Georg-Christoph von Unruh

Georg-Christoph von Unruh (* 28. September 1913 in Klein-Münche, Kreis Birnbaum, Provinz Posen; † 21. Juni 2009 in Kiel) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben

Georg-Christoph von Unruh studierte ab 1933 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft. Er wurde im Corps Palatia Bonn aktiv.[1] Als Inaktiver wechselte er an die Albertus-Universität Königsberg. 1940 legte er die Erste Staatsprüfung ab. Mit einer Doktorarbeit bei Ernst Forsthoff wurde er 1941 in Königsberg zum Dr. iur. promoviert.[2] Nach Assistententätigkeit an der Reichsuniversität Posen war er von 1943 bis 1945 Soldat. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er in der Kreisverwaltung Leer tätig; 1965 wurde er dort zum Verwaltungsdirektor ernannt. 1964 habilitierte er sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität.[3] Neben seiner Tätigkeit in Leer lehrte er seither als Privatdozent in Münster. 1967 berief ihn die Christian-Albrechts-Universität Kiel auf ihren Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Verwaltungsrecht, insbesondere Kirchenrecht, Verfassungsgeschichte und Verwaltungsgeschichte. Außerdem war er Richter am Oberverwaltungsgericht Schleswig. Dass er sich auch in der Zeit der 68er-Bewegung zu den Corps bekannte, dankte ihm das Corps Saxonia Kiel 1973 mit der Verleihung des Bandes.[4]

Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Bücher. Von 1983 bis 1985 war er Mitherausgeber des Deutschen Verwaltungsblatts. Seine letzte Veröffentlichung behandelte das Ostfriesische Landrecht.[5] Er schrieb den Nachruf auf Klaus von der Groeben, den „Nestor der deutschen Verwaltungsgeschichte“.[6] Das Kieler Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften ehrte ihn 2010 mit einem Gedächtnissymposion zur Selbstverwaltung im Staat der Informationsgesellschaft.

Ehrungen

Werke

  • mit Kurt Jeserich und Hans Pohl: Deutsche Verwaltungsgeschichte, 6 Bände. Stuttgart 1983–1986.
  • Die Entwicklung des Kommunalrechts in Schleswig-Holstein. Quellen und Betrachtungen, Städtebund Schleswig-Holstein, Kiel 1985.
  • Der Staat. Betrachtungen über Grundlagen und Grenzen der hoheitlichen Gewalt, Böhlau, Wien 1985 (= Forschen – Lehren – Verantworten, Band 1).
  • Verwaltungsgerichtsbarkeit im Verfassungsstaat. Probleme u. Entwicklung, Maximilian-Verlag, Herford 1984.
  • (zusammen mit Wolfgang Steiniger): Staats- und Selbstverwaltung in Schleswig-Holstein und Dänemark, Matthiesen, Husum 1982.
  • Gebiets- und Verwaltungsreform in Niedersachsen 1965–1978, Hannover 1978.
  • (zusammen mit Friedrich und Gitta Greve): Grundkurs öffentliches Recht. Eine Einführung in das Staats- und Verwaltungsrecht mit Grundzügen der allgemeinen Staatslehre, Metzner, Frankfurt a. M. 1976 (6. Auflage, Luchterhand, Neuwied 2003).
  • Der Landrat. Mittler zwischen Staatsverwaltung und kommunaler Selbstverwaltung, Grote, Köln 1966.
  • Der Kreis. Ursprung und Ordnung einer kommunalen Körperschaft, Grote, Köln 1965.

Literatur

  • Albert von Mutius (Hrsg.): Selbstverwaltung im Staat der Industriegesellschaft. Festgabe zum 70. Geburtstag von Georg Christoph von Unruh, v. Decker, Heidelberg 1983.
  • Utz Schliesky (Hrsg.): Selbstverwaltung im Staat der Informationsgesellschaft. Dokumentation des Gedächtnissymposiums zu Ehren von Univ.-Prof. Dr. Georg-Christoph von Unruh am 29. Juni 2010 in Kiel, Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Für die Kösener Corpslisten 1930 war er zu jung, für die KCL 1960 und die späteren zu alt, weil Palatia 1956 aus dem KSCV ausgeschlossen worden war.
  2. Dissertation: Studien zum Gottesgnadentum der katholischen Majestäten und der preußischen Monarchen.
  3. Habilitationsschrift: Der Kreis. Ursprung und Ordnung einer kommunalen Körperschaft.
  4. Kösener Corpslisten 1996, 148/465.
  5. Professor von Unruh gestorben. In: Generalanzeiger, 1. Juli 2009.
  6. Die Verwaltung 35 (2002), S. 289–292.
  7. Ehrungen (Memento vom 29. November 2010 im Internet Archive), Universität Graz, eingesehen am 1. Juli 2009.
  8. Auskunft Bundespräsidialamt, 14. August 2011.