Gelterkinden

Gelterkinden
Wappen von Gelterkinden
Wappen von Gelterkinden
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft (BL)
Bezirk:Sissach
BFS-Nr.:2846i1f3f4
Postleitzahl:4460
UN/LOCODE:CH GKR
Koordinaten:631513 / 257187
Höhe:404 m ü. M.
Höhenbereich:387–680 m ü. M.[1]
Fläche:9,78 km²[2]
Einwohner:6192 (31. Dezember 2021)[3]
Einwohnerdichte:633 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
18,3 %
(31. Dezember 2021)[4]
Website:www.gelterkinden.ch
Dorfplatz Gelterkinden
Dorfplatz Gelterkinden

Dorfplatz Gelterkinden

Lage der Gemeinde
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Karte von Gelterkinden
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Gelterkinden (schweizerdeutsch: Gälterchinde [ˈgæltərˌχɪndə]) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Sissach des Schweizer Kantons Basel-Landschaft.

Geographie

Historisches Luftbild von Werner Friedli (1966)

Gelterkinden liegt auf 404 m ü. M. im Oberbaselbiet im Ergolztal und ist zwischen stark bewaldeten Hügeln eingebettet.

Geschichte

Nach Bodenfunden war das Gebiet von Gelterkinden von der jüngeren Steinzeit bis ins Mittelalter kontinuierlich bewohnt. Seit dem späten Frühmittelalter erhob sich über dem Dorf eine dem Apostel Petrus geweihte Kirche. Am Fuss des Kirchhügels befand sich der Hennenbühlhof, welcher den Grafen von Frohburg gehörte und an die Herren von Gelterkinden verliehen wurde. Später fiel er an die Grafen von Thierstein, die ihn 1399 mit dem Kirchensatz dem Deutschordenshaus in Schloss Beuggen verkauften. Weitere Güter in Gelterkinden besassen auch das Kloster St. Alban, das Stift St. Leonhard, das Domkapitel und verschiedene weltliche Herren. Im Jahre 1461 erwarb die Stadt Basel mit der Herrschaft Farnsburg auch Gelterkinden. Die Farnsburg, von wo aus Basler Landvögte mehr als 300 Jahre lang das Amt regierten, wurde 1798 von Revolutionären in Brand gesteckt. Bei den Kantonstrennungswirren 1832/33 hielt Gelterkinden treu zur Stadt und forderte zu seinem Schutz Basler Truppen an. Darauf stürmten Landschäftler die Gemeinde (Gelterkindersturm vom April 1832) und verjagten die Basler. So kam Gelterkinden doch noch zum neu gegründeten Kanton Basel-Landschaft. 1864 verzeichnete Gelterkinden 290 Posamenter­stühle und zwei Seidenbandfabriken. Da die Hauensteinlinie der Centralbahn Gelterkinden links liegen liess, verkehrte von 1891 bis 1916 zwischen Sissach und dem Ort die Trambahn Sissach-Gelterkinden-Bahn. Hingegen scheiterte das Projekt der Schafmattbahn nach Aarau. Die Eröffnung der Hauenstein-Basislinie im Jahre 1916 brachte dann dem Dorf weiteren Aufschwung.

Der Ortsname findet sich erstmals 1102 oder 1103 als Gelterkingen bezeugt. Seine Bedeutung ist «bei den Höfen der Leute des Gelterich». Das ursprüngliche Ortsnamensuffix -ingen wurde von späteren Schreibern hyperkorrekt zu -inden verformt, in falscher Analogie zur kanzleisprachlichen Wiedergabe des (früheren) mundartlichen ng in Wörtern wie Ching, finge als Kind, finden.[5]

Wappen

Das Wappen ist senkrecht in den Farben Blau, Weiss (Silber) und Rot dreigeteilt. Dies ist das Wappen des froburgischen Ministralgeschlechts der Herren von Gelterich.

Politik

Die Kommunalpolitik kennt die beiden Gruppierungen Bürgerlicher Zusammenschluss Gelterkinden (BZG) und SP Gelterkinden. Neben Mitgliedern dieser Gruppierungen kämpfen oft auch parteilose Kandidaten um Ämter auf Gemeindeebene.

Der BZG ist ein Zusammenschluss bürgerlich gesinnter Einwohner. Viele Mitglieder gehören entweder der FDP Gelterkinden oder der SVP Gelterkinden und Umgebung an.

Sport

In Gelterkinden sind diverse Sportvereine ansässig, darunter auch der FC Gelterkinden, welcher in der 2. Liga regional spielt.

Zu den grössten Erfolgen in der Sportgeschichte Gelterkindens hat wohl die Gymnastikgruppe des TV Gelterkinden beigetragen, welche sich in der Disziplin Gymnastik Grossfeld mehrfacher Schweizer Meister nennen darf. Letztmals holte sich die Gruppe unter der Leitung von Franco Polsini den Titel im September 2014 an den Schweizermeisterschaften im Vereinsturnen in Lyss.

Ins Leben gerufen wurde die Gruppe durch Kurt «Kuri» Wirz ca. im Jahre 1983. Er prägte die Entwicklung vom Turnen stark als «Körperschule» hin zu Choreographien mit Witz und eigenem Stil und leitete die Gruppe während gut 20 Jahren.

Nach wie vor ein grosser Verein ist die Schützengesellschaft, welche sich aus den Sektionen Pistole auf 50 Meter und Gewehr auf 300 Meter zusammensetzt. Der Verein wurde 1836 gegründet.

Ebenfalls bekannt ist der Volleyballclub Gelterkinden, welcher über mehrere Jahre in der Nationalliga A spielte.

Wirtschaft

Da Gelterkinden relativ geringen Bestand an industriellen und gewerblichen Arbeitsplätzen hat, gehen viele Einwohner auswärts arbeiten.

Verkehr

Liniennetz zu Bahn und Bus in der Umgebung von Gelterkinden

Die Lage an der Hauensteinstrecke sichert gute Bahnverbindungen in den Kantonshauptort Liestal sowie nach Basel und Olten (Interregio und S3).

Die Gemeinde ist Ausgangspunkt der Postautolinien nach Rheinfelden, Wegenstetten, Oltingen und Zeglingen sowie der Buslinie nach Sissach. Der Autobahnanschluss Sissach an die A2 befindet sich durch den Chienbergtunnel A22 in fünf Kilometer Distanz. Von Gelterkinden führt die Hauptstrasse 541 nach Rheinfelden.

Kultur

Gelterkinden wurde im Titel Düsseldorf der amerikanischen Songwriterin Regina Spektor erwähnt. Der Text enthält die Zeilen: «In Gelterkinden I forgot to frown / then remembered again» sowie «In Gelterkinden I remembered how to laugh / and I never ever forgot it again». Der Song erschien als B-Seite der Single-CD On the Radio sowie in Europa als vierter Titel auf der Bonus-CD zum Album Begin to Hope.

Des Weiteren wird Gelterkinden im Lied Hans Zbinde auf dem Album Roots 44 der Schweizer Rap-Gruppe TAFS erwähnt. Das Lied erzählt eine kurze Geschichte aus dem Leben des «Hans Zbinde us Gälterchinde».

Religion

Auf dem Sonnenhof in Gelterkinden leben Schwestern der Communauté de Grandchamp.

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

  • Arnold Baader (1842–1888), Arzt, Gönner und Förderer
  • Caspar Baader (* 1953), Politiker und Anwalt
  • Johann Jakob Baader (1810–1879), Arzt, Land- und Nationalrat
  • Baschi (* 1986), Sänger
  • Anna-Tina Groelly (* 1989), Landrätin (Grüne)
  • Emil Müller (1893–1974), Architekt und Politiker
  • Fritz Pümpin (1901–1972), Kunstmaler
  • Fredy Schär (* 1964), Liedermacher und Kabarettist
  • Jakob Schaub (1862–1950), Drucker, Verleger und Redaktor
  • Eduard Strübin (1914–2000), Lehrer, Volkskundler, Baselbieter Chronist und Autor
  • Beat Sutter (* 1962), Fussballspieler
  • Paul Vosseler (1890–1979), Geograph
  • Jakob Wagner (1861–1915), Landschaftsmaler
  • Albert Adolf Zehntner (1895–1975) Maler, Heraldiker und Restaurator

Literatur

  • Hans-Rudolf Heyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band III: Der Bezirk Sissach. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1986 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 77). ISBN 3-7643-1796-5. S. 49–79.
  • Walter Dettwiler: Gelterkinden. In: Historisches Lexikon der Schweiz.

Weblinks

Commons: Gelterkinden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2021. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2021 zusammengefasst. Abruf am 13. März 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2021. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2021 zusammengefasst. Abruf am 13. März 2023
  5. Die Orts- und Flurnamen des Kantons Basel-Landschaft. Lemmata (= Baselbieter Namenbuch. Band 2). Hrsg. und bearb. von Markus Ramseier. Verlag Basel-Landschaft, Liestal 2017, S. 178.
  6. Hans-Rudolf Heyer: Kirche Gelterkinden BL (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 115). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1991.

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