Giraffe (Sternbild)

Sternbild
Giraffe
Legende
Astronomischer NameCamelopardalis
GenitivCamelopardalis
KürzelCam
Rektaszension3153603h 15m 36s bis 14270814h 27m 08s
Deklination2523956+52° 39′ 56″ bis 2860551+86° 05′ 51″
Fläche756,828 deg²
Rang 18
Voll­stän­dig sicht­bar90° N bis 1,5° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europaGanzjährig
Anzahl der Sterne heller als 3 mag0
Hellster Stern (Größe)β Cam (4,03 mag)
Meteorströme
  • Mai-Camelopardaliden
  • Oktober-Camelopardaliden
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
QuellenIAU
Darstellung in Uranographia von Johannes Hevelius
Darstellung in Uranographia von Johannes Hevelius

Die Giraffe oder der Kamelopard[1] (lateinisch Camelopardalis) ist ein Sternbild des Nordhimmels.

Beschreibung

Das Sternbild Giraffe, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Die Giraffe ist ein mit einer Fläche von 757 Quadratgrad ein ausgedehntes Sternbild. Es ist zirkumpolar und kann daher das ganze Jahr über beobachtet werden.[2]

Zwischen den markanten Sternbildern Großer Bär und Kassiopeia sowie den hellen Sternen Polaris (im Kleinen Bären) und Capella (im Fuhrmann) erstreckt sich eine große Fläche, die keine auffälligen Sterne enthält. In diesem Gebiet erstreckt sich die Giraffe, die nur aus Sternen der vierten, fünften oder sechsten Größenklasse zusammengesetzt ist. Der hellste Stern, β Camelopardalis, besitzt eine scheinbare Helligkeit von 4,03 mag.

Aus dem Sternatlas von Johann Elert Bode von 1782

Geschichte

In der Antike wurden die Sterne der Giraffe keinem Sternbild zugeordnet.[2] Erst der niederländische Kartograf Petrus Plancius führte Camelopardalis im Jahre 1613 ein,[3] offensichtlich, um die vermeintliche „Lücke“ am Himmel zu schließen.

Der deutsche Astronom Jacob Bartsch, ein Schwiegersohn von Johannes Kepler, übernahm das Sternbild in sein 1624 erschienenes Planisphaerium Stellaris.[4] Er sah darin ein in der Bibel erwähntes Reittier, auf dem Rebekka zu ihrer Hochzeit ritt. Offensichtlich glaubte Bartsch, dass es sich um ein Kamel handele. Auch der Danziger Astronom Johannes Hevelius nahm das Sternbild in seinen einflussreichen, 1690 erschienenen Sternkatalog auf.[5]

Himmelsobjekte

Sterne

BFNamen, andere BezeichnungenScheinbare Helligkeit magAbsolute Helligkeit MagLjSpektralklasse
400ββ104,03−3,0840G1 Ib–IIa
400CS4,19 – 4,23−7,13100B9 Ia
400αα94,29−75500O9 Ia
40074,43−0,7348A1 V
400BE4,35 – 4,48−3,0980M2 II
400CE4,54−7,23500A0 Ia
400HD 498784,550,7191K4 III
400γγ4,63−0,7386A2 IVn
400BK4,76 – 4,90−2,2800B2.5 Vne
400HR 22094,761,1178A0 Vn
400HR 11294,79−2,91120G2 Ib-II
400VZ4,80 – 4,96−1,0500M4 IIIa
40035,07−0,5420K0 III
400435,11−2,2930B7 III
400425,14−1,8780B4 IV
40011BV5,10 – 5,22−1,5690B3 Ve

Alpha Camelopardalis ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 4,29 mag der dritthellste Stern in der Giraffe. Messungen des Satelliten Gaia ergaben eine Entfernung von etwa 5500 Lichtjahren. Da die Parallaxenmessungen bei weit entfernten Sternen mit großen Ungenauigkeiten verbunden sind, beträgt die Messunsicherheit gut 1000 Lichtjahre.[6] Bei dem Stern handelt es sich um einen massereichen bläulich-weißen Überriesen.

Doppelsterne

SystemScheinbare Helligkeit magAbstand
β4,03/7,484"
115,1/6,1180"
15,8/6,810,4"

Beta Camelopardalis ist ein optischer Doppelstern in etwa 840 Lichtjahren Entfernung.[7] Es besteht aus einem gelblichen Hauptstern der Spektralklasse G1 und einem weiß leuchtenden Begleitstern der Spektralklasse A5. Der Hauptstern besitzt die 7-fache Masse und die 1600-fache Leuchtkraft unserer Sonne.

Das System 11 Camelopardalis ist 690 Lichtjahre entfernt. Es besteht aus einem bläulich-weißen Stern der Spektralklasse B3 Ve und einem orangefarbenen Stern (12 Camelopardalis) der Spektralklasse K0 IIIe.

Beide Systeme können bereits mit einem kleinen Teleskop in Einzelsterne aufgelöst werden.

Veränderliche Sterne

SternScheinbare Helligkeit magPeriodeTyp
R7,0 bis 14,4270.2 TageMirastern
S7,7 bis 11,6329,9 TageHalbregelmäßig veränderlicher Stern
T7,2 bis 14,4369,3 TageMirastern
U7,0 bis 9,42800 TageHalbregelmäßig veränderlicher Stern
V7,3 bis 16,0516,3 TageMirastern
X7,1 bis 14,3143,6 TageMirastern
Z10,0 bis 14,5unregelmäßigZwergnova
RV7,1 bis 8,6101 TageHalbregelmäßig veränderlicher Stern
VZ4,8 bis 5,023,7 TageHalbregelmäßig veränderlicher Stern
BE4,3 bis 4,5unregelmäßigLangsam unregelmäßig veränderlicher Stern
BV5,1 bis 5,2Be-Stern
CS4,19 bis 4,2326,8 TageAlpha-Cygni-Stern

CS Camelopardalis ist der zweithellste Stern im Sternbild Giraffe, obwohl er weder eine Bayer- noch eine Flamsteed-Bezeichnung trägt. Seine Helligkeit variiert geringfügig um die 4,21 Größenklasse.[8] Z Camelopardalis ist eine Zwergnova und Namensgeber einer Untergruppe dieses Variablentyps, der Z-Camelopardalis-Sterne.[9] Mirasterne, die sich in der Giraffe befinden, sind u. a. R, T, V und X Camelopardalis.

Sonstige Objekte

BezeichnungmTypWinkelausdehnung
NGC 1501Pl. Nebel
NGC 15026,9Offener Sternhaufen20'
NGC 196110,9Galaxie4,5' × 3,1'
NGC 214610,5Galaxie5,4' × 2,9'
NGC 236610,9Galaxie8,1' × 3,0'
NGC 24038,2Galaxie23,4' × 11,8'
NGC 246011,8Galaxie2,5' × 1,9'
NGC 265510,1Galaxie4,9' × 4,1'
NGC 271511,1Galaxie4,8' × 1,6'
IC 3428,4Galaxie21,4' × 20,9'
IC 356811,1Planetarischer Nebel0,17' × 0,17'

NGC 1502 ist ein offener Sternhaufen in 2700 Lichtjahren Entfernung, der 1787 von Wilhelm Herschel entdeckt wurde. In einem größeren Fernglas kann eine lockere Ansammlung von Sternen entdeckt werden, im Teleskop zeigt sich eine Vielzahl von Sternen. NGC 1502 liegt am Ende der Kembles Kaskade. Bei dieser scheinbaren Kette von mehr als 20 farbigen Sternen von der fünften bis zur zehnten Größenklasse über eine Distanz von etwa fünf Erdmonddurchmessern handelt es sich um einen Asterismus.

Unter den planetarischen Nebeln, die im Sternbild des Giraffen beobachtbar sind, befindet sich NGC  1501, der als relativ große, in etwa runde Scheibe mit einem Winkeldurchmesser von einer knappen Bogenminute erscheint. Sein Zentralstern besitzt eine scheinbare Helligkeit von 14,4m. In Amateurfernrohren sind keine Details erkennbar. Der planetarische Nebel IC  3568 besitzt hingegen nur etwa 10 Bogensekunden Durchmesser und einen 12,3m hellen Zentralstern.[5]

Da der Giraffe am Nachthimmel weit entfernt von der galaktischen Ebene liegt, können in dem Sternbild eine Reihe von Galaxien beobachtet werden. Zu diesen gehört u. a. NGC  2403, eine Balken-Spiralgalaxie in etwa 10 Mio. Lichtjahren Entfernung. Sie kann bereits im Fernglas als nebliges Fleckchen erkannt werden. In einem Teleskop ab 40 cm Öffnung kann man die Spiralarme ausmachen sowie zwei den Kern flankierende HII-Regionen. Eine ebenfalls relativ nahegelegene große Balken-Spiralgalaxie ist IC  342, auf die von der Erde aus gesehen auch von oben geblickt wird. In einem größeren Fernglas erscheint sie als schwacher Lichtfleck und besitzt etwa eine Ausdehnung von der Hälfte des Vollmonds.[5]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Sternbild Giraffe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Duden: Kamelopard
  2. a b Das Sternbild Giraffe auf Astronomie.de
  3. Ian Ridpath, Stars and Planets Guide, Princeton University Press, 2001, ISBN 0-691-08913-2, S. 92 f.
  4. Taschenatlas der Sternbilder, Verlag Werner Dausien, 7. Auflage 1982, ISBN 3-7684-2384-0, S. 118.
  5. a b c John Sanford: Der neue Kosmos-Sternatlas, dt. Ausgabe Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-440-06087-X, S. 32 f.
  6. Gaia early data release 3 (Gaia EDR3) für α Cam, Dezember 2020
  7. Gaia early data release 3 (Gaia EDR3) für β Cam, Dezember 2020
  8. CS Cam, in: International Variable Star Index, AAVSO.
  9. Z Cam, in: International Variable Star Index, AAVSO.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Circle-question-red.svg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Cam bode.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Bild-PD-alt

Stich von 1782, Sternbild Giraffe

Johannes Hevelius - Camelo Pardalus.jpg
Johannes Hevelius - Camelo Pardalus
CamelopardalisCC.jpg
Autor/Urheber: Till Credner, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fotografie des Sternbildes Camelopardalis, der Giraffe