Georg Ruppelt

Georg Ruppelt (2018)

Georg Ruppelt (geboren 3. Oktober 1947 in Salzgitter) ist ein deutscher Bibliothekar und Sachbuchautor zu literatur- und regionalgeschichtlichen Themen.[1] Von 2002 bis 2015 war er Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover.[2] Er lebt in Halchter, einem Ortsteil von Wolfenbüttel.[3]

Leben

Georg Ruppelt besuchte das Kranich-Gymnasium Salzgitter.[4] Nach dem Abitur 1966 diente er drei Jahre bei der Bundeswehr. Sein Studium der Geschichte, Germanistik, Pädagogik und Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen und der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig schloss er 1974 ab und promovierte später an der Universität Braunschweig über Friedrich Schiller im nationalsozialistischen Deutschland.[2]

Von 1977 bis 1979 war Ruppelt Bibliotheksreferendar in Wolfenbüttel und Köln, anschließend Direktionsassistent und Abteilungsleiter an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Nebenamtlich dozierte er an der Universität Hamburg.[2]

1987 wurde Ruppelt stellvertretender Direktor der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und fungierte dort als Stellvertreter von Paul Raabe.[2] Ab 1979 engagierte sich Ruppelt zudem in nationalen und internationalen bibliothekarischen und kulturpolitischen Gremien.[5] Ab 1996 gehörte er dem Vorstand der Stiftung Lesen an, die er von 2001 bis 2005 als Vorsitzender leitete.[6]

Von 2000 bis 2006 hatte Ruppelt unter anderem die Funktion des Stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Kulturrates inne, war Beirat des Goethe-Instituts sowie Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.[6] Im Jahr 2000 wurde er erstmals zum zweiten Sprecher der Deutschen Literaturkonferenz gewählt, 2009 in diesem Amt bestätigt.[7]

Unterdessen hatte Ruppelt 2002 die Aufgaben des Direktors der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover übernommen, die auf seine Veranlassung hin seit 2005 den Namen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek trägt.[6] Zuvor hatte er dort 2004 die Akademie für Leseförderung gegründet mit der Stiftung Lesen und dem Land Niedersachsen als Träger.[6]

2002, 2005, 2007 und 2011 initiierte Ruppelt mit Unterstützung der Bundesregierung und dem Land Niedersachsen vier internationale Kongresse zum Thema NS-Raubgut in Hannover, gefolgt von einer 2013 initiierten Publikation zum Thema Displaced Persons Camps.[2]

Im Oktober 2015 wurde Georg Ruppelt pensioniert.[8] Nachdem er im selben Jahr in das Präsidium des Heimatbundes Niedersachsen gewählt worden war, übernahm er 2019 für die Organisation das Amt des Vizepräsidenten.[2]

Auszeichnungen

Schriften

Georg Ruppelt publizierte mehr als 400 Aufsätze und 40 Monographien, nicht eingerechnet seine journalistischen und literarischen Texte,[9] darunter

  • Schiller im nationalsozialistischen Deutschland. Der Versuch einer Gleichschaltung. Dissertation. (= Metzler-Studienausgabe). Metzler, Stuttgart 1978, ISBN 3-476-00410-4.
  • mit Wolfgang Milde und Paul Raabe: Die Herzog August Bibliothek in den letzten 100 Jahren, Göttinger Hochschulschriften-Verlag Bautz, Göttingen 1980, ISBN 3-88309-005-0.
  • Von der Herzoglichen Bibliothek zur Herzog August Bibliothek. Geschichte der Wolfenbütteler Bibliothek von 1920–1949. (= Arbeiten zur Geschichte des Buchwesens in Deutschland.) Göttinger Hochschulschriften-Verlag Bautz, Göttingen 1980, ISBN 3-88309-004-2.
  • mit Paul Raabe: Quellenrepertorium zur neueren deutschen Literaturgeschichte. 3., vollst. neu bearb. Aufl. (= Sammlung Metzler. M 74, Abt. B, Literaturwissenschaftliche Methodenlehre). Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-13074-6.
  • mit Ilse Michaelis-Feigel und Werner von Schaper (im Auftrag der Kommission des Deutschen Bibliotheksinstituts für Öffentlichkeitsarbeit): Bibliotheksgesellschaften und Fördervereine. Ergebnisse einer Umfrage und Folgerungen. (= Deutsches Bibliotheksinstitut <Berlin, West>, DBI-Materialien. Band 62). Dbi, Berlin 1986, ISBN 3-87068-862-9.
  • mit Sabine Solf (Hrsg. im Auftrag der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek): Lexikon zur Geschichte und Gegenwart der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Paul Raabe zum 29.2.92. (= Lexika europäischer Bibliotheken. Band 1). Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03233-2.
  • Buchmenschen in Büchern. Von Antiquaren und Buchhändlern, Verlegern und Buchbindern, Buchdruckern und Setzern, Bücherschändern und Bücherdieben, vom letzten Buchautor und von der Zukunft des Buches (= Sammlung Harrassowitz). Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03922-1.
  • Alte Büchersammlung und modernes Forschungszentrum. Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel 1993 (?)
  • Schöningens berühmtester Schüler August Lafontaine und das Anna-Sophianeum (= Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universität Helmstedt. Heft 11). Landkreis Helmstedt, Helmstedt 1997, ISBN 3-937733-10-8.
  • In der Reihe Lesesaal / kleine Spezialitäten aus der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (Verlag Niemeyer, Hameln)
    • „Keiner, den ein Weib geboren“ / von schönen neuen Menschen und Klonen in der Literatur. Vortrag, gehalten am 20. August 2002 in der Niedersächsischen Landesbibliothek, 2002, ISBN 3-8271-8801-6.
    • Von den Gefahren des Lesens. Heft 3, 2002, ISBN 3-8271-8803-2.
    • „Die Kunst des Selbstrasierens“ / Tarnschriften gegen die nationalsozialistische Diktatur. Heft 5, 2002, ISBN 3-8271-8805-9.
    • „Der große summende Gott“ / Geschichten von Denkmaschinen, Computern und künstlicher Intelligenz. mit einer Dokumentation der Ausstellung von Uwe Drewen ..., Heft 7, 2003, ISBN 3-8271-8807-5.
    • Verlegt in Niedersachsen – Buchverlage stellen sich vor. mit einem Essay „Die da zween Herren dienen“ / der Verleger als literarisches Motiv. Heft 8, veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Niedersachsen e.V., 2003, ISBN 3-8271-8808-3.
    • Der Geschichte und Geschichten schrieb : Oskar Meding – hannoverscher Diplomat, preußischer Agent, Bestsellerautor (1828–1903). Heft 10, 2003, ISBN 3-8271-8810-5.
    • mit Marita Simon (im Auftrag der Freunde und Förderer der Niedersächsischen Landesbibliothek e.V.): Zwischen Harz und Helgoland / Heinrich Heine in Norddeutschland. Heft 12, 2004, ISBN 3-8271-8812-1.
    • Professor Unrat und die Feuerzangenbowle / von Gymnasiallehrern in der Literatur. Heft 15, 2004, ISBN 3-8271-8815-6.
    • Braunschweig, mein Braunschweig / literarische Annäherungen. Heft 16, ISBN 3-8271-8816-4, 3-8271-9060-6.
    • Hitler gegen Tell / die „Gleich- und Ausschaltung“ Friedrich Schillers im nationalsozialistischen Deutschland. Heft 20, 2005, ISBN 3-8271-8820-2.
    • Es begann 1609 mit dem Aviso – Zeitungen in Niedersachsen. Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek in Zusammenarbeit mit dem VNZV, Verband Nordwestdeutscher Zeitungsverlage e.V., Heft 24, 2007, ISBN 978-3-8271-8824-3.
    • Thomas Mann im Teebeutel / die Tarnschriften-Sammlung der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek. Heft 26, 2007, ISBN 978-3-8271-8826-7.
  • In der Reihe Schriften / Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek. Hameln: Niemeyer:
    • mit Thomas Fuchs: Kostbarkeiten, Informationen, Begegnungen / die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek stellt sich vor. Band 3, 2007, ISBN 978-3-8271-8903-5.
    • Niedersachsen! / von Menschen und Büchern zwischen Elbe und Ems, Harz und Nordsee. Band 4, 2007, ISBN 978-3-8271-8904-2.
  • mit Elke Weyershausen und Wolfgang Lange: Wolfenbütteler Album 1902–2002 / Die Volksbank in Wolfenbüttel im Spiegel der Zeit. mit einem Beitrag Die Volks- und Raiffeisenbanken im Salzgittergebiet von Jörg Leuschner (hrsg. von der Volksbank Wolfenbüttel-Salzgitter eG), Wolfenbüttel: Roco-Dr., 2002, ISBN 3-9808605-0-7.
  • Die Verkistung der Welt oder: wie der Container die Häfen verändert hat. zur „Kleinen Ausstellung“ Deutsche Nordseehäfen – Menschen und Schiffe in der Niedersächsischen Landesbibliothek vom 23. Juli bis 21. August 2003
  • mit Gabriele Beger (Hrsg.): Information Macht Bildung / Leipzig, 23. bis 26. März 2004, zugleich 93. Deutscher Bibliothekartag, 55. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI). 1. Auflage. Wiesbaden: Dinges und Frick, 2004, ISBN 3-934997-10-4.
  • Nachdem Martin Luther Papst geworden war und die Alliierten den Zweiten Weltkrieg verloren hatten / literarische Alternativen zur besten der Welten. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, 1. Auflage. Hannover: Wehrhahn, 2007, ISBN 978-3-86525-096-4.
  • Hamburger Bücherskizzen. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-414-4.
  • Niedersachsen! / von Menschen und Büchern zwischen Elbe und Ems, Harz und Nordsee. Hameln: Niemeyer, 2007, ISBN 978-3-8271-9255-4.
  • Buch- und Bibliotheksgeschichte(n). Hildesheim: Olms, 2007, ISBN 978-3-487-13429-1.
  • als Hrsg. im Auftrag der Freunde und Förderer der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek e.V.: UNESCO-Weltdokumentenerbe: der Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz / Aufnahme des Briefwechsels von Gottfried Wilhelm Leibniz in das Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes „Memory of the world“. Dokumentation der Festveranstaltung vom 1. Juli 2008, Hameln: Niemeyer, 2009, ISBN 978-3-8271-8900-4.
  • mit Paul Michael Lützeler: Nimm und lies / zwei Essays über das Lesen. entspricht Take up and read (Volkswagenstiftung), dt./engl., übers. von Alexander Reynolds, Hannover: Volkswagen-Stiftung, 2009
  • im Auftrag der Volksbank Lüneburger Heide eG: Lüneburger Zeitreise / durch Stadt und Region von 1859 bis 2009 / mit einem Ausblick auf 2009. Lüneburg: Volksbank Lüneburger Heide, 2009 (?), ISBN 978-3-00-027918-8.
  • mit Ulrike Annick Weber (Mitarb.): Und daß du so mein Herz gewannst, macht bloß, weil du so dichten kannst!! / Literarisches Leben des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts im niedersächsischen Raum. Springe: zu Klampen, ISBN 978-3-86674-092-1.
  • Curiosa: Erhellendes und Erheiterndes aus vier Jahrhunderten. in der Reihe Edition Braunschweiger Zeitungsverlag. Band 2, 1. Auflage. Essen: Klartext-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8375-0424-8.
  • als Hrsg.: West-östliche Bande / Erinnerungen an interdeutsche Bibliothekskontakte. mit einem Exkurs „Rückgaben von kriegsbedingt verlagertem Kulturgut“ von Jörg Fligge, In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbd. 103, Frankfurt am Main: Klostermann, 2011, ISBN 978-3-465-03700-2.

Literatur

Weblinks

Commons: Georg Ruppelt – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Anne Weber-Ploemacher: Georg Ruppelt. In: Tigo Zeyen, Anne Weber-Ploemacher (Hrsg.), Joachim Giesel (Fotos): 100 hannoversche Köpfe. CW Niemeyer Buchverlage, Hameln 2006, ISBN 978-3-8271-9251-6 und ISBN 3-8271-9251-X, S. 166f.
  2. a b c d e f Georg Ruppelt: Vita auf der Seite georgruppelt.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 20. September 2023
  3. o. V.: Ruppelt, Georg in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 12. Oktober 2015, zuletzt abgerufen am 20. September 2023
  4. o. V.: Ruppelt, Georg auf der Seite des Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 20. September 2023
  5. a b Dinges & Frick: Georg Ruppelt auf fachbuchjournal.de
  6. a b c d Deutscher Kulturrat e. V.: Georg Ruppelt als Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kulturrates gewählt (Memento vom 27. Juli 2010 im Internet Archive) auf b-i-t-online.de
  7. Marita Simon: Kerstin Hensel und Dr. Georg Ruppelt: neue Sprecher der Deutschen Literaturkonferenz e.V. (Memento vom 1. Februar 2012 im Internet Archive) Pressemitteilung der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek vom 16. März 2009, abrufbar als PDF-Dokument
  8. Verabschiedung von Georg Ruppelt, abgerufen am 29. November 2015.
  9. a b Autorenvorstellung durch den zu Klampen Verlag
  10. Presseinformation der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek vom 10. November 2014, herunterladbar als PDF-Dokument
  11. Simon Benne: Wilhelm-Busch-Museum / Georg Ruppelt erhält Theodor-Fuendeling-Plakette. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27. August 2015 (auch als gedruckte Version, S. 15)

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Autor/Urheber: Rudolf H. Boettcher, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Georg Ruppelt, Braunschweig 2018