Geschichtsmythos
Ein Geschichtsmythos ist eine mythische Erzählung (Mythos) einer Herkunftsgemeinschaft, die meist rückwärtsgewandt, manchmal aber auch utopisch versucht, für einen Personenkreis oder einen sprachlichen oder geographischen Raum Sinn und Identität zu stiften. Fast immer bilden Geschichtsmythen als politischer Mythos den Kohäsionskern von Nationen, so z. B. die nationalen Herkunftssagen der Völker, so dass einige Autoren davon sprechen, dass es keine Nation ohne mythisches Fundament gebe („Massensymbol“). Elias Canetti spricht zum Beispiel vom „Kernmythos“.
Insofern Geschichtsmythen politisch instrumentalisiert werden, bilden sie einen Typus des politischen Mythos.
Literatur
- Kurt Hübner: Die Wahrheit des Mythos. München 1985
- Rudolf Speth: Nation und Revolution. Politische Mythen im 19. Jahrhundert. Leske + Budrich, Wiesbaden 2000
- Lars-Broder Keil, Sven Felix Kellerhoff: Deutsche Legenden. Vom „Dolchstoss“ und anderen Mythen der Geschichte, CH. Links Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-86153-257-3
- Stephan Conermann (Hrsg.): Mythen, Geschichte(n), Identitäten. Der Kampf um die Vergangenheit. EB-Verlag, Schenefeld/Hamburg 1999 (Asien und Afrika, Bd. 2). ISBN 3-930826-52-6
- Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Rowohlt, Berlin, ISBN 978-3-87134-607-1
- Elias Canetti: Masse und Macht. Düsseldorf 1960, Neuauflage: Frankfurt 1980
- Nikolaus Buschmann, Dieter Langewiesche (Hrsg.): Der Krieg in den Gründungsmythen europäischer Nationen und der USA. 2004