Genfer Günsel

Genfer Günsel

Genfer Günsel (Ajuga genevensis)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung:Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie:Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie:Ajugoideae
Gattung:Günsel (Ajuga)
Art:Genfer Günsel
Wissenschaftlicher Name
Ajuga genevensis
L.

Der Genfer Günsel (Ajuga genevensis L.), auch Heide-Günsel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Im Erscheinungsbild gleicht er sehr dem Kriechenden Günsel (Ajuga reptans). Er unterscheidet sich von ihm aber durch die tief gekerbten bis dreilappigen Hochblätter und die dunkelblaue Blütenfarbe.

Beschreibung

Der Genfer Günsel ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 (bis 60) Zentimeter erreicht. Es handelt sich um eine mehrstängelige, behaarte Pflanze ohne oberirdische Ausläufer. Die Stängel sind vierkantig. Die Grundblätter stehen in Rosetten. Sie sind verkehrt-eiförmig, kurz gestielt und ihr Blattrand ist grob gezähnt. Die ungestielten Stängelblätter sind ähnlich.

Die zygomorphen Blüten stehen in Scheinquirlen. Sie sind bis zu 2 Zentimeter lang und normalerweise von dunkelblauer Farbe, gelegentlich treten auch Exemplare mit rosa oder weißen Blüten auf. Die Blütezeit reicht von April bis Juni.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 32.

Genfer Günsel (Ajuga genevensis)

Taxonomie

Der Genfer Günsel wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[1] Das Epithetgenevensis“ geht auf Johann Bauhin (1541–1612) zurück, der die Art 1651 in Historia Plantarum als Consolida media Genevensis beschrieben und abgebildet hatte. Er hatte die Pflanze bei Genf (lat.: Geneva) gesammelt und beobachtet.[2][3][4]

Verbreitung

Der Genfer Günsel kommt hauptsächlich in Mittel- und Osteuropa vor. Sein Verbreitungsgebiet reicht aber von Frankreich und Italien bis zur Türkei und zum Kaukasus.[5] Regional ist seine Verbreitung sehr disjunkt zerstreut.

Standort

Der Genfer Günsel ist eine Pflanzenart der Trockenrasen und Halbtrockenrasen. In klimatisch begünstigten Regionen ist er auch entlang von Waldrändern zu finden. Er ist ein Rohbodenpionier und kommt oft in halbruderalen Gesellschaften auf Erdanrissen, Böschungen oder Wegrainen vor. Er bevorzugt Standorte mit Kalkuntergrund. Er ist eine Festuca-Brometea-Klassencharakterart und kommt vor allem in Gesellschaften des Verbands Mesobromion, aber auch Geranion sanguinei oder Convolvulo-Agropyrion vor.[6]

Ökologie

Die vier vom Kelch umgebenen Nüsschen sind je mit einem Ölkörper versehen und werden von Ameisen ausgebreitet. Die Art vermehrt sich aber auch vegetativ durch Wurzelsprosse. Die Behaarung mindert die Sonneneinstrahlung und die Verdunstung.

Quellen

  • Hans Simon (Hrsg.): Die Freiland-Schmuckstauden. Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Begründet von Leo Jelitto, Wilhelm Schacht. 5. völlig neu bearbeitete Auflage. Band 1: A bis H. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3265-6.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.

Einzelnachweise

  1. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 561, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D561%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  2. Johann Bauhin, Johann Heinrich Cherler: Historia plantarum universalis, nova, et absolutissima cum consensu et dessensu circa eas. Band III, Ebroduni (Yverdon) 1651, S. 432, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fbibdigital.rjb.csic.es%2Fing%2FLibro.php%3FLibro%3D4182%26Pagina%3D644~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  3. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 4: Angiospermae: Dicotyledones 3 (4) (Labiatae – Solanaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-78021-3, S. 2543 (unveränderter Nachdruck von 1927 mit Nachtrag).
  4. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 263 (Nachdruck von 1996).
  5. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Ajuga genevensis. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 19. Januar 2018.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 794.

Weblinks

Commons: Genfer Günsel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Ajuga genevensis 270408.jpg
Autor/Urheber: Bernd Haynold, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ajuga genevensis, Tauberland, Deutschland
AjugaGenevensis.jpg
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Genfer Günsel oder Heide-Günsel, Ajuga genevensis.