Gerhard Materlik

Gerhard Materlik CBE FRS, auch Gerd Materlik, (* 1945 in Marl) ist ein deutscher Physiker und Wissenschaftsmanager. Er lieferte zahlreiche wesentliche Beiträge zur modernen Röntgenphysik, insbesondere zur Forschung mit Synchrotronstrahlung.

Werdegang

Materlik studierte Physik in Münster und München. Seine Doktorarbeit schrieb er an der Universität Dortmund bei Ulrich Bonse.[1][2] Nach Forschungsaufenthalten als Postdoktorand an der Cornell University und Bell Laboratories nahm er im Jahr 1978 eine Stelle am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg an. Dort war er in der Folge ab 1986 wissenschaftlicher Direktor am Hamburger Synchrotronstrahlungslabor HASYLAB und Mitglied des Direktoriums von DESY sowie ab 1990 Professor an der Universität Hamburg.[1][3] 1993/94 hatte er eine Gastprofessur an der Stanford University.[1] Er verließ Hamburg im Jahr 2001 und wurde erster Direktor der damals noch in der Planungsphase befindlichen britischen Synchrotronstrahlungsquelle Diamond Light Source bei Oxford. In dieser Stellung verblieb er bis 2013. Seit 2002 lehrte er an der University of Oxford, außerdem in Reading und Southampton.[1] Seit 2013 gehört er dem University College London als Professor an.[4] Sein Nachfolger als CEO von Diamond ist mit Wirkung vom 1. Januar 2014 der Chemiker Andrew Harrison.[5]

Leistungen

Als Forscher hat Materlik im Lauf seiner Karriere ca. 200 wissenschaftliche Fachartikel als Haupt- oder Koautor verfasst, unter anderem in den Gebieten der Röntgenbeugung, Röntgenabsorptions- und -fluoreszenzspektroskopie sowie der bildgebenden Röntgenverfahren, insbesondere der Fluoreszenzholographie. Zudem war er beteiligt an der Entwicklung zahlreicher Synchrotronstrahlungsquellen, darunter der Cornell High Energy Synchrotron Source (CHESS), des Stanford Synchrotron Radiation Laboratory (SSRL) und der Advanced Photon Source (APS) in den USA, SPring-8 in Japan sowie der ESRF in Grenoble.[1] In seiner Tätigkeit in Hamburg war er zuletzt auch Koordinator des TESLA-Röntgenlaserprojekts,[6] aus dem schließlich der European XFEL hervorging. Die Synchrotronstrahlungsquelle Diamond führte er von der Planungsphase bis in den Nutzerbetrieb. Die Jury des Würzburger Röntgenpreises 2002 bezeichnet Materlik als „Pionier der modernen Forschung mit Röntgenstrahlung in Deutschland“, der „auch die Entwicklung neuer Röntgenquellen, speziell von Synchrotron-Strahlungsquellen, weltweit maßgeblich beeinflusst“ habe.[3]

Mitgliedschaften und Ehrungen

Im Jahr 2002 wurde ihm der Röntgenpreis der Universität Würzburg verliehen;[3] der Preis wurde damit von der Universität aus Anlass des 600. Geburtstages der Universität zum ersten Mal seit 59 Jahren wieder verliehen. Die Universität Reading verlieh ihm 2004 die Ehrendoktorwürde.[1] Im Jahr 2007 wurde Materlik der Titel eines Commander of the British Empire ehrenhalber verliehen.[7] In demselben Jahr wurde er Fellow des Institute of Physics und im Jahr 2011 Mitglied der Royal Society.[1][8] Für 2014 wurde ihm die Glazebrook Medal zugesprochen.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Diamond CEO Prof. Gerd Materlik elected Fellow of the Royal Society. Diamond Light Source/Lightsources.org, 20. Mai 2011, archiviert vom Original am 25. Februar 2014; abgerufen am 13. April 2019 (englisch).
  2. TU Dortmund ehrt Röntgeninterferometrie-Pionier Bonse zum 85. Geburtstag. In: lokalkompass.de. 12. Oktober 2013, abgerufen am 22. April 2019.
  3. a b c Abschluss des Wissenschaftsjahres: Feier mit Preisverleihungen. In: UNI-INTERN 39/2002. Universität Würzburg, 18. Dezember 2002, abgerufen am 18. Februar 2014.
  4. Physics and Astronomy Annual Review 2013–14. UCL Department of Physics and Astronomy, London, S. 12 (englisch, ucl.ac.uk [PDF; 3,8 MB; abgerufen am 25. Februar 2021]).
  5. Diamond Light Source names new CEO. Wellcome Trust, 4. Juli 2013, abgerufen am 18. Februar 2014 (englisch).
  6. Gerhard Materlik erhält Würzburger Röntgenpreis. Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY), 6. Januar 2003, abgerufen am 18. Februar 2014.
  7. Honorary CBE for Head of Diamond Light Source. Diamond Light Source, 26. November 2007, abgerufen am 18. Februar 2014 (englisch).
  8. Professor Gerhard Theodor Materlik CBE FRS. Royal Society, abgerufen am 22. April 2019 (englisch).
  9. 2014 Glazebrook Medal. Institute of Physics, abgerufen am 13. Februar 2015 (englisch).