Gerhard Fröhlich

Gerhard Fröhlich (* 1953 in Wels, Oberösterreich) ist ein österreichischer Kulturtheoretiker und Wissenschaftsforscher.

Werdegang und Wirken

Gerhard Fröhlich studierte an der Universität Wien Politikwissenschaften, Sozialphilosophie und Soziologie (u. a. bei Erhard Oeser und Erich Bodzenta) und wurde dort 1981 mit Schwerpunkt Wissenschaftsforschung promoviert. Nach Studien in Hannover, u. a. bei Oskar Negt, arbeitete er von 1982 bis 1987 er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie und Sozialanthropologie der Universität Erlangen-Nürnberg bei Henrik Kreutz, bevor er 1988 als Universitätsassistent an die Johannes Kepler Universität Linz (JKU), Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie (zuerst bei Rudolf Wohlgenannt[1], dann bei Volker Gadenne) wechselte. Er habilitierte sich an der JKU 2004 für das Fach „Kulturtheorie und Wissenschaftsforschung“ und war dort bis zu seinem Ruhestand Ende 2018 als außerordentlicher Universitätsprofessor tätig (2017–2018 auch als Institutsvorstand des Instituts für Philosophie).

Er ist auch seit 1990 (bis heute, 2022) Vorsitzender des sog. „Kulturinstituts an der JKU“[2] und seit 1996 (bis heute, 2022) Sprecher der „Sektion Kulturtheorie und Kulturforschung“ der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie[3].

Seit 2004 (bis 2018) war er auch stv. Institutsvorstand des „Instituts für Kulturwirtschaft und Kulturforschung“ der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), wo er bis heute wissenschaftlich tätig ist.[4]

Seit 2017 ist Gerhard Fröhlich Vorsitzender der „Österreichischen Gesellschaft für Dokumentation und Information (ÖGDI)“.[5]

Arbeitsschwerpunkte und Tätigkeiten

Seine Arbeitsschwerpunkte sind derzeit

Gerhard Fröhlich begründete (gemeinsam mit Ingo Mörth, seit 1998) und bearbeitet und betreut bis heute (mit Ingo Mörth und anderen) drei umfassende Open Access Online-Projekte (Datenbanken), nämlich die vernetzten und kommentierten Welt-Kataloge (alle Sprachen) der Manuskripte und Veröffentlichungen von Pierre Bourdieu[6], Norbert Elias[7] und Clifford Geertz[8].

Gerhard Fröhlich veranstaltet auch federführend seit 2011 mit wesentlicher Förderung der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB)[9] jährlich Symposien zu kontroversen Fragen von (neuen) Medien, Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur, zuletzt:

  • 2016 „OPEN ACCESS, OPEN DATA, OPEN SCIENCE - Von der Bewegung zum Geschäftsmodell?“[10]
  • 2017 „BIG DATA - Perspektiven kritischer Sozial- und Kulturwissenschaften“[11],
  • 2018 „BOTS or NOT BOTS? Politik, Demokratie & Wahlen im Zeitalter ihrer digitalen Produzierbarkeit“[12]
  • 2019 „HÖHER! SCHNELLER! WEITER! - Sport in Gesellschaft, Sport und/als Politik“[13]
  • 2020 „AUFZEIGEN! Petitionen, Initiativen, NGOs“[14]
  • 2021 „WER BIN ICH? WER SIND WIR? WER SIND DIE ANDEREN? Identitäten und Identitätspolitiken“[15]
  • 2022 „KrisenNarrative“[16]

Publikationen (Auswahl)

  • (1981) Kumulativer Erkenntniszuwachs? Inkonsistenz empirischer Befunde und Barrieren der wissenschaftlichen Kommunikation in der Geschwisterpositionsforschung, Wien 1981: Dissertation, Grund- und Integrativwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien.
  • (1985) Formen der Verdrossenheit und Kritik an Wissenschaft und Technik in der Gegenwartskultur (mit Artur Schneeberger und Wolfgang Stagel), Wien/ Hannover 1985: Institute für Soziologie (Forschungsbericht, Forschungsprojekt 1829 des Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank).
  • (1988) Beiträge von Information und Dokumentation zur Verbesserung von Wissenschaftskommunikation und Forschungssynthetisierung. In: Kreutz, Henrik (Hg.): Pragmatische Soziologie, Opladen 1988: Leske + Budrich, S. 435–444 (ISBN 3-8100-0606-8).
  • (1991) „Inseln zuverlässigen Wissens im Ozean menschlichen Nichtwissens.“ Zur Theorie der Wissenschaften bei Norbert Elias, in: Kuzmics, Helmut; Mörth, Ingo (Hg.): Der unendliche Prozeß der Zivilisation, Frankfurt/Main – New York 1991: Campus Verlag, S. 95–111 (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 3-593-34481-5).
  • (1994) Das symbolische Kapital der Lebensstile. Zur Kultursoziologie der Moderne nach Pierre Bourdieu (hg. mit Ingo Mörth), Frankfurt/Main – New York 1994: Campus Verlag (ISBN 3-593-34964-7).
  • (1995) Demokratisierung durch Datenbanken und Computernetze? In: Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI, Hg.): Informationsspezialisten zwischen Technik und gesellschaftlicher Verantwortung. Internationaler Kongreß der HBI vom 4.–5. Dezember 1995, S. 55–60, Stuttgart 1995: HBI (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 3-00-000386-X).
  • (1996) Netz-Euphorien. Zur Kritik digitaler und sozialer Netz(werk-)metaphern. In: Schramm, Alfred (Hg.): Philosophie in Österreich 1996, Wien 1996: Hölder-Pichler-Tempsky, S. 292–306 (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 3-209-02208-9).
  • (1998a) Symbolische Anthropologie der Moderne. Kulturanalysen nach Clifford Geertz (hg. mit Ingo Mörth), Frankfurt/Main – New York 1998: Campus Verlag (ISBN 3-593-35890-5).
  • (1998b) Optimale Informationsvorenthaltung als Strategem wissenschaftlicher Kommunikation. In: Zimmermann, Harald H.; Schramm, Volker (Hg.): Knowledge Management und Kommunikationssysteme. Konstanz 1998: UVK, 1998, S. 35–549 (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 3-87940-653-7).
  • (1999) Das Messen des leicht Meßbaren. Output-Indikatoren, Impact-Maße: Artefakte der Szientometrie?. In: Becker, Jörg; Göhring, Wolf (Hg.): Kommunikation statt Markt. Zu einer alternativen Theorie der Informationsgesellschaft = GMD Report (Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, ISSN 1435-2702), no.61, S. 27–38 (modifiziert auch online), abgefragt am 21. September 2016.
  • (2000) Wissenschaftsforschung: Die theoretisch-empirische Erforschung der Medien und Institutionen des Wissens. In: AG Kulturwissenschaften Graz (Hg.): Kulturwissenschaften in Österreich. Graz 2000: Institut für Philosophie der Universität Graz, S. 28–31 (auch online), abgefragt am 21. September 2016.
  • (2001) Betrug und Täuschung in den Sozial- und Kulturwissenschaften. In: Hug, Theo (Hg.): Wie kommt die Wissenschaft zu Wissen? Bd. 4: Einführung in die Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung, Hohengehren/Baltmannsweiler 2001: Schneider Verlag, S. 261–273 (ISBN 3-89676-416-0).
  • (2002) Anonyme Kritik. Peer Review auf dem Prüfstand der empirisch-theoretischen Wissenschaftsforschung. In: Pipp, Eveline (Hg.): Drehscheibe E-Mitteleuropa: Information, Produzenten, Vermittler, Nutzer. Die gemeinsame Zukunft (Tagungsberichte vom 9. Österreichischen Online-Informationstreffen und 10. Österreichischen Dokumentartag, 24. – 27. April 2001, Universität Graz). Wien 2002: Phoibos, S. 129–146 (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 3-901232-39-7).
  • (2003a) Wie rein ist die Wissenschaft? Fälschung und Betrug im rauen Wissenschaftsalltag. In: Etzlstorfer, Hannes et al. (Hg.): echt_falsch. Will die Welt betrogen sein? >Fälschungen im Museum, >Tarnen und Täuschen in der Natur, >Gefälschte Informationen, >Wie wahr ist die Wissenschaft, >Produktfälschungen. Wien 2003: Kremayr & Scheriau, S. 72–93 (ISBN 3-218-00717-8).
  • (2003b) Visuelles in der wissenschaftlichen Kommunikation – z.B. Betrug und Fälschung, in: European Journal for Semiotic Studies (ISSN 1015-0102), 15. Jg. (2–4), S. 627–655.
  • (2005) verein.wissenschaft: Entstehung und Funktionen wissenschaftlicher Gesellschaften. In: medizin-bibliothek-information (ISSN 1616-9026), 5. Jg. (3), S. 22–33 (auch online), abgefragt am 21. September 2016.
  • (2006a) „Informed Peer Review“ – Ausgleich der Fehler und Verzerrungen? In: HRK (Hochschulrektorenkonferenz, Hg.): Von der Qualitätssicherung der Lehre zur Qualitätsentwicklung als Prinzip der Hochschulsteuerung. Band 1. Bonn 2006: HRK, S. 193–204 (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 3-938738-08-1).
  • (2006b) Plagiate und unethische Autorschaften. In: Information – Wissenschaft & Praxis (ISSN 1434-4653), 57. Jg. (2), S. 81–89 (auch online), abgefragt am 21. September 2016.
  • (2007) „Denn jene, die haben, denen wird gegeben werden“ (Kapitalsorten & »Matthäus-Effekte« im wissenschaftlichen Feld). In: Nöstlinger, Elisabeth; Schmitzer, Ulrike (Hg.): Bourdieus Erben, Wien 2007: Mandelbaum, S. 55–67 (ISBN 978-3-85476-194-5).
  • (2008a) „Bilderglaube“ in den Wissenschaften. Visuelle Kontexte wissenschaftlichen Fehlverhaltens. In: Hofer, Michael; Leisch-Kiesl, Monika (Hg.): Evidenz und Täuschung. Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern. Bielefeld 2008: Transcript, S. 25–43 (ISBN 978-3-8376-1003-1).
  • (2008b) Wissenschaftskommunikation und ihre Dysfunktionen. Wissenschaftsjournale, Peer Review, Impact Faktoren. In: Hettwer, Holger et al. (Hg.): WissensWelten. Wissenschaftsjournalismus in Theorie und Praxis. Gütersloh: Verlag der Bertelsmann Stiftung, S. 64–80 (ISBN 978-3-89204-914-2).
  • (2009a) Bourdieu-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung (Hg. mit Boike Rehbein). Stuttgart 2009: Metzler-Verlag (ISBN 978-3476052216; inzwischen 4. Auflage 2014 = ISBN 978-3476025609).
  • (2009b) Die Wissenschaftstheorie fordert OPEN ACCESS. In: Information – Wissenschaft & Praxis (ISSN 1434-4653), 60. Jg. (5), S. 253–258 (auch online), abgefragt am 21. September 2016.
  • (2010) Wissenszugang und Informationskompetenz für alle? In: Information – Wissenschaft & Praxis (ISSN 1434-4653), 61. Jg. (8), S. 465–468.
  • (2011a) „Die Journalbranche hat Gewinnraten wie der Waffen- und Drogenhandel“ (Interview mit Manuela Hiesmayr). In: Dobusch, Leonhard et al. (Hg.): Freiheit vor Ort. Handbuch kommunale Netzpolitik, München 2011: Open Source Press, S. 185–190 (auch online), abgefragt am 21. September 2016 (ISBN 978-3-941841-40-6).
  • (2011b) „Selbstkontrollmechanismen gehören zu den Mythen der Wissenschaft, um sich jeder ernsthaften externen Kontrolle zu entziehen“ (Interview mit Mück, Leonie). In: Information – Wissenschaft & Praxis (ISSN 1434-4653), 62. Jg. (6–7), S. 327–328 (abstract online, abgefragt am 21. September 2016.
  • (2012) (BIO, TECHNO) MORPH. In: Altmüller, Beni et al. (Hg.): Biomorphe Simulationen, Linz 2012: Schriftenreihe des OÖ Kunstvereins, S. 8–9 (ISBN 978-3-200-02680-3).
  • (2017) (mit A. Vogl) Sprechen Daten wirklich für sich selbst?, In: b.i.t.online.de (ISSN 2193-4193), Nr. 3/2017, S. 254–260.
  • (2018) Mut zum Unverständnis, in: Digitale Welt (Themenspecial, Sonderheft der Wirtschaftsnachrichten, ISSN 2569-1996), 3/2018, S. 66–68 (auch online: Sonderheft „Digitale Welt“ online, abgefragt am 12. März 2021).
  • (2019a) Wie Michael Serres lesen, ohne zu verzweifeln, in: Versorgerin, Nr. 3/2017 (ISSN 1993-6818), S. 13 (auch online: Text Versorgerin, abgefragt am 12. März 2021).
  • (2019b) Sport in Gesellschaft (Elias, Bourdieu), in: Vortragsaufzeichnung, Audio-Archiv von Radio FRO, 10. Mai 2019[17]
  • (2021) Identität als Habitus (Norbert Elias, Pierre Bourdieu), in: Vortragsaufzeichnung, Audio-Archiv des Kulturinstituts an der JKU Linz, online[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hinweis auf Rudolf Wohlgenannt als Rektor, abgefragt am 21. September 2016.
  2. Homepage des Kulturinstituts an der JKU, abgefragt am 21. September 2016.
  3. Homepage der Sektion Kulturtheorie etc. der ÖGS, abgefragt am 5. Juli 2020.
  4. Homepage des Instituts für Kulturwirtschaft an der JKU, abgefragt am 3. Juli 2018.
  5. s. Homepage der ÖGDI, abgefragt 2. Juli 2018.
  6. Datenbank Pierre Bourdieu, abgefragt 12. Juni 2022.
  7. Dastenbank Norbert Elias, abgefragt 12. Juni 2022.
  8. Datenbank Clifford Geertz, abgefragt 12. Juni 2022.
  9. Homepage der ÖGPB, abgefragt 3. Juli 2018.
  10. Infos zum Symposium 2016, abgefragt 10. Juni 2022.
  11. Infos zum Symposium 2017, abgefragt 10. Juni 2022.
  12. s. Infos zum Symposium 2018, abgefragt 3. Juli 2018.
  13. Infos zum Symposium 2019, abgefragt 10. Juni 2022.
  14. Infos zum Symposium 2020, abgefragt 11. März 2021.
  15. Infos zum (online-)Symposium 2021 mit links zu den online-Beiträgen, abgefragt 10. Juni 2022.
  16. Infos zum (online-)Symposium 2022 mit links zu den online-Beiträgen, abgefragt 10. Juni 2022.
  17. Aufzeichnung des Vortrags beim Symposium „HÖHER! SCHNELLER! WEITER 2019, abgefragt 10. Juni 2022.“
  18. Aufzeichnung des Vortrags von Gerhard Fröhlich, online, abgefragt 10. Juni 2022.