Getidava

Getidava (altgriechisch Σετίδαυα) ist ein Ortsname, der in der Geographia des Claudius Ptolemaios[1] als einer der im Innern der nördlichen Germania magna im Osten liegenden Orte (πόλεις) mit 44° 00′ Länge (ptolemäische Längengrade) und 52° 40′ Breite angegeben wird. Getidava liegt damit als letzte polis im Osten hinter Kalisia. Wegen des Alters der Quelle kann eine Existenz des Ortes um 150 n. Chr. angenommen werden.[2]

Der Ort konnte bisher nicht sicher lokalisiert werden. Ein interdisziplinäres Forscherteam um Andreas Kleineberg, das die Angaben von Ptolemaios neu untersuchte, lokalisiert Getidava – damit ist die Lokalisierung von Wolfgang Timpe[2] und Günther Christian Hansen[3] bestätigt – anhand der entzerrten antiken Koordinaten als einen Wartheübergang beim heutigen Konin (Setidaua) in der Wojewodschaft Großpolen in Polen. Kleinebergs Forschungsgruppe vermutet, dass es sich bei der polis um eine Station an einer Variante der Bernsteinstraße handelt.[4]

Die Lage der polis an der Warthe stellt einen Zusammenhang mit dem Siedlungsgebiet der Oder-Warthe-Gruppe bzw. der frühen Przeworsk-Kultur her. Diese archäologische Kultur verbindet die historische Forschung im Allgemeinen mit den frühen Wandalen und Burgunden sowie mit den Lugiern.[5]

Anmerkungen

  1. Ptolemaios, Geographia 2, 11, 13
  2. a b Vgl. Reinhard WenskusGetidava. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 11, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-015832-9, S. 568 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online).
  3. Vgl. Günther Christian Hansen: Ptolemaios. In: Joachim Herrmann (Hrsg.): Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends unserer Zeit III. Berlin 1991, S. 553–589.
  4. Vgl. Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios’ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24525-3, S. 50–51.
  5. Corinna Scheungraber, Friedrich E. Grünzweig: Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens. Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma. Herausgegeben von Hermann Reichert (= Philologica Germanica 34). Fassbaender, Wien 2014, ISBN 978-3-902575-62-3, S. 109.

Literatur

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Ptolemaeus Magna Germania.jpg
EVROPA TABVLA QVARTA – Quarta Europe Tabula continet Germaniam cum insulis sibi adiacentibus. Die Karte zu Magna Germania aus der im Original griechisch verfaßten Geographike Hyphegesis des in Alexandria wirkenden Claudius Ptolemäus (*um 100; † um 175). Spätmittelalterliche Kopie des 15. Jahrhunderts die unter dem Titel Cosmographia erschien. Ptolemäus soll zwischen 125 und 151 tätig gewesen sein. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, daß das Kartenwerk entweder vollständig oder zumindest teilweise in späterer Zeit auf der Grundlage des ptolemäischen Textes rekonstruiert worden ist. Der Codex Latinus V F.32 liegt in der Nationalbibliothek Neapel. Das Kartenwerk wird dem in Italien tätigen Deutschen Nicolaus Germanus zugeschrieben.