Gerd Sieben Janssen

Gerd Sieben Janssen (* 21. Oktober 1802 in Esens; † 4. März 1899 in Aurich) war ostfriesischer Orgelbauer aus Aurich. Von ihm sind 16 Orgelneubauten nachgewiesen, von denen einige noch gut erhalten sind, insbesondere die in Asel und Eggelingen.

Leben

Gerd Sieben Janssen wurde 1802 als Sohn des Schneidermeisters Ihno Janssen (19. Mai 1769 bis 1853/55) und dessen Frau Jurke Margaretha Gattena (3. Mai 1768 bis 18. Mai 1847) in Esens geboren. Seine Vorfahren sind über drei Generationen in Esens nachweisbar. Von den sieben Geschwistern verstarben mindestens zwei früh. Nach der Tischlerlehre erlernte er bei Johann Gottfried Rohlfs den Orgelbau und arbeitete dort wahrscheinlich zwischen 1820 und 1823 als Geselle.[1] Nach dem Militärdienst folgten sieben Wanderjahre außerhalb der Heimat, um sich im Orgel- und Klavierbau zu vertiefen. Am 1. April 1833 erwarb er das Esenser Bürgerrecht, ließ sich dort als Instrumentenbauer nieder und heiratete dort am 4. Mai 1833 Dorothea Nessina Neessen (* 2. März 1803), die infolge einer Totgeburt bereits am 9. März 1834 starb.[2] Janssen zog daraufhin nach Aurich, wo er seine Werkstatt errichtete und 1835 Margaretha Helena Hinrichs aus Aurich heiratete. Von den insgesamt acht Kindern erlernten einige den Orgelbau. Sein Sohn Julius Hillard (20. Januar 1847 bis 19. März 1925) übernahm ab ca. 1893 die Reparaturen und Wartungsdienste und führte den väterlichen Betrieb bis zum Ersten Weltkrieg fort, schuf selbst aber keinen Neubau. In handwerklicher Hinsicht arbeitete Gerd Sieben Janssen traditionell und stand in der Kontinuität des barocken Orgelbaus. Er schloss an den Höhepunkt ostfriesischer Orgelkultur im 18. Jahrhundert an, konnte das Niveau von Hinrich Just Müller und Johann Friedrich Wenthin aber nicht mehr halten. Janssen starb im hohen Alter von 96 Jahren.

Werkliste

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal und die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register.

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1836–1838AurichReformierte Kirche34456525 Aurich ref. Orgel.jpgI/P11Etwa 35 Pfeifen und Prospekt erhalten; Erweiterung und Rekonstruktion 2003 (II/P/18)
1839–1840TergastTergaster Kirche
Tergast Orgel.jpg
I/p7Ursprünglich für Neustadtgödens gebaut; 1939 nach Tergast überführt; 1999–2000 Teilrekonstruktion
1843?–1845LarreltLarrelter KircheOrgel der Larrelter Kirche, Ostfriesland.jpgI/p11Umbau der Orgel von Johannes Millensis (1618–19)
1843–1846EggelingenSt.-Georg-Kirche4722077 Eggelingen Orgel.jpgI/p8Weitgehend erhalten
um 1850HollenChristus-Kirche4721153 Warsingsfehn Orgel.jpgI/p81896 an Warsingsfehn verkauft im Zuge des Neubaus der Kirche; Hauptwerkgehäuse erhalten (Foto zeigt die später erweiterte Orgel in Warsingsfehn)
1851WestrhauderfehnHoffnungskircheRhauderfehn - Untenende - Hoffnungskirche in 15 ies.jpgII/P22Gehäusemittelteil erhalten, Register fast vollständig ersetzt
1854PilsumPilsumer KreuzkircheKreuzkirche Pilsum msu169.jpgII/p16Umbau der Orgel von Valentin Ulrich Grotian (1694)
1854GrotegasteSt. Johannes Baptist
Grotegaste-Orgel.jpg
II/P12Gehäuse erhalten
1854–1855EsklumEsklumer KircheEsklum Organ.jpgI/p7Prospekt mit 19 Pfeifen erhalten
1855–1856AselSt.-Dionysius-Kirche7804393 Asel Orgel.jpgI/P8Gehäuse (ohne Prospektpfeifen) und drei Register teilweise erhalten
1858–1859SteenfeldeSteenfelder Kirche4720885 Steenfelde Orgel.jpgI/p9Prospekt erhalten
1857–1861PewsumNicolai-KircheWesteraccum Orgel.jpgII/P16Prospekt in Westeraccum (Bild) erhalten
1862–1864EtzelSt.-Martinus-KircheOrgel Etzel.JPGII/p13Gehäuse erhalten
1865JheringsfehnJheringsfehner KircheJheringsfehn Orgel.jpgII/P15Gehäuse und teilweise Pfeifenwerk erhalten
1867PotshausenSt.-Martin-KircheI/p8Nicht erhalten
1869VöllenPeter-und-Paul-Kirche
Völlen Orgel (2).JPG
I/P10Umbau der Orgel von Wilhelm Eilert Schmid (1822–23); weitgehend erhalten
1874?BreinermoorSt.-Sebastian-und-St.-Vincenz-Kirche
Breinermoor Orgel2.jpg
I/P9Gehäuse und teilweise Pfeifenwerk erhalten
1877–1878BerdumMaria-Magdalena4722050 Berdum Orgel.jpgII/p9Zusammen mit seinen Söhnen erbaut; in den 1960er Jahren Holzregister, Traktur und teils Gehäuse durch Wurmbefall regelrecht zerfallen; 1977 Reduzierung um Manual auf I/p/5 als Notlösung; ein Register ersetzt, ansonsten erhalten
1878WiegboldsburWibadi-Kirche4720964 Wiegboldsbur Orgel.jpgI/P8Umbau der Orgel von Wilhelm Eilert Schmid (1818–19); weitgehend erhalten
1883–1884GroßwoldeGroßwolder Kirche4721346 Großwolde Orgel.jpgI/p81919 durch Furtwängler & Hammer ersetzt, Prospekt erhalten

Siehe auch

Literatur

  • Ev.-ref. Kirchengemeinde Aurich (Hrsg.): Orgelstadt Aurich. Selbstverlag, Aurich 2003.
  • Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild Verlag, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.
  • Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. 2. Auflage. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1997, ISBN 3-928327-19-4.

Weblinks

  • Wolfgang Henninger: Gerd Sieben Janssen (PDF; 56 kB). In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Band 3. Aurich 2001, S. 213–215.

Einzelnachweise

  1. Orgelstadt Aurich, S. 13.
  2. Orgelstadt Aurich, S. 15.

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