Georg Merkel (Politiker)

Georg Merkel

Julius Philipp Georg Merkel (* 7. Mai 1829 in Hannover; † 4. September 1898 in Göttingen) war Oberbürgermeister der Stadt Göttingen.

Leben

Merkelstein am Hainberg

Merkel studierte ab 1849 Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. Während seines Studiums wurde er 1849 Mitglied der Burschenschaft Hannovera Göttingen, aus der er 1878/79 in das aus ihr heraus gegründete Corps Hansea Göttingen übertrat,[1] das sich jedoch bald danach wieder auflöste. Nach den Staatsexamina wurde er als Verwaltungsjurist 1855 Stadtsekretär in Hannover. 1866 wurde er in das Preußische Ministerium des Innern in Berlin versetzt. Von dort wurde Merkel 1868 vom Magistrat der Stadt als Stadtsyndikus in Göttingen berufen und 1870 in die Funktion des Bürgermeisters gewählt. 1885 erhielt er den Titel eines Oberbürgermeisters der Stadt.

Merkel begann 1871 mit der Aufforstung des Hainberges des Göttinger Waldes, die erst 1893 abgeschlossen wurde. Wichtige Infrastrukturmaßnahmen der Stadt fallen in seine Amtszeit als Bürgermeister, so die zentrale Wasserversorgung (1877) und die moderne Entsorgung der Abwässer (1890). In der Feldmark der Stadt wurde 1877 eine Flurbereinigung durchgeführt. Die Stadt erbaute zahlreiche Schulen und förderte den weiteren Ausbau der Georg-August-Universität, die sich aufgrund der fortschrittlichen preußischen Wissenschaftspolitik unter Friedrich Althoff eines schnell wuchs und internationale Anerkennung gewann. Kulturpolitisch herausragend war für die Stadt der Bau des Deutschen Theaters (1890). Nicht weniger wichtig der neue Zentralfriedhof (1880), der kommunale Schlachthof (1883), die Desinfektionsanstalt (1884) und die Sanierung des Alten Rathauses (1883). Auf Merkels Initiative wurden nach Jenaer Vorbild die Göttinger Gedenktafeln eingeführt.

Sein Nachfolger wurde Georg Friedrich Calsow.

An Merkel erinnern der am 6. Mai 1897 eingeweihte und von Ferdinand Hartzer entworfene Merkel-Stein, der sich am Fuß des Hainbergs befindet,[2] sowie die Merkelstraße in Göttingen.

Familie

Merkel war mit Sophie geb. Wöhler verheiratet. Seine Ehefrau war eine Tochter des Chemikers Friedrich Wöhler (1800–1882). Die Tochter des Paares, Franziska Merkel (* 1856) heiratete 1877 den Mediziner Friedrich Julius Rosenbach (1842–1923).[3]

Literatur

  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie Band 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866, Sponholtz, Hannover 1912, S. 228–232
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 4: M–Q. Winter, Heidelberg 2000, ISBN 3-8253-1118-X, S. 86–87.
  • Walter Nissen, Christina Prauss, Siegfried Schütz: Göttinger Gedenktafeln, Göttingen 2002, S. 148/149 ISBN 3-525-39161-7

Einzelnachweise

  1. Merkel ist in den Kösener Korps-Listen 1910 71 nicht aufgeführt.
  2. Walter Nissen: Göttinger Denkmäler, Gedenksteine und Brunnen. Göttingen 1978, S. 61.
  3. Adolf Baring: Die Familie Baring, insbesondere die hannoversche Linie, mit 22 Abbildungen und einer Wappentafel in: Deutsches Rolandbuch für Geschlechterkunde, herausgegeben vom "Roland" Verein zur Förderung der Stamm-, Wappen- und Siegelkunde E.V., 1. Band, Dresden 1918, S. 65.


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Autor/Urheber: Jan Stubenitzky (Dehio), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Merkelstein am Hainberg im Göttinger Wald östlich von Göttingen. Zur Erinnerung an die Aufforstung des Hainbergs durch Georg Merkel (1829–1898). Inschrift: OBERBÜRGERMEISTER GEORG MERKEL BEWALDETE DIESE BERGE SEIT 1871
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Georg Merkel (1829-1898), Bürgermeister (ab 1885 Oberbürgermeister) der Stadt Göttingen von 1870 bis 1893. Scan aus Ernst Brieke: Georg Merkel und seine Zeit, Verlag der Akademischen Buchhandlung Calvör, Göttingen 1938. Bildunterschrift dort: "Aufnahme: Max Stumpfe, vormals Struckmeyer". Max Stumpfe ist in Göttingen als Nachfolger von F. Struckmeyer erst ab ca. 1913 nachweisbar. Foto vor September 1898 wohl von F. Struckmeyer angefertigt.