Georg Ruseler

Georg Ruseler (* 11. Januar 1866 in Obenstrohe; † 6. März 1920 in Oldenburg) war ein oldenburgischer und friesischer Heimatdichter, Schriftsteller und Schulrektor.

Biografie

Leben und Schaffen

Ruseler wurde in Obenstrohe in der damaligen Gemeinde Varel-Land als Sohn des Neuköters Friedrich Ruseler und seiner 2. Ehefrau Sophie, geb. Janssen, geboren. Nach eigenen Angaben hatte er bereits im Alter von 12 Jahren alle Klassiker gelesen, was er rückblickend als negativ ansah.

Nach seiner Schulzeit besuchte er von 1880 bis 1884 das Evangelische Lehrerseminar in Oldenburg. Er unterrichtete zunächst an verschiedenen kleinen Dorfschulen, bis er 1886 an der Heiligengeistschule und später ab 1889 bis 1899 an der Stadtknabenschule A in Oldenburg tätig wurde. Zuletzt wechselte er zur Stadtknabenschule B in Oldenburg.

1895 heiratete Ruseler die 18-jährige Anna Helms, die aus einer Beamtenfamilie stammte. Von 1909 bis 1918 war er Rektor der Stadtknabenschule B. Seine Ehefrau erkrankte während des Ersten Weltkriegs schwer und starb kurz vor Kriegsende 1918.

Ende 1918 versuchte sich Ruseler unabhängig vom Schuldienst zu machen und als freier Schriftsteller tätig zu sein, was er in seinem autobiographischen Roman Das Haus am See thematisierte. Aufgrund von wirtschaftlichen und gesundheitlichen Problemen kehrte er jedoch Anfang 1920 in den Schuldienst zurück, starb jedoch wenige Wochen später am 6. März. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg.

Ein Teil des Nachlasses Ruselers befindet sich im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Oldenburg.[1]

Der Schriftsteller

Die Schriftstellerei war vielleicht der wichtigste Lebensinhalt von Georg Ruseler. Er schuf Dramen und beschäftigte sich mit Lyrik. Sein erstes bedeutendes Werk war das historische Trauerspiel Die Stedinger, das den Stedingeraufstand im 13. Jahrhundert in der heutigen Wesermarsch zum Hintergrund hat. Es wurde am 2. November 1890 im damaligen Hof-, heute Oldenburgisches Staatstheater, uraufgeführt. Die Druckfassung ging innerhalb weniger Monate in die vierte Auflage.

In den Jahren danach folgten weitere Dramen wie Dathans Zweifel (1891), Michael Servet (1892), König Konradin (1893) und Graf Anton Günther oder Tilly in Oldenburg, die jedoch nicht an den Erfolg der Stedinger anknüpfen konnten.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wirkte er auch im journalistischen Bereich. Für die Oldenburger Tageszeitung Nachrichten für Stadt und Land etwa lieferte er zahlreiche Beiträge.

Zwischen den Weltkriegen fanden seine Erzählungen, Gedichte und Balladen eine weite Verbreitung; besonders die historische Erzählung Der Verräter, die in dem Band Die gläserne Wand zusammengefassten Legenden und ganz besonders die Kindergeschichten Heiner im Storchennest. In Der Kampf um die Lechtenburg nahm er 1920 das Thema des Stedingeraufstands noch einmal auf. Ruseler arbeitete auch in Friedrich Naumanns Die Hilfe mit, zusammen mit Theodor Heuss.

Ruseler war ein scharfer Kritiker des konservativen Evangelischen Schulkollegiums. Politisch liberal orientiert, jedoch nie Mitglied einer Partei, interessierte er sich auch für Spiritismus. Er war Förderer von August Hinrichs und sehr aktiv im Oldenburgischen Landeslehrerverein, der um Reformen im Schulwesen bemüht war.

Ruseler und Karl May

1901 veröffentlichte Ruseler in den Nachrichten einen Artikel mit dem Titel Karl May, eine Gefahr für unsere Jugend, der folgenden Satz enthielt: „Ich will keinem Menschen Böses wünschen; aber ich gönne ihm nicht weitere 10 Jahre seines arbeitsreichen (sic) Lebens; denn ich vermute, daß er dann noch 25–30 Romane schreiben würde.“ Ruselers Attacke auf Karl May löste in der Oldenburger Presse einigen Wirbel aus, auch deshalb, weil sich mit dem Anonymus E.Sch.E. ein Autor zu Wort meldete, der es verstand, Karl May auf elegante Art und Weise zu verteidigen. Lange Zeit blieb unbekannt, wer sich hinter Esche verbarg. Dann aber wurde das Akronym aufgelöst. Es war der damals erst 19-jährige Gymnasiast Erich Schiff (* 1882; † 1970) aus Elsfleth. Schiff sollte später selbst als Rechtsanwalt und Schriftsteller zu Bekanntheit kommen. Die Attacke auf Karl May blieb nur eine Episode in Ruselers schriftstellerischen Wirken.

Ehrungen, Auszeichnungen

Werke

  • Die Stedinger. Ein Trauerspiel in fünf Aufzüge, 4. Aufl. Varel 1891.
  • Dathans Zweifel, 1891.
  • Michael Servet, 1892.
  • König Konradin, 1893.
  • Graf Anton Günther, oder Tilly in Oldenburg, 1895.
  • Als Herausgeber mit Gustav Götze: Gedichte, Varel 1896.
  • Deutsches Liederbuch. Lieder für Schule und Leben, Berlin 1904.
  • Der Wunderborn. Niedersächsisch-friesische Balladen, Bremen 1906.
  • Heiner im Storchennest und andere Märchen, Köln 1914, neu erschienen 1992.
  • Die gläserne Wand – Legenden und kleine Geschichten, Berlin 1908, neu erschienen 1976.
  • Der Kampf um die Lechtenburg – Der Verräter (Zwei heimatgeschichtliche Erzählungen), neu erschienen 1995
  • Mit Wilhelmine Siefkes und Wilhelm Scharrelmann: Oldenburger Schulkämpfe und deutsche Ziele, 2 Teile, Oldenburg 1918/19.
  • De dröge Jan (Plattdeutsche Texte), neu erschienen 1970
  • Das Haus im See, Wilhelmshaven 1920.
  • De dulle Deern. Een lustig Burnspill in dre Törns, Bremen/Wilhelmshaven 1921.
  • Wenn ick Plattdütsk hör. Leder un Vertellses, Wilhelmshaven 1921.

Hörspiele

Literatur über Georg Ruseler

  • William Reinhard Frerichs: Georg Ruseler. Beitrag zur niederdeutschen Literaturgeschichte, Greifswald 1931 (Phil. Diss.).
  • Hilke Günther-Arndt: Ruseler, Georg, in: Hans Friedl u. a. (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte Oldenburgs, Oldenburg 1992, S. 624–626.
  • Wolfgang Sämmer, Volker Griese: Der Fall Ruseler. Ein Kapitel aus dem Leben Karl Mays. Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 107. Föhren 1996.
  • Wolfgang Sämmer und Volker Griese: Georg Ruseler und sein Kampf um Karl May im Jahre 1901, in: Oldenburger Jahrbuch, Band 110. Hrsg. v. Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde e. V., Isensee Verlag, Oldenburg 2010, S. 111–135.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arcinsys. Abgerufen am 5. November 2019.