Georg von Seybel

Bellerivestrasse 7, wo jene Pension Wehrle am See war, in der sich Georg von Seybel das Leben genommen hat und Hannah von Mettal bei Brun in Untermiete wohnte, als sie James Joyce’ Drama Exiles übersetzt hat.
Georg von Seybels Zuhause: Palais Seybel. 3., Wien, Reisnerstraße 50

Georg von Seybel (* 8. April 1886 in Wien; † 9./10. April 1924 in Zürich) war ein österreichischer Schriftsteller, Theaterkritiker und Musiker, der sich gemeinsam mit dem Wiener Schriftsteller Rudolf Lothar erfolgreich für die deutschsprachige Übersetzung sowie die Uraufführung von James Joyce’ Schauspiel Verbannte engagiert hat.

Leben und Werk

Georg von Seybel war der älteste Sohn des Großindustriellen Paul von Seybel und dessen Gemahlin Aline von Schoeller (Wagenmann, Seybel & Co.). Sein jüngerer Bruder war Wolfgang von Seybel (1890–1959), seine Schwester Aline („Liny“) (1891–1957) heiratete den Prager Großindustriellen Friedrich Freiherr von Ringhoffer.[1]

Georg Seybel promovierte 1910 an der Universität Wien über das Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges lebt Seybel noch in Wien, was durch zwei Veranstaltungsplakate belegt wird, die Anfang 1915 Seybels Name anführen;[2] damals beteiligte er sich an den „Volkstümlichen Vorträgen“ des Wiener Volksbildungsvereins. Doch bald übersiedelt er in das neutrale Zürich, wo im Oktober 1917 und November 1918 seine Berichte über die vorige Zürcher Theater- und Musik-Saison veröffentlicht wurden. Seine Wohnung in Wien vermietete er während seiner Abwesenheit.[3]

Gemeinsam mit dem Wiener Schriftsteller Rudolf Lothar hat sich Seybel 1918 im Auftrag von James Joyce’ damaliger Mäzenin, der amerikanischen Multimillionärin Edith Rockefeller McCormick (1872–1932), erfolgreich für die deutschsprachige Übersetzung und Welturaufführung von Joyce’ Schauspiel Verbannte engagiert, das 1919 im Zürcher Rascher Verlag veröffentlicht und am 7. August 1919 vom Regisseur Erwin von Busse am Münchner Schauspielhaus inszeniert wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebte Seybel „irgendwie als Theatersecretair und Kritiker“[4] in Chicago und New York[5], kehrte aber immer wieder nach Wien zurück, wo er wiederholt Arthur Schnitzler besuchte, in dessen Tagebuch er mehrmals erwähnt wird. Jenes Exemplar von Seybels Bericht über die Zürcher Theater- und Musik-Saison 1916/17, das sich im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek befindet, enthält darüber hinaus folgende handschriftliche Widmung: „Arthur Schnitzler / mit herzlichem Gruss / in dankbarer Verehrung / GS“.

Am 27. März 1924 kehrte Georg von Seybel, der damals wegen starker Gemütsdepression in ärztlicher Behandlung war, nach Zürich zurück, wo er in der Pension Wehrle am See, Bellerivestrasse 7, ein Zimmer mietete, wo er sich in der Nacht vom 9. auf 10. April 1924, ein bzw. zwei Tage nach seinem 38. Geburtstag, mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben nahm. Er wurde am Zürcher Friedhof Sihlfeld begraben.

Seybels Sterbeort ist zufälligerweise die frühere Wohnadresse von Hannah von Mettal, die jene deutschsprachige Übersetzung von Joyce’ Schauspiel Verbannte angefertigt hat, für die sich Seybel in Edith McCormicks Auftrag gemeinsam mit Rudolf Lothar engagiert hatte.[Anm. 1]

Werke

  • Das Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung mit besonderer Berücksichtigung der Statistik. Dissertation. 1910.
  • Goethe und Racine. In: Euphorion. 22, 1915. S. 740.
  • Bericht über die Zürcher Theater- und Musik-Saison 1916/17. (September 1916 – August 1917) Zürich. Verlag Jean Frey.
  • Bericht über die Zürcher Theater- und Musik-Saison 1917/18. (September 1917 – August 1918) Zürich. Verlag Jean Frey.

Weblinks

Quellen

  • Stadtarchiv Zürich. Anmeldekarte in der Kartei der Einwohnerkontrolle der Stadt Zürich.
  • Stadtarchiv Zürich. Todesakten vor Georg Seybel (Archivbestand Sign. Stadtarchiv VIII.B.c.101. Zivilstandsamt, Akten 1924)
  • Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser (GHdA) (Artikel Seybel, Ringhoffer)

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser (GHdA) (Artikel Seybel, Ringhoffer)
  2. Katalog der Wien Bibliothek
  3. MAĎARSKÁ IREDENTA A JEJ ČINNOSŤ. In: Míľniky práva v stredoeurópskom priestore. Zborník z medzinárodnej vedeckej konferencie doktorandov a mladých vedeckých pracovníkov organizovanej Univerzitou Komenského v Bratislave, Právnickou fakultou, v dňoch 27. – 29. 3. 2014 v priestoroch ÚZ NR SR Častá-Papiernička pod záštitou dekana Univerzity Komenského v Bratislave, Právnickej fakulty, prof. JUDr. Pavla Kubíčka, CSc. ISBN 978-80-7160-371-9 (S. 46)
  4. Arthur Schnitzler: Tagebuch. 1920-1922. 12. Juli 1922. Wien 1993, ISBN 3-7001-2006-0.
  5. Seybels Briefwechsel mit Wladimir Hartlieb, ÖNB Sammlung von Handschriften und alten Drucken

Anmerkungen

  1. In dem Haus befand sich außer der Pension Wehrle am See, in der etwa Anton von Webern zu Gast war, ab Mitte der 1920er Jahre auch die Praxis des mit Hugo Ball befreundeten, von Carl Gustav Jung ausgebildeten Psychoanalytikers Josef Bernhard Lang (1881-1945), der zwischen 1916 und 1919 Hermann Hesse behandelte und diesem bis an sein Lebensende freundschaftlich verbunden war, wovon ein umfangreicher Briefwechsel zeugt. In der Pension Wehrle am See lebte auch Ruth Wenger, die Anfang der 1920er Jahre mit Josef Lang liiert und später mit Hesse ein paar Jahre verheiratet war, der sie in der Pension Wehrle besucht hat. Heute befindet sich in dem Haus unter anderem das Büro der Architekten Bétrix & Consolascio sowie die Kanzlei Bellerive Rechtsanwälte.

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Palais Seybel-Reisnerstraße 50.JPG
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Palais Seybel in Vienna 3rd district, Reisnerstraße 50
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Hannah von Mettals Zürcher Wohnhaus, Bellerivestrasse Nr. 7, in dem sich auch jene Pension Wehrle am See befand, in der sich Georg von Seybel 1924 das Leben genommen hat. In dem Haus befand sich außer der Pension Wehrle, in der auch der österreichische Komponist Anton von Webern zu Gast war, ab Mitte der 1920er Jahre die Praxis des mit Hugo Ball befreundeten, von Carl Gustav Jung ausgebildeten Psychoanalytikers Josef Bernhard Lang (1881-1945), der zwischen 1916 und 1919 Hermann Hesse behandelt hat und diesem bis an sein Lebensende freundschaftlich verbunden war, wovon ein umfangreicher Briefwechsel zeugt. In der Pension Wehrle lebte auch Ruth Wenger, die Anfang der 1920er Jahre mit Josef Lang liiert und später ein paar Jahre mit Hesse verheiratet war, der sie in der Pension Wehrle besucht hat.