Giovanni Maria Artusi
Giovanni Maria Artusi (* um 1540 in Bologna; † 18. August 1613 ebenda) war ein italienischer Musiktheoretiker, Komponist und Schriftsteller.
Leben
Artusi war einer der berühmtesten Reaktionäre in der Musikgeschichte, der den um 1600 entwickelten neuen Stil, der die Barockzeit einleiten sollte, strengstens verurteilte. Er war sowohl Schüler als auch Geistlicher der Glaubensgemeinschaft San Salvatore in Bologna und verbrachte dort sein ganzes Leben, das er seinem Lehrer Gioseffo Zarlino (dem führenden Musiktheoretiker des späten 16. Jahrhunderts) widmete. Als Vincenzo Galilei Zarlino im Dialogo von 1581 angriff, verteidigte Artusi seinen Lehrer und dessen Stil.
Die berühmteste Episode in Artusis Leben und in der Geschichte der Musikkritik ereignete sich zwischen 1600 und 1603, als er die Musik eines Komponisten angriff, dessen Namen zu nennen er sich weigerte (es war Claudio Monteverdi). Monteverdi antwortete auf die Vorwürfe Artusis im Vorwort zu seinem 5. Madrigalbuch (1605) mit der Darstellung von zwei Stilen der Musikpraxis, die er prima pratica und seconda pratica nannte: Die prima pratica ist das vorangegangene polyphone Ideal des 16. Jahrhunderts mit seinem fließenden Kontrapunkt, vorbereiteten Dissonanzen und der Gleichwertigkeit der Stimmen. Die seconda pratica ist der neue monodische Stil, der die Sopran- und Bassstimme (Generalbass) hervorhob und außerdem den Beginn der bewussten funktionalen Tonalität darstellt.
Artusi hat nur wenige Kompositionen hinterlassen, die in einem sehr konservativen Stil gehalten sind: ein Buch mit Canzonetten für vier Stimmen (veröffentlicht 1598 in Venedig) und ein Cantate Domino für acht Stimmen (1599).
Schriften (Auswahl)
- L’arte del contraponto. Venedig 1598; urn:nbn:de:bvb:12-bsb10148091-2.
- L’Artusi, ovvero delle Imperfettioni della moderna Musica. Venedig 1600–1603. Engl. Übs. von Oliver Strunk, in: Source Readings in Music History. New York, W.W. Norton & Co., 1950.
Literatur (Auswahl)
- Renzo Bonvicini: Artusi, Giovanni Maria. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 4: Arconati–Bacaredda. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1962.
- Manfred F. Bukofzer: Music in the Baroque Era. From Monteverdi to Bach. W.W. Norton & Co., New York NY 1947, (Nachdruck. ebenda 2001, ISBN 0-393-09745-5).
- Claude Palisca: Giovanni Artusi. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 20 Bände. Macmillan Publishers Ltd., London 1980, ISBN 1-56159-174-2.
- Gustave Reese: Music in the Renaissance. W.W. Norton & Co., New York NY 1954.
- Joachim Steinheuer: Artusi, Giovanni Maria. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 1 (Aagard – Baez). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1999, ISBN 3-7618-1111-X (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
Weblinks
- Werke von und über Giovanni Maria Artusi in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Noten und Audiodateien von Giovanni Maria Artusi im International Music Score Library Project
- Literatur von und über Giovanni Maria Artusi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Giovanni Maria Artusi im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Artusi, Giovanni Maria |
ALTERNATIVNAMEN | Artusi, Giovanni; Braccino da Todi, Antonio (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Komponist und Musiktheoretiker |
GEBURTSDATUM | um 1540 |
GEBURTSORT | Bologna |
STERBEDATUM | 18. August 1613 |
STERBEORT | Bologna |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Autor/-in unbekannt , Lizenz: CC0
Portrait of italian composer and theorician Giovanni Maria Artusi. Anonymous painting. 17th century. Bologna, civico museo bibliografico.