Georg Schünemann

Georg Schünemann (Mitte) und Carl Stumpf (rechts) bei Aufnahmen in Frankfurt (Tonarchiv 1915, Ethnologisches Museum Berlin)

Georg Schünemann (* 13. März 1884 in Berlin; † 2. Januar 1945 ebenda) war ein deutscher Musikwissenschaftler.

Leben

Schünemann, der Sohn eines Rektors, wurde nach seinem Musikstudium 1907 mit seiner Dissertation über die Geschichte des Dirigierens promoviert. Nach seiner Habilitation 1919 wurde er 1920 Professor, stellvertretender Direktor und 1932 Direktor der Berliner Musikhochschule.[1] Als Mitarbeiter von Leo Kestenberg war er mit der Neuordnung der Schul- und Privatmusikerziehung befasst.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er als Direktor der Hochschule nach Denunziationen „beurlaubt“; wurde aber direkt danach Leiter der staatlichen Musikinstrumentensammlung.[1] Ab 1935 war er in der Nachfolge von Johannes Wolf Direktor der Musikabteilung der Preußischen Staatsbibliothek. Seit 1936 war Schünemann Mitherausgeber der Zeitschrift Archiv für Musikforschung. Schünemann war seit März 1933 Mitglied der NSDAP-Beamtenarbeitsgemeinschaft.[2] Nachdem er 1940 eine „entjudete“ Neuübersetzung von Mozarts Oper Die Hochzeit des Figaro vorgelegt hatte,[3] wurde er stellvertretender Vorsitzender der Reichsstelle für Musikbearbeitungen, einer Unterabteilung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[1] Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er auch in der Hauptstelle Musik des Amts Rosenberg[2] sowie kurzfristig im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg mit.[1]

Schünemann übertrug auch das Libretto von Don Giovanni ins Deutsche. Mit seinem Text wurde die Oper u. a. 1961 in der Deutschen Oper Berlin von Carl Ebert mit Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Grümmer und Josef Greindl aufgeführt.

Seine letzte Ruhe fand er auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf im ursprünglichen Urnenhain III, Feld 12, Gartenstelle 6.

Werke

  • Geschichte des Dirigierens (1913)
  • Geschichte der deutschen Schulmusik (1928)
  • Musikerziehung I (1930)
  • Geschichte der Klaviermusik (1940)
  • Die Singakademie zu Berlin. 1791–1941, Bosse, Regensburg (1941).

Literatur

  • Heike Elftmann: Georg Schünemann (1884 - 1945) : Musiker, Pädagoge, Wissenschaftler und Organisator. Eine Situationsbeschreibung des Berliner Musiklebens, Studio, Sinzig 2001, ISBN 3-89564-061-1

Weblinks

Commons: Georg Schünemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 6.446.
  2. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 551.
  3. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, S. 6.448.

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Autor/Urheber: Jean-Pierre Dalbéra from Paris, France, Lizenz: CC BY 2.0

Carl Stumpf (à droite) et Georg Schünemann (au milieu) enregistrant des musiciens Tatar à Francfort, en 1915 Archives sonores

Musée d'ethnographie, Berlin