Georg Kugelmann (Verlag)
Georg Kugelmann war eine Großhandlung für Papier-, Schreibwaren-, Lederwaren und Bürobedarf mit Sitz in Hannover, später in Hemmingen/Region Hannover. Das Unternehmen war „führend beteiligt“ an der Weiterentwicklung der ab dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenen Ansichtskarten.[1]
Geschichte
Der Kaufmann Georg Kugelmann gründete am 15. April 1840 in Hannover seine gleichnamige Firma. Erster Sitz des Grossisten für Schreibgeräte war das Haus Osterstraße 72, in dem er anfangs insbesondere Gänsekiele anbot, die sich die Nutzer noch individuell nach eigener Handhaltung zuschneiden mussten. Im Zuge der Industrialisierung führte Kugelmann 1848 die ersten Schreibfedern aus Stahl im Königreich Hannover ein, wurde für das Gebiet zugleich Exklusivlieferant für die aus London importierten Stahlfedern der Firma C. Louis & Co. Nachdem bald darauf auch in Deutschland Stahlfedern hergestellt wurden, erweiterte die Firma das Produktportfolio entsprechend.[1]
Als kurz vor der Jahrhundertwende Ansichtspostkarten allgemeine Verbreitung fanden, beteiligte sich die Firma Georg Kugelmann führend an deren Weiterentwicklung. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde das Unternehmen für seine Postkarten nach eigenen Aufnahmen mit der Silbernen Medaille ausgezeichnet.[1] Ebenfalls noch zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs wurden Fotografien aus dem Hause Kugelmann zur Illustration von Büchern verwendet.[2]
Am 6. April 1891 hatte Gustav Danne eine Ausbildung in dem Unternehmen begonnen. Nach seiner Lehre und der Ableistung seiner militärischen Dienstpflicht blieb er in dem Unternehmen, das – nach Zwischenstationen in der Arteilleriestraße und der Burgstraße 27, im Jahr 1901 in neue Geschäftsräume im Haus Burgstraße 40 übersiedelte.[1]
1928 wurde Gustav Danne Teilhaber, 1929 alleiniger Inhaber der Firma Georg Kugelmann. 1936 nahm er seinen Sohn Heinz Danne als Mitinhaber auf.[1]
Während der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurden 1943 die Räumlichkeiten der Firma durch Fliegerbomben zerstört. „Zwangsweise mit nur 6 [verbliebenen] Angestellten“ siedelte das Unternehmen daraufhin nach Elze über. Aufgrund der kriegsbedingten Warenknappheit fuhr Heinz Danne anschließend zu noch unzerstörten Lagern in West- und Süddeutschland, um seiner Kundschaft regelmäßig monatlich verschieden große Waren-Zuteilungen liefern zu können.[1]
1949 bezog die Firma neuere Räume im Haus Herrenstraße 8A. Dort beschäftigte das Unternehmen in der ersten Hälfte der 1950er Jahre mehr als 50 Angestellte und unterhielt einen Fuhrpark mit sechs Fahrzeugen.[1]
1961 siedelte das Unternehmen nach Hemmingen über.[3] Am dortigen Firmensitz in der Max-von-Laue-Straße 19 ließ die Firma 1972 einen neuen Bürokomplex errichten.[4]
Am 24. August 1978 wurde die Georg Kugelmann GmbH mit dem Firmenzweck „Großhandel mit Papier-, Schreib-, Lederwaren, Spielen und Bürobedarf [sowie] Beteiligung an anderen Unternehmen“ neu beim Amtsgericht Hannover eingetragen.[5]
2009 hatte das Großhandelshaus neben seiner Zentrale Standorte in Hamburg, Magstadt bei Stuttgart und Göttingen. 2010 verloste Kugelmann anlässlich des bevorstehenden 170-jährigen Gründungsjubiläums unter den mehr als 1.000 Fachhandelskunden in Deutschland 170 Leuchtkästen mit dem Schreibwaren-Logo von Kugelmann,[3] einer stilisierten Zeichenfeder.[6]
Anfang 2022 erhielt das Familienunternehmen für die energetische Sanierung sowie die Installation einer Solaranlage auf dem 1.410 Quadratmeter großen Hauptdach des zum Teil vermieteten, 1972 erbauten Bürokomplexes in Hemmingen von der Region Hannover einen Zuschuss von 50.000 Euro; den bis dahin höchsten Zuschuss-Betrag nach der Dach-Solar-Richtlinie.[4]
Kugelmanns Ansichtskarten
Neben fortlaufend nummerierten, im Lichtdruck als Ansichtskarten[7] nach eigenen Aufnahmen und im eigenen Verlag vervielfältigten Fotografien[1] produzierte Georg Kugelmann auch Bildpostkarten für andere Verleger.[8][9] Zudem gab das Unternehmen ganze Karten-Serien heraus; beispielsweise ist die Karte „Aus der guten alten Zeit, Serie B. 4“ bekannt als Lithografie nach einer Vorlage des hannoverschen Zeichenlehrers Wilhelm Kretschmer mit dem Titel „Hannover. Steinthor mit Artillerie-Kaserne und Haus der Väter“.[10]
- Kräftig teil-koloriert: Nr. 126: „Partie an der Leinebrücke“
- Nr. 205: Kinder auf der Lavesbrücke im Welfengarten
- Lehrte, Villa Nordstern; Verlag von Karl Block; von Kugelmann 1908 datiert
- „Hannover, Steinthor mit Artilleriekaserne und Haus der Väter“; Lithografie „Aus der guten alten Zeit, Serie B. 4“, nach Wilhelm Kretschmers Vorlage
Weblinks
- kugelmann-vermietung.de, Webseite zur Vermietung der ehemaligen Räumlichkeiten des Großhandels
- Georg Kugelmann GmbH mit Unternehmensdaten in der Unternehmens-Datenbank für Papier, Druck und Verlagswesen auf der Seite kompass.com
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Georg Kugelmann, Hannover. Inhaber Gustav Danne u. Sohn. Papier-, Schreib-, Lederwaren- und Bürobedarfsgroßhandlung. Herrenstraße 8 A, in: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954, unter Mitarbeit bei der textlichen und illustrativen Gestaltung von Heinz Lauenroth, Ewald Brix und Herbert Mundhenke, Verlag: Adolf Sponholtz Verlag Kommandit-Gesellschaft, Hannover (Seelhorststraße 46), September 1954, S. 175
- ↑ Siehe etwa Karl Hubert Ross (Hrsg.): Malerische Monumental-Architektur und volkstümliche Kunst aus Hannover und Braunschweig, Eszlingen: Neff, 1913, S. 21 u.ö.; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ a b Werner Stark: Kugelmann initiiert "170 Aktionen", Artikel auf der Seite der Zeitschrift BusinessPartner PBS. Die Zeitschrift für Handel und Industrie vom 21. Dezember 2009, zuletzt abgerufen am 21. Juli 2023
- ↑ a b o. V.: Pressemeldung / Bauen & Modernisieren, Hemmingen / Firma Kugelmann erhält Fördergeld für Klimaschutz auf dem Dach / Dach-Solar-Richtlinie belohnt Kombi aus Dämmung und Solarenergie auf der Seite der Klimaschutzregion Hannover in der Version vom 7. Januar 2022, zuletzt abgerufen am 21. Juli 2023
- ↑ Georg Kugelmann GmbH, Hemmingen auf der Seite der Wirtschaftsauskunftei northdata.com
- ↑ Wegweiser "Warenannahme" mit dem Firmenlogo
- ↑ Ansichtskarte Nr. 126 von 1906
- ↑ Zudruck "Verlag von Fr. Otto, Hannover" der 1907 datierten Karte
- ↑ gleichfalls auf der Adressseite 1907 datierte Ansichtskarte im Verlag von Fritz Otto
- ↑ „Aus der guten alten Zeit, Serie B. 4“
Koordinaten: 52° 19′ 9,2″ N, 9° 43′ 13,6″ O
Auf dieser Seite verwendete Medien
Bildseite der kolorierten Ansichtskarte mit der fortlaufenden Nummer 205 aus dem Verlag von Georg Kugelmann mit einem Blick auf eine der beiden von dem königlich-hannoverschen Architekten und Bauingenieur Georg Ludwig Friedrich Laves errichteten sogenannten Lavesbrücke im Welfengarten in Hannover ...
Bildseite der fortlaufend nummerierten Ansichtskarte Nr. 5 aus dem Verlag von Georg Kugelmann, hier mit einem Blick um das Jahr 1900 von dem belebten damaligen Steintor genannten Platz durch die Nordmannstraße vorbei an Dasekings Hotel in Richtung Goseriede und die Georgstraße in Richtung Münzstraße, wo noch eine Doppeldecker-Straßenbahn zu erkennen ist ...
Autor/Urheber: Christian A. Schröder (ChristianSchd), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Haus an der Herrenstraße Nr. 8a im Stadtteil Mitte von Hannover.
Autor/Urheber: Bernd Schwabe, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Unter der weißen Schreibfeder auf kreisrundem orangenen Feld, umrahmt von den Worten
Der Wegweiser zur Warenannahme der Georg Kugelmann GmbH, Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren, hier auf das Betriebsgelände in der Max-von-Laue-Straße 19 in 30966 Hemmingen ...„Seit 1840“
Stukenbroks Park und Kath. Kirche
Kolorierte Ansichtskarte mit der fortlaufenden Nummer 126 aus dem Verlag Georg Kugelmann mit dem (rückseitigen) Titel "Hannover. Partie an der Leinebrücke". Zu sehen ist ein Blick vom Ufer der damaligen Straße Am Marstall (heute: Am Hohen Ufer etwa kurz hinter der Goethebrücke mit einem Blick über die Leine auf die Marstallbrücke (2010 überraschenderweise umbenannt in Martin-Neuffer-Brücke), über die der Weg führte zu der Fachwerkbebauung an der Neue Straße sowie an der Lange Straße im Stadtteil Calenberger Neustadt. Rechts im Bild ist das Gasthaus Zur gemütlichen Ecke zu sehen. Nahezu die gesammte Uferbebauung fiel während der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg den Brandbomben zum Opfer. Anstelle der hier noch zu erblickenden Fachwerkbebauung verläuft heute (Stand: 02/2014) der Grünstreifen am Rande des Leibnizufers ... Dieses Dokument wurde freundlicherweise von Heralde Schmitt-Ulms zur Verfugung gestellt, um es als Digitalisat bei Commons nachhaltig allen Menschen zu Bildungszwecken zukommen zu lassen .
Autor/Urheber: Wilhelm Kretschmer; Verlag Georg Kugelmann, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Ansichtskarte des Verlages Georg Kugelmann aus der Serie "Aus der guten alten Zeit, Serie B. 4." zeigt eine 2-dimensionale Reproduktion einer Lithographie des hannoverschen Zeichenlehrers Wilhelm Kretschmer, die nach diesem um 1850 angefertigt sein dürfte. Zu sehen ist im Vordergrund der Verlauf der Georgstraße in Höhe des (heutigen, Stand: Mai 2012) Platzes Am Steintor. Rechts im Bild ist die U-förmige Artilleriekaserne am Steintor zu sehen, deren umzäunt-ummauertes Freigelände sich in etwa bis zur (heutigen) Kanalstraße zog. Die zwei Pfeiler beidseits der Straße zeigen das verkleinerte Steintor eben um 1850 in Höhe der (heutigen) Münzstraße. Das Gebäude im Hintergrund mit den beiden reich gegliederten Giebeln ist das ehemalige Haus der Väter am Beginn der Langen Laube.