Gewöhnliches Tellerkraut

Gewöhnliches Tellerkraut

Gewöhnliches Tellerkraut (Claytonia perfoliata)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung:Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie:Quellkrautgewächse (Montiaceae)
Gattung:Tellerkräuter (Claytonia)
Art:Gewöhnliches Tellerkraut
Wissenschaftlicher Name
Claytonia perfoliata
Donn ex Willd.

Das Gewöhnliche Tellerkraut (Claytonia perfoliata), auch Kubaspinat, Winterportulak oder Postelein bzw. Winterpostelein genannt (im englischen Sprachraum miner’s lettuce, spring beauty oder Indian lettuce), ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tellerkräuter (Claytonia) innerhalb der Familie der Quellkrautgewächse (Montiaceae). Sie ist ursprünglich im Westen Nordamerikas beheimatet, in Mittel- und Westeuropa tritt sie als Neophyt auf. Sie wird in Mitteleuropa angebaut, ist winterhart und wird darum gelegentlich als Wintergemüse verwendet.

Beschreibung

Gewöhnliches Tellerkraut (Claytonia perfoliata), blühend
Blüten
Samen mit Elaiosom
Winterpostelein (Claytonia perfoliata)
Claytonia perfoliata subsp. intermontana

Das Gewöhnliche Tellerkraut ist eine fleischige einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern erreicht. Sie bildet eine grundständige Blattrosette. Die ersten Grundblätter sind rhombisch-eiförmig, lang gestielt und fleischig. Spätere Blätter wachsen unterhalb des Blütenstands paarweise zu Blättern zusammen, die so aussehen, als würde ein einziges kreisrundes Blatt vom Stängel durchstoßen werden. Diese Hochblätter besitzen einen Durchmesser von bis zu 30 Millimetern. Oberhalb dieser Blätter erscheinen von Februar bis Mai oder Juni die Blüten in Gruppen von 5 bis 40. Die relativ kleinen Blüten sind zwittrig. Die weißen oder rosafarbenen Kronblätter sind 2 bis 4 Millimeter lang.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[1] Nach anderen Angaben kommen aber auch die Zahlen 2n = 12, 24, oder 60 vor; bei Claytonia perfoliata subsp. intermontana die Zahl 2n = 24, 36 oder 48.[2]

Ökologie

Das Gewöhnliche Tellerkraut ist ein Therophyt.[1]

Es erfolgt Selbstbestäubung.

Diese Pflanzenart bietet Lebensraum für Schmetterlingsraupen der Arten Annaphila abdita, Annaphila arvalis, Annaphila diva und Hyles lineata.[3] Die Pflanze kann aufgrund der ungewöhnlichen Blätterformen nicht mit anderen Arten verwechselt werden.[4]

Vorkommen

Die Heimat des Gewöhnlichen Tellerkrauts ist in den Berg- und Küstenregionen im Westen Nordamerikas, und zwar vom südlichen Alaska und zentralen British Columbia bis nach Mittelamerika. Am häufigsten kommt es in Kalifornien im Sacramento Valley und nördlichen San Joaquin Valley vor. Heute ist es auch in Mittel- und Westeuropa weit verbreitet, auf der Südhalbkugel wurde es in Australien und Neuseeland eingebürgert, weitere adventive Vorkommen befinden sich im südlichen Argentinien. In Europa ist es ein Neophyt in Portugal, Spanien, Frankreich, Korsika, Italien, Großbritannien, Irland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Deutschland, Tschechien, Dänemark und Schweden.[5]

In Mitteleuropa ist das Gewöhnliche Tellerkraut vor allem im nordwestlichen Tiefland verbreitet. Es gedeiht auf Äckern und kurzlebigen Unkrautfluren und erscheint nach dem ersten heftigen Frühlingsregen.

Nach Ellenberg ist das Gewöhnliche Tellerkraut eine Halbschatten- bis Halblichtpflanze, es zeigt Mäßigwärme bis Wärme, Frische, Schwachbasen und Stickstoffreichtum an und verträgt weder Salz noch Schwermetalle.[1] Es gedeiht in Mitteleuropa auf nährstoffreichen, vorzugsweise sandigen Böden in Gesellschaften des Verbands Alliarion.[6]

Namensgebung

Die Artbezeichnung perfoliata („mit durchwachsenen Blättern“) und der deutsche Trivialname Tellerkraut beziehen sich auf die Hochblätter, die den Stängel flächig umschließen. Kubaspinat heißt die Pflanze, weil Siedler sie von Nordwestamerika in die Karibik mitbrachten, von wo sie über Australien im Jahr 1749 nach Westeuropa kam. Die Trivialnamen miner’s lettuce und Indian lettuce erhielt das Gewöhnliche Tellerkraut schließlich, weil Indianer und Bergleute es als Salatpflanze nutzten.

Systematik und Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Claytonia perfoliata erfolgte durch Carl Ludwig von Willdenow in Species Plantarum, ed. 4, vol., S. 1186 (1798). Willdenow schrieb den Namen aber James Donn zu. Ein Synonym für Claytonia perfoliataDonn ex Willd. ist Montia perfoliata(Donn ex Willd.) Howell.

Von Claytonia perfoliata gibt es drei geografisch definierte Unterarten, die sich in Nordamerika voneinander getrennt haben:[7]

  • Claytonia perfoliataDonn ex Willd. subsp. perfoliata: Von dieser Unterart sind weitere Varietäten bekannt.
  • Claytonia perfoliata subsp. intermontanaJohn M.Miller & K.L.Chambers: Sie kommt in British Columbia, in Oregon, Washington, Colorado, Idaho, Montana, Nevada, Utah, Wyoming, Arizona und Kalifornien vor.[7]
  • Claytonia perfoliata subsp. mexicana(Rydberg) John M.Miller & K.L.Chambers: Sie kommt in Arizona, Kalifornien, New Mexico, Mexiko und in Guatemala vor.[7]

Claytonia perfoliata var. utahensis(Rydb.) Poelln. wird besser als Unterart Claytonia parvifloraDouglas ex Hooker subsp. utahensis(Rydberg) John M. Miller & K. L. Chambers zu Claytonia parviflora gestellt. Sie kommt in Arizona, Kalifornien, Nevada, Utah und in Mexiko (Baja California) vor.[7]

Inhaltsstoffe

Die Blätter enthalten Vitamin C, Magnesium, Kalzium und Eisen, aber wenig von dem unerwünschten Nitrat, das bei anderen Salatpflanzen oft ein Problem ist. Hohe Konzentrationen von Oxalsäure und Oxalat wurden in allen Pflanzenteilen nachgewiesen, daher wird vom Verzehr größerer Mengen der rohen Pflanze abgeraten (siehe auch Spinat).[8][9]

Kultivierung, Küche, Rezepte

Die Samen des Kubaspinats keimen erst bei einer Temperatur unter 12 °C und werden darum in der Zeit von September bis März ausgesät (daher Winterportulak). Der im Handel angebotene Kubaspinat stammt fast ausschließlich aus Gewächshäusern. Die Ernte wird schon in einem frühen Stadium des Wachstums vorgenommen. Wenn die zarten Blätter nicht zu tief abgeschnitten werden, sind mehrere Ernten in der Saison von November bis April möglich. Zur Lagerung legt man die fleischigen Blätter des Gewöhnlichen Tellerkrauts locker in eine mit einem feuchten Tuch abgedeckte Schüssel. So bleiben die Blätter im Kühlschrank bei 2 bis 4 °C maximal sechs bis acht Tage haltbar.[10]

Das Gewöhnliche Tellerkraut ist fast in seiner Gesamtheit genießbar: Junge Blätter, Stängel und auch Blüten können roh, ältere Blätter eher nur gekocht verzehrt werden. Rohe Blätter sind im Geschmack dem Feldsalat sehr ähnlich, jedoch mit weniger Aroma. Gekocht schmecken sie ähnlich dem Spinat.

  • Roh: Ideal sind junge Blätter, Stängel und Blüten, wenn vorhanden. Alles zusammen als Salat, z. B. mit hartgekochten Eierhälften sowie Essig und Öl.
  • Gekocht: Blätter und Stängel werden in wenig Wasser gekocht, bis sie zart werden, junge Teile höchstens 3 bis 4 Minuten, die gewaschenen Wurzeln ebenso kurz. Mit Butter und wenig Würze entwickelt sich ein Geschmack ähnlich Wasserkastanien.[4]

Ethnobotanik

Das Gewöhnliche Tellerkraut wurde nicht nur von kalifornischen Minenarbeitern während des Goldrauschs verzehrt. Belege gibt es auch über die Verwendung als Nahrungsmittel und Heilkraut durch Indianer. So sollen die Shoshonen die Pflanze in Breiumschlägen gegen rheumatische Schmerzen verwendet haben. Die Nlaka'pamux benutzten sie bei Augenschmerzen und die Mahuna tranken den Saft bei Appetitlosigkeit. Über die Verwendung als Nahrungsmittel gibt es Nachweise bei mehreren anderen Indianerstämmen.[11]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c Claytonia perfoliata Donn ex Willd., Tellerkraut. auf FloraWeb.de
  2. Claytonia perfoliata bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. G. S. Robinson u. a.: HOSTS – a database of the hostplants of the world's Lepidoptera. Auf http://www.nhm.ac.uk/research-curation/projects/hostplants/
  4. a b T. S. Elias: Edible Wild Plants: A North American Field Guide. ISBN 0-8069-7488-5. Sterling Publishing Company Inc. 1990. S. 95.
  5. Pertti Johannes Uotila, 2011: Portulacaceae. Datenblatt Claytonia perfoliata In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 357.
  7. a b c d John M. Miller: Claytonia.: Claytonia - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1, Oxford University Press, New York und Oxford, 2003, ISBN 0-19-517389-9.
  8. Oxalsäurehaltige Lebensmittel | Dr. Schweikart Verlag. Abgerufen am 14. März 2021 (deutsch).
  9. Geoffrey P. Savage, Madhuri Kanala: Oxalate Content of Miner’s Lettuce Irrigated with Water or Fertilizer Solutions. In: Food and Nutrition Sciences. Band 7, Nr. 13, 24. November 2016, S. 720–726, doi:10.4236/fns.2016.713118 (scirp.org [abgerufen am 14. März 2021]).
  10. Kuba-Spinat, was ist das? Blattgemüse: Definition, Warenkunde, Lebensmittelkunde. Abgerufen am 21. Mai 2023.
  11. D. E. Moerman: Native American Ethnobotany. ISBN 0-88192-453-9. Timber Press. 1998. S. 167. Online-Datenbank auf [1]

Siehe auch

Commons: Gewöhnliches Tellerkraut (Claytonia perfoliata) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Claytonia perfoliata
Claytonia perfoliata R.H (14).JPG
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Claytonia perfoliata ssp intermontana 7.jpg
(c) Stan Shebs, CC BY-SA 3.0
Claytonia perfoliata subsp. intermontana in Icebox Canyon, Red Rock Canyon, Spring Mountains, southern Nevada (elev. about 1400 m)
Claytonia perfoliata Pfungstadt fg16.jpg
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Claytonie Claytonia perfoliata, Pfungstädter Düne, Pfungstadt, Hessen, Deutschland