German Hospital (London)
Das German Hospital London war ein deutsches Krankenhaus im London Borough of Hackney.
Geschichte
Zur Zeit des Vormärz lebten von 30.000 deutschen Einwanderern in England viele unter ärmlichen Bedingungen in East London. Die meisten beherrschten die englische Sprache nicht. Auf Betreiben eines Pastors und eines Arztes und mit Unterstützung reicher Engländer wurde für sie das Deutsche Hospital gebaut. Zu den großen Förderern gehörten Adolphus Frederick, 1. Duke of Cambridge, der preußische Gesandte Christian Karl Josias von Bunsen und der Kaufmann und Bankier Frederick Huth.[1] Bei der Eröffnung am 15. Oktober 1845 hatte das Haus zwölf Betten. Später wurde es auf vier Stationen mit 40 Betten erweitert. Die Poliklinik stand auch englischen Patienten offen. Angeschlossen war ein Sanatorium.[2] Friedrich Wilhelm Beneke, später ein Begründer des Seebäderwesens in Deutschland, war von 1849 bis 1851 leitender Arzt. Ab Mai 1851 war Hermann David Weber als Arzt und später auch als Beratender Arzt für das Krankenhaus tätig. Die Kaiserswerther Diakonie stellte die Krankenschwestern in den Jahren 1846 bis 1857. Von 1864 bis 1894 kamen die Diakonissen aus dem Elisabethenstift in Darmstadt, ab 1894 aus dem Mutterhaus Sarepta in Bethel.[3] Von zwei Besuchen beeindruckt, ging Florence Nightingale 1851 zur Ausbildung nach Kaiserswerth.
1864 wurden neue Gebäude mit 100 Betten in Betrieb genommen,[4] deren Baufonds von insgesamt 14.000 Pfund Sterling der deutschstämmige Bankier Frederick Huth mit einer Schenkung von 2.500 Pfund begründet hatte.[5] Sie bewährten sich bei den Fieberepidemien in den 1860er und 1870er Jahren. 1890 hatte das Haus 142 Betten.[4] Der erste und langjährige Schatzmeister des Trägervereins war der Bankier Baron John Henry Schröder. Die von ihm 1804 gegründete Vermögensverwaltungsgesellschaft Schroders blieb über Jahrzehnte einer der wichtigsten Unterstützer der Arbeit des Krankenhauses.[6] 1907/08 begann Antoni Jurasz seine chirurgische Ausbildung im German Hospital. 1911 wurde ein Schwesternhaus und 1912 ein weiterer Baublock errichtet.[4] Im Ersten Weltkrieg blieb es geöffnet. Das deutsche Personal versorgte Verwundete.
In der Zwischenkriegszeit wurde das Haus modernisiert und erweitert. Während die Zahl der Deutschen in London zurückging, wurden mehr Betten für Einheimische benötigt. Das neue fünfstöckige Hauptgebäude von 1936 war mit 192 Betten der Geburtshilfe und der Pädiatrie zugedacht.[4] Sowohl die Ausstattung als auch die Bauweise mit Dachgärten galten als vorbildlich. Für seine Finanzierung des Neubaus wurde Bruno Schröder zu seinem 70. Geburtstag 1937 mit der Verleihung der Ehrendoktor-Würde durch die Medizinische Fakultät der Universität Hamburg geehrt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das deutsche Personal 1940 auf der Isle of Man interniert. „Deutsch“ war das Haus seither nur dem Namen nach. 1948 kam es mit 217 Betten zum National Health Service. Seit 1974 von der City and Hackney Health Authority geführt, wandelte das Haus sich zur Klinik für Psychiatrie und Geriatrie. Als der Betrieb 1987 ins Homerton University Hospital verlegt wurde, schloss das German Hospital.
Literatur
- Elizabeth McKellar: The German Hospital Hackney : a social and architectural history, 1845-1987. Hackney Society Publications, London 1991.
- Horst A. Wessel: Düsseldorf und das Deutsche Krankenhaus in London. In: Düsseldorfer Jahrbuch, Bd. 73 (2002), S. 175–217.
- Michael Czolkoß-Hettwer: Transnationale Möglichkeitsräume. Deutsche Diakonissen in London (1846–1918) (= Veröffentlichungen des Institut für Europäische Geschichte Mainz, Bd. 265). Göttingen 2022 (online zugänglich unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-76863-0), v. a. S. 149–189.
- Jürgen Püschel: Die Geschichte des German Hospital in London (1845 bis 1948) (= Studien zur Geschichte des Krankenhauswesens, Bd. 14). Münster 1980.
- Christiane Swinbank: Medicine, Philanthropy and Religion. Selective Intercultural Transfers at the German Hospital in London, 1845–1914. In: Stefan Manz, Margit Schulte Beerbühl, John R. Davis (Hg.): Migration and Transfer from Germany to Britain 1660–1914 (= Prinz-Albert-Forschungen / Prince Albert Research Publications, Bd. 3). München 2007, S. 119–130.
- Keir Waddington: Charity and the London Hospitals, 1850–1898 (= Studies in History. New Series). Woodbridge 2000.
Quellen
- German Hospital, Dalston, N. E. : Supported by Voluntary Contributions ... Opened 15th October, 1845, for the reception of the natives of Germany. 6. Jahresbericht 1850 (Digitalisat)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Zeitung (Frankfurt). Nr. 331 vom 30. November 1849, Zweite Beilage, S. 2 (online bei Google Books).
- ↑ German Hospital (1845–1987) (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive)
- ↑ Die Arbeit der Diakonissen am German Hospital wird untersucht bei: Michael Czolkoß-Hettwer: Transnationale Möglichkeitsräume. Deutsche Diakonissen in London (1846–1918) (= Veröffentlichungen des Institut für Europäische Geschichte Mainz, Bd. 265). Göttingen 2022.
- ↑ a b c d Lost Hospitals of London
- ↑ Das neue Deutsche Hospital in London. In: Illustrirte Zeitung, 29. Oktober 1864, S. 306 (online bei ANNO).
- ↑ Cash boost for new HIV service (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive)
Koordinaten: 51° 32′ 49,6″ N, 0° 4′ 1,6″ W
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(c) Stephen McKay, CC BY-SA 2.0
The German Hospital Seen here from Ritson Road, the German Hospital was first opened in 1845 with twelve beds to cater for London's substantial German immigrant community. It continued in this role - inpatients had to be German speakers - for almost 100 years. It survived the First World War, despite the widespread anti-German attitudes at the time, but in the Second World War the entire nursing staff were interned on the Isle of Man as potential spies. In 1948 the hospital became part of the NHS, and was latterly used for psychiatric and elderly mentally ill patients. It was closed in 1987 and subsequently converted into flats.
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY 4.0
The German Hospital, Dalston, London. Wood engraving by C. Dammann, 1864.
Iconographic Collections
Keywords: C. Dammann; Thomas Leverton Donaldson; Edward Augustus Gruning