Gemeine Herrschaft
Als gemeine Herrschaften wurden in der Alten Eidgenossenschaft bis 1798 Gebiete bezeichnet, die von mehreren der XIII regierenden Alten Orte gemeinsam erobert und als Vogteien auch gemeinsam verwaltet wurden. Die Zahl und die Kombination der regierenden Orte variierten dabei stark. Nach dem Zweiten Villmergerkrieg 1712 erzwangen die reformierten Kantone eine neue Zusammensetzung der regierenden Orte in den deutschen gemeinen Vogteien.
Deutsche gemeine Vogteien
Die «deutschen gemeinen Vogteien» lagen im Aargau und in der Ostschweiz. Sie wurden von der Eidgenossenschaft in Zusammenhang mit den Schweizer Habsburgerkriegen erworben.
Freie Ämter (1415); VII Orte (ohne Bern), nach 1712 Oberes Freiamt: VIII Orte, Unteres Freiamt: Zürich, Bern, Glarus
Grafschaft Baden (1415); VIII Orte, nach 1712 Zürich, Bern, Glarus
Grafschaft Sargans (1460/83); VII Orte (ohne Bern), nach 1712 VIII Orte
Landgrafschaft Thurgau (1460); VII Orte (ohne Bern), nach 1712 VIII Orte
Herrschaft Rheintal (1490); VIII Orte (ohne Bern mit Appenzell), nach 1712 VIII Orte und Appenzell
Ennetbirgische oder welsche Vogteien
Die ennetbirgischen oder welschen Vogteien lagen im heutigen Kanton Tessin. Sie wurden im Zuge der Ennetbirgischen Feldzüge vom Herzogtum Mailand erworben. Die eidgenössische Herrschaft über die Talschaften Travaglia und Cuvio sowie über das Eschental war umstritten und währte nur kurz. Die Vogteien wurden von denjenigen Orten regiert, die bei der Eroberung beteiligt waren. Bei den südlichen Vogteien waren dies alle Orte ausser Appenzell.
Unter Uri, Schwyz und Nidwalden
Reffier (Riviera) (1403–1422, 1495)
Bollenz (Blenio) (1477–80, 1495)
Bellenz (Bellinzona) (1500)
Unter den XII Orten
Maiental (Val Maggia) (1512)
Lauis (Lugano) (1512)
Luggarus (Locarno) (1512)
Mendris (Mendrisio) (1512)
Val Travaglia (1512–15)
Cuvio (1512–15)
Eschental (1512–15)
Zweiörtige Vogteien
Als «zweiörtige Vogteien» wurden gemeine Herrschaften bezeichnet, deren Herrschaft sich nur zwei eidgenössische Orte teilten. Die Stadt Bern beherrschte auf diese Weise zeitweise mit Solothurn und längerfristig mit Freiburg gemeinsam eroberte Gebiete. Auch die Kantone Schwyz und Glarus teilten sich die Herrschaft über die während des Alten Zürichkrieges heftig umkämpften ehemaligen toggenburgischen bzw. habsburgischen Besitzungen in der Linthebene.
Bern und Solothurn
Herrschaft Büren (1388–1393)
- Landgrafschaft Buchsgau (1428–1463)
Bern und Freiburg
Herrschaft Grasburg/Schwarzenburg (1423)
Murten (1475)
Grandson (1475)
Orbe und Echallens (1475)
Schwyz und Glarus
Grafschaft Uznach (1437)
Herrschaft Windegg/Gaster (1438)
Herrschaft Hohensax/Gams (1497)
Zürich, Glarus und Bern
Hurden (1712)
Gemeine Herrschaft mit Zugewandten
1538–69 teilten sich die sieben Zehnden des Wallis und Bern die Herrschaft über einen Teil des heutigen Hochsavoyen. Bis ins 18. Jahrhundert blieb nur die Herrschaft über Tessenberg übrig, die sich ein regierender Ort mit einem zugewandten, hier Bern und das Fürstbistum Basel, teilte.
- Herrschaft Tessenberg (Montagne de Diesse) (1388); Bern, Fürstbistum Basel
- Landvogtei Hochtal (1538–1569); Wallis, Bern
Weitere Gemeine Herrschaften und Schirmvogteien
Auch einige der Schirmvogteien (Protektorate) der Alten Eidgenossenschaft werden oft als «gemeine Herrschaften» bezeichnet, weil sich mehrere Orte die Schirmherrschaft teilten.
Dorf Gersau (1332); Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden
Abtei Bellelay (1414); Bern, Biel, Solothurn. Steht unter der Hoheit des Fürstbistums Basel.
Fürstabtei Engelberg (1425); Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden
Fürstabtei St. Gallen (1451); Zürich, Luzern, Schwyz, Glarus. Gleichzeitig ist die Fürstabtei zugewandter Ort.
Herrschaft Rapperswil (1458); bis 1712: Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, ab 1712 Zürich, Bern, Glarus
Grafschaft Toggenburg (1436); bis 1718: Schwyz, Glarus, dann Zürich, Bern. Gleichzeitig ist das Toggenburg Untertanengebiet der Fürstabtei St. Gallen.
Abtei Pfäfers (1460–1483); Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus; 1483 zur Grafschaft Sargans
Grafschaft Neuenburg (1512–1529); XII Orte
Siehe auch
Literatur
- André Holenstein: Gemeine Herrschaften. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: sidonius 13:11, 27 January 2008 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen der ehemaligen Gemeinde Rapperswil (jetzt Rapperswil-Jona), Schweiz
Autor/Urheber: Marco Zanoli (sidonius 10:33, 23 April 2007 (UTC)), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Gemeinen Herrschaft Grasburg
Autor/Urheber: Voyager, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dieses Bild des Typs Coat of arms sollte als Vektorgrafik im SVG-Format neu erstellt werden. Vektorformate haben zahlreiche Vorteile; weitere Information unter Commons:Media for cleanup. Wenn dir eine SVG-Version dieses Bildes vorliegt, so lade diese bitte hoch. Nach dem Hochladen der Datei ist diese Vorlage auf der aktuellen Bildbeschreibungsseite durch die Vorlage {{Vector version available}}, oder kürzer {{Vva}}, zu ersetzen. Es ist empfohlen die neue SVG-Datei „Freiamt blason.svg“ zu nennen – dann benötigt die Vorlage vector version available (bzw. vva) keinen Parameter.
Autor/Urheber: sidonius 11:44, 20 March 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Vogtei Riviera / Reffier (Tessin) in der Alten Eidgenossenschaft bis 1798
Autor/Urheber: sidonius 17:26, 12 February 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Vogtei Rheintal in der Alten Eidgenossenschaft bis 1798
Autor/Urheber: Sebastian Walderich, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen von Gersau. Erstmals belegt 1597 als in grün und rot gespalten, älteste Abbildung in blau und rot im Kleinen Landbuch von Gersau (1605). https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ahe-001:1920:34::218
Wappen der Gemeinde Rapperswil-Jona, Schweiz
Jüngeres Wappen der Grafen von Toggenburg und der Grafschaft Toggenburg bis 1798
Wappen der Vogtei Grandson in der Alten Eidgenossenschaft
Autor/Urheber: sidonius 17:26, 12 February 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Vogtei Windegg in der Alten Eidgenossenschaft bis 1798
(c) Marco Zanoli, CC BY-SA 4.0
Karte der Gemeinen Herrschaften in der Alten Eidgenossenschaft im 18. Jahrhundert
Autor/Urheber: sidonius 11:44, 20 March 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Vogtei Maiental (Valmaggia) in der Alten Eidgenossenschaft bis 1798
Autor/Urheber: sidonius 11:04, 28 March 2008 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen von Orbe, Kanton Waadt, Schweiz. Bis 1798 auch das Wappen der zweiörtigen Vogtei Orbe-Echallens der Orte Bern und Freiburg in der Alten Eidgenossenschaft
Autor/Urheber: sidonius 17:26, 12 February 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das jüngere Wappen der Grafschaft Kyburg (nach 1264), geführt von der habsburgischen Seitenlinie der Grafen von Neukyburg. Ebenfalls das Wappen der Vogtei Thurgau in der Alten Eidgenossenschaft 1417 bis 1798
(c) Marco Zanoli, CC BY-SA 4.0
Karte der Ennetbirgischen Vogteien der Eidgenossenschaft bis 1798