als Stabilisator am Rettungssystem der Sojus-Raumschiffe und bei der Landung der wiederverwendbaren ersten Stufe der Raketen Falcon 9 und Falcon Heavy zum Einsatz.
Designmerkmale
Herkömmliche planare Steuerflossen entsprechen miniaturisierten Tragflächen, die in Richtung der Flugkörper-Längsachse ausgerichtet sind. Im Gegensatz dazu bestehen Gitterflossen aus vielen kleinen Flächen, die sich gitterartig innerhalb einer quer zur Längsachse angeordneten Kastenstruktur befinden. Ihr Aussehen erinnert an einen Gitterrost oder einen Kartoffelstampfer. Der langgestreckte Kasten lässt sich dabei technologisch einfacher gegen den Rumpf des Flugkörpers falten als eine herkömmliche Flosse, was den Platzbedarf im Trägersystem verringert. Dies ist vor allem bei Waffen vorteilhaft, die z. B. bei Stealth-Flugzeugen in internen Waffenschächten mitgeführt oder von mobilen Abschussrampen gestartet werden sollen.
Aerodynamische Eigenschaften
Gitterflossen weisen eine weit geringere Profiltiefe als herkömmliche Steuerflächen auf und können als eine Gruppe parallel angeordneter kleiner Flossen betrachtet werden. Dadurch verringern sich die vom Steuermechanismus aufzubringenden Stellkräfte, was die Verwendung kleinerer Stellantriebe ermöglicht. Die geringe Profiltiefe sorgt außerdem für eine reduzierte Anfälligkeit für einen Strömungsabriss bei hohen Anstellwinkeln und ermöglicht gegenüber planaren Steuerflächen eine höhere Wenderate und damit Manövrierfähigkeit.
Die aerodynamische Wirksamkeit und der Strömungswiderstand hängen bei Gitterflossen stark von der Geschwindigkeit des Flugkörpers ab: Im Unterschallbereich sowie bei höheren Machzahlen verläuft die Strömung durch das Gitter laminar und führt zu reduzierten Gegenkräften und hoher Ruderwirkung. Allerdings kommt es bei transsonischen Geschwindigkeiten zwischen Mach 0,8 und Mach 1,3 zur Bildung von Schockwellen innerhalb der Gitterstruktur, was dazu führt, dass der Luftstrom um die Flosse herumgeführt wird und ein hoher Strömungswiderstand entsteht. Gitterflossen eignen sich daher nicht für Flugkörper, die einen großen Teil ihrer Flugbahn mit transsonischen Geschwindigkeiten zurücklegen.
Beispiele
Zur Steuerung kamen bzw. kommen Gitterflossen beispielsweise bei folgenden Flugkörpern zum Einsatz:
- SS-12 Scaleboard / OTR-22 Temp
- SS-20 Saber / RSD-10
- SS-21 Scarab / 9K79 Totschka
- SS-23 Spider / OTR-23 Oka
- SS-25 Sickle / RS-12M Topol
- AA-12 Adder / Wympel R-77
- SS-N-27 Sizzler / Klub
- GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast
- SpaceX Falcon 9-R[2]
- Hyperbola-1Z
- Hyperbola-1
Weblinks
- Missile Grid Fins, Aerospaceweb.org (englisch)
- Small Smart Bomb with Range Extension, Air Force Research Laboratory (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Steve Zaloga: The Scud and Other Russian Ballistic Missile Vehicles. Concord Publications, New Territories, Hong Kong 2000, ISBN 962-361-675-9.
- ↑ Grid Fins. In: spacex.com. 31. August 2015, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. September 2015; abgerufen am 15. Oktober 2022.
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Ракета РВВ-АЕ (Р-77) на МАКС-2009.
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Grid stabilizers of RSD-10 (SS-20) medium-range ballistic missile (displayed at National Air and Space Museum, Washington D.C.)
Russian technicians at the Baikonur Cosmodrome in Kazakhstan mated the Soyuz TMA-6 spacecraft to its booster rocket in an integration facility on April 12, 2005 in preparation for the launch April 15 (Kazakhstan time) of cosmonaut Sergei K. Krikalev, Russia's Federal Space Agency Expedition 11 commander; astronaut John L. Phillips, NASA ISS science officer and flight engineer; and European Space Agency (ESA) astronaut Roberto Vittori of Italy to the International Space Station (ISS). Krikalev and Phillips will spend six months in space and greet the first Shuttle crew to fly in more than two years when it arrives at the Station, while Vittori spends eight days on the Station under a commercial contract between ESA and the Russian Federal Space Agency. The rocket mating operation occurred on the 44th anniversary of the launch of Yuri Gagarin from the same complex to become the first human in space.
Nahaufnahme der Gitterflossen an einer GBU-43/B MOAB, ausgestellt im Air Force Armament Museum, Eglin Air Force Base, Florida (November 9, 2006)
Autor/Urheber: SpaceX, Lizenz: CC0
Closeup of SpaceX second-generation grid fins--now larger, made of forged titanium, and not coated with any thermal ablative coating that had been used on the earlier aluminum grid fins--first test flown on the Iridium-2 mission in June 2017.