Geleitzug HX 112

Der Geleitzug HX 112 war ein alliierter Geleitzug der HX-Geleitzugserie zur Versorgung Großbritanniens im Zweiten Weltkrieg. Er fuhr am 1. März 1941 im kanadischen Halifax ab und traf am 20. März in Liverpool ein. Die Alliierten verloren durch deutsche U-Boote fünf Frachtschiffe mit 34.505 BRT, während auf deutscher Seite die U-Boote U 99 und U 100 versenkt wurden. Dabei geriet der Kommandant von U 99, Kapitänleutnant Otto Kretschmer, der nach versenkter Tonnage erfolgreichste U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges, in britische Gefangenschaft. Der Kommandant von U 100, Kapitänleutnant Joachim Schepke, einer der bekanntesten deutschen U-Boot-Kommandanten, wurde getötet.

Zusammensetzung und Sicherung

Schwerer Kreuzer Norfolk

Der Geleitzug HX 112 setzte sich aus 42 Frachtschiffen zusammen. Am 1. März 1941 verließen sie Halifax (Lage) in Richtung Liverpool (Lage). Kommodore des Konvois war Rear Admiral F. B. Watson, der sich auf der Tortuguero eingeschifft hatte. Beim Auslaufen hatte er keine Sicherung. Erst am 5. März kam der Schwere Kreuzer Norfolk zum Geleitzug hinzu. Am 10. März schlossen sich für einen Tag die kanadischen Korvetten Bittersweet und Fennel dem Geleitzug an. Am 15. März, als der Geleitzug sich der Westansteuerung näherte, übernahm die 5th Escort Group mit den Zerstörern Walker, Vanoc, Volunteer, Sardonyx, Scimitar und den Korvetten Bluebell und Hydrangea die Sicherung.[1]

Name[2]FlaggeVermessung in BRTVerbleib[1]
AhamoVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich8.621
AurisVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich8.030
BeduinNorwegen Norwegen8.136am 16. März von U 99 versenkt (Lage)
Bic IslandVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich4.000
Black CondorVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.358
BondeNorwegen Norwegen1.570
British CommodoreVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich6.865
British SincerityNorwegen Norwegen8.538
ChaucerVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.792
CistulaNiederlande Niederlande8.097
City of OxfordVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich2.759
DalcrossVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich4.557
DilomaVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich8.146
ElonaVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich6.192
ErodonaVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich6.207am 15. März von U 110 beschädigt (Lage)
EverleighVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.222
FermNorwegen Norwegen6.592am 16. März von U 99 versenkt (Lage)
Franche-ComteVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich9.314am 16. März von U 99 beschädigt
Gloucester CityVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich3.071
IxionVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich10.263
J B WhiteVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich7.375am 16. März von U 99 versenkt (Lage)
KatendrechtNiederlande Niederlande5.099
KrorshamnSchweden Schweden6.673am 16. März von U 99 versenkt (Lage)
Lancaster CastleVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.172
LimaSchweden Schweden3.762
Margarita ChandrisGriechenland Griechenland5.401
MosliNorwegen Norwegen8.291
Mount KassionGriechenland Griechenland7.914
NorefjordNorwegen Norwegen3.082
OcanaNiederlande Niederlande6.256
OilrelianceVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.666
ReynoldsVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.113
Robert F HandVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich12.197
San CiprianoVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich7.966
SilvercedarVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich4.354
Staad HaarlemNiederlande Niederlande4.518
TortugueroVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.285
TravellerVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich4.963
TrekieveVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.244
VenetiaVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich5.728am 16. März von U 99 versenkt (Lage)
WestlandNiederlande Niederlande5.888
WinamacVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich8.621

Verlauf

Am 15. März 1941 gegen 22 Uhr befand sich das deutsche U-Boot U 110 ungefähr 280 km südlich von Island, als es über sein Horchgerät Schraubengeräusche eines noch entfernten Konvois aufnahm. Die Schraubengeräusche ansteuernd sichtete U 110 gegen Mitternacht den ostwärts fahrenden Geleitzug. Nach einer Meldung an den Befehlshaber der U-Boote brachte sich U 110 in Schussposition und traf mit dem Hecktorpedo den mit Benzin beladenen Tanker Erodona der nach einer Explosion an Bord schwer beschädigt wurde und auseinanderbrach. Dabei kamen 36 von 51 Besatzungsangehörige ums Leben. Den folgenden Wasserbombenangriffen der Zerstörer Scimitar, Vanoc und Walker wich das Boot aus und hielt weiter Fühlung zum Geleitzug. Um 04:10 Uhr schoss U 110 vier Bugtorpedos und ein Hecktorpedo in den Konvoi hinein, von denen jedoch keiner traf. Obwohl U 110 weiter Kontakt zum Geleitzug halten sollte, verlor es diesen aufgrund eines technischen Defekts und weil es wegen eines britischen Sunderland-Flugzeugs tauchen musste. Gegen Mittag sichtete das auf den Konvoi angesetzte U 37 das Geleit und führte U 99 und U 100 heran. Gegen 22 Uhr des 16. März griff U 99 den Konvoi an, indem es über Wasser in den Geleitzug hinein fuhr und acht Torpedos losmachte, die sieben verschiedene Schiffe trafen. Versenkt wurden dabei die norwegischen Tanker Ferm, der Heizöl geladen hatte und die Beduin mit einer Petroleumladung, die schwedische Korshamn und die britischen J B White mit Stahl und Zeitungspapier und Venetia. Insgesamt starben auf diesen Schiffen 30 Crewmitglieder. Währenddessen war der ebenfalls getroffene britische Tanker Franche Comte nur beschädigt. Inzwischen waren U 110 und U 74 ebenfalls am Geleitzug eingetroffen und versuchten sich in Position zu bringen. Am 17. März gegen 1:30 Uhr ortete der Zerstörer Walker U 100 unter Wasser und lief die Stelle an. Zusammen mit dem Zerstörer Vanoc warfen sie 29 Wasserbomben, die auf eine unterschiedliche Tiefe eingestellt waren. Durch Nahtreffer geriet U 100 außer Kontrolle und sank auf 230 Meter. Der Kommandant Kapitänleutnant Schepke ließ daraufhin alle Tauchzellen anblasen, sodass das Boot gegen 3 Uhr wieder an die Wasseroberfläche kam. Die Vanoc ortete das Boot mit ihrem Radargerät, fuhr mit voller Fahrt auf das manövrierunfähige U-Boot zu und rammte es am Turm. Dabei wurde der auf dem Turm befindliche Schepke getötet. Anschließend sank das U-Boot schnell, sodass sich nur 6 Besatzungsangehörige aus dem Boot befreien konnten und gerettet wurden. Während dieser Aktion hatte der Zerstörer Walker erneut eine Unterwasserortung eines U-Boots, lief die Stelle an und warf 6 Wasserbomben. Diese explodierten nahe dem Boot und verursachten schwere Schäden, sodass U 99 unkontrolliert sank. Der Kommandant Kapitänleutnant Kretschmer tauchte deshalb auf und versuchte in der Dunkelheit zu entkommen. Da aber weder die Dieselmaschinen noch die Elektromotoren funktionierten wurde er von der Vanoc und der Walker erfasst und beschossen. Daraufhin leitete Kretschmer die Selbstversenkung ein und wurde mit dem größten Teil der Besatzung gerettet. Drei Besatzungsangehörige blieben vermisst. Am 20. März 1941 traf der Konvoi in Liverpool ein. Insgesamt wurden fünf Schiffe mit 34.505 BRT versenkt.[3]

Die deutschen U-Boote U 99 und U 100 gehörten zu dieser Zeit zu den bekanntesten Booten. Joachim Schepke, Kommandant von U 100 war ein Liebling der NS-Propaganda und veröffentlichte 1940 das von ihm selbst illustrierte Buch „U-Boot-Fahrer von heute“.[4][5] Nach seinem Tod wurde Schepke vom Propagandaministerium weiter als besonderes Vorbild für die deutsche Jugend dargestellt. Otto Kretschmer, der Kommandant von U 99 war zu diesem Zeitpunkt und blieb es auch bis Kriegsende, der nach versenkter Tonnage erfolgreichste U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges.

Einzelnachweise

  1. a b Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, März 1941, abgerufen am 18. Februar 2019.
  2. Arnold Hague Convoy Database, abgerufen am 18. Februar 2019.
  3. Clay Blair: Der U-Boot-Krieg, Die Jäger 1939–1942, Wilhelm Heine Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12345-X, S. 309–314.
  4. Joachim Schepke: U-Boot-Fahrer von heute. Deutscher Verlag, Berlin 1940.
  5. John Costello, Terry Hughes: Atlantikschlacht – Der Krieg zur See 1939–1945. Lübbe, Bergisch Gladbach 1981, zuletzt Lübbe, Bergisch Gladbach 1995, ISBN 3-404-65038-7, S. 198.

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