Georg Falck

Georg Falck (* 10. August 1878 in Landeck, Westpreußen; † 22. Mai 1947 in New York) war ein deutscher Architekt und Bauunternehmer jüdischen Glaubens.

Leben

Georg Falck wurde als Sohn eines wohlhabenden Färbers geboren. Nach der Ausbildung in Berlin und Tätigkeit in verschiedenen Architekturbüros machte er sich im Jahre 1907 in Köln selbständig.

Später wurde er dort Hausarchitekt des Warenhaus-Unternehmens Leonhard Tietz AG. In dieser Eigenschaft entwarf er mindestens zwanzig Warenhaus- bzw. Kaufhausbauten; auch erfuhren nahezu sämtliche Filialen durch ihn Umbauten, die z. T. durch seine Baufirma, die Rheinische Bauunternehmung, ausgeführt wurden.

Georg Falck war ein vielseitiger Architekt und Kaufmann, der zahlreiche seiner Geschäftshäuser, Siedlungen, Mehrfamilienhäuser und Villenbebauungen durch eigene Gesellschaften bauen und vermarkten ließ. Sein insgesamt über 200 Bauten und Planungen umfassendes Werk setzt auch heute noch, besonders in seinem Wohnort Köln, stadtteilprägende Akzente.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 gehörte Falck auf Grund seiner Verbundenheit mit dem Warenhauskonzern Tietz, der zu Beginn des „Dritten Reiches“ im Rahmen der Arisierung in Westdeutsche Kaufhof AG umbenannt wurde, zu den ersten Kölnern, die in die Emigration gezwungen wurden. Er ging mit seiner Familie in die Niederlande, lebte zeitweise aber auch in Frankreich und Belgien. Die beabsichtigte Auswanderung in die USA wurde durch den Verlust der Ausreisepapiere bei der Bombardierung Rotterdams zunichtegemacht. Es folgten Jahre der Angst in Amsterdamer Verstecken. Den Weg in die USA trat die Familie erst zwei Jahre nach Kriegsende an. Wenige Wochen nach der Ankunft verstarb der geschwächte Falck in einem New Yorker Krankenhaus[1].

In Köln (Porz) wurde der Georg-Falck-Weg nach ihm benannt.

Bauten und Entwürfe (unvollständig)

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Büro- und Geschäftshaus, Brückenstraße 17, Köln
(links) Kaufhaus Tietz, Frankfurt am Main, Zeil 116-122
  • 1909–1910: jüdisches Waisenhaus „Abraham-Frank-Haus“ in Köln-Braunsfeld, Aachener Straße 443 (nach Kriegsschäden stark verändert)
  • vor 1914: Agrippinahaus, Breite Straße in Köln[2]
  • vor 1914: Gruppe von Reihen-Wohnhäusern an der Arnulf- und der Remigiusstraße in Köln-Sülz[2]
  • 1914: Büro- und Geschäftshaus (ehem. Kaufhaus Salomon; ab 1933 Modeunion), Brückenstraße 17 in Köln[3]
  • 1912: Erholungsheim der Leonhard Tietz AG in Daun (Eifel)[4]
  • 1922–1924: Villengruppe Am Südpark 49/51 und Rondorfer Straße 5 in Köln-Marienburg
  • 1924–1925: Entwurf einer Brückenkopfbebauung der Deutzer Brücke am Heumarkt in Köln (Hochhausprojekt; mit Fritz Schumacher)
  • 1925: Wettbewerbsentwurf Sternturm am Rhein für eine Brückenkopfbebauung der Deutzer Brücke am Heumarkt in Köln (mit Willy Felten)[5]
  • ab 1925: zahlreiche Läden und Geschäftshäuser für die Ehape Einheitspreis-Handelsgesellschaft (1937 in Kaufhalle AG umbenannt)
  • vor 1927: Wohnhausgruppe in Köln-Klettenberg (mit Peter Prevoo)[6]
  • vor 1927: Ausführungsentwurf für ein Geschäftshaus in S. (mit Peter Prevoo)[6]
  • 1929: Kaufhaus der Leonhard Tietz AG in Solingen
  • 1930: Entwurf für ein Warenhaus der Leonhard Tietz AG in Breslau (nicht ausgeführt)[7]
  • 1930: Israelitisches Jugendheim in Köln-Sülz
  • 1930–1931: Erweiterungsbau und Fassadenneugestaltung des Warenhauses der Leonhard Tietz AG in Frankfurt am Main, Zeil 116-122

Literatur

  • Wolfram Hagspiel: Köln und seine jüdischen Architekten. J. P. Bachem, Köln 2010, ISBN 978-3-7616-2294-0.

Einzelnachweise

  1. Biographie Georg Falck (Memento vom 8. Mai 2016 im Internet Archive)
  2. a b Moderne Bauformen, Jahrgang 1914, Heft 6.
  3. Hiltrud Kier: Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz (= Landeskonservator Rheinland [Hrsg.]: Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland. Band 12.1). Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0455-2.
  4. Der Baumeister, 11. Jahrgang 1913, Heft 5.
  5. Wasmuths Monatshefte für Baukunst, Jahrgang 1926, Heft 10.
  6. a b Bauwarte, Jahrgang 1927.
  7. Entwurf (Schnitt und Grundrisse) beim Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin

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(links) Kaufhaus Tietz, Zeil 116-122, Frankfurt am Main.jpg
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Frankfurt am Main, Blick von der Hauptwache auf das seit Juli 1929 eröffnete Kaufhaus Tietz, Zeil 116-122 (Foto links). Der Erweiterungsbau einschließlich der Fassadenneugestaltung konzipierte Georg Falck (1878-1947), der Hausarchitekt der Familie Tietz. Vorher war dies das Kaufhaus Lindemann, ein Teil der Kaufhauskette der Aktiengesellschaft Lindemann & Co. der Charlottenburger Kaufleute Hermann Ploschitzki (N.N.-1932) und Leopold Lindemann. Durch Fusionsverträge zwischen der Berliner Lindemann & Co. AG und der Hamburger Rudolf Karstadt AG entstand für Frankfurt dann das Kaufhaus Tietz. Im Zuge der sogenannten Arisierung wurde die Familie Tietz, bzw. die Familie Gerst zum Verkauf an die Kaufhof AG gezwungen. Die Familie Gerst konnte noch in die USA emigrieren. Hermann Ploschitzki starb 1932. Seine Frau Hansi Ploschitzki (1887/1888-1981) erbte das Millionenvermögen einschließlich seiner großen Kunstsammlung. Das Erbe wurde von der Gestapo vor ihrer Emigration nach Hollywood beschlagnahmt, die Kunstsammlung verschleudert. Ehefrau Hansi heiratete in den USA noch einmal und baute unter dem Namen Hansi Share eine Puppenmanufaktur auf. Erst 1965, 17 Jahre nach der Antragstellung, wurde Share eine knappe Million DM zum Ausgleich für ihr geraubtes Vermögen erstattet. Eine Rückgabe der wertvollen Kunstsammlung ihres Mannes fand nicht statt. Auf der rechten Seite des Fotos sieht man im Anriss ein neobarockes Geschäftshaus. In unmittelbarer Nähe der Katharinenkirche ließen sich 1905 vom Frankfurter Architekten Julius Lönholdt die 1886 von Robert und Jakob Robinsohn auf der Zeil 67-69 gegründetes Modehaus Gebrüder Robinsohn eine neues mehrstockiges Geschäftshaus im neobarocken Stil erbauen. An der Dachfassade des neuen abgelichteten Gebäudes Zeil 127 kann man noch den Schriftzug Gebrüder Robinsohn erkennen. Angrenzend ließen 1909 die selben Eigentümer nach Abbruch des Vorgängerbaues der Vorbesitzer Cohn & Kreh auf dem Eckgrundstück Zeil 123 - Liebfrauenstraße das mehrstockige Büro- und Geschäftshaus Zeilpalast vom Architekten Josef Rindsfüßer (1864-1927) erbauen. Die Familie Robinsohn übersiedelte erst 1892 aus Posen nach Hamburg. Die Gebrüder Max und Leo Robinsohn gründeten dort erfolgreich ein erstes Modehaus Gebrüder Robinsohn am Neuen Wall 25-31 in Hamburg. Diese erfolgreiche Geschäftsidee wurde von weiteren Familienmitgliedern in ganzen Kaiserreich, so auch in Frankfurt am Main, verbreitet. Durch den Ersten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise und der Inflation mußten u.a. das Frankfurter Modehaus Gebrüder Robinsohn bereits zwanzig Jahre schließen. Die beiden Häuser wurden 1927 von der Nasauischen Landesbank aufgekauft und entgingen so der späteren Arisierung während der Nazi-Herrschaft. Gleichwohl wurden in dieser Zeit die über 70-jährige Auguste Robinsohn, Ehefrau von Leon Robinsohn, ihres Vermögens, wie z.B. ihres Mehrfamilienhauses in der Arndtstraße 46, beraubt und 1942 in KZ Treblinka ermordet. 1944 wurden beide Häuse durch Fliegerbomben stark beschädigt. Durch das Gelände des ehemaligen Zeilpalastes wurde ca. 40 Jahre nach Errichtung mit dem sogenannten HAKO-Bau neu errichtet, in dem u.a. mehrere Kinosäle, die sogenannten E-Kinos, eingebaut wurden. Ende des Jahrhunderts erfolgte eine weitere Kernsanierung mit erneuerter Fassadenänderung. Auf dem Foto von kann man auch noch die Umrisse des ehemaligen großen Seidengeschäftes der Gebrüder Hoff erkennen, die sich hier 1998 am sogenannten Liebfraueneck ein neues Geschäftshaus vom Schweizer Architekten Hermann Ritter erbauen ließen. Dieses Geschäft wurde 20 Jahre später als Filiale an die Gelsenkirchner Carsch & Co. verkauft. Inhaber Paul Carach ließ wiederum auch die Fassade seiner Frankfurter Fassade durch den Frankfurter Architekten Willy Cahn verändern. Auch Paul Carsch wurde während der Arisierung seines Besitzes beraubt und starb verarmt 1952 in den USA. Durch die Arisierung wurde Erich Heinemann mit seiner Firma Ott & Heinemann neuer Eigentümer. Er ließ sich nach Kriegzerstörung 1956 vom Architekten Ernst Balser (1893-1964) in Geschäftshaus in Stil der klassischen Moderne erbauen, wobei er den ursprünglichen, noch unzerstörten Baukern mit einer Stahlbaukonstruktion ummantelte undd ihn mit einer Fassade aus Aluminium und flaschengrünem Glas versah. Ott & Heinemann wuden dann später zur Filiale der Kölner Dyckhoff-Gruppe, die dann 1995 insolvent wurde. Der britsche Einzelhändler Marks & Spencer wollte Europa erobern, kauft und investierte hier in einen Neubau seiner Frankfurter Filiale, zog sich aber bereits im Jahr 200 wieder zurück. Seit 2010 betreibt hier die Einzelhandelskette Esprit auf der Zeil 121 ihr weltgrößtes Ladengeschäft als sogenanntes Flagship Store.
Büro- und Geschäftshaus Brückenstraße 17-7083.jpg
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Denkmalgeschütztes Büro- und Geschäftshaus Brückenstraße 17, Köln. Architekt: Georg Falck (1878-1947). Bauzeit: 1914. An der Fassade befinden sich Skulpturen, die Szenen aus der Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ darstellen.