Georg von Giesches Erben

Wappen Georg von Giesches

Georg von Giesches Erben (auch Georg von Giesche’sche Erben oder kurz Giesches Erben oder Giesche-Werke) war ein schlesischer Bergbaukonzern. Er wurde zwischen 1704 und 1707 von Georg von Giesche gegründet und in wesentlichen Teilen des schlesischen Besitzes nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 von der polnischen Regierung verstaatlicht.

Von Giesche sicherte sich 1704 durch kaiserliches Patent für 20 Jahre das alleinige Recht zum Galmeiabbau und -handel in Schlesien. Hiermit begründete er das erfolgreiche und später in Deutschland wichtige Unternehmen.

Das Unternehmen gründete 1907 die Kolonie Gieschewald, den heutigen Stadtteil Giszowiec der polnischen Stadt Kattowitz.

Geschichte

Deckblatt eines Anteilscheines der Bergwerks-Gesellschaft Georg von Giesche'sche Erben vom 25. Mai 1865
Öfen der Bernhardi-Zinkhütte, vor 1912

Die Erben des Vermögens von Georg Giesche kauften 1833 in der Umgebung von Janow in Oberschlesien das Bergwerk Morgenroth/Wieczorek. 1834 war die Inbetriebnahme der Zinkhütte "Wilhelmina" durch die Bergwerksgesellschaft Georg von Giesche (Nichteisenmetallhütte in Szopienice). Die Erben des Vermögens registrierten 1860 in Breslau die „Bergwerksgesellschaft Georg von Giesche“, welche bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum größten Bergbau- und Hüttenkonzern in Schlesien aufstieg.

Die Firma kaufte 1880 von Johanna von Schaffgotsch das Bergwerk Cleophas und 1883 von Otto Friedländer die Heinitzgrube. In Magdeburg besaß die Bergwerksgesellschaft seit 1919 eine Metallhütte und Zinkhütte.[1] 1933/34 entstand dort als Neubau die Zinkhütte Giesche. Zur Verwaltung der seit der Teilung Oberschlesiens in Polen liegenden Gruben und Hütten wurde 1922 die „Giesche AG“ in Kattowitz gegründet. Alle Aktien der Giesche AG in Kattowitz wurden 1926 an die amerikanische Gesellschaft Silesian American Corp. (SACO) verkauft, Geschäftsführer wurde der Vater George H. W. Bushs, Prescott Bush. Im Gegenzug erwarb die Giesche AG Aktien der Belgischen Bergbau und Industriegesellschaft AG. Die Giesche AG versuchte 1941, die verkauften Aktien von den Amerikanern zurückzuerwerben. Zu diesem Zweck gründete sie in Kattowitz die (Filial)gesellschaft Gieschebetriebe GmbH. Zu der Transaktion kam es nicht, da die amerikanische Regierung es nach dem „Trading with the Enemy Act“ (Gesetz über den Handel mit Feind) nicht zuließ, den Deutschen die Aktien der Giesche AG zu verkaufen. Das Vermögen der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesches Erben wurde 1946 durch die Volksrepublik Polen konfisziert.

Im Zuge des Wiederaufbaus in der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Hamburg wurde 1961 in Rahden ein Werk für LECA (Light Expanded Clay Aggregate), ein in Dänemark entwickeltes Verfahren für blähfähigen Ton bei hohen Temperaturen, aufgebaut. Dieses Material wird beim Hochbau zur Herstellung von Leichtbetonsteinen, Fertigteilelementen, Schüttbetonen sowie Estrichen, Dachisolierungen und Außenputzen verwendet.

1973 ging das Unternehmen in der Bundesrepublik in Konkurs.

Eduard Schulte

Die Firma wurde[2] international durch ihren deutschen Generaldirektor Eduard Schulte bekannt. Schulte übermittelte als einer der ersten gesicherte Nachrichten über den anlaufenden Holocaust an den Jüdischen Weltkongreß.[3]

Literatur

  • Friedrich Bernhardi: Die Entwicklung des Besitzes der Gesellschaft vom Jahre 1851 ab. In: Robert Nischkowsky (Hrsg.): Georg von Giesche–s Erben. 1704–1904. Band 3. Breslau 22. November 1904 (DJVU-Digitalisat [abgerufen am 21. September 2013] Festschrift zum zweihundertjährigen Jubiläum der Gesellschaft).
  • Heinrich Wendt: Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Gesellschaft. In: Robert Nischkowsky (Hrsg.): Georg von Giesche’s Erben. 1704–1904. Band 1. Breslau 22. November 1904 (Festschrift zum zweihundertjährigen Jubiläum der Gesellschaft 22. November 1904).
  • Konrad Wutke: Die allgemeine Geschichte der Gesellschaft bis zum Jahre 1851. In: Robert Nischkowsky (Hrsg.): Georg von Giesche’s Erben. 1704–1904. Band 2. Breslau 22. November 1904 (DJVU-Digitalisat [abgerufen am 21. September 2013] Festschrift zum zweihundertjährigen Jubiläum der Gesellschaft).
  • Wilhelm Treue: Georg von Giesche’s Erben. 1704–1964. Hamburg 1964, DNB 455107033.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. recherche.lha.sachsen-anhalt.de
  2. Neben Georg von Giesches Erben auch unter der englischen Bezeichnung Giesche Mining (da zu dieser Zeit in US-amerikanischem Besitz des Averell-Harriman-Konglomerats), sowie den polnischen Bezeichnungen Spadkobiercy Gieschego oder Giesche Spolka Akcyjna.
  3. Walter Laqueur, Richard Breitman: Der Mann, der das Schweigen brach. Wie die Welt vom Holocaust erfuhr. Ullstein, Frankfurt am Main, Berlin 1986, ISBN 3-550-06408-X, S. 36 ff. (amerikanisches Englisch: Breaking the silence. Übersetzt von Erwin Duncker, in den ersten Kapiteln ausführlich über die Aufteilung 1919 und die Unternehmensverflechtung deutsch-polnisch-US-amerikanisch 1925–1945).

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Katowice - Herb Georg von Giesche's Erben w Muzeum Historii Katowic.jpg
Autor/Urheber: Michał Bulsa, Lizenz: CC0
Herb Georg von Giesches Erben (pol. "Spadkobiercy Gieschego") pochodzący z druiej poł. XIX wieku, znajdujący się w Muzeum Historii Katowic. Zdjęcie wykonane w Muzeum Historii Katowic podczas Nocy Muzeów 2011
Bergwerks-Gesellschaft Georg von Giesche`sche Erben 1865.JPG
Anteilschein der Bergwerks-Gesellschaft Georg von Giesche'sche Erben vom 25. Mai 1865; mehrseitige Urkunde mit dekorativem Titelblatt. Beglaubigte Abschrift der Originalurkunde mit fortgeführten Eintragungen der Anteilscheine bis 1943. Ein Anteil über 1/10.000 brachte 1870 eine Ausbeute von 70 Mark. Zu Beginn des 20. Jh. kostete ein 1/10.000 Anteil um die 30.000 Mark. Die hier angebotenen Anteile hatten damals ein Wert von knapp 17 Mio. Mark, nach heutiger Kaufkraft ca. 250 Mio. Euro.
Zinc furnaces Bernhardi smelter.jpg
Autor/Urheber: Autor/-in unbekanntUnknown author, Lizenz: CC BY-SA 4.0
The zinc furnaces in the Bernhardi smelting plant in Szopienice.