Die georgische Sprache (Eigenbezeichnung ქართული ენაkartuli ena) ist die Amtssprache in Georgien und wird von etwa vier Millionen Menschen gesprochen (Stand 2013).
Georgisch hat fünf vokalische und 28 konsonantischePhoneme, darunter auch Ejektive. Die Konsonanten können sehr große Konsonantencluster bilden (zum Beispiel der Name der georgischen Stadt Mzcheta, oder, als Extrembeispiel, der georgische Zungenbrecher „ihr pellt uns“ oder „ihr ruiniert uns“: gvprzkvnit). Jedes Phonem wird durch je einen bestimmten georgischen Buchstaben dargestellt.
Jedes georgische Nomen im Nominativ endet mit einem Vokal.
Endungen der Nomina (Substantive) im Nominativ Singular
ა (a)
ე (e)
ი (i)
ო (o)
უ (u)
დედა (deda) Mutter
მზე (mse) Sonne
ქალი (kali) Frau
გოგო (gogo) Magd
ძუ (dsu) Weibchen
მამა (mama) Vater
მთვარე (mtware) Mond
კაცი (kazi) Mann
ლოქო (loko) Wels
ბრუ (bru) Schwindel
ბებია (bebia) Großmutter
დღე (dghe) Tag
ფესვი (péswi) Wurzel
წყარო (zqaro) Quellbach
ყრუ (q’ru) Taub
ბაბუა (babua) Großvater
ღამე (ghame) Nacht
ხვადი (chwadi) Männchen
ოქრო (okro) Gold
ბრგუ (brgu) Stotterer
Betonung
Im Unterschied zu den Sprachvarianten und Dialekten des Georgischen ist die Betonung der literarischen Sprache sehr schwach. Bei zwei- und dreisilbigen Wörtern liegt die Betonung meistens auf der ersten, bei viersilbigen auf der zweiten Silbe.
ცა (tsa) – der Himmel; ხე (che) – der Baum; კი (ki) – Ja, ხო (cho) – Jawohl; რუ (ru) der Bach; კუ (ku) die Schildkröte.
კაბა (kaba) das Kleid; თათი (tati) – die Pfote; თითი (titi) – der Finger; დიდი (didi) groß; გოგო (gogo) – das Mädchen, Magd; ძაძა (dsadsa) – das Trauerkleid; ძუძუ (dsudsu) – die Brust (eines Menschen).
გაგვიწვიმდა (gagwitswimda) – Es fing (uns = mit Dat. ethic.) an, zu regnen; გამოიდარა (gamoidara) – Es ist wieder gutes Wetter (= Es hörte auf, zu regnen); გაგვიმართლა (gagwimartla) – Wir hatten Glück.
მასწავლებელი (maßzawlebeli) – der Lehrer; მატარებელი (matarebeli) – der Zug; დამრიგებელი (damrigebeli) – der Tutor.
ჭამა-სმა (tschama-ßma) – das Essen und Trinken; მიმოსვლა (mimoßwla) – der Verkehr; მისვლა-მოსვლა (mißwla-moßwla) – das Kommen und Gehen.
Satzmelodie
Ja-Nein-Fragen werden – anders als im Deutschen – mit einer steigend-fallenden Intonation realisiert.
Grammatik
→ Hauptartikel: Georgische Grammatik
Für die georgische Sprache ist sowohl die Agglutination als auch die Wurzelflexion kennzeichnend. Eine Besonderheit ist das Fehlen des grammatischen Geschlechts (Genus), und das Substantiv kennt weder einen bestimmten noch einen unbestimmten Artikel.
Statt der zum Beispiel im Deutschen üblichen Präpositionen verwendet das Georgische Postpositionen, die entweder allein stehen oder an das Nomen angefügt werden können. Ein deutsches Beispiel für eine Postposition ist „den Fluss entlang“. Georgisch hat 7 Fälle (Nominativ, Dativ, Genitiv, Instrumental, Adverbial (Essiv und Translativ), Vokativ und Ergativ). Der Ergativ tritt als Subjektkasus mit bestimmten Verbformen auf, nämlich beim Aorist und Optativ transitiver Verben. Georgisch ist also eine Split-Ergativsprache. Wie in den meisten flektierenden Sprachen ist die Wortstellung relativ frei. Die konjugierten Formen des Verbs markieren einen Bezug sowohl zum Subjekt als auch zum direkten oder indirekten Objekt des Satzes.
Es gibt also nicht nur eigene Formen für „ich sehe“ (wchedaw), „du siehst“ ((h)chedaw) usw., sondern auch für „ich sehe dich“ (gchedaw), „ich sehe euch“ (gchedawt), „du siehst mich“ (mchedaw), „du siehst uns“ (gwchedaw), „du siehst ihn“ ((h) chedaw) usw.
Während sich die indogermanischen Sprachen verschiedener Zeiten bedienen, um Gegenwärtiges, Vergangenes, Zukünftiges und Mögliches darzustellen, kommen im Georgischen elf sogenannte mzkriwi (=> Reihen. Englische Schreibweise in Grammatikbüchern = mtskrivi) zum Einsatz. Auch sie ordnen der Zeit des Geschehens eine bestimmte Verbform zu, jedoch tritt durch Agglutination nicht nur eine Änderung des Verbs auf, sondern auch Subjekt und Objekt des Satzes ändern den Fall, in dem sie stehen. Beispielsweise steht bei den Formen der Präsens- und Futurgruppe das Subjekt meist im Nominativ, bei den Formen der Aoristgruppe teils im Nominativ, teils im Ergativ (abhängig von der Transitivität des Verbs) und bei den Formen der Perfektgruppe im Dativ; ähnlich ändert sich der Kasus des Objekts. Auch die hohe Anzahl unregelmäßig flektierter (insbesondere suppletiver) Verben ist auffällig, zum Beispiel beim Verb für „sagen“, das mehrere Stämme hat: eubneba (Präsens) „er sagt es ihm“, ’etqwis (Futur) „er wird es ihm sagen“, utchra (Aorist) „er sagte es ihm/hat es ihm gesagt“, utkwams (Perfekt) „er hat es ihm (offensichtlich) gesagt“.
Satzarten im Georgischen
Deklarativsätze
Musteraussagesatz: Anna arbeitet als Bibliothekarin.
Wortstellungsmöglichkeiten des einfachen Aussagesatzes
Georgisch
Duden-Transkription
Beschreibung/Bemerkung
ანა მუშაობს ბიბლიოთეკარად.
(ana muschaobß bibliotekarad)
ანა ბიბლიოთეკარად მუშაობს.
(ana bibliotekarad muschaobß)
ბიბლიოთეკარად მუშაობს ანა.
(bibliotekarad musachobß ana)
Mit Betonung darauf, was Anna macht
Interrogativsätze
Fragesätze ohne Fragewort
Musterfragesatz: Wohnt Anna in Berlin?
Wortstellungsmöglichkeiten eines georgischen Fragesatzes mit semantischen Konotierungen
Wortbildung und Schreibung der Monate, der Jahre und Jahrhunderte
Monate
Monate mit Zahlen - თვე და რიცხვი
Der wievielte Mai?
Georgisch
Duden-Transkription
Am wievielten Mai?
Georgisch
Duden-Transkription
der 25. Mai
25 მაისი
ozdachuti maißi
Am 25. Mai
25 მაისს
ozdachut maißß
Jahre
Das Jahr - წელი (zeli) oder წელიწადი (zelizadi)
Deutsch
Georgisch
Duden-Transkription
(Das Jahr) 1970
1970 (oder wörtl. ათასცხრაასსამოცდაათი) წელი
ataßzchraaßßamozdaati zeli
(Das Jahr) 2021
2021 (oder wörtl. ორიათასოცდააერთი) წელი
oriataßozdaerti zeli
Jahrhunderte
Das Jahrhundert - საუკუნე (ßaukune)
Deutsch
Georgisch mit/in Duden-Transkription
Alternative Schreibweise
Alternative Schreibweise
Das 20. Jahrhundert
XX საუკუნე (meoze ßaukune)
20-ე საუკუნე
მე-20 საუკუნე
Das 21. Jahrhundert
XIX საუკუნე (ozdameerte ßaukune)
21-ე საუკუნე
keine
Einordnung der Zeit
Einteilung der Tage
Lexikalische Zeitangabe „bis heute und davor“
Deutsch
bis heute
gestern
vorgestern
vorvorgestern
auf Georgisch
დღემდე (dghemde)
გუშინ (guschin)
გუშინწინ (guschinzin)
გუშინწინის წინ (guschinziniß zin)
Lexikalische Zeitangabe „heute, ab heute und danach“
Deutsch
heute
ab heute
morgen
übermorgen
überübermorgen
auf Georgisch
დღეს (dgheß)
დღეიდან (dgheidan)
ხვალ (chwal)
ზეგ (seg)
მაზეგ (maseg)
Einteilung der Tagesabschnitte
Lexikalisch und morphologisch
Deutsch
(der) morgen
(der) Frühmorgen
(der) Mittag
(der) Nachmittag
(der) Abend
(die) Nacht
(die) Mitternacht
auf Georgisch
დილა (dila)
დილაადრიან (dilaadrian)
შუადღე (schuadghe)
ნაშუადღევი (naschuadghewi)
საღამო (saghamo)
ღამე (ghame)
შუა ღამე (schua ghame)
auf die Frage „wann?“; „როდის?“ (rodis?)
morgens
frühmorgens
mittags
nachmittags
abends
nachts
mitternachts
auf Georgisch
დილით (dilit)
დილაადრიან (dilaadrian)
შუადღით (schuadghit)
ნაშუადღევს (naschuadghewß)
საღამოს, საღამოთი (saghamos, saghamoti)
ღამით (ghamit)
შუაღამეზე, შუაღამით (schuaghamese, schuaghamit)
Wochentage
Das Wort Wochentage im Georgischen (kein Kompositum) Wortverbindungwortwörtlich „Tage der Woche“
Wortbildung und Morphologische Beschreibung der Wochentage
auf Deutsch
Duden-Transkription
auf Georgisch
1. (der) Tag, -es, -en
dghe, dghiß(a), dgheebi
დღე, დღის, დღეები
2. (die) Woche, -, -n
kwira, kwiriß(a), kwirebi
კვირა, კვირის, კვირები
3. (der) Wochentag, -es, -e
kwiriß dhe, kwiriß dghiß(a), kwiriß dgheebi
კვირის დღე, კვირის დღის, კვირის დღეები
Mit „kwira“ (კვირა) bezeichnet man im heutigen Georgischen sowohl die Wörter „Sonntag“ und „die (ganze) Woche“. Im Altgeorgischen hat man für die Bezeichnung der 7 Tage einer Woche das Wort „mßgepßi“ (მსგეფსი) benutzt.
Wochentage (კვირის დღეები)
auf Deutsch
Duden-Transkription
auf Georgisch (Ab 4. Jhr.)
auf Altgeorgisch
Duden-Transkription u. Deutung
Montag
orschabati
ორშაბათი
მთვარისა
mtwarißa (Tag des Mondes)
Dienstag
samschabati
სამშაბათი
არიასი
ariaßi oder marßißa (nach Mars)
Mittwoch
otchschabati
ოთხშაბათი
ერმესისა
ermißa oder hermeßißa (nach Hermes)
Donnerstag
chutschabati
ხუთშაბათი
აფროდიტისა
aproditißa (nach Aphrodite) oder venußißa (nach Venus)
Die Georgische Sprache unterteilt sich in 18 regionale Dialekte, deren Grenzen den Grenzen historischer Regionen Georgiens entsprechen und die nach ihren Charakteristika in fünf Haupt-Dialektgruppen eingeteilt werden, und in einen Soziolekt:[1]
Adscharisch (georgischაჭარულიAtsch’aruli) in der heute autonomen Region Adscharien,
Imerchewisch (georgischიმერხეულიImercheuli) in der heute zur Türkei, Provinz Artvin gehörenden Region Imerchewi (hier vorwiegend abseits der Küste im Gebirge),
Zentrale Dialekte
Kartlisch (georgischქართლურიKartluri) in der Region Kartlien, der zahlreichste Dialekt (ohne die manchmal als „Oberkartlien“ bezeichneten Regionen Samzche-Dschawachetiens),
Mes’chisch (georgischმესხურიMeschuri) in der Region Meschetien, im Mittelalter und heute wieder alternativ auch Samzche genannt (Westteil der Großregion Samzche-Dschawachetien),
Dschawachisch (georgischჯავახურიDschawachuri) in der Region Dschawachetien (Ostteil der Großregion Samzche-Dschawachetien),
Ferejdanisch (georgischფერეიდნულიPereidnuli), Dialekt der Nachkommen georgischer Deportierter nach Zentralpersien in der Regierungszeit Schah Abbas des Großen Anfang 17. Jahrhundert, die heute noch im Westen der Provinz Isfahan, besonders dem Bezirk Ferejdan und der Stadt Ferejdun Schahr leben.[2]
Alle Dialekte und auch der Soziolekt Judäo-Georgisch sind untereinander mehrheitlich verständlich und nähern sich zunehmend dem hochsprachlichen Standard der georgischen Schriftsprache an. Demgegenüber sind die verwandten südkaukasischen (kartwelischen) Sprachen, die sanischen Sprachen Mingrelisch und Lasisch sowie das Swanische, mit dem Georgischen mehrheitlich nicht mehr verständlich und werden deshalb in der Kaukasiologie als separate Sprachen klassifiziert. Aufgrund der seit dem Frühmittelalter gemeinsamen Verwendung des Georgischen als georgisch-orthodoxe Kirchensprache (in Lasistan, im Nordosten der Türkei nur bis zur Islamisierung im 14.–17. Jahrhundert, in den anderen Gebieten bis heute), als Adels- und Schriftsprache werden die Sprecher dieser verwandten Sprachen in Georgien aber bis heute zu den ethnischen Georgiern gezählt.[3]
Familiennamen
Ca. 70 % der georgischen Familiennamen wurden aus Patronymen gebildet, die auf -dse (geschrieben: -ძე) (altgeorgisch „Sohn“) endeten, oder auf -schwili (geschrieben: -შვილი) („Kind“).
Viele georgische Familiennamen können anhand ihrer Endungen sprachlich-dialektal bestimmten Regionen des Landes zugeordnet werden, aus denen sie ursprünglich stammen.
-dse (-ძე, patronymisch gebildet): meistens westgeorgische und zentralgeorgische (kartlische) Familiennamen, zum Beispiel Schewardnadse, Gamqrelidse, Tschawtschawadse
-schwili (-შვილი, patronymisch gebildet): meistens ostgeorgische und kartlische Familiennamen, von einigen Ausnahmen aus Westgeorgien abgesehen, zum Beispiel Saakaschwili, Surabischwili, Dschughaschwili
-eli (-ელი, toponymisch gebildet), wie -schwili vorwiegend aus Ost-, seltener aus Westgeorgien, zum Beispiel Zereteli
-ia (-ია), -awa (-ავა) oder -ua (-უა): mingrelische Familiennamen, zum Beispiel Gamsachurdia, Beria, Sigua, Melua, Eliawa
-(i)ani (-(ი)ანი, patronymisch): ursprünglich swanische Familiennamen, aber schon seit dem Spätmittelalter, Frühneuzeit auch auf benachbarte nordwestgeorgische Gebirgsregionen ausgebreitet, zum Beispiel Gelowani, Dadeschkeliani, Dadiani
-uri (-ური), -uli (-ული): chewsurische Familiennamen und aus benachbarten nordostgeorgischen Bergregionen, zum Beispiel Swiadauri
-schi (-ში): lasische Familiennamen (in der Türkei seit dem türkischen Familiennamensgesetz nicht mehr erhalten, nur noch in Georgien), zum Beispiel Chalwaschi
Literatur
Marine Bokhashvili: Einführung in die georgische Schrift. Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-433-5.
Lia Abuladze, Andreas Ludden: Lehrbuch der georgischen Sprache. 2., überarbeitete Auflage. Buske, Hamburg 2011, ISBN 978-3-87548-620-9 (inklusive Audio-CD).
Marcello Cherchi: Georgian. LINCOM Europa, München / Newcastle 1999, ISBN 3-89586-119-7.
Farshid Delshad: Georgica et Irano-Semitica, Studies on Iranian and Semitic Loanwords in Classical Georgian, Philological Approaches towards Historical-Comparative Linguistics. Deutscher Wissenschafts-Verlag, Baden-Baden 2009.
Steffi Chotiwari-Jünger, Damana Melikischwili, Lia Wittek: Georgische Verbtabellen. Buske, Hamburg 2010, ISBN 978-3-87548-510-3.
Georgij A. Klimov: Einführung in die kaukasische Sprachwissenschaft. aus dem Russischen von Jost Gippert. Buske, Hamburg 1994, ISBN 3-87548-060-0.
Michael Jelden: Deutsch-Georgisches Wörterbuch. Buske, Hamburg 2001, ISBN 3-87548-234-4.
Wolfgang Schulze: Georgisch. (PDF; 247 kB). In Miloš Okuka (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. (= Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens 10).
Flag of Iran.svg Flagge des Irans. Die dreifarbige Flagge wurde 1906 eingeführt, aber nach der Islamischen Revolution von 1979 wurden die Arabische Wörter 'Allahu akbar' ('Gott ist groß'), in der Kufischen Schrift vom Koran geschrieben und 22-mal wiederholt, in den roten und grünen Streifen eingefügt, so daß sie an den zentralen weißen Streifen grenzen.
Two of these dialects, Ingiloan and Fereidanian, are spoken outside Georgia, the former by the indigenous Georgians in northwest Aserbaidschan, and the latter by the descendants of the 17th-century Georgian deportees in Iran.
The Central dialects, sometimes considered part of the Eastern group, are spoken in central and southern Georgia, and provide the basis for Standard Georgian language.