Georg Anton von Rodenstein

Georg Anton von Rodenstein, zeitgenössischer Stich
Rodensteiner Wappen im Scheiblerschen Wappenbuch.
Erbpachtvertrag des Bischofs von 1651, mit einem Einwanderer aus Flandern, für ein Gut des Hochstiftes in Immesheim. Es wurde 2-jährige Pachtfreiheit und 20-jährige Pachtermäßigung vereinbart, erst ab 1673 musste der volle jährliche Pachtbetrag gezahlt werden. Der Text beginnt: „Wir Geörg Andhon von Gottes Gnaden Bischoff zu Wormbs Dhompropst zu Maintz...“

Georg Anton von Rodenstein (* 29. September 1579; † 30. Oktober 1652 in Mainz) war ein adeliger deutscher Kleriker und von 1629 bis 1652 Fürstbischof von Worms.

Leben und Wirken

Er entstammte der Umstadter Linie des Adelsgeschlechtes von Rodenstein und war der Sohn des Georg Otto von Rodenstein sowie seiner Gattin Anna Helena von Oberstein.[1][2]

Seine Erziehung erhielt Rodenstein bei seinem Onkel, dem Speyerer Domdekan Andreas von Oberstein, welcher ihn 1594 für ein Kanonikat am Speyerer Dom nominierte.[3] Oberstein war ein weithin bekannter Reformer im Sinne des Konzils von Trient.[4]

Georg Anton von Rodenstein studierte in Douai, Poitiers, Rom und Siena, 1610 erhielt er die Priesterweihe. Ab 1609 war er Domherr in Worms, seit 1622 Kustos des Wormser Domes. 1612 erhielt er eine Domherrenstelle in Mainz, 1634 wurde er Mainzer Domdekan, 1638 auch Dompropst; von 1622 an amtierte er überdies als Domdekan in Speyer. Zudem hatte er ein Kanonikat als Propst am Stift St. Alban vor Mainz.

1629, während des Dreißigjährigen Krieges, wählte man Georg Anton von Rodenstein zum Bischof von Worms, ein Amt, das er wegen der Zeitumstände nur ungern übernahm und von 1630 bis 1652 innehatte. Schon 1630 musste der Bischof vor den anrückenden Schweden aus Worms fliehen und die katholische Seelsorge in der Stadt wurde allein durch zwei Kapuziner aufrechterhalten. Nach der Rückkehr des Oberhirten 1635 belohnte er den Orden damit, dass er ihn in Worms dauerhaft ansiedelte und auch sonst in seinem Wirkungskreis nachhaltig förderte.[5][6] Anlässlich des von Papst Urban VIII., wegen des Krieges, für Deutschland ausgerufenen außerordentlichen Heiligen Jahres nahm Georg Anton von Rodenstein, am 27. Mai 1634, mit anderen aus ihren Bistümern vertriebenen Oberhirten, an einer großen Fest- und Bittprozession in Köln teil.[7] Rodenstein war ein pflichteifriger Bischof, der aber wegen der kriegerischen Zeitläufte nur eingeschränkt wirken konnte und sein Bistum öfter verlassen musste. Nach Ende des Krieges förderte er zugewanderte Katholiken, denen er oft großzügig die Pacht auf den meist verwüsteten Gütern des Wormser Hochstiftes stundete.

Der Bischof starb am 30. Oktober 1652 zu Mainz und wurde im dortigen Dom beigesetzt. Hier ruht er in der Bonifatiuskapelle, vor dem Altar, den er selbst gestiftet hatte.[8]

Der frühere Wormser Bischof Philipp I. von Rodenstein (1595–1604) war über die väterliche Familienlinie (Rodenstein) der Cousin seines Großvaters;[9] über die mütterliche Familienlinie (Oberstein) jedoch sein eigener Cousin.[10]

Literatur

  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 8. de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 3-11-094025-6, S. 466 (Auszug bei Google Books)
  • Wilhelm Franck: Urkundliche Geschichte der Herrn von Rodenstein und ihrer Besitzungen (1293–1671) nebst Bemerkungen über die rodensteinischen Sagen. In: Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde, Band 11, Darmstadt 1867, S. 561–645, hier: S. 614 f. (Digitalisat)
  • Friedhelm Jürgensmeier: Das Bistum Worms von der Römerzeit bis zur Auflösung 1801. Mit Andreas Urban Friedmann u. a., Echter, Würzburg 1997, ISBN 3-429-01876-5 (= Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte, Band 5).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Historischer Verein für Hessen: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band 11, Darmstadt 1867, S. 614 f. (Digitalisat)
  2. C. G. J. von Kamptz: Die Familie von Kamptz, Schwerin 1871, S. 123 (Digitalisat)
  3. Bernd Moeller, Bruno Jahn (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh), K.G. Saur Verlag, München 2005, S. 1135, ISBN 978-3598116667; Digitalscan in der Google-Buchsuche
  4. Friedrich Prinz, Georg Jenal, Stephanie Haarländer: Gegenwart in Vergangenheit: Beiträge zur Kultur und Geschichte der neueren und neuesten Zeit : Festgabe für Friedrich Prinz zu seinem 65. Geburtstag. Verlag Oldenbourg, München 1993, ISBN 3-486-56036-0, S. 38. (Ausschnitt bei Google Books)
  5. Webseite zur Geschichte der Kapuziner in Worms
  6. Webseite zum Kapuzinerkloster Mainz, mit Erwähnung von Schenkungen durch Bischof von Rodenstein
  7. Friedrich Everhard von Mering, Ludwig Reischert: Zur Geschichte der Stadt Köln am Rhein: Von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Band 3. Köln 1839, S. 316–319 (Digitalisat)
  8. Karl Anton Schaab: Geschichte der Stadt Mainz. Band 2. Mainz 1844, S. 60 (Digitalisat)
  9. Historischer Verein für Hessen: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 11. Darmstadt 1867, S. 612 f.
  10. Genealogische Webseite zu den Großeltern mütterlicherseits
VorgängerAmtNachfolger
Georg Friedrich von Greiffenclau zu VollradsBischof von Worms
1629–1652
Hugo Everhard Cratz von Scharfenstein

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Georg Anton von Rodenstein (1579-1652), Bischof von Worms, Pachtbrief für ein Gut des Hochstiftes in Immesheim, 1651
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Wappen des Bistums bzw. des ehemaligen Fürstbistums und Hochstiftes

Worms
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Georg Anton von Rodenstein (1579-1652), Bischof von Worms