Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert“

Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert“
Aktivität1946 bis 30. September 1990
TrägerschaftFreier Deutscher Gewerkschaftsbund
OrtBernau bei Berlin
LandDDR
RektorÜbersicht aller Leiter
Studierendemehrere Tausend
(c) Sebastian Wallroth, CC BY 3.0
Teil des Schulensembles
Aufnahme von 2013

Die Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert“ in Bernau bei Berlin (Ortsteil Waldfrieden) war von 1946 bis zur Abwicklung 1990 die zentrale Bildungseinrichtung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) der DDR. Hier erfolgte die Aus- und Weiterbildung für leitende Funktionäre des FDGB und es gab Kurse für ausländische Gewerkschaftskader aus Afrika, dem Mittleren Osten, Lateinamerika und Asien.

Geschichte

1946 bis 1990

Der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) begann unmittelbar mit der Aus- und Weiterbildung von Gewerkschaftsfunktionären und gründete zu diesem Zweck eine eigene Schule in Berlin. Der erste Lehrgang wurde am 20. Mai 1946 zunächst im Gebäude der Verwaltungsschule Berlin-Köpenick durchgeführt. Am 2. Mai 1947 verlegte die Leitung der Einrichtung die FDGB-Schule nach Bernau in das 1930 nach Plänen des Bauhaus-Architekten Hannes Meyer als Gewerkschaftsschule errichtete Gebäudeensemble. Die Schule erhielt den Ehrennamen Theodor Leipart (ehem. ADGB-Vorsitzender). Diesen Namen behielt sie bis 1951.[1]

1951 erfolgte der Beschluss zur Umwandlung in eine höhere Bildungseinrichtung, die am 6. Januar 1952 als Hochschule der Gewerkschaften eröffnet wurde und den Namen des KPD-Politikers Fritz Heckert erhielt.[1] Bis 1956 wurden ausschließlich Ökonomen ausgebildet. Der ab 1956 verwendete Name Hochschule der Deutschen Gewerkschaften „Fritz Heckert“ wurde 1971 in Gewerkschaftshochschule „Fritz Heckert“ beim Bundesvorstand des FDGB geändert.

Im Zusammenhang mit den stetig steigenden Studentenzahlen ließ der FDGB in den späten 1950er Jahren auf dem Gelände einige An- und Neubauten ausführen und – im Auftrag des Weltgewerkschaftsbundes – wurden auch Studierende aus befreundeten Ländern Afrikas oder Asiens eingeladen.

(c) Bundesarchiv, Bild 183-1986-0722-019 / CC-BY-SA 3.0
Gaststudenten in der Gewerkschaftshochschule, 1986

1987/88 kam ein neues Internatsgebäude hinzu. In unmittelbarer Nachbarschaft des Geländes der Gewerkschaftshochschule wurde die sogenannte Lehrersiedlung errichtet.[2]

Lumumba-Eiche

Am 5. Mai 1961 haben Teilnehmer des 2. Afro-asiatischen Gewerkschaftslehrgangs die Lumumba-Eiche gepflanzt und ehrten damit den kongolesischen Politiker Patrice Lumumba, der im Januar ermordet worden war. Der Baum steht (inzwischen) vor einem erst 2003/04 hinzugebauten Schulneubau.

In der Zeit von 1947 bis 1990 studierten an der Hochschule tausende Nachwuchskader, die ab 1957 einen Diplomabschluss als Gesellschaftswissenschaftler machten. Neben vielen ausländischen Studierenden lernten hier vor allem zukünftige Gewerkschaftsfunktionäre aller Funktionsebenen. Auch Leiter der FDGB-Ferieneinrichtungen und Direktoren der Sozialversichrungsämter absolvierten ihre Ausbildung an der Hochschule. Die Studienzeit betrug drei Jahre bzw. fünf Jahre im Fernstudium bei teilweisem Verdienstausgleich infolge betrieblicher Delegierung des Studierenden. Wesentliche Bildungsschwerpunkte waren die Praxis der gewerkschaftlichen Mitbestimmung und Interessenvertretung in den Betrieben, die Durchsetzung des umfassenden Arbeitsrechts, des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicherheit. Des Weiteren wurden die Anforderungen des gesetzlichen Sozialversicherungssystems, der Kultur- und Sportpolitik sowie die Geschichte der deutschen- und internationalen Arbeiterbewegung vermittelt. Der letzte Studiengang fand 1989/1990 statt und am 30. September 1990 wurde mit der Auflösung des FDGB die Hochschule geschlossen.

Nach 1990

Ehemalige Mitarbeiter der Gewerkschaftshochschule gründeten nach der Wende und friedlichen Revolution die Märkische Heimvolkshochschule Helenenau, die bis 2007 ein eigenständiges Bildungsangebot mit europäischer Vernetzung anbot.

Auf dem Gelände befinden sich Schulungs- und Wohngebäude, Spiel- und Sportstätten sowie ein Freibad. In den Gebäuden der abgewickelten Gewerkschaftshochschule betrieb das Land Brandenburg von 1991 bis 1998 die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, gab diesen Standort dann aber auf. Der gesamte Baukomplex wurde danach bis Anfang der 2000er Jahre umfangreich saniert und unter Denkmalschutz gestellt. In einigen Gebäuden haben sich das Barnim-Gymnasium, das Oberstufenzentrum I des Landkreises Barnim und Teile von Behörden des Landes Brandenburg eingerichtet.[1]

Hochschulleiter

  • 1946–1948: Emil Kortmann
  • 1948–1949: Karl Fugger
  • 1949–1952: Hermann Duncker
  • 1952–1954: Karl Fugger
  • 1954–1960: Hermann Duncker
  • 1960–1968: Karl Kampfert
  • 1974–1978: Herbert Felgentreu
  • 1978–1989: Horst Schneider
  • 1989–1990: Ehrich Geier

Quelle: FDGB-Lexikon[3]

Literatur/ Dokumente

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Details im BStU-Bundesarchiv, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  2. Armin Krejsa: Aufbau Mitgliederinformation. (PDF) Die Geschichte der Waldfriedener Wohnungsgenossenschaft eG Bernau (GEWAWO). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Grünwald Werbegesellschaft mbH. Wohnungsbaugenossenschaft „Aufbau“ Strausberg eG, 10. Juli 2018, S. 36, archiviert vom Original am 17. September 2018; abgerufen am 14. Dezember 2018 (hier Seite 29).
  3. FDGB-Lexikon, Berlin 2009. Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin, abgerufen am 22. April 2019.

Koordinaten: 52° 42′ 23,5″ N, 13° 32′ 38,5″ O

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ADGB Schule Bernau 5149.JPG
(c) Sebastian Wallroth, CC BY 3.0
ADGB Schule Bernau, Brandenburg, Deutschland
Bundesarchiv Bild 183-1986-0722-019, Bernau, Gaststudenten der Gewerkschaftshochschule.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1986-0722-019 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Diese Beschreibung ist tendenziös oder falsch: DDR
Bernau, Gaststudenten der Gewerkschaftshochschule ADN-ZB Settnik 22.7.86 Bez. Frankfurt-Oder: Ausländerausbildung an der Gewerkschaftshochschule "Fritz Heckert" - Nicht nur die Lektionen und Seminare werden von den ausländischen Studenten zu Erfahrungsaustauschen genutzt. Thung Ph'am (SRV), Chilambe Abilio (VR Mocambique), Meak Chanthan (Kampuchea) und Abdul Wahed (DR Afghanistan) konsultieren in der Pause gern noch einmal den Assistenten Dima Yim (Kampuchea) vom Lehrbereich Politische Ökonomie. (vlnr) Die ausländischen Studenten sind während ihres DDR-Aufenthaltes nicht nur Lernende. Sie haben Partnerklassen an der Hochschule, denen sie in speziellen Lehrveranstaltungen Einblicke in die Entwicklung ihrer Länder geben. In den zurückliegenden 27 Jahren erhielten rund 3 300 Gewerkschafter aus über 90 Staaten eine Ausbildung in Bernau. Finanziert wird das Studium aus Spendenmitteln des FDGB
Eiche Bernau-Waldfrieeen 2012-01-18 AMA fec (38).JPG
Autor/Urheber: 44penguins (Angela M. Arnold), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bernau bei Berlin, Stadtteil Waldfrieden: "Lumumba-Eiche" vor Schulneubau 2003/04