Georg Wurzer

Georg „Schorsch“ Wurzer (* 31. Januar 1907 in Fürth; † 8. August 1982) war ein deutscher Fußballtrainer. Er gewann mit dem VfB Stuttgart in den Jahren 1950 und 1952 die deutsche Meisterschaft und 1954 und 1958 den DFB-Pokal.

Der Erfolgstrainer des VfB Stuttgart

Georg Wurzer begann seine Spielerkarriere beim FC Wacker München. Danach wechselte er zum FV 94 Ulm, einem der Vorgängervereine des SSV Ulm 1846, wo er als Spieler und ab 1932 auch als Trainer aktiv war. Als Aktiver bestritt er 20 Auswahlspiele für Württemberg. Zudem stand er 1932 mit der süddeutschen Auswahlmannschaft im Endspiel um den Bundespokal, das mit einer 1:2-Niederlage gegen Norddeutschland verloren wurde. Trainererfahrung hatte er bereits als Gausportlehrer in Sachsen gesammelt.[1]

Im Sommer 1947 trat Georg Wurzer das Traineramt beim VfB Stuttgart an. Von den Ulmer „Spatzen“, mit denen er den Aufstieg in die Oberliga Süd bewerkstelligt hatte, führte ihn der Weg an den Neckar. Um sein persönliches Credo durchführen zu können, „junges, unverdorbenes, heimatverbundenes Spielermaterial und keine Cracks“ trainieren zu wollen und damit auf Sicht Erfolg zu haben, durchkämmte er die Region nach Spielern, die zur Mannschaft passten. Er holte Robert Schlienz aus Zuffenhausen, Rolf Blessing aus Wendlingen, Erich Retter aus Plüderhausen, Erwin Waldner aus Neckarhausen, Karl Bögelein aus Bamberg, später Rolf Geiger von den Stuttgarter Kickers und noch manch anderen, den er davon überzeugte, dass er ihm eine Heimat bieten konnte – fußballerisch wie menschlich.

Mit Vertragsspielern, die einem Beruf nachgingen, hat er in dreimaligem wöchentlichen Abendtraining eine Mannschaft geformt, die über Jahre hinaus um die deutsche Meisterschaft mitspielte. Dieses Team begründete in den 1950er Jahren den guten Ruf des VfB Stuttgart und Georg Wurzer wurde durch die vier Titelgewinne zum bisher erfolgreichsten VfB-Trainer. Bemerkenswert war auch seine psychologische und fußball-fachliche Wiederaufbauarbeit an Robert Schlienz nach dessen schwerem Autounfall am 14. August 1948 und nachfolgender Amputation des linken Armes. Schon im Oktober konnte Schlienz sein Comeback feiern und lenkte von nun an das Spiel des VfB aus dem Mittelfeld. In der Tat war Wurzer Seelendoktor und autodidaktischer Wundenpfleger in einem.

Der Sport-Journalist und Romancier Hans Blickensdörfer schreibt in seinem Buch aus dem Stuttgarter Union-Verlag „Ein Ball fliegt um die Welt“, im Abschnitt „Messias und Sündenbock“ aus dem Jahre 1965 folgendes:

„Im allgemeinen besitzt der, auf dessen Visitenkarte eine deutsche Meisterschaft steht, einen Garantieschein für einen neuen, noch lukrativeren Job. Mit zwei Meisterschaften besitzt er schon ein kleines Goldbergwerk, doch gibt es auch hier Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Georg Wurzer, der den VfB Stuttgart nicht nur zu zwei deutschen Meisterschaften, sondern außerdem noch zu zwei Pokalsiegen geführt hat, trainiert zu dem Zeitpunkt, in dem dieses Buch hergestellt wird, den schwäbischen Provinzverein SSV Reutlingen, was freilich nicht wenig mit der Tatsache zu tun hat, daß er sich im Zenit seiner Erfolge in Stuttgarts schöner Umgebung ein Haus gebaut hat.“

Dieser in Schwaben sesshaft gewordene Bayer, der im Jahre 1952 den Fußball-Lehrer-Lehrgang erfolgreich absolviert hatte, war ein tatsächlicher Meistertrainer, was sich pekuniär allerdings in den Jahren vor den heutigen Bundesliga-Salären vergleichsweise gering bezahlt machte. Zeit zur Entwicklung seiner bodenständig zusammengestellten Mannschaften wurde dagegen gewährt: er war dreizehn Jahre – von 1947 bis 1960 – Trainer beim VfB Stuttgart.

Trainer in der Regionalliga Süd

In der letzten Runde der Oberliga Süd übernahm er dann 1962/63 den SSV Reutlingen 05. Ab dem Startjahr der Bundesliga (1963/64) war er Trainer in der ebenfalls neu installierten Regionalliga Süd. In der zweiten Saison (1964/65) führte er den Verein durch den zweiten Tabellenplatz hinter dem FC Bayern München in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Nur einen Punkt hinter den „Fohlen“ von Hennes Weisweiler, dem Team von Borussia Mönchengladbach, belegte der SSV den undankbaren zweiten Platz und scheiterte damit nur denkbar knapp am Aufstieg. Bis zur Saison 1965/66 blieb er in der Stadt am Fuß der Achalm. Dann ging er nach Stuttgart zurück, jetzt aber auf die Höhen von Degerloch: unter dem Fernsehturm warteten die Stuttgarter Kickers auf den alten Meistertrainer des VfB Stuttgart. Von 1966/67 bis 1970/71 – mit einer kurzen Unterbrechung 1969/70 – blieb er bei den Kickers und beendete dann seine Trainer-Laufbahn im bezahlten Fußball.

Georg Wurzer, der (wie sein „Schüler“ Schlienz) einen lebensgefährlichen Verkehrsunfall überstand, starb 75-jährig an Herzversagen.

Erfolge

Trainerstationen

Literatur

  • Matthias Weinrich, Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 6: Deutsche Pokalgeschichte seit 1935. Bilder, Statistiken, Geschichten, Aufstellungen. AGON-Sportverlag, Kassel 2000, ISBN 3-89784-146-0.
  • Klaus Querengässer: Die deutsche Fußballmeisterschaft. Teil 2: 1948–1963 (= AGON-Sportverlag statistics. Bd. 29). AGON-Sportverlag, Kassel 1997, ISBN 3-89609-107-7.
  • Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball. Das Lexikon. Sportverlag, Berlin 2000, ISBN 3-328-00857-8.
  • Werner Skrentny (Hrsg.): Als Morlock noch den Mondschein traf. Die Geschichte der Oberliga Süd 1945–1963. Klartext, Essen 1993, ISBN 3-88474-055-5.

Einzelnachweise

  1. Hardy Grüne: Mit dem Ring auf der Brust. Die Geschichte des VfB Stuttgart. Verlag Die Werkstatt. Göttingen 2007. ISBN 978-3-89533-593-8. S. 59.

Weblinks

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