Georg Bonigut

Georg Bonigut, auch Paul Bonigut (* 13. Dezember 1913 in Ruma, Königreich Kroatien und Slawonien, Österreich-Ungarn; † unbekannt) war ein SS-Unterscharführer, der im Zweiten Weltkrieg als sogenannter Volksdeutscher aus Jugoslawien der Waffen-SS angehörte. Von April 1944 bis Anfang August war er Lagerführer des „Zigeunerlagers Auschwitz“.[1]

Bonigut warnte Mitte Mai 1944 ihm bekannte Häftlinge vor der geplanten Lagerauflösung, die danach am Widerstand der Häftlinge scheiterte.[2] Das „Zigeunerlager“ wurde Anfang August 1944 liquidiert, d. h. die arbeitsfähigen Häftlinge wurden in andere Lager transportiert, die Nichtarbeitsfähigen in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Bonigut krankgemeldet, so dass der SS-Unterscharführer Fritz Buntrock die Menschen zu den Gaskammern brachte.[3]

Nach dem Ende des „Zigeunerlagers“ leitete Bonigut das in Oberschlesien gelegene Außenlager KL Auschwitz III Charlottengrube in Rydułtowy (deutsch Rydultau).[4] Das Außenlager lag etwa 50 km westlich des Hauptlagers und gehörte zu den Hermann-Göring-Werken. Ab 19. September wurden hier Häftlinge aus Auschwitz eingesetzt. Bonigut wurde nach vier bis sechs Wochen durch Alfred Tschiersky als Lagerleiter ersetzt, war jedoch danach im Außenlager Charlottengrube als Rapportführer tätig und führte dort auch Verwaltungstätigkeiten aus.[5]

Nach Kriegsende wurde gegen Bonigut in Deutschland ermittelt, das Verfahren wurde jedoch 1982 eingestellt.[6]

Literatur

  • Wacław Długoborski, Franciszek Piper (Hrsg.): Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Verlag Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Oswiecim 1999, 5 Bände: I. Aufbau und Struktur des Lagers. II. Die Häftlinge – Existentzbedingungen, Arbeit und Tod. III. Vernichtung. IV. Widerstand. V. Epilog, ISBN 83-85047-76-X.
  • State Museum of Auschwitz-Birkenau: Death Books from Auschwitz. München, New Providence, London, Paris 1995, Band 1.
  • Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg: Gedenkbuch: Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau. Saur-Verlag, München u. a. 1993, ISBN 3-598-11162-2.
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8.

Einzelnachweise

  1. Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg: Gedenkbuch: Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau. Saur-Verlag, München u. a. 1993, ISBN 3-598-11162-2, S. 1665.
  2. Gernot Haupt: Antiziganismus und Sozialarbeit. Elemente einer wissenschaftlichen Grundlegung, gezeigt an Beispielen aus Europa mit dem Schwerpunkt Rumänien. Frank & Timme, Berlin 2006, ISBN 3-86596-076-6, S. 145.
  3. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein, Frankfurt am Main [u. a.] 1980, ISBN 3-548-33014-2, S. 476.
  4. State Museum of Auschwitz-Birkenau: Death Books from Auschwitz. Band 1, 1995, S. 246.
  5. Andrea Rudorff: Charlottengrube. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C. H. Beck Verlag, München 2007, S. 206.
  6. Andrea Rudorff: Charlottengrube. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C. H. Beck Verlag, München 2007, S. 208.