Gesamtanlage Ladenburg

Stadtmauer in Ladenburg

Die Gesamtanlage Ladenburg ist ein denkmalgeschütztes Ensemble in Ladenburg im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Geschützt ist seit 1983 der weitgehend bewahrte mittelalterliche Stadtgrundriss[1].

Allgemeines

Gesamtanlagen schützen gemäß § 19 Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg Straßen-, Platz- und Ortsbilder, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein besonderes öffentliches Interesse besteht.[2] Geschützt ist das überlieferte Erscheinungsbild der Gesamtanlage mit seinen Bestandteilen und Merkmalen. Neben Bauwerken zählen dazu auch Straßen- und Platzräume oder Grün- und Freiflächen. Schützenswert können außerdem die topographische Lage, der Ortsgrundriss oder eine Stadtsilhouette sein. Der Gesamtanlagenschutz umfasst bei Gebäuden nur die von außen sichtbaren Teile; bei Kulturdenkmalen innerhalb der Gesamtanlage, die zusätzlich nach anderen Bestimmungen des Gesetzes geschützt sind, ist darüber hinaus auch das Innere Gegenstand des Denkmalschutzes.[3]

Beschreibung

Ladenburg bietet mit seinem vielfach in das 15. bis 19. Jahrhundert zurück reichenden historischen Gebäudebestand bis heute das Bild einer Nebenresidenz der Wormser Bischöfe, die sich im 18. Jahrhundert zu einer kleinen pfälzischen Ackerbürgerstadt wandelte. Noch immer bestimmen die Türme der beiden Pfarrkirchen, der Hexenturm und das Martinstor, die Silhouette der Stadt. Ihre innere Struktur ist geprägt vom Nebeneinander von stattlichen Gast- und Bürgerhäusern, die sich an der zentralen Achse der sich zum Marktplatz aufweitenden Hauptstraße reihen, von großen kirchlichen bzw. bischöflichen Bauten im Süden der Stadt, von repräsentativen Adelshöfen der Wormser Ministerialen vor allem im Norden und Osten sowie der dazwischen immer wieder zu findenden schlichteren, kleinteiligeren Behausungen der Handwerker und Ackerbürger. Im Zweiten Weltkrieg unzerstört und seit den 1970er Jahren schonend saniert, hat sich Ladenburg das geschlossene, von Neubauten weitgehend unbeeinträchtigte Stadtbild bis heute erhalten können.

Teile der Gesamtanlage Ladenburg:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe über die Gesamtanlage »Ladenburg« vom 1. Dezember 1983, Gesetzblatt für Baden-Württemberg Nr. 24/1983, Seite 829
  2. § 19 Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg, abgerufen am 18. Februar 2024.
  3. Flyer Gesamtanlagen – Landesamt für Denkmalpflege (PDF; 7,6 MB), abgerufen am 18. Februar 2024.
Commons: Kulturdenkmale in Ladenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 28′ 19″ N, 8° 36′ 33″ O

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Neunhellerhaus (Ladenburg)
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Gasthaus zum Ochsen in Ladenburg (Baden-Württemberg, Deutschland)
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Das Lobdengau-Museum in Ladenburg
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Ladenburg, St. Sebastian - ehemalige Hofkapelle der Bischöfe von Worms.

Von dem karolingischen Bau des 9. Jahrhunderts sind die Außenmauern und der nördliche Querhausarm erhalten. Die Ostmauer dieses Vorbaus ist ein Rest des südlichen Querhausarmes, an den sich bis zum 18. Jahrhundert eine breite frühmittelalterliche Torhalle anschloß. Weitere karolingische Teile wurden 1969/70 durch Ausgrabung nachgewiesen. Um 1050 wird der Turm an der Nordseite angebaut, der um 1270 ein syrisch beeinflusstes Pyramidendach aus Stein erhält. Romanische Blendengliederung am nördlichen Querhausarm. 1474 völliger Umbau durch Bischof Reinhard von Sickingen. Damals werden die mit dem Saal (Aula) verbundene Emporenkapelle im Westteil, der südliche Querhausarm und die Chorapsis abgerissen und der spätgotische Chor gebaut. 1565 zerstören calvinistische Bilderstürmer die mittelalterliche Ausstattung auf Befehl des Kurfürsten Friedrich III. Bischof Ludwig-Anton von Pfalz-Neuburg (1660 bis 1694) wird von Lüttich überführt und in einer Geheimgruft im Chor bestattet. Nach dem Abzug der Wormser Bischöfe 1705 erhält St. Sebastian dann 1737 eine barocke Ausgestaltung. Die 1787 bis 1790 von Andreas Krämer aus Heidelberg erbaute Orgel stammt ursprünglich aus der Galluskirche. Seit 1875 dient die katholische Kapelle auch den Altkatholiken.

Unter St. Sebastian liegen beachtliche römische Baureste: Die Porta praetoria des um 90 n. Chr. erbauten Steinkastells über einem älteren Lagertor des Holzkastells von 75 n. Chr. und die zivile Forumstraße mit Portiken und Wohnhäusern des 2./3. Jahrhunderts. Auch Mauerreste des urkundlich überlieferten merowingischen Königshofs wurden dort bei den Grabungen 1970 entdeckt.
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