Germersheim-Kassel-Linie

Verlauf der Germersheimer Linie

Germersheim-Kassel-Linie[1] oder pund/pfund-Linie, auch als Odenwald-Rhön-Schranke bezeichnet, ist der Name einer der Speyerer Linie südlich benachbarten Isoglosse. In den Gebieten westlich und nördlich von ihr ist in den Dialekten (Niederdeutsch, Hessisch, Pfälzisch) die hochdeutsche Lautverschiebung nur unvollständig bis gar nicht durchgeführt.

Das Wort <pfund> wird dort weiterhin als /pund/, östlich und südlich von ihr /(p)fund/ ausgesprochen.

Die Speyerer Linie, die Georg Wenker im 19. Jahrhundert[2] und Ferdinand Wrede[3] ihm nachfolgend 1937 als Trennlinie zwischen mittel- und oberdeutschen Dialekten heranzogen, ist dieser Linie vorgelagert und verläuft nördlicher (bis nahe Erfurt) und weiter westlich von dieser.

Verlauf

Die Germersheim-Kassel-Linie ist ein Teil des Rheinischen Fächers und stellt sprachhistorisch eine Nebenlinie der Speyerer Linie dar.[4] Ebendarum beginnt auch sie in den französischen Vogesen, wo sie bis Wœrth in ihrem Verlauf mit der Speyerer Linie identisch ist. Nördlich der Stadt schlägt die Germersheim-Kassel-Linie einen östlich verlaufenden Bogen, um bei Lauterbourg wieder nach Norden zu verlaufen. Westlich dieser Stadt überschreitet sie die deutsch-französische Grenze und folgt der linken Rheinseite. Südlich von Germersheim überschreitet sie den Rhein und folgt nun dessen rechter Uferseite. Ihr weiterer Verlauf wird nun durch die Städtelinie Festung Philippsburg – Wiesloch – Mosbach – Buchen (Odenwald) – Walldürn gebildet.

Bis auf wenige Ausnahmen abgesehen, ist in diesem Bereich der Verlauf der Germersheim-Kassel-Linie und der Speyerer Linie nahezu identisch. Bei Geisa trennt sich die Germersheim-Geisa-Hof-Linie von der Germersheim-Kassel-Linie und stellt in ihrem weiteren Verlauf die Dialektgrenze zwischen den ober- und den mitteldeutschen Dialekten dar.

Östlich von Stadtprozelten überschreitet die Isoglosse den Main und verläuft nun der rechten Spessart-Seite entlang. Bei Bad Berka zieht sie jetzt in nördlicher Richtung, um nordöstlich von Kassel auf die Benrather Linie zu stoßen. Mit dieser verläuft sie jetzt in östlicher Richtung, um heute an der deutsch-polnischen Grenze zu enden.

Bis zur Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Oder-Neiße-Gebieten setzte die Germersheim-Kassel-Linie als integraler Teil der Benrather Linie von dort aus in heute polnischsprachiges Gebiet fort, um mit dieser östlich von Posen zu enden. Im ehemaligen Ostpreußen besaß die Germersheim-Kassel-Linie erneut als Teil der Benrather Linie eine Fortsetzung.

Siehe auch

Verweise

Einzelnachweise

  1. Günther Schweikle: Germanisch-deutsche Sprachgeschichte im Überblick, Fünfte Auflage, Verlag J. Metzler, 2002, ISBN 3-476-01903-9, S. 130–131 (Fußnote).
  2. Apfel, ich, Pfund, REDE-Karte 19416, abgerufen: 24. September 2023.
  3. F. Wredes Einteilungskarte der deutschen Mundarten (1937), REDE-Karte 9606, abgerufen am 24. September 2023.
  4. Verteilung und Raumgliederung deutscher und niederländischer Sprache als Mundart der ländlichen Bevölkerung in Mitteleuropa um 1900, REDE-Karte 15591, abgerufen am 24. September 2023.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Germersheimer Linie.png
Autor/Urheber: Hardcore-Mike, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Darstellungskarte des historischen Verlaufes der Germersheimer Linie. Die hochdeutschen Sprachinseln westlich und nördlich davon werden nicht dargestellt, da es sich hierbei nicht um das Ergebnis einer Lautverschiebung, sondern um spätere Siedlungsbewegungen von Süden nach Norden handelt. Es wurde auch bewusst auf die Darstellung jeglicher Sprachgrenzen verzichtet.