Gerhard Nauck

Gerhard Christoph Friedrich Carl Nauck (* 22. Juli 1893 in Berlin; † 3. Januar 1976 in Hamburg-Eimsbüttel)[1][2] war ein deutscher Kriminalbeamter.

Leben

Nauck war der Sohn des Pastors Johann Nauck und dessen Ehefrau Maria, geb. Brann. Nach dem Schulbesuch schlug er eine Karriere als Polizeibeamter ein. Spätestens in den 1930er Jahren war Nauck als Kriminalbeamter in Berlin tätig. Während der NS-Zeit kam Nauck in das von Arthur Nebe geführte Reichskriminalpolizeiamt (RKPA), wo ihm die Abteilung zur Bekämpfung von Sittlichkeitsverbrechen übertragen wurde. Sein Tätigkeitsgebiet umfasste dementsprechend die Bekämpfung unzüchtiger Bilder, Schriften und Inserate. In dieser Eigenschaft war er einer der wenigen deutschen Kriminalbeamten, die entgegen einer grundsätzlichen Anweisung von Reinhard Heydrich, der zufolge Auslandsreisen deutscher Kriminalisten vermieden werden sollten, häufiger zu Fortbildungszwecken ins Ausland reisten durften.

1938 spielte Nauck eine indirekte Rolle bei den Ereignissen, die zum Sturz des Reichskriegsministers Werner von Blomberg führten: Im Januar dieses Jahres schickte Nauck seinem Kollegen Hellmuth Müller, dem Leiter der Reichserkennungsdienstzentrale, einen Posten pornographischer Bilder zu. Unter den Dargestellten auf einem dieser Bilder erkannte Müller Erna Gruhn, die kurz zuvor den Reichskriegsminister geheiratet hatte. Über mehrere Zwischenstationen gelangte die Information der einschlägigen Vergangenheit der Ehefrau des Kriegsministers an Adolf Hitler weiter, der diese nutzte, um Blomberg aus seinem Amt zu drängen und die wesentlichen Machtbefugnisse des Kriegsministers fortan selbst wahrzunehmen.[3]

Trotz seiner führenden Stellung im Polizeiapparat trat Nauck, den Heinz Höhne als „Anti-Nazi“ charakterisiert,[4] nie in die NSDAP oder die SS ein. Der Spiegel führte dies 1949 darauf zurück, dass Nauck sich dies habe leisten können, da sein „Fachwissen […] einfach nicht zu ersetzen gewesen“ sei.[5] Bei dieser Nauck entlastenden Wertung durch den Spiegel ist zu berücksichtigen, dass in diesem Nachrichtenmagazin 1949 eine Kampagne lief, alle wichtigen ehemaligen Mitarbeiter Arthur Nebes seien integer gewesen, "die Kriminalpolizei im NS-Staat nichts mit dem SD oder der Gestapo zu tun gehabt habe" und deren "Wiederverwendung in der Bundesrepublik nichts im Wege stehe."[6] Verfasser der betreffenden Spiegel-Serie Das Spiel ist aus – Arthur Nebe war der Kriminalrat und SS-Hauptsturmführer "Dr. Bernhard Wehner, der in Nebes RSHA-Amt V das Referat für Kapitalverbrechen betreut hatte."[6] Dort im Reichssicherheitshauptamt leitete Nauck im Rang eines Kriminaldirektors das Referat V B 3 (Sittlichkeitsverbrechen) in der Abteilung V B innerhalb der Amtsgruppe V („Verbrechensbekämpfung“). In dieser Eigenschaft war Nauck „an maßgeblicher Stelle“ an der Verfolgung von Zigeunern beteiligt.[7] Im Dezember 1943 wurde Nauck zum Leiter des Kriminalbiologischen Instituts des RKPA ernannt.

Literatur

  • Das Spiel ist aus – Arthur Nebe. Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei, In: Der Spiegel vom 1. Dezember 1949.[8]

Einzelnachweise

  1. Sterberegister des Standesamtes Hamburg-Eimsbüttel Nr. 16/1976.
  2. Joachim Stephan Hohmann: Robert Ritter und die Erben der Kriminalbiologie, Lang, Frankfurt am Main u. a. 1991, S. 69 (Studien zur Tsiganologie und Folkloristik, Band 4) ISBN 3-631-43984-9
  3. Heinz Höhne: „Der Orden unter dem Totenkopf“, in: Der Spiegel vom 28. November 1966.
  4. Heinz Höhne: Der Orden Unter dem Totenkopf, 1967, S. 193.
  5. Das Spiel ist aus – Arthur Nebe. Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei“, in: Der Spiegel vom 1. Dezember 1949.
  6. a b Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six. München 1998, S. 329
  7. Zentrum für Historische Sozialforschung: Historical-social Research, Ausgaben 66–72, 1994, S. 42.
  8. Verfasser der betreffenden Spiegel-Serie Das Spiel ist aus - Artur Nebe war der Kriminalrat und SS-Hauptsturmführer Dr. Bernhard Wehner, siehe Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six. München 1998, S. 329