Geotop

Geotop „Gabbrofelsen“ bei Rosswein (Sächsisches Granulitgebirge) mit Infotafel
Verkieselte miozäne Quarzsande in der Grube Gotthold in der Liebenwerdaer Heide, Niederlausitz
Karstquelle Blautopf in Blaubeuren, Schwäbische Alb
Teufelstisch bei Hinterweidenthal im Pfälzer Wald, ein Pilzfelsen aus Sandsteinen der frühen Trias
Der Kaltwassergeysir bei Andernach in der Eifel
Die Wilhelmsteine bei Wallenfels im Lahn-Dill-Kreis

Ein Geotop (der oder das;[1] von griechisch γῆ „Erde“ und τόπος topos „Ort“) ist ein Gebilde der unbelebten Natur, das Einblicke in die Erdgeschichte, einschließlich der Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde, vermittelt.[2]

Beschreibung

Geotope sind außerordentlich vielgestaltig. Es kann sich um markante, auffällige Felsformationen handeln, aber auch um eher unauffällige, versteckte Gesteinsaufschlüsse. Solche Aufschlüsse können Fundstellen von Mineralen und Fossilien sein. Sie können künstlich, d. h. vom Menschen angelegt (z. B. Steinbrüche), oder natürlich entstanden sein. Natürliche Aufschlüsse liefern, neben den geologischen Informationen, die im freiliegenden Gestein enthalten sind, schon aufgrund ihres bloßen Vorhandenseins oft Informationen zur jüngsten geologischen Vergangenheit und zu oberflächenformenden Prozessen in ihrer Region. Dazu gehören z. B. Höhlen oder Schluchten. Auch andere geomorphologische Elemente (Dolinen, Geröllhalden) zählen zu den Geotopen, ebenso wie hydrologische Phänomene (z. B. Quellen). Die Dimensionen von Geotopen schwanken im Bereich von wenigen bis zu mehreren hundert Metern.

Als schutzwürdig werden diejenigen Geotope angesehen, die eine besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart oder Ästhetik besitzen.[3] Für wissenschaftliche und pädagogische Arbeiten, für Natur- und Heimatkunde sowie für den Geotourismus sind sie Objekte von besonderem Wert – sogenannte Geoarchive oder „Fenster zur Erdgeschichte“. Der Geotopschutz ist ein Fachbereich des Naturschutzes, der sich mit der Erhaltung und Pflege schutzwürdiger Geotope befasst. Häufig werden Geotope als flächenhafte Naturdenkmale ausgewiesen. Sie stehen damit unter gesetzlichem Schutz und unterliegen ähnlichen Schutzbestimmungen wie Naturschutzgebiete. Darüber hinaus können in Abhängigkeit von den jeweiligen rechtlichen Grundlagen in den einzelnen Bundesländern Geotope auch beispielsweise auf Grundlage des Denkmalschutzgesetzes oder des Bodenschutzgesetzes ausgewiesen werden.

Eine spezielle Form des Geotourismus ist die Nutzung geschützter Geotope als Zielpunkte beim Geocaching. Diese sogenannten Earthcaches dienen der spielerischen Vermittlung von Wissen um geologische Prozesse.

Tag des Geotops

Der Tag des Geotops wurde im Jahr der Geowissenschaften 2002 erstmals am 6. Oktober deutschlandweit durchgeführt und findet seitdem alljährlich am dritten Sonntag im September statt.[4] An dem Aktionstag werden der breiten Bevölkerung Orte von erdgeschichtlicher Bedeutung vorgestellt, an denen man die Entwicklung der Erde und des Lebens nachvollziehen kann: geologisch herausragende und sehenswerte Aufschlüsse, Landschaftsformen, Findlinge, Quellen und Höhlen.

Der Aktionstag wird von der Fachsektion GeoTope und GeoParks der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologischen Vereinigung (DGGV), gemeinsam mit der Akademie der Geowissenschaften zu Hannover (AGH) und der Paläontologischen Gesellschaft (PG), in Zusammenarbeit mit den Geologischen Diensten der Länder organisiert; Auch die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung unterstützt die Werbung für die Veranstaltungen. Unter Mithilfe von fachkundigen Behörden, Geoparks, Universitäten, Vereinen und Gruppen wird eine Vielzahl von Aktionen angeboten – darunter Exkursionen, Führungen zu Geotopen und Besucherbergwerken, Begehungen von Lehrpfaden und Museumsführungen. Seit mehreren Jahren wird das Programm des Tages des Geotops auf einer Unterseite der Webpräsenz der DGGV mit eigener Internetadresse (www.tag-des-geotops.de) angekündigt (siehe Weblinks).

Geotope in Deutschland

Seit den 1990er Jahren wurden in Deutschland auf Landesebene zahlreiche Geotop-Bestandsaufnahmen publiziert und Geotopkataster erstellt. Da sich die Herangehensweisen bei der Dokumentation der Kartierungen, z. B. hinsichtlich der Geotopklassifikation, traditionell von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, haben die Abteilungen für Geotopschutz der Geologischen Landesämter 1996 die Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland als methodische Grundlage zur Schaffung eines bundesweiten Netzwerkes der wichtigsten Geotope erarbeitet.[5] 2019 erschien die 2. Auflage der aktualisierten und ergänzten Arbeitsanleitung für Geotopschutz in Deutschland, in der neue Geotoptypen beschrieben wurden. Ergänzt wurde die aktualisierte Arbeitsanleitung durch ein umfangreiches Glossar der Geotoptypen. Ansprechpartner für die Ausweisung von Geotopen und Geotopschutz sind die Staatlichen Geologischen Dienste der einzelnen Bundesländer.[6]

Im Mai 2006 wurde als Ergebnis eines bundesweiten Wettbewerbs 77 Lokalitäten in Deutschland das Prädikat Nationaler Geotop verliehen. 2019 wurde diese Liste erweitert.

Oberderdinger Horn (Aufschluss des Mittelkeupers) bei Oberderdingen im Kraichgau

Literatur (Auswahl)

  • B. Oesterreich, V. Wrede et al.: Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland. Leitfaden der staatlichen geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland, Staatliche geologische Dienste (Hrsg.), 2. ergänzte Auflage, Jena 2018, 136 S.
  • Th. Wardenbach, V. Schroeder, M. Lücke: Geotopschutz in der kommunalen Landschaftsplanung am Beispiel der Stadt Wuppertal. In: Natur und Landschaft, H. 11, Stuttgart 2009, S. 496–501.
  • E.-R. Look, L. Feldmann: Faszination Geologie. Die bedeutendsten Geotope Deutschlands. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, 2006, ISBN 978-3-510-65219-8, 179 S.
  • Th. Wardenbach: Botschaft vom Drachenfels: Geotopschutz, die neue Aufgabe im Natur- und Landschaftsschutz. In: G. Altner, B. v. Mettler-Meibom, U. E. Simonis, E. U. v. Weizsäcker (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie 2001, München 2000, S. 264–271.
  • U. Lagally et al.: Bericht über die Ergebnisse der „Ad-hoc-Arbeitsgruppe Geotopschutz“ des Bund/Länder-Ausschusses Bodenforschung: „Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland“. In: Schriftenreihe Deutsch. Geol. Ges, 5, Stuttgart 1997, S. 43–48
  • Ad-hoc AG Geotopschutz: Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland. Leitfaden der staatlichen geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland, Angew. Landschaftsökologie, 9: Bonn-Bad Godesberg 1996, 105 S.
  • F. W. Wiedenbein: Origin and use of the term 'geotope' in German-speaking countries. In Geological and Landscape Conservation. Hrsg.: D. O’Halloran, C. Green, M. Harley, J. Knill (Geological Society, London 1994) S. 117–120.
  • F. W. Wiedenbein: Geotope protection for Europe. in Geological Heritage 1993. (Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen 1993).
  • Alf Grube, W. Wiedenbein (1992): Geotopschutz. Die Geowissenschaften; 10, 8; S. 215–219; doi:10.2312/geowissenschaften.1992.10.215.
  • M. Schöttle (1984): Geologische Naturdenkmale im Regierungsbezirk Karlsruhe – Eine Zusammenstellung geschützter und schutzwürdiger geologischer Objekte. Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Baden-Württemberg 38, S. 1–171.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Duden Fremdwörterbuch, 10. Auflage 2010 (Duden Bd. 5) S. 380
  2. Ad-hoc-AG Geotopschutz: Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland – Leitfaden der Geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), Angewandte Landschaftsökologie, Heft 9, Bonn-Bad Godesberg 1996, S. 4
  3. Ad-hoc-AG Geotopschutz: Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland – Leitfaden der Geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), Angewandte Landschaftsökologie, Heft 9, Bonn-Bad Godesberg 1996, S. 4
  4. Jahresbericht 2002 des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein (Seite 172) (PDF; 491 kB)
  5. Ad-hoc-AG Geotopschutz: Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland – Leitfaden der Geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Angewandte Landschaftsökologie. Heft 9, 1996, S. 6 f.
  6. B. Oesterreich, V. Wrede et al.: Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland. Leitfaden der Staatlichen Geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg.: Staatliche Geologische Dienste. 2., erg. Auflage. Jena 2019, S. 136.

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Verkieselte Quarzsande in der Grube Gotthold bei Hohenleipisch.
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Geotop „Gabbrofelsen“ Roßwein an der Äußeren Wehrstraße (K 7522) östlich von Roßwein, Sachsen. Bei dem hier aufschließenden Gestein handelt es sich eigentlich um einen Metagabbro (aufgrund seines gneisartig-schiefrigen Gefüges auch „Flasergabbro“ genannt), dessen Metamorphose auf die Variszischen Orogenese zurückgeht (Protolithalter: Kambrium; Metamorphosealter: Unterkarbon). Der Metagabbro gehört regionalgeologisch zum Sächsischen Granulitgebirge der mitteleuropäischen Varisziden und der Aufschluss befindet sich am nordöstlichen Ende dieser Domstruktur.
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Wilhelmsteine - Naturdenkmal und Geotop
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Der Blautopf in Blaubeuren mit Kloster im Hintergrund
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Mächtiger Aufschluss des Gipskeupers mit Übergang zum Schilfsandstein, entstanden vor ca. 200 Mio Jahren.