Geschichte der Straßenbahn in Berlin

Die Geschichte der Straßenbahn in Berlin beginnt 1865 mit der Eröffnung einer Pferdebahn vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg. 1881 fuhr in Groß-Lichterfelde (seit 1920 ein Ortsteil von Berlin) die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Netz auf elektrischen Betrieb umgestellt. Um 1930 hatte es eine Streckenlänge von mehr als 630 Kilometern und es wurden über 90 Linien betrieben. 1929 fusionierten alle Verkehrsunternehmen zur BVG. Mit der Teilung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden aus der BVG am 1. August 1949 ein westlicher und ein östlicher Betrieb, die sich im Jahr 1992 wiedervereinigten. Bis 1967 wurden alle Straßenbahnlinien in West-Berlin stillgelegt. Mit Ausnahme von drei nach der Wiedervereinigung gebauten Strecken verkehrt die Berliner Straßenbahn im 21. Jahrhundert daher ausschließlich im Ostteil der Stadt.

Von den Anfängen bis zur BVG

(c) Bundesarchiv, Bild 146-1973-030C-18 / CC-BY-SA 3.0
Berliner Pferdeomnibus

Pferdeomnibusse

Der öffentliche Personennahverkehr Berlins ist der älteste in Deutschland. Schon ab 1825 fuhren die Pferdeomnibusse Simon Kremsers vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg, später auch von anderen Toren ins damalige Umland. Die erste Omnibuslinie innerhalb der Berliner Zollmauer wurde ab 1840 vom Kommerzienrat Israel Moses Henoch, schon seit 1815 Droschkenunternehmer, mit drei Omnibussen zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Bahnhof betrieben, aber noch ohne festen Fahrplan.[1][2] Im Jahr 1847 begann die Concessionierte Berliner Omnibus Compagnie mit der Einrichtung von fünf Linien und festen Fahrplänen. 1864 gab es 36 Omnibusbetriebe in Berlin.

Pferdestraßenbahnen

Berlin 1885 mit Pferdebahnen

Am 22. Juni 1865 begann das Zeitalter der Straßenbahn in Deutschland. Die Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft E. Besckow nahm den Betrieb auf. Die erste Linie führte vom Brandenburger Tor über die Berliner Straße (heute die Achse Straße des 17. Juni, Otto-Suhr-Allee) nach Charlottenburg zum damaligen Pferdebahnhof an der Kreuzung des Spandauer Damms mit der Sophie-Charlotten-Straße. Sie wurde am 28. August über die Dorotheenstraße zum Kupfergraben an der Museumsinsel verlängert. Die Endstelle ist bis heute in Betrieb.

Wie zuvor beim Pferdebus folgten weitere Unternehmer der neuen Entwicklung und bauten in allen Teilen des Stadtgebiets Pferdebahnstrecken. 1873 eröffnete eine Strecke vom Rosenthaler Platz zum Gesundbrunnen, Betreiberin war die neu gegründete Große Berliner Pferde-Eisenbahn, die später unter dem Namen Große Berliner Straßenbahn (GBS) zum dominierenden Verkehrsunternehmen Berlins wurde.

linker Alternativtextrechter Alternativtext
Pferdebahnwagen der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn, Baujahr 1885
Erste elektrische Straßenbahn in Lichterfelde, 1881

Die Elektrische

Am 16. Mai 1881 eröffnete Werner von Siemens in der damaligen Gemeinde Groß-Lichterfelde, erst 39 Jahre später ein Teil des Berliner Bezirks Steglitz, die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Siemens bezeichnete sie als „von den Säulen und Trägern genommene Hochbahn“, denn sein eigentliches Ziel war der Bau eines elektrischen Hochbahnnetzes in Berlin. Um die zögernden politischen Entscheidungsträger von den Vorteilen des elektrischen Antriebs zu überzeugen, wählte Siemens die ehemalige Materialbahn in Lichterfelde als Demonstrationsobjekt. Da die Bedenken des Berliner Magistrats nicht ausgeräumt wurden, konnte Siemens die erste Berliner Hochbahnstrecke erst 21 Jahre später in Betrieb nehmen.

Die elektrische Straßenbahn in Lichterfelde erhielt ihren Fahrstrom über die Gleise, sodass die Strecke aus Sicherheitsgründen eingezäunt werden musste. Die meterspurige Strecke verlief vom Bahnhof Lichterfelde zur Preußischen Hauptkadettenanstalt in der Finckensteinallee. Eine Fahrt kostete mehr als ein damaliger Durchschnittsstundenlohn.

(c) Magadan, CC-BY-SA-3.0
Elektrischer Triebwagen Typ Alt-Berolina der Großen Berliner Straßenbahn, Baujahr 1901

Im Folgejahr, am 1. Mai 1882, begann zunächst noch versuchsweise der elektrische Betrieb auf einer vorhandenen Pferdebahnstrecke in Charlottenburg, hier mit einer zweipoligen Oberleitung.[3] Neben technischen Problemen gab es auch Vorbehalte der Berliner Stadtverwaltung (und des Kaisers) gegen Oberleitungen. Darum wurden auch Akkumulatoren als Stromquelle benutzt, 1886 versuchsweise in Charlottenburg zwischen Pferdebahnhof und Lützowplatz, längerfristig ab 1895 von Charlottenburg bis zum Brandenburger Tor ab 1897 sogar bis zum Kupfergraben.

Die Berliner Pferde-Eisenbahn schloss 1893 einen Vertrag mit Siemens & Halske betreffend die Elektrifizierung ihres Streckennetzes in Berlin und Charlottenburg ab.[3] Im gleichen Jahr trat Siemens & Halske mit der Gemeinde Pankow in Verhandlungen, um eine weitere elektrische Bahn in Angriff nehmen zu können. Diese Bahn ging am 10. September 1895 zwischen der Prinzenallee Ecke Badstraße in Gesundbrunnen und der Breiten Straße in Pankow in Betrieb und war die erste elektrische Straßenbahn innerhalb der damaligen Stadtgrenzen Berlins.[4]

Die GBS eröffnete ihre erste „Elektrische“ am 1. Mai 1896; die Strecke führte von der Innenstadt zum Gelände der Gewerbeausstellung in der Gemeinde Treptow. 1899 erhielt auch die bisher mit Akkumulatorwagen betriebene Linie eine Oberleitung. 1901 wurde die Ausstattung aller Linien mit Oberleitung abgeschlossen. Am 21. August 1902 wurde die letzte innerstädtische Pferdebahnlinie auf elektrischen Betrieb umgestellt, im selben Jahr endete auch der Einsatz von Akkutriebwagen.[5]

Die Umstellung auf den reinen elektrischen Fahrbetrieb führte jedoch dazu, dass zahlreiche Zugpferde nicht mehr gebraucht wurden. Sie kamen schrittweise bei Auktionen an neue Eigentümer.[6]

Triebwagen Typ Maximum 30 der GBS, Bj. 1912; dahinter Beiwagen der BVG-Ost, Werdau 1950

Tunnel

Ab dem 18. Dezember 1899 konnte man in Berlin bereits vor Eröffnung der U-Bahn unterirdisch Bahn fahren: Der zur Gewerbeausstellung 1896 gezeigte, 450 Meter lange Spreetunnel zwischen Treptow und Stralau wurde der Straßenbahn übergeben. Der Tunnel wies Baumängel auf und musste am 15. Februar 1932 stillgelegt werden. Nachdem er im Krieg durch einen Bombentreffer schwer beschädigt und von Spreewasser geflutet worden war, wurde er nach 1945 zugeschüttet. Die Straßenbahn besaß von 1916 bis 1951 einen zweiten Tunnel, den Lindentunnel, mit dem die Prachtstraße Unter den Linden unterirdisch gekreuzt wurde – Kaiser Wilhelm II. wollte den Boulevard nicht durch die Oberleitungen einer elektrischen Straßenbahn verunstaltet sehen.

Straßenbahngesellschaften

Die Unternehmensgeschichte der Berliner Straßenbahn ist kompliziert. Neben privaten Unternehmen, die durch Übernahmen, Fusionen und Konkurse häufig wechselten, besaßen die Stadt- und Landgemeinden Berlin, Spandau, Cöpenick, Rixdorf/Neukölln, Steglitz, Mariendorf, Britz, Niederschönhausen, Friedrichshagen, Heiligensee und Französisch Buchholz sowie der Kreis Teltow zumindest zeitweise eigene kommunale Straßenbahnbetriebe.

Die wichtigste private Betreiberin war die Große Berliner Pferde-Eisenbahn, die sich nach Beginn der Elektrifizierung Große Berliner Straßenbahn (GBS) nannte und nach und nach fast alle anderen Unternehmen aufkaufte. Am 13. Dezember 1920 fusionierte die GBS mit den Unternehmen BESTAG und SSB zur Berliner Straßenbahn. Parallel zu diesem Zusammenschluss einigten sich die verbleibenden Gesellschaften im Verlauf der 1920er Jahre auf einheitliche Beförderungstarife.

Liste der Berliner Straßenbahngesellschaften[7]
EröffnungBetreibergesellschaftSpurweite
(in mm)
übernommen amübernommen durchBesonderheiten
22.06.1865BPfEBerliner Pferde-Eisenbahn143526.09.1894BCSerste Pferdebahn in Deutschland, Versuche mit Dampfbetrieb und Akkutriebwagen
01.11.1871Westend-Terrain-Gesellschaft H. Quistorp & Co.14351878BPfEBetriebsführung durch BPfE
08.07.1873GBPfEGroße Berliner Pferde-Eisenbahn143525.01.1898GBSVersuche mit Dampfbetrieb und Akkutriebwagen
01.01.1877NBPfNeue Berliner Pferdebahn-Gesellschaft143501.01.1900GBS
01.04.1879GIPfEGGroße Internationale Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft14351886GBPfEBetriebsführung durch GBPfE
16.05.1881Elektrische Eisenbahn in Groß-Lichterfelde1000März 1895ESGLerste elektrische Straßenbahn der Welt, anfangs Stromzufuhr über die Schienen, 1890/93 Umstellung auf Oberleitung
04.06.1881Pferdebahn Tegeler Chaussee – Tegel14351881GBPfEBetriebsführung durch GBPfE
18.10.1882CPfECöpenicker Pferde-Eisenbahn143511.08.1903SSC
13.06.1885Pferde-Eisenbahn der Gemeinde Rixdorf143501.01.1887GBPfEBetriebsführung durch GBPfE
05.05.1886Berliner Dampfstraßenbahn (Davy, Donath & Co.)14351888BDK
06.08.1887Pferde-Eisenbahn der Gemeinde Mariendorf143501.01.1888GBPfEBetriebsführung durch GBPfE
18.05.1888WSDWilmersdorf-Schmargendorfer Dampfstraßenbahn Reymer & Masch143522.12.1888BDK
01.07.1888Dampfstraßenbahn Groß-Lichterfelde – Seehof – Teltow143531.05.1891DLSTS
1888BDKBerliner Dampfstraßenbahn-Konsortium143501.10.1898WBVbetrieb auch Pferdebahnen
17.05.1891Friedrichshagener Straßenbahn100016.12.1906SSCim Winter Pferdebetrieb, 1894 durch die Gemeinde übernommen, mit Übernahme durch die SSC elektrifiziert und auf Regelspur umgebaut
31.05.1891DLSTSDampfstraßenbahn Groß-Lichterfelde – Seehof – Teltow – Stahnsdorf143501.04.1906TKB
01.08.1891Pferde-Eisenbahn der Gemeinde Britz143501.08.1891GBPfE
05.06.1892Spandauer Straßenbahn Simmel, Matzky & Müller100017.03.1896SpSam 1. September 1894 Betriebsführung an die Allgemeine Deutsche Kleinbahn-Gesellschaft
01.06.1892Pferde-Eisenbahn der Gemeinde Niederschönhausen143501.06.1892GBPfE
26.09.1894BCSBerlin-Charlottenburger Straßenbahn143515.05.1919GBSVersuche mit Akkutriebwagen, Abschluss der Elektrifizierung am 1. Oktober 1900, am 6. Mai 1902 Einführung von Liniennummern (N–Z)
04.03.1895ESGLElektrische Straßenbahn Groß-Lichterfelde–Lankwitz–Steglitz–Südende100001.04.1906TKB
10.09.1895Siemens & Halske143501.07.1899BESTAG
18.03.1896SpSSpandauer Straßenbahn1000/143508.12.1920GBS1906/07 Umspurung auf 1435 mm
25.01.1898GBSGroße Berliner Straßenbahn143513.12.1920BStam 6. Mai 1902 Einführung von Liniennummern (1–199), Abschluss der Elektrifizierung am 15. Dezember 1902; am 20. September 1919 durch den Zweckverband Groß-Berlin erworben, auch Akkubetrieb
01.10.1898WBVWestliche Berliner Vorortbahn143515.05.1919GBSbetrieb auch Pferdebahnen, Abschluss der Elektrifizierung am 19. Juni 1900, am 6. Mai 1902 Einführung von Liniennummern (A–M)
01.07.1899BESTAGBerliner Elektrische Straßenbahnen143513.12.1920BSt
01.07.1899SBVSüdliche Berliner Vorortbahn143515.05.1919GBSam 6. Mai 1902 Einführung von Liniennummern (I–V)
21.10.1899Straßenbahn Berlin–Hohenschönhausen143510.12.1906NBSNO
18.12.1899BOBerliner Ostbahnen143501.08.1920GBSbetrieb den Spreetunnel
01.10.1901FlbFlachbahn der Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin (Straßenbahn Warschauer Brücke–Zentralviehhof)143501.04.1928BSBGam 1. Januar 1910 Verkauf der Strecke an die SSB, dafür Bau einer neuen von der Warschauer Brücke zur Scharnweber- /Gürtelstraße, später zum Wagnerplatz (heute Roedeliusplatz) in Lichtenberg verlängert
11.08.1903SSCStädtische Straßenbahn Cöpenick143508.12.1920GBS
Juli 1904Pferdebahn der Gemeinde Französisch-Buchholz143519.12.1907BESTAGmit Übernahme durch die BESTAG erfolgte die Elektrifizierung
03.12.1905GWBStraßenbahn der Gemeinde Steglitz143516.04.1921BSt
01.04.1906TKBTeltower Kreisbahnen1000/143516.04.1921BStDampfbahn der DLSTS wurde erst am 30. März 1907 elektrifiziert
10.12.1906NBSBONeue Berliner Straßenbahnen Nordost143503.05.1910NöBV
01.07.1908SSBStädtische Straßenbahnen Berlin143513.12.1920BSt
30.09.1908SpNElektrische Straßenbahn Spandau–Nonnendamm143501.10.1914SpSdurch Siemens & Halske gegründet
03.05.1910NöBVNordöstliche Berliner Vorortbahn143515.05.1919GBS
07.08.1910Straßenbahn des Flugplatzes Johannisthal[8]1435Oktober 1910stillgelegtletzte Pferdebahn auf dem Berliner Stadtgebiet
09.03.1912SGUSchmöckwitz–Grünauer Uferbahn143501.03.1925BSBGElektrifizierung am 25. Juli 1912
29.05.1913SGHStraßenbahn der Gemeinde Heiligensee an der Havel143503.12.1920GBS
13.12.1920BStBerliner Straßenbahn1000/143510.09.1923BSBG1000 mm-Strecken ex TKB
08.01.1923Spandau-West–Hennigsdorfer Kleinbahn143501.01.1929BVGBetriebsführung durch BSt, Elektrifizierung am 11. November 1929
10.09.1923BSBGBerliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH1000/143501.01.1929BVG1000 mm-Strecken ex TKB
01.01.1929BVGBerliner Verkehrs-Aktiengesellschaft1000/1435letzte meterspurige Linien am 15. Februar 1930 eingestellt (Linien 42 und 97)
01.01.1938BVGBerliner Verkehrs-Betriebe1435Umwandlung in einen Kommunalbetrieb

Die Tabelle enthält in chronologischer Reihenfolge alle Unternehmen, die vor der Gründung der BVG Straßenbahnstrecken in Berlin betrieben. Die Hintergrundfarbe der jeweiligen Zeile markiert die Traktionsart, mit der die Gesellschaft ihren Betrieb aufnahm (blau = Pferdebahn, rot = Dampfbahn, weiß = elektrische Bahn, grün = benzolbetriebene Bahn).

Geschäftshaus der Berliner Strassenbahngesellschaft am Leipziger Platz 14, erbaut 1899–1902

Mit dem Wachsen der Region Berlin war die Koordinierung des Personennahverkehrs zwischen den einzelnen Gemeinden und Städten notwendig. Zum 1. April 1912 kam es daher per Gesetz zur Bildung des Zweckverbandes Groß-Berlin. Diesem gehörten neben Berlin die Städte Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg, Rixdorf (Neukölln), Lichtenberg und Spandau, sowie die Landkreise Teltow und Niederbarnim, an. Eine der Aufgaben wurde in der koordinierten Verkehrspolitik gesehen. Zum Zeitpunkt der Gründung des Zweckverbandes bestanden in diesem Raum folgende 15 Straßenbahnunternehmen:

Zum 1. Oktober 1920 wurde die Einheitsgemeinde Groß-Berlin gebildet. Bis zum Ende des Jahres wurden fast alle Straßenbahnbetriebe in diesem Raum weitgehend zusammengelegt. Lediglich die Teltower Kreisbahnen, deren Betriebssitz sich weiterhin im Kreis Teltow befand, wurden erst am 16. April 1921 durch die Berliner Straßenbahn übernommen. Gleichzeitig kam damit die Straßenbahn der Gemeinde Steglitz zur Berliner Straßenbahn, deren Betriebsrechte bei der TKB lagen. Ab diesem Tage gab es auf Berliner Gebiet noch folgende Straßenbahnunternehmen:

  • BSt – Berliner Straßenbahn
  • Flb – Flachbahn der Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen (war Bestandteil der U-Bahn)
  • SGU – Schmöckwitz–Grünauer Uferbahn (es bestand ein Betriebsführungsvertrag mit der AG für Bahn-Bau und -Betrieb)

Bis zum 5. November 1921 wurden alle Linien der übernommenen Betriebe in das Liniennummernsystem der BSt eingeordnet.

Straßenbahnloser Tag in Berlin

Die finanzielle Situation des am 13. Dezember 1920 entstandenen städtischen Betriebs Berliner Straßenbahn hatte sich in den Folgejahren immer weiter verschlechtert. Das von den zahlreichen Vorgängerunternehmen übernommene Liniennetz war noch nicht an die wirtschaftliche Betriebsführung aus einer Hand angepasst und wies zahlreiche Abschnitte mit nicht ausreichender Auslastung auf. Die Überschuldung erreichte im September 1923 während der Inflation des Jahres 1923 ein Ausmaß, das von der Stadt Berlin nicht mehr getragen werden konnte. Die Ausgaben für Löhne und Betriebsmittel, insbesondere Strom, stiegen immer schneller. Trotz regelmäßiger Tariferhöhungen reichten die Einnahmen aber nicht mehr aus, weil die inflationsbereinigte Kaufkraft der Bevölkerung zurückging.[9]

Die notwendigen Maßnahmen wurden sehr kontrovers in der Berliner Stadtverordnetenversammlung diskutiert. Nach den Plänen des Berliner Magistrats sollte das bisherige reine Kommunalunternehmen Berliner Straßenbahn Konkurs anmelden, um die rund 7.000 Fahrer, Schaffner und Werkstattarbeiter entlassen zu können. In einer neuen privatrechtlichen GmbH Berliner Straßenbahn-Betriebsgesellschaft mbH sollten nur noch rund 4.000 Arbeiter weiterbeschäftigt werden. Zudem war der Ausstieg aus dem Reichsmanteltarifvertrag und der Verzicht auf rückwirkende Lohnerhöhungen geplant. Das Linienangebot sollte von bislang rund 90 auf rund 30 Linien deutlich reduziert werden.[10] Die beabsichtigte Reduzierung des Fahrtenabstandes auf zunächst nur 15 min auf den verbleibenden Linien wurde in der Tagespresse sehr kritisch kommentiert.[11][12][13]

Die Stadtverordnetenversammlung stimmte nach heftigen Debatten dem Vorschlag zu. Zum Ende des Sonnabend, 8. September 1923 wurde der Betrieb aller 89 Linien der Berliner Straßenbahn eingestellt, Konkurs für dieses Unternehmen angemeldet und das Personal entlassen.

Am Sonntag, 9. September 1923 fuhren mit Ausnahme der Flachbahn und der Uferbahn in Berlin keine Straßenbahnen.[14]

Diese Betriebsunterbrechung war notwendig, um den Betrieb auf die neue privatrechtliche Straßenbahn-Betriebsgesellschaft mbH umzustellen. Die neue Gesellschaft versuchte, die Notwendigkeit der Umstellung durch die Veröffentlichung der bisherigen täglichen Verluste zu begründen. Wie die Vossische Zeitung berichtete, versuchten die anderen Berliner Verkehrsbetriebe – die Omnibus-Gesellschaft, die Hochbahn und die Ringbahn der Reichsbahn – ihre Fahrtenangebote zu verstärken, um Straßenbahnfahrgäste zu übernehmen. Allerdings kamen auch die anderen Verkehrsbetriebe nicht um weitere Erhöhungen der Fahrausweistarife herum. Gleichzeitig wurde bei der Straßenbahn ein neuer Umsteigetarif eingeführt.[15]

Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH

Am Montag, 10. September 1923 wurde der Straßenbahnverkehr – auf nur noch 32 Linien reduziert – durch das neu gegründete privatrechtliche Unternehmen Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH (BSBG)[16] wieder aufgenommen. Zusätzlich zum angekündigten 15-Minuten-Takt verkehrten auf Abschnitten Einsatzwagen mit Anhängern. Für das Fahrpersonal trat aber neben gekürzten Lohnsätzen eine Änderung der Arbeitsbedingungen in Kraft. Die Arbeitszeit wurde gegenüber den bisherigen Bedingungen um 1½ Stunden täglich verlängert, weil nur noch die reine Arbeitszeit, aber nicht mehr die Arbeitspausen angerechnet werden.[17]

In den folgenden Monaten und Jahren wurde der Linien- und Fahrtenumfang wieder schrittweise erweitert.

Ab 1924 begann die BSBG mit der Beschaffung neuer Straßenbahnwagen in größeren Stückzahlen, z. B. rund 1.300 Wagen der später als T 24 / B24 bekannten Bauart. An der Gestaltung dieser Wagen war der Architekt und Designer Bruno Paul beteiligt. Außerdem wurden ältere Wagen mit einem geschlossenen Einheitsführerstand ausgestattet, um die Bedienung zu vereinheitlichen und die Arbeitsbedingungen des Fahrpersonals zu verbessern.

Unter Federführung des Architekten Jean Krämer und mit Unterstützung des Tragwerksplaners Gerhard Mensch wurde damit begonnen, die kleinen und veralteten Wagenhallen durch zeitgemäße Betriebshöfe zu ersetzen. Hierzu zählen der 1926 eröffnete Neubau des Betriebshofes Britz in der Gradestraße und der 1927 eröffnete Neubau des Betriebshofes Müllerstraße.

Krämer entwarf 1924 im Auftrag der BSBG auch den Verkehrsturm am Potsdamer Platz, um die immer mehr zunehmenden Unregelmäßigkeiten und Verspätungen im Linienverkehr einzudämmen.

Liste der Straßenbahnlinien am 10. September 1923[18]
LinievonnachBemerkung
1Stadtring
3Großer Ring
4Ost-West-Ring
7Westring
13Moabit, Gotzkowskystraße Ecke TurmstraßeSchlesischer Bahnhof
15Moabit, Bremer Straße Ecke BirkenstraßeNeukölln, Hermannplatz
23Mitte, Leipziger PlatzPankow, Damerowstraße
Pankow, DamerowstraßeBuchholz, KircheEinmannbetrieb
Pankow, KreuzstraßeNiederschönhausen, Kaiserweg Ecke PlatanenstraßeEinmannbetrieb
28Tegel, HauptstraßeBritz, Rathaus
Tegel, HauptstraßeTegelortEinmannbetrieb
Tegel, HauptstraßeHeiligenseeEinmannbetrieb
Reinickendorf, Berliner Straße Ecke ScharnweberstraßeBahnhof Wittenau (Nordbahn)Einmannbetrieb
Britz, RathausBuckow-WestEinmannbetrieb
32Mitte, Charlottenstraße Ecke Unter den LindenReinickendorf, Pankower Allee
41Reinickendorf, RathausKreuzberg, Baerwaldstraße Ecke Gneisenaustraße
44Görlitzer BahnhofWilmersdorf, Kaiserplatz
47Nordend, StraßenbahnhofBritz, Rudower Straße Ecke Jahnstraße
Britz, Rudower Straße Ecke JahnstraßeRudowEinmannbetrieb
54Mitte, Am KupfergrabenSpandau, Markt
Spandau, MarktHakenfeldeEinmannbetrieb
57Prenzlauer Berg, Danzigerstraße Ecke PappelalleeWilmersdorf, Emser Platz
Wilmersdorf, Emser PlatzGrunewald, RoseneckEinmannbetrieb
60Weißensee, SchlossSchöneberg, Rubensstraße Ecke Canovastraße
Schöneberg, MühlenstraßeLindenhofEinmannbetrieb
64Hohenschönhausen, DegnerstraßeCharlottenburg, Sophie-Charlotte-Platz
Charlottenburg, Sophie-Charlotte-PlatzBahnhof HeerstraßeEinmannbetrieb
69Wilmersdorf, KaiserplatzLichtenberg, Frankfurter Allee Ecke Hubertusstraße
Lichtenberg, Frankfurter Allee Ecke HubertusstraßeFriedrichsfelde, KircheEinmannbetrieb
72Mitte, AlexanderplatzWeißensee, Antonplatz
Mitte, AlexanderplatzHeinersdorf, Kirche
74Prenzlauer Berg, Kniprodestraße Ecke Elbinger StraßeLichterfelde, Händelplatz
76Halensee, HobrechtstraßeBahnhof Frankfurter Allee
Friedrichshain, Frankfurter Allee Ecke Königsberger StraßeLichtenberg, ViktoriaplatzEinmannbetrieb
76 / 91Ring: Wilmersdorf-GrunewaldEinmannbetrieb
83Bahnhof MahlsdorfWendenschloß
84Altglienicke, KircheBahnhof Friedrichshagen
87Steglitz, StadtparkKöpenick, Lindenstraße Ecke Bahnhofstraße
91Görlitzer BahnhofWilmersdorf, Wilhelmsaue
98Neukölln, VenusplatzPichelsdorf
99Wedding, Seestraße Ecke Amrumer StraßeMariendorf, Lichtenrader Chaussee
Reinickendorf, Pankower AlleeMariendorf, Lichtenrader Chaussee
120Bahnhof Spandau-WestHennigsdorf, Rathenaustraße Ecke Spandauer AlleeBenzolbetrieb
JBahnhof Zoologischer GartenLichterfelde, Unter den Eichen Ecke Drakestraße
LHBahnhof SteglitzBahnhof Lichterfelde-OstMeterspur
MBahnhof SteglitzMariendorf, Kaiserstraße Ecke ChausseestraßeMeterspur
ZBahnhof Lichterfelde-OstStahnsdorf

Am 9. März 1927 schlossen die Berliner Straßenbahn-Betriebs-Gesellschaft, die Hochbahngesellschaft und die Allgemeine Berliner Omnibus AG den sogenannten Interessengemeinschafts-Vertrag, mit dem am 15. März 1927 der 20-Pfennig-Einheitstarif zwischen den drei Verkehrsmitteln in Kraft trat. Der Tarif erlaubte das einmalige Umsteigen innerhalb eines Verkehrsmittels beziehungsweise zur Straßenbahn oder U-Bahn, ab dem 1. Januar 1928 auch zum Autobus.[19]

Gründung der BVG

Straßenbahnwagen vom Typ TM 34, Bj. 1929
Triebwagen vom Typ TM36 der BVG, Bj. 1929

Am 1. Januar 1929 wurde die Berliner Straßenbahn-Betriebsgesellschaft in die neu gegründete städtische Berliner Verkehrs-AG (BVG) überführt. Die BVG übernahm zugleich die Hoch- und Untergrundbahnen der Hochbahngesellschaft sowie den Busverkehr der Allgemeinen Berliner Omnibus-Actien-Gesellschaft (ABOAG).

Am Gründungstag der BVG betrieb diese 89 Straßenbahnlinien und ein Netz mit 634 Kilometer Streckenlänge, besaß 4000 Straßenbahnfahrzeuge und beschäftigte 14.400 Personen allein bei der Straßenbahn. Die Straßenbahn leistete 170 Millionen Wagenkilometer pro Jahr und beförderte 1929 929 Millionen Fahrgäste. Ende 1929 gab es 93 Straßenbahnlinien.

Anfang der 1930er Jahre begann langsam die Schrumpfung des Berliner Straßenbahnnetzes. Nachdem im Februar 1930 das Meterspurnetz (u. a. mit der historischen, ersten elektrischen Straßenbahnstrecke) in Lichterfelde und Steglitz (Linien 42 und 97) durch Omnibusverkehr ersetzt wurde, folgte am 31. Oktober 1934 die 1865 eröffnete Strecke durch die die Charlottenburger Chaussee (seit 1953 Straße des 17. Juni), die im Zuge der Germania-Planungen zur monumentalen Ost-West-Achse umgebaut wurde. Zu Beginn des Jahres 1935 stellte die BVG die 1917 eingeführte Paketbeförderung durch die Straßenbahn ein.[20] 1938 gab es noch 71 Straßenbahnlinien, 2800 Fahrzeuge und rund 12.500 Beschäftigte. Das Omnibusnetz wurde dagegen konsequent erweitert, seit 1933 fuhren in Berlin außerdem Oberleitungsbusse.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs übernahmen zur Einsparung von Benzin und Dieselkraftstoff zunehmend Straßenbahnen Transportaufgaben der Omnibusse und Lkw; unter anderem wurde ein umfangreicher Güterverkehr eingerichtet. Viele Unternehmen und einige Häfen erhielten einen Gleisanschluss an die Straßenbahn. Im Verlauf des Krieges gingen durch Personal- und Strommangel sowie die Luftangriffe der Alliierten auf Berlin (besonders ab März 1943) die Fahrleistungen der Straßenbahn immer weiter zurück, bis der Betrieb am 23. April 1945 während der Endphase der Schlacht um Berlin völlig zusammenbrach.

Trotz immenser Zerstörungen an Strecken, Fahrzeugen und Betriebshöfen fuhren ab dem 20. Mai 1945 wieder Straßenbahnen in den Berliner Außenbezirken, bis Ende 1945 konnten 328 km Straßenbahnstrecke wiedereröffnet werden.

Umstellung der Stromabnehmer

Als wieder etwas Wirtschaftsleben zu keimen begann, erfolgte die Umstellung von den bisherigen Stangenstromabnehmern zu Scherenstromabnehmern. Außer dem Austausch der Stromabnehmer gehörten dazu auch Veränderungen an den Oberleitungen, deren Verlauf für Stangenstromabnehmer möglichst wenig Ecken haben dürfen, jedoch für Bügel, zur Vermeidung von punktueller Abnutzung des Schleifstückes, im Zickzack gespannt sein sollen. Im Westteil der Stadt wurde die erste Linie zum 12. April 1948 umgestellt, im Osten 1951. Die Umstellung konnte 1955 abgeschlossen werden. Wegen dieser Umstellung haben Museumsfahrzeuge aus der Vorkriegszeit heute in der Regel „falsche“ Stromabnehmer.

Liste der Straßenbahnlinien am 1. Januar 1929[18]
LinievonnachBemerkung
1Stadtring
2Bahnhofsring
3Großer Ring
4Ost-West-Ring
5Außenring
6Südring
7Westring
8Nordring
9Ostring
12Siemensstadt, VerwaltungsgebäudeNeukölln, Köllnische Allee
13Moabit, Gotzkowskystraße Ecke TurmstraßeKraftwerk Klingenberg
14Moabit, Gotzkowskystraße Ecke TurmstraßeKreuzberg, Friesenstraße Ecke Schwiebusser Straße
15Wilhelmsruh, HauptstraßeNeuer Gemeindekirchhof Neukölln
115Moabit, Bremer Straße Ecke BirkenstraßeBuckow-Ost, Krankenhaus
19Gesundbrunnen, Schwedenstraße Ecke BadstraßeSchöneberg, Eisenacher Straße Ecke Hauptstraße
119Niederschönhausen, FriedensplatzSchöneberg, Rubensstraße Ecke Canovastraße
120Bahnhof Spandau-WestHennigsdorf, Rathenaustraße Ecke Spandauer AlleeBenzolbetrieb
21Wedding, Augustenburger PlatzBritz, Rathaus
23Anhalter BahnhofBahnhof Rosenthal
24Schöneberg, GotenstraßeBuchholz, Kirche
25Tegel, HauptstraßeMariendorf, Rennbahn
27Tegel, HauptstraßeBritz, Rathaus
28TegelortBritz, Germaniapromenade
128HeiligenseeBritz, Germaniapromenade
29Reinickendorf-West, SportplatzBuckow-West
32Reinickendorf, Humboldtstraße Ecke TeichstraßeBritz, Germaniapromenade
132Reinickendorf, Humboldtstraße Ecke TeichstraßeNeukölln, Köllnische Allee
35Wedding, Togostraße Ecke SeestraßeTempelhof, Kaiserin-Augusta-Straße
36Schönholz, Provinzstraße Ecke GermanenstraßeNeukölln, Kranoldstraße
40Gesundbrunnen, Grünthaler Straße Ecke Bornholmer StraßeZehlendorf, Dahlemer Weg
41Tegel, HauptstraßeTempelhof, General-Pape-Straße
Reinickendorf-West, SportplatzKreuzberg, Kreuzbergstraße
42Bahnhof SteglitzBahnhof Lichterfelde-OstMeterspur
Bahnhof Lichterfelde-OstBahnhof Lichterfelde-West
43Prenzlauer Berg, Kniprodestraße Ecke Elbinger StraßeDahlem, Königin-Luise-Straße
44Görlitzer BahnhofSteglitz, Birkbuschstraße Ecke Siemensstraße
45Pankow, Damerowstraße Ecke MendelstraßeSteglitz, Birkbuschstraße Ecke Siemensstraße
47Pankow, BürgerparkRudow
48Nordend, StraßenbahnhofBahnhof Neukölln
148Gesundbrunnen, Grünthaler Straße Ecke Bornholmer StraßeNeukölln, Schulenburgpark
49Niederschönhausen, Blankenburger StraßeGörlitzer Bahnhof
51Nordend, SchillerstraßeGrunewald, Roseneck
53Westend, ReichskanzlerplatzLichtenberg, Gudrunstraße
54Prenzlauer Berg, Danziger Straße Ecke Weißenburger StraßeHakenfelde
154Bahnhof Frankfurter AlleeJohannesstift
55Treptow, BouchéstraßeSpandau-West, Nauener Straße
56Pankow, LindenpromenadeBahnhof Lichterfelde-Ost
57Pankow, BürgerparkGrunewald, Roseneck
58Bahnhof NeuköllnSpandau, Stadtpark
60Weißensee, RennbahnstraßeSchöneberg, Rubensstraße Ecke Canovastraße
61Weißensee, SchlossSteglitz, Stadtpark
62Weißensee, RennbahnstraßeBahnhof Charlottenburg
63Moabit, Gotzkowskystraße Ecke TurmstraßeBritz, Rathaus
64Mitte, DönhoffplatzGartenfeld
65Friedrichshain, SamariterstraßeSchöneberg, Rubensstraße Ecke Canovastraße
66Hohenschönhausen, Falkenberger StraßeTempelhof, Adolf-Scheidt-Platz
68Bahnhof Wittenau (Nordbahn)Herzberge
69Friedrichsfelde, KircheFriedenau, Südwestkorso Ecke Laubacher Straße
70Mitte, Behrenstraße Ecke KanonierstraßeJohannisthal
71Weißensee, RennbahnstraßeSteglitz, Hindenburgdamm
72Weißensee, RennbahnstraßeStadion Grunewald
73Heinersdorf, Kronprinzenstraße Ecke NeukirchstraßeFlughafen Tempelhof
74Prenzlauer Berg, Kniprodestraße Ecke Elbinger StraßeLichterfelde, Zehlendorfer Straße Ecke Sternstraße
174Prenzlauer Berg, Greifswalder Straße Ecke Danziger StraßeLichterfelde, Händelplatz
75Mitte, Am KupfergrabenHakenfelde
76Grunewald, HundekehleLichtenberg, Gudrunstraße
176Grunewald, HundekehleLichtenberg, Gudrunstraße
77RuhlebenZehlendorf, Dahlemer Weg
177Bahnhof Zoologischer GartenLichterfelde-Süd, Eugen-Kleine-Brücke
Lichterfelde-Süd, Eugen-Kleine-BrückeTeltow, SchützenplatzTeilung wegen Brückensperrung
78Prenzlauer Berg, Danziger Straße Ecke Weißenburger StraßeGrunewald, Roseneck
79Prenzlauer Berg, Nordkapstraße Ecke Bornholmer StraßeBahnhof Halensee
82Mitte, DönhoffplatzStralau, Kirche
Stralau, KircheTreptow, Platz am Spreetunneldurch Spreetunnel
83Bahnhof MahlsdorfWendenschloß
84Altglienicke, Straße am FalkenbergFriedrichshagen, Wasserwerk
86Bahnhof KöpenickSchmöckwitz
87Mitte, Behrenstraße Ecke MarkgrafenstraßeKöpenick, Krankenhaus
187Mitte, Behrenstraße Ecke MarkgrafenstraßeBahnhof Friedrichshagen
88Bahnhof TreptowSteglitz, Stadtpark
89Charlottenburg, Spandauer StraßeLichtenberg, Gudrunstraße
90Friedrichshain, Warschauer BrückeLichtenberg, Wagnerplatz
91Bahnhof HalenseeBahnhof Oberspree
191Görlitzer BahnhofGrunewald, Roseneck
92Treptow, BouchéstraßeGrunewald, Roseneck
93Treptow, RathausWestend, Reichskanzlerplatz
95Schöneberg, Eisenacher Straße Ecke HauptstraßeBahnhof Köpenick
96Mitte, Behrenstraße Ecke MarkgrafenstraßeBahnhof Lichterfelde-Ost
97Bahnhof SteglitzMariendorf, Kaiserstraße Ecke ChausseestraßeMeterspur
98Moabit, Ottostraße Ecke Alt-MoabitBahnhof Baumschulenweg
99Wedding, Togostraße Ecke SeestraßeBahnhof Lichtenrade
199Nordend, StraßenbahnhofMarienfelde, Daimlerstraße
100Bahnhof Lichterfelde-OstMachnower Schleuse

Aufteilung der BVG

Die BVG wurde im Zuge der politischen Teilung Berlins am 1. August 1949 ebenfalls geteilt. Es entstanden zwei getrennte Unternehmen, die BVG-West in den drei Westsektoren (36 Straßenbahnlinien) und die BVG-Ost (13 Linien) im sowjetischen Sektor, ab 1969 VEB Kombinat Berliner Verkehrsbetriebe (BVB). Am 14. Oktober 1950 wurde der Verkehr auf den Straßenbahnlinien von West-Berlin ins brandenburgische Umland (nach Stahnsdorf und Schönefeld), am 15. Januar 1953 der Linienverkehr über die innerstädtische Sektorengrenze eingestellt. Anlass für letzteres Ereignis war die Tatsache, dass die BVG-Ost Frauen als Fahrerinnen einsetzte, was im Westen damals nicht zulässig war und man daher den gemeinsamen Linienbetrieb aufkündigte. Die Linien der einen Stadthälfte endeten nunmehr an der Grenze, die Fahrgäste überquerten diese zu Fuß und fuhren mit der gleichnamigen Linie der anderen Gesellschaft (und demselben Fahrschein) weiter.

West-Berlin

Straßenbahnen werden ab 1954 schrittweise durch andere Verkehrsmittel ersetzt

Ab 1954 erfolgte in West-Berlin ein Wechsel in der Verkehrspolitik, die auf einen Ersatz des Straßenbahnverkehrs durch Erweiterung der U-Bahn- und Autobus-Strecken zielte. Ein förmlicher Beschluss kam diesbezüglich nicht zustande, der Wandel kristallisierte sich vielmehr erst nach und nach heraus. Es begann mit einer Bestellung neuer dringend benötigter Straßenbahnwagen und Autobusse. Für deren Finanzierung wurde ein Kredit von zwölf Millionen Mark für den Kauf von 40 Straßenbahnwagen und 20 Autobussen beantragt. Vonseiten des Berliner Senats und der Spitze der BVG wurden immer mehr Bedenken geäußert, unter anderem seien die Tests mit dem neuen Straßenbahn-Prototyp TED 52 nicht erfolgversprechend verlaufen. Diese Probleme waren jedoch nicht technischer, sondern betrieblicher Natur. Der TED 52 war ein Einrichtungswagen und konnte somit auf vielen Strecken nicht eingesetzt werden, außerdem bereitete die große Zuglänge den Schaffnern Schwierigkeiten bei der Straßenbahn-Abfertigung.

Als weiteres Argument gegen die Straßenbahn verwies die Stadtverwaltung auf andere europäische Metropolen, in denen die Straßenbahnen ebenfalls eingestellt wurden. Die Straßenbahn galt seinerzeit als veraltet und überflüssig, da Berlin bereits ein gutes Basis-U-Bahn-Netz besaß. Der stark wachsende Oberflächenverkehr würde die Straßenbahn (die vielfach auf eigenem Gleiskörper fuhr) nur behindern. Dieses Problem könne nur durch Tunnelstrecken gelöst werden. Aufgrund dieser Argumente wurde der Kredit schließlich umgewandelt und mit Zustimmung des Berliner Senats für den Kauf von 120 (Doppeldecker-)Bussen verwendet.

Dies war zwar kein direkter Beschluss zur Abschaffung der Straßenbahn, doch war er die logische Konsequenz aus der Nicht-Erneuerung des Wagenparks. Ab 1954 wurden die Straßenbahnlinien nach und nach durch Omnibusse und in Einzelfällen durch die in den Folgejahrzehnten großzügig ausgebaute U-Bahn ersetzt. Den Anfang machten die Linien 76 und 79 auf dem Kurfürstendamm, sie wurden durch die Autobuslinien 19 (seit 2004 M19) und 29 (M29) ersetzt.

Streckenstilllegungen von Straßenbahnen und O-Bussen

Zuerst wurde der Norden West-Berlins straßenbahnfrei, 1958 schlossen die Betriebshöfe Müllerstraße und Tegel, am 30. September folgte die Schließung des Betriebshofs Reinickendorf sowie die Einstellung der Linie 35, der letzten im Bezirk Reinickendorf. Ende 1962 gab es im Westteil der Stadt noch 18 Straßenbahnlinien.

Am 22. März 1965 wurde die letzte Obuslinie West-Berlins stillgelegt. Das Verkehrsmittel konnte sich hier, anders als in anderen Ländern (z. B. Schweiz), nicht durchsetzen und wurde weder zu einer ernsthaften Konkurrenz noch zu einem Ersatz für die Straßenbahn.

Ende 1965 betrieb die BVG-West noch acht Straßenbahnlinien, die Stilllegungen wurden in hohem Tempo fortgesetzt. Am 2. Oktober 1967 fuhr zum letzten Mal eine Straßenbahn in West-Berlin: die letzte Linie mit der Nummer 55, die vom Bahnhof Zoo über den Ernst-Reuter-PlatzRathaus CharlottenburgBahnhof Jungfernheide – Siemensdamm – Nonnendammallee – Falkenseer Platz – Neuendorfer Straße bis Spandau, Hakenfelde fuhr, wurde stillgelegt.

Seit dem 21. Jahrhundert folgen viele Metrobus-Linien dem Verlauf früherer Straßenbahnlinien.

Liste West-Berliner Straßenbahnlinien – Linienführung am letzten Betriebstag[21]
LinieVerlaufeingestellt amersetzt durch

Linie

Aktuelle Linien
Stand 2014
02Bernauer Straße, Sektorengrenze – Schöneberg, Gotenstraße Ecke Torgauer Straße01.06.1964A84, A90245, M10***
03*U Fehrbelliner Platz – Grüntaler Straße Ecke Osloer Straße01.08.1964A89U7, M13***, 104, 106
06Charlottenburg, Richard-Wagner-Platz – Neukölln, Elsenstraße /Ecke Heidelberger Straße01.07.1961A73M46
15Marienfelde, Daimlerstraße – Neukölln, Schulenburgpark01.07.1966A77246, 277
21Straßenbahnhof Moabit, Wiebestraße – Kreuzberg, Friesenstraße22.01.1953A24TXL, M41, 248
23*Moabit, Zwinglistraße – Wollankstraße, Sektorengrenze02.05.1960A70M27
24*Bernauer Straße, Sektorengrenze – Wollankstraße, Sektorengrenze02.05.1960ohne Ersatzohne Ersatz
25Schöneberg, Gotenstraße – Bernauer Straße, Sektorengrenze01.09.1961U9, A64U9, 106, 247
26Spreewaldplatz – Tempelhof, Industriestraße29.09.1963ohne ErsatzU7, M29, 277
27Spreewaldplatz – Buckow, Alt-Buckow01.10.1964A91M44, 344
28Bahnhof Gesundbrunnen, Rügener Straße – Tegelort, Almazeile01.06.1958U6, verl. A20U6, 222
29Bahnhof Gesundbrunnen, Rügener Straße – Alt-Heiligensee01.06.1958U6, verl. A14U6, 124
35**Gartenfeld – Kopenhagener Straße, Sektorengrenze01.10.1960A72U7, X33, M27, 327
36**Kopenhagener Straße, Sektorengrenze – Bahnhof Gesundbrunnen, Rügener Straße02.05.1960A71327
40Dahlem, Clayallee – Steglitz, Birkbuschstraße01.10.1959A68X83, 186
41Bernauer Straße, Sektorengrenze – Alt-Tegel01.06.1958A61U6, U8, 122
44Invalidenstraße Ecke Heidestraße – Steglitz, Birkbuschstraße02.05.1963A86U7, 186, 245
47Britz, Gradestraße – Rudow, Stadtgrenze01.10.1966A41171
51Bahnhof Zoologischer Garten – Roseneck01.05.1957A60249
53Charlottenburg, Richard-Wagner-Platz – Spandau, Hakenfelde02.05.1967A56136, M45
54Charlottenburg, Richard-Wagner-Platz – Spandau, Johannesstift02.05.1967A54, AS1M45
55Bahnhof Zoologischer Garten – Spandau, Hakenfelde (via Siemensstadt)02.10.1967A55U7, 136, 139
57Wilmersdorf, Emser Platz – Grunewald, Roseneck01.11.1954A50115
60Schöneberg, Lindenhof – Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Straße02.05.1962A74U7, 309, 106
66Schöneberg, Wartburgplatz – Steglitz, Thorwaldsenstraße02.05.1963A83187
68Bahnhof Wedding, Nettelbeckplatz – Bahnhof Wittenau (Nordbahn)01.06.1958A62M21, X21
73*Potsdamer Platz, Sektorengrenze – Bahnhof Lichterfelde Ost02.05.1962A48,
verl. A53
M48, M85, M11
74*Potsdamer Platz, Sektorengrenze – Lichterfelde, Finckensteinallee02.05.1963A83, A84M48, M85, 184
75Bahnhof Zoologischer Garten – Spandau, Hakenfelde (via Kantstraße)24.01.1966A94, A97X34, X49, 136, M49
76 (I)Grunewald, Roseneck – Anhalter Bahnhof01.07.1954A29M29
76 (II)Bahnhof Zoologischer Garten – Spandau, Johannisstift (ab 1959)24.01.1966A94, A97X34, X49, M45, M49
77Bahnhof Zoologischer Garten – Lichterfelde, Goerzallee02.05.1963A85U9, M85, 188, 285, M46
78Bahnhof Zoologischer Garten – Lichterfelde Süd, Lindenstraße02.05.1963A85U9, M85, 188, 285, M46
79Grunewald, Hagenplatz – U Nollendorfplatz01.07.1954A19M19
88Kreuzberg, Wiener Brücke – Steglitz, Stadtpark01.03.1961A75M29, M48/M85, 246, 181
94Oranienplatz – Neukölln, Schulenburgplatz01.10.1959A67M41
95*Sonnenallee Ecke Schwarzer Weg – Mehringplatz02.05.1965A95M41
96*U Mehringdamm – Lichterfelde, Goerzallee Ecke Darser Straße02.05.1966A96117, 184, 248
98U Tempelhof – Marienfelde, Daimlerstraße01.10.1961A77U6, 277
99U Tempelhof – Bahnhof Lichtenrade01.10.1961A76U6, M76, X76
* ehemalige Gemeinschaftslinie BVG-West/BVG-Ost mit Fahrzeugen beider Verwaltungen (bis 15. Januar 1953)
** ehemalige Gemeinschaftslinie BVG-West/BVG-Ost mit Fahrzeugen der BVG West (bis 15. Januar 1953)
*** nach 1990 wieder aufgebaute Straßenbahnstrecke
aktuelle, kursiv dargestellte Linien entsprechen völlig oder weitgehend dem Verlauf der Straßenbahnlinien zum Zeitpunkt der Stilllegung.

Ost-Berlin

Rekowagen der BVG-Ost auf Fahrgestellen von 1924, Umbau 1957
Rekowagen mit zwei Beiwagen in der Bölschestraße, Januar 1990
Tatratriebwagen KT4D der BVB, Bj. 1980

Mit der sich nach 1948 mehr und mehr vertiefenden Spaltung Berlins gab es große Probleme mit der Wartung der bei der Ost-Berliner BVG eingesetzten Straßenbahnfahrzeuge. Die Hauptwerkstatt der Straßenbahn befand sich in der West-Berliner Uferstraße und konnte nicht angefahren werden, beziehungsweise war eine Wartung dort nicht gewünscht. Vorerst übernahmen zahlreiche Kleinbetriebe und die staatlichen Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbau (LOWA) die nötigen Hauptuntersuchungen und Reparaturen. Ab 1954 übernahm das RAW Schöneweide diese Aufgaben. Damit war das Reichsbahnausbesserungswerk sowohl für die S-Bahn als auch für U-Bahn und Straßenbahn zuständig.

Orientierte man sich in West-Berlin an Metropolen wie Paris und London, so war für die Verkehrspolitik Ost-Berlins Moskau mit seinen breiten, straßenbahnfreien Magistralen Vorbild. Folglich wurden auch im Ostteil der Stadt im Rahmen der autoorientierten Verkehrsplanung der 1950er und 1960er Jahre zahlreiche Straßenbahnstrecken stillgelegt, so vor allem in den Bezirken Mitte und Treptow. 1967 wurden mit Fertigstellung der Neubebauung am Alexanderplatz die Linien durch das Zentrum Ost-Berlins stillgelegt. Die DDR wollte sich Touristen und anderen Besuchern (besonders aus dem westlichen Ausland) mit einem modernen Zentrum darstellen, Straßenbahnen galten als verkehrstechnisch überholt. Angeblich entstand aufgrund der vielen Unfälle und Straßenbahnverspätungen ein volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von 2,5 Millionen Mark. Die Straßenbahn blieb allerdings, wenn auch weniger sichtbar, im Stadtzentrum erhalten und fuhr weiterhin bis nahe an den Bahnhof Friedrichstraße (Am Kupfergraben). Auch später gab es noch Stilllegungen, unter anderem in der Baumschulenstraße und in der Leipziger Straße.

An eine völlige Aufgabe des Straßenbahnnetzes war jedoch nicht gedacht und Ende der 1970er Jahre wurden, um die neu entstandenen Großsiedlungen wie Marzahn, später Hohenschönhausen und zuletzt Hellersdorf zu erschließen, neue Straßenbahnstrecken gebaut. Teilweise sind diese neuen Strecken bereits vor Fertigstellung der Siedlungen entstanden, sodass die Bauarbeiter mit der Straßenbahn zur Baustelle fahren konnten. Bei der Errichtung dieser Strecken achtete man auf die Geschwindigkeit und Integration in das Stadtbild, und so erhielten die neuen Strecken zum Großteil einen vom Straßenverkehr unabhängigen Gleiskörper.

Auch energiepolitische Gründe spielten eine Rolle. Bekam die DDR zuvor noch Erdöl aus der Sowjetunion zum Vorzugspreis, war dies nach der Erdölkrise nicht mehr möglich und so bekam die durch heimische Energieträger (Braunkohle-Verstromung) angetriebene Straßenbahn, wie auch in vielen anderen Städten der DDR, die wichtigste Rolle im innerstädtischen Verkehr. Dennoch kam es nicht zu einer Wiedereinführung der Straßenbahn im Ost-Berliner Zentrum, hier wurden die Fahrgastströme durch die U-Bahn-Linie A (heute Teil der Linie U 2) und die S-Bahn aufgefangen.

Ende der 1980er Jahre verkehrten in Berlin-Mitte zwölf Linien. Der Endpunkt Am Kupfergraben wurde mit engen Kurven über Am Weidendamm – Planckstraße erreicht.

  • Linien 22/46 nach Schönhauser Allee – Pankow – Rosenthal (22)/Niederschönhausen (46)
  • Linie 70 nach Pappelallee – Langhansstraße – Weißensee – Hohenschönhausen, Zingster Straße
  • Linie 71 nach Prenzlauer Allee – Heinersdorf.

Die zweite wichtige Endstelle befand sich am Stadion der Weltjugend, heute U-Bahnhof Schwartzkopffstraße:

  • Linien 11/18 nach Mollstraße – Leninallee (heute Landsberger Allee) – Herzbergstraße (18) – Marzahn – Ahrensfelde (18)
  • Linie 24 nach Greifswalder Straße – Weißensee, Pasedagplatz
  • Linie 63 nach Mollstraße – Konrad-Wolff-Straße – Hohenschönhausen, Zingster Straße.

Der Hackesche Markt war Endpunkt für die vier übrigen Linien:

  • 20 nach Prenzlauer Allee – Langhansstraße – Weißensee – Herzbergstraße – Lichtenberg
  • 28/58 nach Greifswalder Straße – Weißensee – Hohenschönhausen – Zingster Straße (28)/Falkenberg (58)
  • 49 nach Schönhauser Allee – Pankow – Buchholz.

Weitere Linien verkehrten ab den Stadtbezirken mit Endpunkten u. a. an der Eberswalder, Bornholmer und Warschauer Straße, in Schöneweide, Adlershof und Mahlsdorf.

Die Fahrgastzahlen wurden auch durch die Tarifpolitik beeinflusst. Der hoch subventionierte Normalfahrschein zu 20 Pfennig war gültig für eine Fahrt auf einer Linie ohne Umsteigen – also vom Anfangs- bis zum Endpunkt. Man konnte mit einem Fahrschein vom Kupfergraben quer durch das Stadtgebiet bis nach Hohenschönhausen oder Rosenthal gelangen. Die U-Bahn erforderte dagegen bereits in Pankow ein Umsteigen in eine andere Linie. Die S-Bahn hatte gestaffelte Preise (in Ost-Berlin 20 und 30 Pf). Seit den 1960er und 1970er Jahren waren alle Straßenbahnen und Beiwagen mit Zahlboxen ausgestattet. Eine Fahrscheinkontrolle war durch andere Fahrgäste vorgesehen (Zeitkarten sollten nach dem Einsteigen offen hochgehalten und anderen Fahrgästen gezeigt werden), fand also im Grunde genommen nicht statt.

Streckeneröffnungen

Die Neubaustrecke nach Hellersdorf wurde 1991 als letzte unter Auftrag der BVB eröffnet
Seit 2007 fahren die Züge von der Prenzlauer Allee direkt zum Alexanderplatz

Von 1951 bis 1990 wurden folgende Strecken in Ost-Berlin eröffnet:

Streckeneröffnungen von 1951 bis 1990
DatumStrecke
02.08.1951Ehrlichstraße, Blockdammweg
02.08.1951Buschallee (zw. Kniprodeallee [heute Hansastraße] und Suermondtstraße), Suermondtstraße
02.08.1951Markgrafendamm, Hauptstraße (zw. Markgrafendamm und Karlshorster Straße)
15.02.1953Groß-Berliner Damm
13.06.1953Falkenberger Straße (heute Gehrenseestraße, Gartenstadt Hohenschönhausen)
17.05.1954Friedenstraße, Friedrichsberger Straße, Lebuser Straße
28.01.1962S-Bahnhof Adlershof (Westseite)
14.12.1965Langhansstraße (zw. Gustav-Adolf-Straße und Prenzlauer Promenade)
18.05.1966Stralauer Platz
01.08.1966Holzmarktstraße (zw. Krautstraße und Andreasstraße)
16.09.1966Stahlheimer Straße (zw. Wichertstraße und Wisbyer Straße)
12.12.1966Mollstraße (zw. Leninplatz [heute Platz der Vereinten Nationen] und Hans-Beimler-Straße [heute Otto-Braun-Straße])
02.01.1967Mollstraße (zw. Hans-Beimler-Straße [heute Otto-Braun-Straße] und Prenzlauer Allee)
14.11.1971Bleicheroder Straße, Stiftweg
02.11.1975Herzbergstraße (ab Siegfriedstraße), Allee der Kosmonauten (bis Rhinstraße), Rhinstraße (zw. Allee der Kosmonauten und Straße der Befreiung [heute Alt-Friedrichsfelde])
06.04.1979Allee der Kosmonauten (zw. Rhinstraße und Schleife Elisabethstraße)
17.03.1980Altenhofer Straße, Leninallee (heute Landsberger Allee), S-Bahnhof Marzahn
06.10.1982Marzahner Promenade, Bruno-Leuschner-Straße (heute Raoul-Wallenberg-Straße), Allee der Kosmonauten (zw. Leninallee [heute Landsberger Straße] und Schleife Elisabethstraße), Trasse Lea-Grundig-Straße/Max-Hermannstraße/Trusetaler Straße (bis Schleife Henneckestraße)
21.12.1984Wartenberger Straße, Rüdickenstraße, Zingster Straße
01.04.1985Rhinstraße (zw. Hauptstraße und Allee der Kosmonauten)
01.04.1985Leninallee (heute Landsberger Allee, zw. Allee der Kosmonauten und Betriebshof Marzahn)
06.10.1986Schleife Henneckestraße bis Schleife Ahrensfelde
10.08.1987Kniprodeallee, Falkenberger Chaussee (bis Prerower Platz)
20.08.1988Falkenberger Chaussee (zw. Prerower Platz und Schleife Falkenberg)

Streckenstilllegungen

Bis 1967 verkehrte auf dem Markgrafendamm eine Straßenbahn – erst 40 Jahre später wurden die letzten Gleisreste beseitigt.

Von 1950 bis 1990 wurden unter anderem folgende Strecken stillgelegt:

Streckenstilllegungen von 1950 bis 1990
DatumStrecke
14.10.1950Waltersdorfer Chaussee, Mittelstraße (Schönefeld)
19.03.1951Königstraße, Spandauer Straße (zw. Königstraße und Molkenmarkt), Schloßplatz, Werderstraße, Französische Straße (bis Charlottenstraße, Lindentunnel, Oberwallstraße, Jerusalemer Straße)
02.01.1952Elsenstraße (zw. Plesser Straße und Heidelberger Straße)
03.03.1952Stalinallee (zw. Andreasstraße und Jacobystraße)
16.06.1952Charlottenstraße (zw. Unter den Linden und Clara-Zetkin-Straße)
16.01.1953Ebertstraße (zw. Potsdamer Platz und Clara-Zetkin-Straße)
16.01.1953Breite Straße (Mitte)
16.01.1953Wollankstraße (zw. Sektorengrenze und Breite Straße (Pankow))
16.01.1953Kopenhagener Straße, Hauptstraße (zw. Sektorengrenze und Wilhelmsruh (Pankow))
16.01.1953Bornholmer Straße (zw. Sektorengrenze und Björnsonstraße)
27.03.1953Rosenfelder Straße, Irenenstraße, Weitlingstraße, Lückstraße, Nöldnerstraße, Stadthausstraße, Türrschmidtstraße
11.01.1956Kommandantenstraße, Beuthstraße
25.06.1957Bulgarische Straße (bis Alt-Treptow)
05.06.1959Groß-Berliner Damm
30.08.1959Alt-Stralau, Tunnelstraße
13.11.1959Bulgarische Straße (zw. Alt-Treptow und Köpenicker Landstraße)
01.08.1960Puschkinallee, Am Treptower Park (zw. Puschkinallee und Elsenstraße)
13.08.1961Clara-Zetkin-Straße (zw. Ebertstraße und Planckstraße), Ebertstraße (zw. Brandenburger Tor und Reichstagufer)
13.08.1961Oberbaumbrücke
23.08.1961Heinrich-Heine-Straße (zw. Dresdner Straße und Schmidstraße)
19.09.1961Köpenicker Straße (zw. Schillingbrücke und Brückenstraße)
28.01.1962Adlergestell (zw. Dörpfeldstraße und Köpenicker Straße)
03.08.1962Elisabethstraße, Karl-Marx-Allee (zw. Elisabethstraße und Leninallee)
07.01.1965Hannoversche Straße
14.12.1965Gustav-Adolf-Straße (zw. Langhansstraße und Prenzlauer Promenade)
01.04.1966Idastraße, Wackenbergstraße, Buchholzer Straße, Blankenburger Straße
18.05.1966Fruchtstraße (zw. Mühlenstraße und Am Ostbahnhof)
04.07.1966Breslauer Straße (zw. Andreasstraße und Krautstraße)
25.08.1966Heinrich-Heine-Straße (zw. Schmidstraße und Köpenicker Straße)
16.09.1966Krügerstraße, Wichertstraße (zw. Stahlheimer Straße und Gudvanger Straße), Gudvanger Straße (zw. Wichertstraße und Krügerstraße)
10.10.1966Jacobystraße, Kleine Frankfurter Straße, Leninallee (zw. Alexanderplatz und Leninplatz)
10.10.1966Am Ostbahnhof (zw. Fruchtstraße und Andreasstraße)
20.10.1966Charlottenstraße, Taubenstraße (Wendeschleife)
19.12.1966Prenzlauer Straße, Hans-Beimler-Straße (zw. Alexanderplatz und Mollstraße), Weinmeisterstraße, Jüdenstraße (Wendeschleife)
20.01.1967Münzstraße, Memhardstraße, Alexanderplatz, Alexanderstraße (zw. Alexanderplatz und Wallnerstraße)
12.12.1967Stralauer Allee, Markgrafendamm
19.10.1968Wallnerstraße, Raupachstraße (Wendeschleife), Alexanderstraße (zw. Wallnerstraße und Holzmarktstraße)
01.07.1969Dönhoffplatz (Wendeschleife)
01.07.1969Stralauer Platz, Mühlenstraße, Warschauer Straße (zw. Mühlenstraße und Helsingforser Platz)
13.10.1969Karlshorster Straße, Stubenrauchbrücke
24.08.1970Leipziger Straße, Spittelmarkt, Wallstraße, Inselstraße, Köpenicker Straße (zw. Inselstraße und Brückenstraße), Brückenstraße, Jannowitzbrücke, Holzmarktstraße, Andreasstraße, Lebuser Straße, Friedrichsberger Straße, Friedenstraße
01.04.1971Baumschulenstraße, Hasselwerderstraße, Schnellerstraße (zw. Hasselwerderstraße und Bruno-Bürgel-Weg), Bruno-Bürgel-Weg
08.11.1971Damerowstraße
14.07.1973Wiener Brücke (Wendeschleife), Karl-Kunger-Straße, Plesser Straße, Elsenstraße, Am Treptower Park (zw. Elsenstraße und Bulgarische Straße), Köpenicker Landstraße, Schnellerstraße (zw. Köpenicker Landstraße und Brückenstraße), Wendeschleife S-Bahnhof Schöneweide
01.11.1975Straße der Befreiung
01.03.1983Falkenberger Straße, Arnimstraße

Seit der Wiedervereinigung

Seit 1997 fahren Straßenbahnen direkt zum Bahnhof Friedrichstraße
Straßenbahn auf dem Alexanderplatz. Im Hintergrund sind die Weltzeituhr und das Haus des Reisens
Straßenbahn der Linie M5 am 14. Dezember 2014, dem ersten Tag des regulären Trambetriebs am Hauptbahnhof

Im Jahr 1992 wurden BVG (West) und BVB (Ost) wieder zur BVG vereinigt, das Unternehmen nannte sich nun Berliner Verkehrsbetriebe. Neben Bus- und U-Bahn-Linien betrieb die neue BVG auch die nur in den östlichen Bezirken verkehrende Straßenbahn. Es gab einige kritische Stimmen gegenüber der Straßenbahn, die deren teilweise Abschaffung forderten.

Vor allem gab es Überlegungen, die nach Pankow verkehrenden Straßenbahnlinien stillzulegen, da einerseits die Straßenbahnen in der Schönhauser Allee parallel zur U-Bahn-Linie U2 fahren und andererseits der Streckenast nach Rosenthal nicht ausgelastet sei. Dies war jedoch nicht durchzusetzen und so präsentierte bald darauf der Senator für Verkehr Herwig Haase Pläne für die Reaktivierung der Straßenbahn in den westlichen Bezirken. Eine neue Strecke sollte von der Warschauer Straße zum Hermannplatz führen, ebenso sollte die Straßenbahn von der Björnsonstraße über die Bornholmer Straße bis zur Seestraße weitergeführt werden. Weiter existierten Pläne für eine Strecke durch die Leipziger Straße zum Potsdamer Platz und für ein isoliertes Straßenbahnnetz in Spandau.

1995 wurde die erste Strecke über die Bornholmer Straße in zwei Etappen Richtung Westen eröffnet. Das Rudolf-Virchow-Klinikum sowie die U-Bahnhöfe Seestraße in Wedding und Osloer Straße in Gesundbrunnen gelegen, sind seitdem wieder an das Straßenbahnnetz angeschlossen.

Seit 1997 befindet sich direkt am Bahnhof Friedrichstraße eine Straßenbahn-Haltestelle. Zuvor war ein längerer Fußweg zurückzulegen, um zu dem in der gleichen Zeit sanierten Bahnhof zu kommen. Seitdem halten die Straßenbahnen in der Wendeschleife Am Kupfergraben in der Nähe der Humboldt-Universität und der Museumsinsel.

Im Jahr darauf folgte die Wiedereröffnung der Straßenbahn am Alexanderplatz. Diese fährt nun direkt von der Kreuzung Moll-, Ecke Otto-Braun-Straße kommend über den Platz und hält sowohl am U-Bahnhof der U2 wie am Bahnhofsgebäude der Regional- und S-Bahn, wo ein direkter Übergang zur U5 und zur U8 besteht. Die von Kritikern befürchtete Zunahme von Personenunfällen der Straßenbahn in der Fußgängerzone ist nicht eingetreten.

Im Jahr 2000 verlängerte die BVG die Straßenbahngleise von der bisherigen Endhaltestelle an der Revaler Straße über den S-Bahnhof Warschauer Straße direkt bis zum gleichnamigen U-Bahnhof. Da hier kein Platz für eine Wendeschleife bestand, wurde ein stumpf endendes Gleis eingerichtet. Dafür wurden Zweirichtungsfahrzeuge beschafft. Die Gleise, die 1995 auf der Oberbaumbrücke verlegt worden sind, bleiben dagegen weiter ungenutzt, da eine Verlängerung der Straßenbahn bis zum Hermannplatz erst langfristig geplant ist. 2019 wurden die Gleise deshalb wieder im Rahmen von Sanierungsarbeiten auf der Oberbaumbrücke entfernt[22].

Seit demselben Jahr fährt die Straßenbahn in Pankow über die bisherige Endstation Französisch Buchholz Kirche weiter bis zur Guyotstraße, womit die dortigen Neubaugebiete an das Netz angeschlossen wurden.

2006 eröffnete die BVG die zweite Strecke im Westteil der Stadt, die Linie M10 fährt seitdem von ihrer bisherigen Endhaltestelle Eberswalder Straße durch die Bernauer Straße in Gesundbrunnen weiter zum Nordbahnhof in Mitte. Die Verlängerung in Richtung Hauptbahnhof erfolgte im August 2015.

Im Mai 2007 wurde eine Neubaustrecke vom Prenzlauer Tor über die Karl-Liebknecht-Straße zum Alexanderplatz in Betrieb genommen, wo die Linie M2 direkt am S- und Regionalbahnhof endet, statt wie bisher über den Rosa-Luxemburg-Platz zum Hackeschen Markt zu verkehren. Längerfristig ist geplant, die Strecke über die Rathausstraße und die Leipziger Straße in Richtung Potsdamer Platz zu verlängern. Ein Großteil der Schienen ist dafür in der Leipziger Straße bereits verlegt worden. Die bisherige Strecke in der Alten und Neuen Schönhauser Straße wird nicht mehr im Linienverkehr betrieben, sondern nur als Betriebsstrecke erhalten.

Am 4. September 2011 wurden die Strecken der Linien 60 und 61 vom S-Bahnhof Adlershof um 1,5 Kilometer in den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof verlängert. Dafür entstanden drei neue Haltestellen. Endpunkt der Linie ist die Karl-Ziegler-Straße am Campus Adlershof der Humboldt-Universität.[23]

Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2014 wurde die Straßenbahn durch die Invalidenstraße zum Hauptbahnhof mit der Endhaltestelle Lüneburger Straße in der Straße Alt-Moabit eröffnet und ist damit die dritte neue Strecke im ehemaligen Westteil Berlins. Die Verlängerung zunächst bis zum U-Bahnhof Turmstraße ist in Bau.[24]

Streckeneröffnungen

Folgende Strecken wurden nach der Wiedervereinigung eröffnet:

Streckeneröffnungen seit 1990
DatumStrecke
01.05.1991Zossener Straße, Stendaler Straße, Riesaer Straße
14.10.1995Bornholmer Straße, Osloer Straße
20.12.1997Friedrichstraße, Dorotheenstraße
25.10.1997Seestraße
18.12.1998Otto-Braun-Straße (ab Mollstraße), Wadzeckstraße, Alexanderplatz, Karl-Liebknecht-Straße (zw. Gontardstraße und Spandauer Straße), Spandauer Straße
28.05.2000Warschauer Straße (bis U-Bahnhof)
29.09.2000Weiterführung der Straßenbahnlinie 50 von Franz. Buchholz, Kirche zur Guyotstraße
28.05.2006Bernauer Straße
30.05.2007Karl-Liebknecht-Straße (zw. Mollstraße und Gontardstraße), Dircksenstraße
04.09.2011Rudower Chaussee (zw. S Adlershof und Max-Born-Straße), Max-Born-Straße, Karl-Ziegler-Straße (WISTA)
14.12.2014Chausseestraße (Wiedereröffnung) – InvalidenstraßeHauptbahnhof – Alt-Moabit
30.10.2021Karl-Ziegler-Straße (WISTA) – S-Bahnhof Schöneweide

Streckenstilllegungen

Seit der Wiedervereinigung wurden folgende Strecken stillgelegt:

Streckenstilllegungen seit 1990
DatumStrecke
01.01.1993Trasse S-Bahnhof Adlershof/Köpenicker Straße, Köpenicker Straße, Grünauer Straße, Am Falkenberg (wegen Baufälligkeit der Altglienicker Brücke, heute Ersatz durch Buslinie 163)
23.05.1993Hauptstraße (bis Karlshorster Straße, am S-Bahnhof Ostkreuz)
20.12.1997Am Weidendamm (zw. Friedrichstraße und Planckstraße), Planckstraße (zw. Am Weidendamm und Georgenstraße, am, S+U-Bahnhof Friedrichstraße, wegen der neuen Blockumfahrung Am Kupfergraben)
29.09.2000Parkstraße, Elfenallee, Gravensteinstraße (Wendeschleife), Grünstraße (Aufgabe wegen der Verlängerung der Linie 50 nach Französisch Buchholz)
30.05.2007Alte Schönhauser Straße, Neue Schönhauser Straße (besteht als Betriebsstrecke weiter, Umverlegung der M2 zum Alexanderplatz)
26.08.2013Chausseestraße (zw. Invalidenstraße und Wöhlertstraße), Schwartzkopffstraße, Pflugstraße, Wöhlertstraße (wegen Tram zum Hauptbahnhof, Parallelverkehr mit der U6)

Betriebsstätten

Der ehemalige Betriebshof der Hohenschönhauser Straßenbahn wurde lange Zeit als Kino genutzt
Wagenhalle Schmöckwitz im Februar 2008

Bis zum vollständigen Zusammenschluss zur Berliner Straßenbahn besaß fast jeder Betrieb seine eigenen Depots und Betriebshöfe. Da diese der Größe des Betriebs entsprechend klein ausgelegt waren, wurden die meisten Anlagen bereits in den 1920er Jahren geschlossen.

Der ehemalige Betriebshof Niederschönhausen (Nie) wurde 1901 als Bahnhof 3 der GBS gebaut und war für eine Kapazität von 190 Wagen ausgelegt. Das Depot umfasst eine 19-gleisige Haupthalle sowie eine siebengleisige Wagenhalle, die später als Anbau hinzukam. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts wird die Wagenhalle vom Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin (DVN) für das Unterstellen historischer Straßenbahnfahrzeuge genutzt.

Die Wagenhalle Schmöckwitz am Adlergestell wurde zwischen 1912 und 1926 als Betriebshof der Uferbahn sowie zwischen 1945 und 1948 als provisorischer Betriebshof der BVG betrieben, danach diente er nur noch als Wagenhalle. Bis 2006 diente das Gelände dem DVN als Werkstatt und Depot für ihre historischen Fahrzeuge. Seitdem kann die unter Denkmalschutz stehende Wagenhalle nicht mehr für die historischen Straßenbahnen genutzt werden, da bei der Gleisschleifensanierung in Alt-Schmöckwitz keine Weichen in das Liniennetz eingebaut wurden und somit die Wagenhalle von den Gleisen der Straßenbahnlinie 68 abgetrennt wurde. In der Nacht zum 31. August 2008 kam es zu einem Brand, der das Gebäude zerstörte. Zu dieser Zeit befand sich noch der historische Triebwagen 4305 vom Typ TF 21 S in der Halle, der ebenfalls zerstört wurde.[25]

Betriebshöfe im Berliner Straßenbahnnetz (Stand 2022)
BetriebshofOrtEröffnetErbaut durch
KöpenickWendenschloßstraße1903Städtische Straßenbahn Cöpenick
WeißenseeBernkasteler Straße1912Große Berliner Straßenbahn
LichtenbergSiegfriedstraße1913Große Berliner Straßenbahn
MarzahnLandsberger Allee1985Berliner Verkehrsbetriebe
NalepastraßeNalepastraße1901Berliner Ostbahnen

Fahrzeuge

Von individuellen Fahrzeugtypen zu neuen Serienwagen

Berlin Triebwagen 5964 Typ T 24 vor dem ehemaligen Straßenbahndepot in Heiligensee
Reko-Wagen der Baureihe TE 59
Modernisierter Tatra-Vierachser T6A2D-M, Baujahr 1988

Da sich die verschiedenen Straßenbahn-Gesellschaften erst 1929 zur BVG zusammengeschlossen hatten, prägten damals mehrere Fahrzeugtypen verschiedener Hersteller das Stadtbild.

Die ersten einheitlichen Fahrzeugtypen waren die Bauart 1920/21 (ab 1934: TF 20/29, B 21) sowie die von Bruno Paul gestaltete Bauart 1924/25 (ab 1934: T 24, B 24, T 25 und B 25), die mit 1.304 Fahrzeugen die bis dahin größte Anzahl einer für einen Betrieb ausgelieferten Typs war. Später folgten weitere Baureihen wie etwa die Mitteleinstiegstriebwagen der Bauart 1927 (ab 1934: TM 33, TM 34, TM 36). Ihr Einsatz fand noch lange Zeit nach dem Krieg statt, da im Westteil der Stadt wegen der beabsichtigten Einstellung der Straßenbahn und im Ostteil auf Grund von Materialmangel kaum neue Fahrzeuge beschafft wurden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine größere Serie von Fahrzeugen übernommen, die ursprünglich für den Einsatz bei der Warschauer Straßenbahn vorgesehen waren. Nach Kriegsende gelangten die als „Warschauer“ bezeichneten Fahrzeuge als Reparationsgut letztendlich in die polnische Hauptstadt.

In West-Berlin begann 1952 die Auslieferung der neuen Einrichtungsbaureihe TED 52, es handelte sich um die ersten Einrichtungsfahrzeuge für die Berliner Straßenbahn. Unter anderem die Tatsache, dass neue Wendeschleifen hätten errichtet werden müssen, veranlasste den Beirat der BVG 1954 zur Einstellung der Straßenbahn in West-Berlin innerhalb von 15 Jahren. Umgesetzt wurde diese schon bis 1967, die letzten eingesetzten Fahrzeuge waren die der Baureihe TM 33.

Aufrüstung vorhandener Wagen

Die in Ost-Berlin verbliebenen Fahrzeuge wurden zunächst elektrisch aufgerüstet, Neubaufahrzeuge wurden kaum ausgeliefert. Ausnahmen bildeten einige Prototypen wie der TDE 52, meist vom Waggonbau Gotha produziert, die jedoch entweder verschrottet oder später den vorhandenen Baureihen angepasst wurden. Ab 1959 begann das Raw Schöneweide, welches die Funktion einer Hauptwerkstatt übernahm, mit dem Umbau der T 24 zu Reko-Wagen der Baureihen TE 59, TE 63 und TE 64. Es wurden sowohl Einrichtungs- als auch Zweirichtungsfahrzeuge hergestellt. Bis in die 1970er Jahre hinein prägten diese Wagen neben den etwa zeitgleich ausgelieferten Gothawagen vom Typ TDE 61 das Stadtbild. Zudem verkehrten einige Vorkriegsbaureihen wie der TM 33. Erst mit der Anschaffung von modernen Tatra-Fahrzeugen konnten die älteren Baureihen ausgemustert werden. Die Reko-Wagen fuhren bis 1996, zuletzt im Köpenicker Teilnetz.

Die letzten von den Berliner Verkehrsbetrieben beschafften Fahrzeuge waren 118 vierachsige Großraumwagen T6A2D und 59 Beiwagen B6A2D, die zwischen 1988 und 1991 in Dienst gestellt wurden. 1995 kamen noch einmal fünf Beiwagen ohne Drehgestelle hinzu, die aus einer stornierten Bestellung der Rostocker Straßenbahn stammten. Sie wurden gleich nach dem Kauf dem Modernisierungsprogramm zugeführt. Sämtliche Fahrzeuge dieser Baureihe wurden bis Dezember 2007 ausgemustert und zum Teil verkauft, da die BVG durch die Reduzierung der Fahrzeugfamilien den Wartungsaufwand verringern wollte. An ihrer Stelle wurden bereits abgestellte modernisierte Gelenkwagen KT4Dt reaktiviert.

Fremde Fahrzeuge auf Berliner Gleisen

Bremer GT6N als Vorführfahrzeug in Berlin, 1991
Potsdamer Combino als Werbewagen für Basel in der Friedrichstraße, 2001

Gelegentlich kamen auf Berliner Straßenbahngleisen Fahrzeuge fremder Betriebe zum Einsatz, sei es als Vorführwagen oder auch zu Werbezwecken. Im November 1991 weilte der Bremer GT6N-Prototyp zu Vorführzwecken in der Stadt und konnte auch von Fahrgästen genutzt werden. 2001 warb die Stadt Basel mit einem Combino für sich. Da die Bahnen beider Städte unterschiedliche Spurweiten aufweisen, lieh man ein Potsdamer Fahrzeug aus, das optisch zu einem Tram der Basler Verkehrs-Betriebe umgestaltet wurde.

Im September 2004 verkehrte ein Triebwagen des Typs Ultra Low Floor (ULF) der Wiener Straßenbahn auf Berliner Gleisen. Tests mit einem Incentro aus Nantes im Frühjahr 2005 führten schließlich zur Bestellung von zunächst 99 modifizierten, als „Flexity Berlin“ bezeichneten Fahrzeugen dieser Bauart.[26]

Literatur

  • Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V.: Rekowagen – Die etwas härtere Art, Straßenbahn zu fahren. Verlag GVE, Berlin 1996, ISBN 3-89218-045-8.
  • Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V.: Historische Nahverkehrsfahrzeuge – Berlin und Brandenburg. Verlag GVE, Berlin 2001, ISBN 3-89218-027-X.
  • Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V.: 100 Jahre »Elektrische« in Köpenick. Verlag GVE, Berlin 2003, ISBN 3-89218-082-2.
  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer, Claude Jeanmaire: Berliner Straßenbahnen. Die Geschichte der Berliner Straßenbahn-Gesellschaften seit 1865. (Archiv Nr. 6), Verlag Eisenbahn, Villigen AG (Schweiz) 1973, ISBN 3-85649-006-X.
  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer, Claude Jeanmaire: Berliner Straßenbahngeschichte II. Ein Bericht über die Entwicklung der Straßenbahn in Berlin nach 1920. (Archiv Nr. 31), Verlag Eisenbahn, Villigen AG (Schweiz) 1977, ISBN 3-85649-031-0.
  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer, Claude Jeanmaire: Die Straßenbahnlinien im westlichen Teil Berlins. Der Wiederaufbau ab 1945 und die Stilllegung im Westteil der Stadt bis 1967. (2 Bände; Archiv Nrn. 46/52), Verlag Eisenbahn, Villigen AG (Schweiz) 1986, ISBN 3-85649-046-9.
  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer: Die Straßenbahn der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG-Ost/BVB) 1949–1991. Transpress, Stuttgart Juni 1997, ISBN 3-613-71063-3.
  • Wolfgang Kramer, Heinz Jung: Linienchronik der Elektrischen Straßenbahn von Berlin. (2 Bände), Arbeitskreis Berliner Nahverkehr e. V., 1994 (1. Band), 2001 (2. Band).
  • Gerhard Bauer: Straßenbahn Archiv Band 5. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, 1987, ISBN 3-344-00172-8.
  • Kiesslings Berliner Baedeker: Fahrplan der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn , die zwölf Linien; S. 43.

Weblinks

Commons: Straßenbahn Berlin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Straßenbahn Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Elfi Bendikat: Öffentliche Nahverkehrspolitik in Berlin und Paris 1839 bis 1914. (Walter de Gruyter), S. 103 (books.google.de).
  2. Cecilengärten Berlin: Zeitrahmen (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  3. a b Autorenkollektiv: Straßenbahn Archiv 5. Berlin und Umgebung. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00172-8, S. 14–18.
  4. Autorenkollektiv: Straßenbahn Archiv 5. Berlin und Umgebung. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00172-8, S. 116–123.
  5. Autorenkollektiv: Straßenbahn Archiv 5. Berlin und Umgebung. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00172-8, S. 55–83.
  6. Anzeige: Auktionen. Große Berliner Straßenbahn, in: Königlich privilegierte Berlinische Zeitung, 30. Januar 1902.
  7. Autorenkollektiv: Straßenbahn Archiv 5. Berlin und Umgebung. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00172-8.
  8. Straßenbahn des Flugplatzes Johannisthal auf www.berliner-bahnen.de
  9. 28. August 1923: Der Zusammenbruch der Straßenbahn In: Vorwärts, 28. August 1923, Abendausgabe Nr. 400, S. 3, abgerufen am 15. Dezember 2019.
  10. 5. September 1923: Die neue Straßenbahn-Betriebsgesellschaft. In: Vossische Zeitung, 5. September 1923, Morgenausgabe, Beilage S. 1 und 2, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  11. 6. September 1923: Die Erdrosselung des Verkehrs. In: Vossische Zeitung, 6. September 1923, Morgenausgabe, Beilage S. 1, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  12. 7. September 1923: Verkehrs-Drosselung statt Straßenbahn-Sanierung und Die Straßenbahn im Stadtparlament. In: Vossische Zeitung, 7. September 1923, Morgenausgabe, Beilage S. 1, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  13. 7. September 1923: Der Berliner Etat - Das Schicksal der Straßenbahn - Betriebsabdrosselung und Arbeiterentlassungen In: Vorwärts, 7. September 1923, Morgenausgabe Nr. 417, S. 3, abgerufen am 15. Dezember 2019.
  14. Uwe Kerl: 100 Jahre Flachbahn. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 10, 2001, S. 179–189.
  15. 9. September 1923: Überall Verkehrsverstärkung - Die Antwort auf den Straßenbahnstillstand. In: Vossische Zeitung, 9. September 1923, Morgenausgabe, Beilage S. 1, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  16. Berliner Straßenbahn – abgerufen am 15.4.2019; dort u. a. mit „Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH“; zudem (wohl nur umgangs- oder allgemeinsprachlich) auch als „Berliner Straßenbahn-Betriebsgesellschaft“ bezeichnet
  17. 10. September 1923: Die Straßenbahn fährt - Mit ausreichenden Einsatzwagen. In: Vossische Zeitung, 10. September 1923, Abendausgabe, S. 4, abgerufen am 16. Dezember 2019.
  18. a b Wolfgang Kramer, Heinz Jung: Linienchronik der elektrischen Straßenbahnen in Berlin bis 1945. Hrsg.: Arbeitskreis Berliner Nahverkehr e.V. Berlin 1994.
  19. 15. März 1927: Erster Tag Einheitstarif. - Glatte Verkehrsabwicklung. - Die Flut fortgeworfener Hochbahnscheine. In: Vorwärts, 15. März 1927, Abendausgabe Nr. 125, S. 6, abgerufen am 19. Dezember 2019.
  20. Reinhard Demps: Postbeförderung mit der Straßenbahn in Berlin. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 5, 1990, S. 108–109.
  21. Wolfgang Kramer: Linienchronik der Berliner Straßenbahn 1945–1993. Hrsg.: Arbeitskreis Berliner Nahverkehr e.V. Berlin 2001.
  22. Thomas Fülling: Berlin: Tramgleise auf der Oberbaumbrücke müssen weg. 2. Februar 2019, abgerufen am 16. August 2022 (deutsch).
  23. Eröffnung in Adlershof – Die Straßenbahnlinien 60 und 61 gehen in die Verlängerung. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, 4. September 2011, abgerufen am 16. September 2012.
  24. [1]
  25. Brandnacht in Berlin – Mann stirbt durch Feuer, historische Tram wird zerstört. In: Berliner Morgenpost, 31. August 2008
  26. Bernhard Kussmagk: Aufbruch dank Einheit. In: Straßenbahn Magazin, 12/2020, S. 54 ff.

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Berlin, Bezirk Treptow-Köpenick, Ortsteil Altglienicke, Kreuzung Köpenicker Str./Rudower Str./Grünauer Str., mit Straßenbahn der Linie 84 in Richtung Altglienicke, Am Falkenberg (Rekowagen Nr. 217 151 - 8) beim Linksabbiegen von der Köpenicker Straße in die Grünauer Straße. Mit Sri Chinmoy Poster links neben Stoppschild.
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Potsdamer Combino in Basler Farben in Berlin Friedrichstraße