Gewässerbelastung von Orla und Kotschau während der Industrialisierung

Dieser Artikel beschreibt die Gewässerbelastung von Orla und Kotschau während der Industrialisierung (historisch).

Historische Einordnung

Ausgangssituation

In der vorindustriellen Zeit waren, wie in den meisten Gebieten des heutigen Deutschlands, auch im Einzugsbereich von Orla und Kotschau über Jahrhunderte die extensive Land- und Forstwirtschaft prägend. Umweltbelastungen waren gering, traten nur durch Auslaugung von Böden und Erosion auf, daneben durch Abwässer aus Ställen und aus Haushalten (Fäkalien), letztere stellten jedoch vor allem in größeren Städten ein hygienisches Problem dar, die es im Einzugsbereich der beiden Fließgewässer nicht gab.

Beginn der Industrialisierung in der Orlasenke

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wird von einer schwunghaften Tuchproduktion berichtet, welche sich bereits den technischen Fortschritt zu Nutzen machte[1]. 1853 arbeiteten in Pößneck 214 Tuchmachermeister. Die Industrialisierung begann in Deutschland im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und breitete sich dann zügig aus. Fabriken entstanden zunächst aus den Wurzeln der vorhandenen Manufakturen. In Triptis, Neustadt (Orla) und vor allem Pößneck waren dies die Gerberei und Lederverarbeitung, Herstellung von Garnen und Textilien, die Porzellanherstellung und Druckereien[2].

Wesentliche Voraussetzung für das Aufblühen der Industrie war Erschließung der Standorte der Eisenbahn. Alle Betriebe benötigten Kohle und Wasser, da als Antriebskraft Dampf aus Dampfmaschinen genutzt wurde. Dem Wasser kam damit eine herausragende Bedeutung zu. Auch wenn 1865 bereits die erste Fabrik in Pößneck eröffnete, war erst mit der Eisenbahn der eigentliche, sprunghafte Übergang zur Fabrikarbeit möglich. 1871 wurden die Orte im Bereich von Kotschau und Orla mit der Eisenbahn erreicht[3].

Nutzung des Wassers in der frühen Industrialisierung

Viele Wirtschaftszweige benötigten für die Produktionsprozesse Wasser, dabei fiel gleichzeitig Abwasser an. Zunächst wurde das Wasser der beiden Fließgewässer Orla und Kotschau verwendet, teils in die Betriebe hineingeleitet, teils wurde auch der Flusslauf selbst genutzt. Dabei stieß man schnell an Grenzen und verlegte sich auf Brunnen von teils 60 m Tiefe[4][1], später sogar über 100 m Tiefe[5]. In erheblichem Umfang wurden auch Wasserreserven der Umgebung angezapft[1]. Die hygienischen Probleme verunreinigten Wassers waren der Wissenschaft zwar grundsätzlich bekannt (siehe u. a. Wikipedia-Artikel zur Hygiene in der Medizin), ein vertieftes Bewusstsein dazu war jedoch noch nicht vorhanden, weder in Politik und Wirtschaft, noch in der Bevölkerung. Verschmutzungen wurden dann als problematisch empfunden, wenn sie unmittelbare Auswirkungen hatten. Wenn Wasser nicht mehr trinkbar war, unmittelbar Krankheiten verursachte oder stank, wenn Tiere in der Landwirtschaft durch Wasser oder das Fressen von mit verschmutztem Wasser bewässerten Pflanzen krank wurden, gab es Klagen, die über den Verwaltungsweg (Bürgermeister, Bundesstaat) im Falle von Orla und Kotschau die kaiserliche Reichsverwaltung erreichten.

Gutachten zu Orla und Kotschau von 1908

Seit 1883 beobachtete der Magistrat von Pößneck die Häufung von Typhusfällen in der Stadt und in Langenorla[4]. Bereits 1897 hatte das Kaiserliche Gesundheitsamt wegen der Verschmutzung der Kotschau (damalige Schreibweise: Kötschau) eine Besichtigung vorgenommen[4]. Mit dem 1908 veröffentlichten Gutachten befasste sich der Reichs-Gesundheitsrat mit der Verunreinigung von Orla und Kotschau durch gewerbliche Abwässer. Zwei Aspekte sind daran bemerkenswert:

Erstens die Erstellung des Gutachtens als solches, was auf eine ungewöhnlich starke Gewässerbelastung mit erheblichen Folgen für die Anrainer schließen lässt. Zweitens die enthaltenen Fakten, die die Gewässerbelastung konkretisieren und gleichzeitig exakte Einblicke in die Industriegeschichte liefern. Das ist insofern bedeutsam, als vom Zweiten Weltkrieg bis in die Endphase der DDR Investitionen in umweltschonende Technologien weitgehend unterblieben und die Abwässer in ihrer Qualität auch fast 100 Jahre nach dem Gutachten unverändert waren. Es ist vielmehr sogar eine Verschlechterung anzunehmen, da die Entwicklung der chemischen Industrie anderen Wirtschaftszweigen neue Produkte zur Verfügung stellen konnte, die wiederum neue Problemstoffe für Gewässer und Gesundheit darstellten (zum Beispiel Waschmittel oder Pflanzenschutzmittel, aber auch Bleiwasserleitungen).

Grafische Darstellung der Gewässer Orla und Kotschau sowie das Abwasserproblem im Jahre 1904
Grafische Darstellung der Gewässer Orla und Kotschau sowie das Abwasserproblem im Jahre 1904

Das Gutachten selbst liefert Ergebnisse aus drei Begehungen (Juni, September 1904 und 1907) der Orla von Neustadt (Orla) bis Orlamünde sowie der Kotschau im Stadtgebiet Pößneck, der Besichtigung zahlreicher Fabriken (vgl. Tabelle) sowie der Entnahme und Analyse von Wasser- und Schlammproben. Zusätzlich – vergleichend – wurde auch die Saale in Schwarza (damals selbständig) und Rudolstadt aufgesucht.

Untersuchte Betriebe

  • Alle Angaben stammen aus dem Gutachten von 1908 oder wurden aus diesen berechnet. Soweit Abwassermengen nicht angegeben waren, wurden für näherungsweise Angaben 0,9 m³ pro Haut in Lederfabriken zugrunde gelegt (Annahme: Frischwassermenge = Abwassermenge). Die tatsächliche Abwassermenge kann sowohl höher als auch niedriger gelegen haben. Der Gesamtwasserverbrauch wurde im Gutachten für Pößneck mit 6660 m³ – 10.000 m³ pro Tag[4] angegeben, also zwischen 2,5 Mio. m³ und 3,6 Mio. m³ pro Jahr.
  • Das mehrfach erwähnte Kondenswasser entsteht beim Betrieb von Dampfmaschinen
Tabelle: Im Juni 1904 für das Gutachten von 1908 untersuchte Betriebe
OrtFabrikProduktionAbwassermenge pro JahrSchadstoffe
TriptisKötschau & LimpertBrauereik. A.Keine
TriptisFritzsche, RöthelLeimsiedereienk. A.,Abwässer auf Wiesen verbrachtorganische S., Kalkbrühe (reizend), schwefelige Säure (ätzend)
TriptisOelsnerGerberei und Lederfärberei1500 m³organische S., u. a. Taubenmist, Hundekot (Übertragung von Krankheitserregern), Kalkbrühe (reizend), Schwefelnatrium (giftig, ätzend, umweltgefährlich), Eisenvitriol (gesundheitsschädlich)
Neustadt (Orla)KoleschTuchfabrikk. A.Alizarin als Teerfarbe bzw. Anilinfarbe (gesundheitsschädlich)
Neustadt (Orla)G.F. Fritzsche, Könitzer, Müller-AlbertTuchfabrikenzus. ca. 72.000 m³Alizarin (gesundheitsschädlich), chromsaures Kalium (giftig, umweltgefährlich), Natriumsulfid (giftig, ätzend, umweltgefährlich)
Neustadt (Orla)ZenkerTuchfabrikca. 150.000 m³Salmiak (gesundheitsschädlich)
Neustadt (Orla)KünzelTuchfabrikca. 60.000 m³Salmiak (gesundheitsschädlich)

Alizarin (gesundheitsschädlich), Kaliumbichromat (sehr giftig, umweltgefährlich, brandfördernd), Essigsäure (ätzend)

Neustadt (Orla)Thüringer Export-BierbrauereiBrauereik. A.k. A.
Neustadt (Orla)Thüringer Gas-GesellschaftGasanstaltk. A.Ammoniakwasser wird weiterverkauft
Neustadt (Orla)Adolf Seelemann und SöhneKratzenfabrikk. A., nur Kondenswasserkeine
Neustadt (Orla)Gebr. ErhardtLederfabrik13.500 m³Asche (hier erwähnt wg. Schwebstoffen), Taubenmist (Übertragung von Krankheitserregern), Lohe (leberschädigend)
Neustadt (Orla)Richard Kraner Söhne, Reinhold Wild, Max SchneiderLederfabriken11.000 m³k. A.
Neustadt (Orla)Friedrich Schneider, Alfred KramerLederfabriken9.000 m³ (nur Schneider)Naphthalin (gesundheitsschädlich, umweltgefährlich), Chlorkalk (brandfördernd, ätzend, umweltgefährdend), Kalkmilch (reizend), Taubenmist, Lohe (leberschädigend)
Neustadt (Orla)Arno LangeLederfabrik30.000 m³Taubenmist (Übertragung von Krankheitserregern), Lohe (leberschädigend), mit Petroleum (gesundheitsschädlich, umweltgefährlich) denaturiertes Kochsalz
PößneckThalmannsche Tuchfabrik, Siegel und Schütze (externer Link: Siegel und Schütze – Geschichte)Tuchfabriken600.000 m³Alizarin (gesundheitsschädlich), weitere Anilinfarben, Beizen (nicht näher angeführt, mögl. Kaliumdichromat)
PößneckFischer und Albert, Lacklederfabrik Brüderlein (externer Link: Brüderlein – Geschichte)Lederfabriken18.000 m³ (nur Brüderlein)k. A.
PößneckRosenbrauerei Richard WagnerBrauerei180.000 m³, nur Spülwasserohne erhebliche Verunreinigung
PößneckBergerSchokoladenfabrik150.000 m³ Kondenswasserkeine „eigentlich schmutzigen“ Abwässer
PößneckF.G. RostnerFlanell- und Tuchfabrikk. A.starke Schhlammablagerung, sonst k. A.
PößneckFischer und Seige (externer Link: Fischer und Seige – Geschichte)Flanell- und Tuchfabrik75.000 m³k. A.
PößneckDiesel und Weiser, Gebr. Schmeißer, R. Weithase & Co., SchellerGerbereien und Lederfabriken13.500 m³ (nur Diesel u. Weiser)Tran (organisches Fett), Kaliumbichromat (sehr giftig, umweltgefährlich, brandfördernd)

Sauberes Wasser

Im Gutachten findet sich keine Definition sauberen Wassers bzw. solchen Wassers, dessen Zustand 1908 akzeptabel erschien. Im Umkehrschluss können jedoch u. a. folgende erforderliche Merkmale angenommen werden:

  • Keine Trübung
  • Kein Schlamm
  • Kein unangenehmer Geruch
  • Kein Vorkommen von Bakterien-Überwachsungen von Steinen („Abwasserpilz“)

Beobachteter Zustand des Wassers

Tabelle: Ergebnisse der Begehungen und Analysen des Wassers von Orla und Kotschau 1904
GewässerOrtDatumOptischer EindruckGeruchMesswerte (Auswahl) in Wasser bzw. Schlamm
KotschauPößneck, Gasanstalt04.09.1904Grau, blasenbedeckt, schlammigk. A.0,7 mg / Liter

Arsen

Chrom

1,5 % Fett

Kotschau/OrlaKöstiz04.09.1904Trübe, graublauk. A.Arsen

Chrom

Spuren von Fett

OrlaZwischen Schweinitz und Kleindembach30.06.1904Stark verschmutztKein unangenehmer Geruch in erheblichem MaßeKeine Messung
OrlaKleindembach03.09.1904Stark verschmutztSehr unangenehm35 mg Chlor

Schwefelwasserstoff „reichliche Mengen“

Ammoniak „reichliche Mengen“

OrlaZwischen Kleindembach und Langenorla30.06.1904Schmutzig, graublau, GasblasenunangenehmKeine Messung
OrlaFreienorla30.06.1904sehr stark verschmutztNach Ziehen eines Wehrs: sehr unangenehm durch faulende SchlammmassenKeine Messung
OrlaFreienorla03.09.1904stark verschmutzt, nach Ziehen eines Wehrs: dichte Schlammmassen, lebhafte GasentwicklungSehr unangenehm4,3 mg Sauerstoff

Schwefelwasserstoff „reichliche Mengen“

OrlaOrlamünde30.06.1904Schmutzig trübe, nach Einmündung in die Saale ist das Orlawasser als dunkler Streifen zu erkennen.KeinKeine Messung
OrlaOrlamünde03.09.1904Starke GasentwicklungSehr unangenehm1,5 mg Sauerstoff / Liter

48 mg Chlor / Liter

Ammoniak „reichliche Mengen“

Schwefelwasserstoff „geringe Mengen“

5 % Fett im getrockneten Schlamm

Chrom

OrlaRehmen01.07.1904Trüb und schmutzigNach Ziehen eines Wehrs: sehr unangenehmKeine Messung
OrlaVor Neustadt (Orla)01.07.1904Erhebliche VerschmutzungGeruchsbelästigungKeine Messung
OrlaNeustadt (Orla), Gerberstraße09.09.1904Graugrün und trübStarker Geruch nach HeringslakeKein Sauerstoff

Ammoniak („nicht unerhebliche Mengen“)

SaaleGroßeutersdorf03.09.1904k. A.Kein3,7 mg Sauerstoff

16 mg Chlor

Ammoniak (Spuren)

SaaleSchwarza (Wehr unterhalb Papierfabrik, rechtes Ufer)06.09.1904 und 07.09.1904Rosa, grau, schwarz gefärbte Pilzrasen auf Holzteilen (Wehre), flächige („Vließe“) Pilzwucherungen (Fusarium – bildet starke Gifte), Sphaerotilus natans – Bakterien, auch als „Abwasserpilz“ bezeichnet, bilden fellartige Strukturen, Oscillatoria „Schwingalgen“ – Cyanobakterien, die starke Gifte sowie Sauerstoff bildenSüßlich (Abwasser der Papierfabrik)0,7 mg Sauerstoff

56 mg Schwefelsäure / Liter

andere Messung:

SaaleUnterhasel07.09.1904Braun, durchsichtig, Flocken und Pilzfäden im Wasser, Steine mit Zotten überzogenk. A.Arsen

Chrom

1 % Fett

Gesundheitliche Folgen der Wasserverschmutzung

Das Auftreten zweier Infektionskrankheiten wurde bereits vor dem Gutachten mit verseuchtem Orlawasser und damit in Beziehung stehendem Grundwasser in Verbindung gebracht[4], wenn auch nicht mit Sicherheit, dann doch mit hoher Wahrscheinlichkeit[4].

  • Typhus (Fleckfieber) als eine Krankheit, die meist auf hygienische Mängel zurückzuführen ist. Exkurs: Im nur wenige Kilometer entfernten Jena kam es noch 1980 zu einem Typhusausbruch.[6]

Darüber hinaus dürfte eine Vielzahl von Krankheiten oder frühem Tod auf den Kontakt mit verseuchtem Wasser oder das Trinken solchen Wassers zurückzuführen gewesen sein, zumindest als Spätfolge. Verseuchte Lebensmittel, sowohl pflanzliche als auch tierische, in denen dieselben Schadstoffe wie im Wasser enthalten waren, kamen hinzu. Darauf geht das Gutachten nicht ein. Hierbei ist aus heutiger Sicht zu berücksichtigen, dass die Zusammenhänge erst im Laufe der Zeit erkannt wurden und sowohl Diagnose- als auch Messmethoden erst entwickelt werden mussten.

Unberücksichtigt blieben im Gutachten auch die Auswirkungen der typischen Luftschadstoffe Ruß, Rauch, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid u. a. (vgl. Wikipedia-Artikel zu Smog), die neben den unmittelbaren Wirkungen, in Wasser gelöst, ebenfalls gesundheitliche Risiken darstellen. Hier ist anzunehmen, dass das Problembewusstsein noch fehlte.

Die Gutachter mahnten als Lösungsmöglichkeit die Schaffung einer Kanalisation ohne direkten Auslass in die beiden Gewässer und die Erreichung einer zentralen Kläranlage[4] an, dabei war (sinngemäß) bereits von einer biologischen Klärstufe die Rede[4]. Ziel war es, die festen Bestandteile aus den Abwässern zurückzuhalten, Schlammbildung und Fäulnis zu vermeiden und eine Filtration (durch Sand) vorzunehmen. Daneben wurde eine allgemeine Verbesserung hygienischer Bedingungen für zwingend erforderlich gehalten. Auch sollte kein Trinkwasser aus Brunnen in der Nähe beider Gewässer genutzt werden. Zu alldem kam es jedoch erst sehr langsam, teils erst Jahrzehnte später.

Fazit

Die hohe Konzentration produzierender Betriebe in Neustadt (Orla) und Pößneck ließ die Städte in Bedeutung und Größe wachsen, sorgte für Arbeit und Auskommen der Bevölkerung und Wohlstand der Fabrikbesitzer. Die Wirtschaftskraft wurde – nicht nur hier – jedoch zum Preis einer hohen gesundheitlichen Belastung erkauft. Zunächst waren noch viele Zusammenhänge unbekannt, doch auch die zur vorletzten Jahrhundertwende bereits nachweisbaren Kausalitäten von Verschmutzung und dem Auftreten von Krankheiten führten nicht konsequent zu Maßnehmen, mit denen die Umweltschädigung wieder reduziert worden wäre.

Orla bei Neunhofen im Juni 2016
Orla bei Neunhofen im Juni 2016
Kotschau im Stadtgebiet von Pößneck im Jahr 2016
Kotschau im Stadtgebiet von Pößneck im Jahr 2016

Die Situation entspannte sich erst allmählich, vor allem durch die Verbesserung der Hygiene – Anschluss der Haushalte und Betreibe an die Wasserversorgung statt Brunnenwassers (in Pößneck verfügbar seit 1896)[4], Einführung von Spültoiletten und der 1931 erfolgten Inbetriebnahme einer Kläranlage in Pößneck[7], die dem damaligen Stand der Technik entsprach. Wasserversorgung und Anschluss an die Kanalisation verlief jedoch schleppend. Die jüngere deutsche Geschichte verhinderte umfassende Investitionen in den Umweltschutz[8]. Während der Nazizeit stand ausschließlich die Rüstung im Vordergrund, anschließend bestanden Dauerengpässe, zunächst durch Kriegszerstörungen und Reparationen, später durch Mangelwirtschaft. Erst mit dem Ende der DDR und dem schlagartigen Niedergang der traditionellen Industrien in Neustadt (Orla) und Pößneck, dem Vorhandensein von Investitionsmitteln und einem gewandelten Umweltbewusstsein, trat nach fast 150 Jahren erstmals eine Situation ein, aus der heraus die Umwelt- und gesundheitlichen Bedingungen verbessert werden konnte. Neben einer Reduzierung des Schadstoffeintrags, Altlastensanierung, einem Ausbau der Kanalisation und neuen Kläranlagen 1998 in Neustadt (Orla) und 1997 in Pößneck[9] konnten auch die Gewässer Orla und Kotschau zumindest teilweise renaturiert werden. Die in Pößneck über weite Strecken abgedeckelte Kotschau wurde im Zuge der Landesgartenschau Pößneck 2000 freigelegt und erhielt ein neues (unbelastetes) Bachbett. Kanalausbauten von Kotschau und Orla wurden entfernt und teilweise ein natürlicher Flusslauf nachempfunden. Beide Gewässer sind heute in einem Zustand, in dem sie zuletzt vor dem Einsetzen der Industrialisierung waren.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Alexander Blöthner: Sagenhafte Wanderungen im Saale-Orla-Kreis. Tannhäuser, Plothen 2016, S. 222.
  2. Webseite der Stadt Pößneck, Abschnitt Stadtgeschichte. Stadt Pößneck (Thüringen), abgerufen am 30. Juni 2016.
  3. Dieter Seiffert: Die Orlabahn. Kenning, Nordhorn 1996, S. 4.
  4. a b c d e f g h i (kaiserlicher) Reichs-Gesundheitsrat: Gutenachten des Reichs-Gesundheitsrates, betreffend die Verunreinigung der Orla und Kötschau durch gewerbliche Abwässer. In: Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. XXVIII, Heft 2. Julius Springer, Berlin 1908, ISBN 978-3-642-89426-8.
  5. Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Oppurg zum Brunnen der Rosenbrauerei. April 2008, S. 18, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. September 2016; abgerufen am 30. Juni 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vg-oppurg.de
  6. „Die Lage ist abenteuerlich“ in: DER SPIEGEL. 1991, abgerufen am 30. Juni 2016.
  7. Ostthüringer Zeitung zum Inbetriebnahmedatum der alten Kläranlage Pößneck (Memento desOriginals vom 30. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/poessneck.otz.de
  8. Abschnitt "Umweltpolitik" im Wikipedia-Artikel zur DDR
  9. Webseite des Zweckverbands Orla zu Inbetriebnahmedatum der neuen Kläranlagen@1@2Vorlage:Toter Link/www.zv-orla.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

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Kotschau im Stadtgebiet von Pößneck im Juni 2016.jpg
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Der zu sehende Abschnitt der Kotschau wurde um Zuge der Landesgartenschau Thüringen 2000 neu angelegt. Zuvor war die Kotschau in Pößneck als Abwasserkanal genutzt und überdeckelt.
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Grafische Darstellung der Gewässerbelastung von Orla und Kotschau im Jahre 1904
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Orla bei Neunhofen zwischen Neustadt (Orla) und Pößneck im Juni 2016. Im Flußbett sind Reste der früheren, kanalartigen Verbauen zu sehen (Betongitterplatten).