Georg Friedrich Schmahl

Orgel der Klosterkirche Roggenburg, 1761

Georg Friedrich Schmahl der Ältere (* 15. November 1700 in Heilbronn; † 26. August 1773 in Ulm) war ein süddeutscher Orgelbauer des Barock.

Leben

Georg Friedrich Schmahl war einer von vier Söhnen des Heilbronner Orgelbauers Johann Michael Schmahl, die Orgel- und Klavierbauer wurden.

1726 wurde er erstmals in den Bauakten des Ulmer Münsters erwähnt, 1729 übernahm er die Werkstatt des verstorbenen Ulmer Orgelbauers Chrysostomus Baur. 1731 wurde er Bürger der Freien Reichsstadt Ulm. Dort baute er 1730–1735 die Große Orgel des Münsters völlig um und erweiterte sie auf 45 Register. Die Betreuung dieser Orgel behielt Schmahl zeit seines Lebens bei.

Georg Friedrich Schmahl baute nach Angaben seines Sohnes 45 Orgeln, darunter die Große Orgel der Klosterkirche Roggenburg, hauptsächlich aber kleinere Orgeln für Dorfkirchen in der Umgebung von Ulm und auf der Schwäbischen Alb.

Einen nachhaltigen geschäftlichen Erfolg konnte Schmahl nicht erzielen, da er wohl zu billig lieferte. 1772 wurde sein Haus zwangsversteigert. Verarmt starb er 1773 im Alter von 72 Jahren in Ulm.

Seine Werkstatt übernahm zunächst sein Sohn Johann Matthäus Schmahl, der den Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Klavier- und Cembalobau verlegte, nach dessen Tod sein anderer Sohn Georg Friedrich Schmahl d. J.

Werke (Auswahl)

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterAnmerkungen
1730–1735UlmMünster Unserer Lieben FrauenIII/P45Umbau und Erweiterung der Großen Orgel
1732NellingenPfarrkirche St. Andreas1911 ersetzt
1737AugsburgSpitalkirche Hl. Geist am Roten Tor1754 von Schmahl selbst vergrößert; nach Restaurierung heute in St. Andreas, Augsburg-Herrenbach
1737Ulm-MähringenPfarrkirche St. Maria, St. Peter und Paulmit Johann Adam Schmahl; 1883 ersetzt
1739WinnendenSchlosskircheWerk mehrfach ersetzt, Prospekt erhalten
1742–1743LaichingenSt. AlbanOrgel Kirche Sitzberg.JPG1851 ersetzt, seit 1897 in der Kirche Sitzberg in Turbenthal, Schweiz[1]
1743DellmensingenPfarrkirche St. Cosmas und Damian1920 ersetzt
1747ÖllingenPfarrkirche St. UlrichWerk 1893 ersetzt, Gehäuse und 2 Register erhalten
1747/1748LudwigsburgSchlosskircheWerk größtenteils erhalten
1745BermaringenPfarrkirche St. Martin1846 ersetzt
1749DeubachPfarrkirche St. MartinOrgel St. Martin Deubach Stadt Ichenhausen.jpgerhalten; Umbau im 19. Jahrhundert; 1980 renoviert durch Orgelbau Sandtner; 2002 neue Balganlage
1751MerklingenPfarrkirche Hl. Drei KönigeGehäuse und 10 Register erhalten
1751LangenauPfarrkirche St. Martin und U. L. Frauen1905 ersetzt, Prospekt verändert erhalten
1754Dillingen an der DonauStadtpfarrkircheOrgelpositiv
1755Weil im SchönbuchSt. Martin
1756–1757AugsburgAugsburger BarfüßerkircheEntwurf für die Disposition; erbaut von Johann Andreas Stein; im Zweiten Weltkrieg zerstört
1758LonseeMarienkirchezusammen mit Johann Matthäus Schmahl; 1864 ersetzt[2]
1759HolzkirchPfarrkirche St. Barbara1898 ersetzt
1759Gingen an der FilsEv. Pfarrkirche131890 ersetzt durch eine Walcker-Orgel
1760SchalkstettenPfarrkirche Hl. Maria und Vitus1868 ersetzt
1761RoggenburgKlosterkirche RoggenburgWerk 1905 ersetzt, Prospekt erhalten
1761UlmAugustiner-Chorherrnstift St. Michael zu den Wengen
1763Amstetten-DorfPfarrkirche St. Laurentius
Amstetten (Württemberg), Laurentiuskirche, Orgel (1).jpg
I/P101824–1826 ersetzt
1766ErsingenFranziskuskircheGehäuse und Reste von 2 Registern erhalten
1766LeipheimSt. VeitI/P14Gehäuse und einige Register erhalten
1768–1770NeenstettenUlrichskirche
Neenstetten Ulrichskirche Orgel 2020 08 20.jpg
(c) Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0
fünfteiliger Prospekt erhalten[3]
1769Langenau-AlbeckFilialkirche St. Jakob1902 ersetzt
1769AalenStadtkircheAalen Stadtkirche Schmahl-Orgel.jpg1886 ersetzt
1770Ulm-JungingenPfarrkirche St. Petrus und PaulusSchmahl-Orgel St. Peter und Paul Ulm-Jungingen 03.jpgGehäuse, Manuallade und Reste von fünf Registern erhalten[4]

Literatur

  • Verena Förster Binz: Rokoko vor Sichtbeton. Zum 300. Geburtstag von Georg Friedrich Schmahl. In: Orgel International, 2000, S. 322–332.
  • Hans Brandauer: Die neue Orgel in der Johanneskirche in Gingen an der Fils. Festschrift zur Orgeleinweihung in der Johanneskirche Gingen am 5. Juli 1987. Hrsg. v. der Evangelischen Kirchengemeinde Gingen, Gingen/Fils 1987, S. 8–13.
  • Gotthilf Kleemann: Die Orgelbaufamilie Schmahl. In: Acta Organologica 7, 1973, S. 71–104.
  • Wolfgang Manecke und Johannes Mayr: Historische Orgeln in Ulm und Oberschwaben. Pfeifenorgeln im Alb-Donau-Kreis, in Ulm, Hayingen und Zwiefalten. (= Alb und Donau, Kunst und Kultur; Band 21). Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 1999, ISBN 3-88294-268-1.
  • Wolfgang Manecke und Johannes Mayr: Zeitgenossen – Zum 300. Geburtstag der Orgelbauer Joseph Gabler (1700–1771) und Georg Friedrich Schmahl (1700–1773). In: Ars Organi 48, 2000, S. 196–203.
  • Franz Josef Ratte: Die Orgel im Prämonstratenserkloster Roggenburg und ihr Erbauer Georg Friedrich Schmahl. In: Orgelkunst und Orgelforschung, 1990, S. 113–127.

Einzelnachweise

  1. Erklärung und Disposition (Memento vom 8. August 2011 im Internet Archive) auf der Website der Evangelischen Kirchgemeinde Sitzberg, abgerufen am 19. Februar 2012.
  2. Hans Andreas Klaiber und Reinhard Wortmann: Oberamt Ulm (= Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg). Deutscher Kunstverlag, 1978, ISBN 3-422-00553-6, S. 429.
  3. Hans Andreas Klaiber und Reinhard Wortmann: Oberamt Ulm (= Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg). Deutscher Kunstverlag, 1978, ISBN 3-422-00553-6, S. 481.
  4. Disposition und Fotos (Memento vom 31. Dezember 2012 im Internet Archive) auf privater Website über Ulmer Orgeln, abgerufen am 19. Februar 2012.

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Orgel Roggenburg.jpg
(c) Rolf Thum, CC BY-SA 3.0

Orgel im Kloster Roggenburg, Landkreis Neu-Ulm, Bayern

Prospekt: Georg Friedrich Schmahl, Ulm, 1761

Werk: Gerhard Schmid, Kaufbeuren, 1986 Fotograph: Rolf Thum
Neenstetten Ulrichskirche Orgel 2020 08 20.jpg
(c) Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0
Orgelprospekt, von der Westempore aus gesehen und nach Südosten blickend. Die von Georg Friedrich Schmahl d. Ä. aus Ulm gebaute Orgel wurde 1770 installiert, 1772 kamen die Malereien hinzu von Christoph Nikolaus Kleemann (1737–1797), 1849 erweitert von Joh. Georg Schäfer aus Göppingen, 1893 durch den Orgelbauer Jakob Zimmermann aus Neenstetten, 1958 kam ein neues Werk und eine Vororgel von der Firma Gebr. Link aus Giegen. (Siehe Hans Andreas Klaiber und Reinhard Wortmann, Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Oberamts Ulm, S. 481.
Schmahl-Orgel St. Peter und Paul Ulm-Jungingen 03.jpg
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Orgel der ev. Pfarrkirche St. Peter und Paul in Ulm-Jungingen; erbaut von Georg Friedrich Schmahl.
Orgel Kirche Sitzberg.JPG
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Orgel Kirche Sitzberg, Gemeinde Schmidrüti/ZH
Aalen Stadtkirche Schmahl-Orgel.jpg
Ehemalige Orgel der Stadtkirche Aalen von Georg Friedrich Schmahl, erbaut 1769, ausgebaut 1885 Zeichnung von 1872
Orgel St. Martin Deubach Stadt Ichenhausen.jpg
Autor/Urheber: Maimaid, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Deubach, einem Stadtteil der Stadt Ichenhausen im Landkreis Günzburg.