Gerbersträucher
Gerbersträucher | ||||||||||||
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Myrtenblättriger Gerberstrauch (Coriaria myrtifolia), Zweige mit Blättern und den sehr giftigen Früchten | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Coriariaceae | ||||||||||||
DC. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Coriaria | ||||||||||||
L. |
Die Gerbersträucher (Coriaria) sind die einzige Gattung der Pflanzenfamilie der Gerberstrauchgewächse (Coriariaceae) innerhalb der Ordnung der Kürbisartigen (Cucurbitales). Die etwa 16 Arten kommen in einem stark disjunktes Areal vor. Der botanische Name Coriaria ist vom lateinischen Wort corium für Fell, Haut, Leder abgeleitet und bezieht sich – wie auch die deutsche Bezeichnung Gerberstrauch – auf die Verwertung einiger Arten für die Gerberei.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Coriaria-Arten sind Sträucher, selten Halbsträucher oder Bäume, die immergrün oder laubabwerfend sein können. Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders die Blätter und Früchte. Viele Zweige wirken wie zusammengesetzte Laubblätter. Die gegenständig oder in Quirlen angeordneten Laubblätter sind ungestielt, einfach, ledrig und ganzrandig. Kleine Nebenblätter sind vorhanden.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen einzeln oder in traubigen Blütenständen. Sie besitzen eingeschlechtige oder zwittrige Blüten an einem Exemplar. Die radiärsymmetrischen, kleinen Blüten sind fünfzählig (sechszählig?) mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Es sind je fünf Kelchblätter vorhanden. Die fünf fleischigen Kronblätter sind kleiner als die Kelchblätter. Es gibt zwei Kreise mit je fünf fertilen Staubblätter, die nicht untereinander verwachsen sind. Die Staubbeutel überragen die Kronblätter. Die fünf (bis zehn) oberständigen Fruchtblätter sind nicht oder nur an der Basis verwachsen. Je Fruchtblatt ist nur eine hängende, anatrope Samenanlage vorhanden. Die fünf Griffel enden jeweils in einer zurückgekrümmten Narbe. Es ist höchstens ein dünnes Endosperm vorhanden, und der Embryo ist aufrecht.
Sie bilden nussartige Früchte, Achänen, die von den sich vergrößernden Kronblättern umhüllt bleiben und zusammen eine bei Reife rote bis schwarze Pseudosteinfrucht bilden.
Die Chromosomengrundzahlen betragen x = 10, 15.[1]
Inhaltsstoffe
An Inhaltsstoffen sind zum Beispiel Flavonoide (Kaempferol, Quercetin), Sesquiterpene (Myricetin) und Glykosid (Coriamyrtin) vorhanden.
Systematik und Verbreitung
Der Gattungsname Coriaria wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 1037[2] erstveröffentlicht. Typusart ist Coriaria myrtifoliaL. Synonyme für CoriariaL. sind: HeterocladusTurcz., HeterophylleiaTurcz. Der Familienname Coriariaceae wurde 1824 durch Augustin-Pyrame de Candolle in Prodromus Systematis Naturalis Regni Vegetabilis, 1, S. 739[3] aufgestellt.[4]
Die Gattung Coriaria besitzt ein sehr disjunktes Areal. Gerberstrauch-Arten haben ihre Heimat im Mittelmeerraum, China, Himalaja, Neuguinea, Neuseeland, Zentralamerika und im westlichen Südamerika. Sie gedeihen in warm gemäßigten Gebieten oder subtropischen bis tropischen Klimaten. Fossil ist Coriaria durch 82 Millionen Jahre alten Pollen aus der Antarktis bekannt, wodurch wahrscheinlich wird, dass das heute so disjunkte Areal auf eine einst kontinuierlichere Ausbreitung zurückgeht, als Neuseeland, die Antarktis und das südliche Südamerika sich während niedrigerer Meeresspiegel und geändertet Kontinentalpositionen physisch relativ nahe waren (Renner et al., 2020).
In der Gattung Coriaria bzw. der Familie der Coriariaceae gibt es etwa 16 (5 bis 30) Arten:[5][6]
- Coriaria angustissimaHook. f.: Sie kommt auf der Südinsel von Neuseeland und auf der Stewart-Insel vor.[6]
- Coriaria arboreaLinds.: Die zwei Varietäten kommen in Neuseeland, Chatham-Inseln und Kermadec-Inseln vor.[6]
- Coriaria duthieiD.K.Singh & Pusalkar: Diese 2009 erstbeschriebene Art ist von Pakistan bis zum westlichen Himalaya verbreitet.[6]
- Coriaria intermediaMatsumura (wird auch als Unterart subsp. intermedia(Matsum.) T.C.Huang zu Coriaria japonica gestellt): Die Heimat ist Taiwan.[6]
- Japanischer Gerberstrauch[7] (Coriaria japonicaA.Gray): Die ein oder zwei Unterarten kommen in Japan und (bei Einschluss von Coriaria intermedia) auch in Taiwan vor.[6]
- Coriaria kingianaColenso: Die Heimat ist die Nordinsel von Neuseeland.[6]
- Coriaria kweichovensisHu: Sie ist im südlich-zentralen China verbreitet.[6]
- Coriaria luridaKirk: Sie kommt in Neuseeland vor.[6]
- Myrtenblättriger Gerberstrauch oder Redoul (Coriaria myrtifoliaL.): Sie kommt ursprünglich in Marokko, Algerien, Spanien, Frankreich, auf den Balearen, in Italien und in Griechenland vor.[6]
- Chinesischer Gerberstrauch (Coriaria napalensisWall., Syn. Coriaria sinicaMaxim.): Sie ist vom Himalaja von Pakistan bis ins südwestliche China verbreitet.[6]
- Coriaria plumosaW.R.B.Oliv.: Die Heimat ist Neuseeland.[6]
- Coriaria pottsianaW.R.B.Oliv.: Die Heimat ist die Nordinsel von Neuseeland.[6]
- Coriaria pteridoidesW.R.B.Oliv.: Die Heimat ist die Nordinsel von Neuseeland.[6]
- Coriaria ruscifoliaL.: Die zwei Unterarten sind von Neuguinea bis zu den Inseln des südlichen Pazifik und von Mexiko bis ins südwestliche Argentinien verbreitet.[6]
- Ruskusblättriger Gerberstrauch (Coriaria ruscifolia subsp. ruscifolia, Syn.: Coriaria sarmentosaG. Forst.). Dieser immergrüne Kletterstrauch wird in Chile „Deu“ oder „Huique“ genannt. Aus den Früchten wird in Südchile Rattengift hergestellt. Die Unterart kommt von Neuseeland bis zu den Inseln des südlichen Pazifik und von Chile bis zum südwestlichen Argentinien vor.[6]
- Kleinblättriger Gerberstrauch (Coriaria ruscifolia subsp. microphylla(Poir.) L.E.Skog, Syn.: Coriaria microphyllaPoir., Coriaria thymifoliaHumb. & Bonpl. ex Willd., Coriaria papuanaWarb.): Er kommt von Neuguinea bis Neuseeland und von Mexiko bis Peru vor.[6]
- Coriaria ×sarluridaCockayne & Allan = Coriaria lurida × Coriaria ruscifolia: Nordinsel von Neuseeland.[6]
- Coriaria ×sarmangustaAllan = Coriaria angustissima × Coriaria ruscifolia: Südinsel von Neuseeland.[6]
- Coriaria terminalisHemsl.: Das Verbreitungsgebiet reicht vom zentralen und östlichen Himalaja bis zur chinesischen Provinz Sichuan.[6] Es gibt zwei Varietäten.[6]
In Dendrogrammen sind die Coriariaceae die Schwesterfamilie der Corynocarpaceae innerhalb der Cucurbitales.
Nutzung
Die Früchte der Arten Coriaria terminalis und Coriaria sarmentosa und einige andere sollen essbar sein.[8]
Einige Arten werden bei der Gerberei eingesetzt.[8]
Quellen
- Beschreibung der Familie der Coriariaceae bei der APWebsite. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
- Beschreibung der Familie der Coriariaceae bei DELTA. (Abschnitt Beschreibung)
- Abdul Ghafoor: Coriariaceae bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
- Tianlu Min, Anthony R. Brach: Coriariaceae., S. 333 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 11: Oxalidaceae through Aceraceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2008. ISBN 978-1-930723-73-3 (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
- SS Renner, VD Barreda, MC Tellería, L Palazzesi, TM Schuster. Early evolution of Coriariaceae (Cucurbitales) in light of a new early Campanian (ca. 82 Mya) pollen record from Antarctica. Taxon 69 (1), 87–99, 2020 doi:10.1002/tax.12203
Einzelnachweise
- ↑ Coriariaceae bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ Carl von Linné: Species Plantarum, 2, 1753 S. 1037 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Augustin-Pyrame de Candolle: Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis, sive, Enumerat..., 1, 1824 S. 739 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Coriariaceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 17. Januar 2015.
- ↑ Coriaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Coriaria. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 18. September 2018.
- ↑ Seifenbaumartige im Arboretum – Dr. Franz Oberwinkler Website von Dr. Franz Oberwinkler. Abgerufen am 8. Juni 2024.
- ↑ a b Einträge zu Coriariaceae bei Plants For A Future
Weblinks
- Beschreibung der Familie bei Gehölze der Anden Ekuadors. (span.)
- Coriariaceae bei Tropicos.org. In: Flora of Panama (WFO). Missouri Botanical Garden, St. Louis
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Ninjatacoshell, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Distribution of the genus Coriaria, based on Silvester WB. (1977). "Dinitrogen fixation by plant associations excluding legumes." in Hardy RFW, Gibson AH (ed.), A Treatise on Dinitrogen Fixation. Section IV: Agronomy and Ecology. John Wiley and Sons, New York, p. 141–190.
Autor/Urheber: Rudolph89, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coriaria arborea, tutu, native plant of New Zealand.
Autor/Urheber: Dick Culbert from Gibsons, B.C., Canada, Lizenz: CC BY 2.0
Known as Deu or as Matarratones and employed as a rat poison.
In context at www.dixpix.ca/sth_cordillera/flora/buckthorn/index.htmlAutor/Urheber: Franz Xaver, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coriaria ruscifolia, Coriariaceae - Chile, nahe dem Südufer des Sees Lago Llanquihue/cerca de orilla del sur del Lago Llanquihue/close to the southern shore of the lake Lago Llanquihue, ca. 13 km W Ensenada (Prov. de Llanquihue)
كورياريا ميرتيفوليا (رولدور ، إمبوراشاكابراس).ثمار شديدة السمية تشبه التوت الأسود سيرا دي كاستلتالات في كاتالونيا