Georg Michael Wittmann

Georg Michael Wittmann (1760–1833)

Georg Michael Wittmann (* 22. Januar 1760 in Pleystein; † 8. März 1833 in Regensburg) war Weihbischof in Regensburg und seit 1. Juli 1832 ernannter Bischof von Regensburg.

Leben

Georg Michael Wittmann war der Sohn eines Hammergutsbesitzers auf Gut Finkenhammer bei Pleystein/Opf. in Bayern. Nach einem Vorbereitungsjahr in der Amberger Lateinschule trat er in das Erasmus-Gymnasium Amberg ein, wo er sein Abitur ablegte. Ab 1778 war er Stipendiat am Heidelberger Konvikt Seminarium Carolinum und besuchte gleichzeitig die Universität Heidelberg.[1] Nach dem dortigen Studium der Philosophie – hier erwarb er das Doktordiplom – und der Theologie, empfing Wittmann am 21. Dezember 1782 in Regensburg die Priesterweihe. Zunächst als Hilfspriester auf dem Lande tätig, wurde er 1788 in die Bischofsstadt Regensburg berufen. Als Subregens und ab 1802 als Regens des Priesterseminars, das im Mittelmünster untergebracht war, widmete er sich 45 Jahre lang der Ausbildung zukünftiger Priester. Er galt als Reformer der Priesterausbildung und setzte neue Maßstäbe. Als Subregens wurde von ihm Johann Nepomuk Ring berufen.

Von 1804 bis 1829 war Wittmann gleichzeitig Pfarrer der Dompfarrei in Regensburg sowie seit 1821 Domkapitular. In diesen Ämtern entwickelte sich Wittmann zu einem der verehrungswürdigsten Priester des Bistums. Das war wesentlich zurückzuführen auf seinen persönlichen Einsatz für Menschen im Verlauf der Schlacht bei Regensburg im Jahr 1809.

Damals lieferten sich In den Straßen der in Brand geratenen südlichen Stadtteile von Regensburg französische und österreichische Soldaten blutige Straßen- und Häuserkämpfe, in die auch die Bewohner der Stadt verwickelt wurden. Wittmann eilte durch die brennenden Straßen und trug mit Hilfe der Priesterstudenten persönlich Verwundete in die Kellerräume des Priesterseminars im ehemaligen Jesuitenkloster Mittelmünster, dessen Gebäude bereits in Flammen standen. Auch in den Folgetagen betreute er verwundete und sterbende Soldaten, die zu Hunderten in den Straßen lagen, und transportierte sie ins Lazarett auf dem Unteren Wöhrd. Auch 1813 während der Typhusepedemie betreute er persönlich die Erkrankten und verwehrte seinen Priesterstudenten den Zutritt, um sie zu schützen. Jedoch wurde er von Studenten wegen seiner unmäßigen Strenge und wegen kleinlicher Überängstlichkeit in kirchlichen Dingen auch so stark kritisiert, dass Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg eine Visitation anordnete, weil Wittmann offenbar zu stark den geistlichen Erziehungsmethoden der Vergangenheit verpflichtet war.

Immer wieder sehr besorgt war Wittmann um die Armen, für die er den 3. Teil seines Einkommens und seines väterlichen Erbes vorgesehen hatte. Besonders sorgte er für arme Kinder unter den von ihm betreuten 600 Schulkindern, die er alle namentlich kannte. Wenn diese Kinder ohne Strümpfe und hungrig in die Schule kamen, kaufte er Strümpfe und Suppe und verteilte sie an die Kinder in der Schule. Andererseits waren ihm lachende und geschwätzige Kinder zuwider. Besondere Anstrengungen mit bezahlten Spitzeln unternahm er, um die ihm verhassten Badeplätze in der Donau und die Namen der dort badenden Kinder zu erfahren, die er dann unnachsichtig bestrafte und deren Namen er akribisch in ein Buch einfügte.[2]

Am 21. Mai 1829 wurde Wittmann zum Weihbischof in Regensburg und Titularbischof von Comama ernannt. Die Bischofsweihe erhielt er am 28. Juni 1829 durch den Erzbischof von München und Freising, Lothar Anselm von Gebsattel. Er wurde zum Dompropst und zugleich Generalvisitator ernannt; 1830 folgte die Bestellung zum Generalvikar. Am 15. Mai 1831 erfolgte die Ernennung zum Titularbischof von Miletopolis. Nach dem Tod des Regensburger Bischofs Johann Michael Sailer ernannte ihn König Ludwig I. von Bayern am 1. Juli 1832 zu dessen Nachfolger. Noch vor dem Eintreffen der päpstlichen Bestätigung starb Wittmann am 8. März 1833 im Ruf der Heiligkeit.

Wittmann war maßgeblich bei der Übersetzung und Herausgabe einer Volksbibel beteiligt und hinterließ umfangreichen Briefwechsel sowie Werke über die Bibel, das Breviergebet, den Zölibat und die Jugenderziehung. Er überzeugte durch Lauterkeit und sozialen Einsatz. Wittmann unterstützte seine Schülerin Maria Theresia von Jesus Gerhardinger bei der Verbesserung der schulischen Ausbildung von Mädchen, durch die es zur Gründung der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau kam. Die Genehmigung der Kongregation durch König Ludwig I. im März 1834 erlebte Wittmann nicht mehr.

Begraben wurde Wittmann im nördlichen Seitenchor des Doms.Sein Herz wurde im März 1833, begleitet von einem nicht übersehbaren Leichenzug, beigesetzt in dem von ihm 1806 erbauten Peterskirchlein beim Bahnhof.[2]

Seligsprechungsprozess

1956 wurde ein Seligsprechungsprozess eingeleitet. Papst Franziskus erkannte ihm am 28. November 2019 den heroischen Tugendgrad zu.[3]

Werke

Literatur

  • Johann Baptist Lehner: Michael Wittmann, Bischof von Regensburg. Butzon & Bercker, Kevelaer 1937.
  • Gerhard B. Winkler: Georg Michael Wittmann. Bischof von Regensburg. Zwischen Revolution und Restauration. Regensburg 2005.
  • Georg Schwaiger: Georg Michael Wittmann (1760–1833). Bischof. In: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 23/24 (1989), S. 513–523.
  • Martin Lohmann: Georg Michael Wittmann. Bischof, Seelsorger und Reformer. Pustet, Regensburg 2019, ISBN 978-3-7917-3038-7.
  • Georg Franz X. Schwager: Bischof Wittmann. Helfer der Bedrängten. Kurzbiographie, Novene/Gebete, Gedanken. Regensburg 2001.
  • Johann Baptist Lehner: Wer war Wittmann? Ein Lebensbild des im Ruf der Heiligkeit verstorbenen Bischofs von Regensburg. Bischöfliches Ordinariat – Katholisches Zentralbüro, Regensburg 1857 (Neuauflage: Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse für das Bistum Regensburg, 2000).
  • Johann Baptist Lehner: Bischof Gg. Michael Wittmann von Regensburg (1760–1833) im Urteil der Mit- und Nachwelt. Ein Gedenkblatt zu seinem 100. Todestag. In: Sonntags-Zeitung, Regensburg. 1933
  • Georg Franz X. Schwager/Matthias Waldmann (Hrsg.): Faszinierendes Priestertum. Eine Sammlung geistlicher Werke des Bischofs Georg Michael Wittmann. Patrimonium-Verlag, Heimbach/Eifel 2016, ISBN 978-3-86417-054-6.
  • Werner Chrobak: Georg Michael Wittmann, Bischof von Regensburg. Gedächtnisausstellung zum 150. Todestag, 4. März – 6. Mai 1983, Regensburg 1983.
  • Emmeram H. Ritter: Georg Michael Wittmann als Generalvisitator für das Bistum Regensburg. Regensburg 1992.
  • Friedrich LauchertWittmann, Georg Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 640–644.
  • Emmeram H. Ritter: Weihbischof Georg Michael Wittmann. Der Diener Gottes im Dienste der Heiligen Schrift und des Bibelapostolats. Regensburg 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rupert Mittermüller: Leben und Wirken des frommen Bischofes M. Wittmann von Regensburg, Landshut 1859, S. 17; (Digitalscan)
  2. a b Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 164 ff.
  3. Promulgazione di Decreti della Congregazione delle Cause dei Santi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 29. November 2019, abgerufen am 29. November 2019 (italienisch).

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