Gedenktafel

Gedenktafel für Christian Wolff in Breslau Polen.

Eine Gedenktafel ist eine häufig aus Stein oder Metall gefertigte Plakette, teils auch großen Tafel o. ä., zum Gedenken an eine Persönlichkeit, ein historisches Ereignis oder als Mahnmal in Form einer Mahntafel.

Allgemeines und Beispiele

Die ältesten Gedenktafeln waren Epitaphe oder, wie die des Bischofs Bernward von Hildesheim, Fürbittaufforderungen im Kontext des Memorialwesens – oft beides zugleich. Auch Steinkreuze als primär religiöse Denkmäler wurden oft zur Erinnerung an eine Person aufgestellt, etwa an der Stelle, wo sie durch einen Unfall oder Mord zu Tode gekommen war. Damit bezeichneten sie zugleich das Ereignis und erinnerten daran.

Seit Beginn des bürgerlichen Zeitalters werden Gedenktafeln für herausragende Persönlichkeiten an den Häusern angebracht, in denen sie geboren wurden oder wohnten. Beispielsweise besitzt Carl Friedrich Gauß in Göttingen drei Gedenktafeln. Sie können aber auch allgemein an Gebäuden wie Arbeitsstätten oder an von Menschen geschaffenen Bauwerken wie Straßen, Tunnel, Brücken, Kanälen, Staumauern, Türmen, Kirchen sowie an Straßennamensschildern oder Friedhöfen angebracht sein.

Verschiedene Städte haben eigene Serien von Gedenktafeln, die einheitlich gestaltet sind und offiziell von der Stadt angebracht werden:

Gefälschte Francis-Drake-Plakette in Kalifornien

Eine 1579 anlässlich der Landung von Francis Drake in der California Bay zu Ehren der britischen Königin verfertigte und historisch verbürgte – jedoch verschollene – Messinggedenktafel wurde 1933 als Fälschung neu erstellt und jahrzehntelang für echt gehalten. G. Ezra Dane, Mitglied von E Clampus Vitus, und vier historisch beschlagene Freunde fertigten die Gedenkplakette neu an. Die Fälschung wurde 1936 dem Historiker Herbert Eugene Bolton zugespielt, der sie mit großem Aplomb als sensationellen Fund und als authentisch präsentierte.

Bis in die 1970er Jahre wurde diese Fälschung trotz wesentlicher Gegenargumente als echt erachtet. Sie wurde in der Bibliothek der University of California ausgestellt und unter anderem bei Staatsbesuchen der britischen Königin vorgezeigt.[1] Auch wurden aufwendige Kopien der Plakette hergestellt und als offizielle Staatsgeschenke überreicht.

Metallurgische Untersuchungen der Zusammensetzung, Patina und Bearbeitungsspuren deckten den Fake auf.

Literatur

Allgemein
  • Martin Schwarzbach. Auf den Spuren unserer Naturforscher Denkmäler und Gedenktafeln. Ein Reiseführer. Hirzel, ISBN 978-3-7776-0365-0
Städte
  • Walter Nissen, Christina Prauss, Siegfried Schütz. Göttinger Gedenktafeln. Ein biografischer Wegweiser. Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, ISBN 3-525-39161-7
  • Jürgen von Esenwein, Michael Utz. Folg' ich meinem Genius... Gedenktafeln berühmter Männer und Frauen in Heidelberg. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, ISBN 978-3-8253-7089-3
  • Werner Lauterbach. Freiberg. Gedenktafeln bewahren Erinnerungen. Verlag Sutton. ISBN 978-3-86680-233-9
  • Holger Hübner. Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafeln in Berlin. Argon Verlag, 1997. ISBN 3-87024-379-1
  • Martin Bröckl, Dagmar Girra. Gedenktafeln in Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. ISBN 978-3-89542-115-0
  • Dagmar Girra. Gedenktafeln in Mitte, Tiergarten und Wedding. Band 1 und 2. Luisenstädtischer Bildungsverein. ISBN 978-3-89542-109-9
  • Volker Hobrack. Neue Gedenktafeln in Berlins Mitte. Berlin Story Verlag. ISBN 978-3-929829-44-0
  • Bernhard Hein. Geschichte in Stein und Bronze – Die Denkmäler und Gedenktafeln der Stadt Dessau. Sonderheft der Dessauer Chronik. Funk Verlag. ISBN 978-3-936124-55-2
  • Gerd Stolz. Menschen und Ereignisse – Gedenktafeln in Kiel. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft. ISBN 978-3-89876-010-2
  • Helmut Kampmann. Wenn Steine reden. 130 Gedenktafeln in Koblenz. Verlag Fuck. ISBN 978-3-9803142-0-6
  • Gustaf Adolf Wanner. Was Basler Gedenktafeln erzählen. Kleiner Spaziergang durch sechs Jahrhunderte. Helbing & Lichtenhahn, Basel & Stuttgart 1964
Naturwissenschaftler
  • Arno Langkavel. Astronomen auf Reisen wiederentdeckt. Denkmäler, Gedenktafeln und Gräber bekannter und unbekannter Astronomen. Verlag Thoben, 1995, ISBN 3-921176-75-1
  • Arno Langkavel. Auf Spurensuche in Europa. Denkmäler, Gedenktafeln und Gräber bekannter und unbekannter Astronomen. Verlag Harri Deutsch, 2006, ISBN 3-8171-1791-4

Siehe auch

Commons: Gedenktafeln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Gedenktafel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Historical journal reports secrets behind infamous "Drake's Plate" hoax Who made Drake's "plate of brasse"? von Kathleen Maclay, Media Relations der UoC, 18. Februar 2003

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Gedenktafel für Max Schreyer am höchsten Punkt des Schatzensteins (760 m ü. NN) im Erzgebirge
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Gedenktafel für Karl Fischer (Widerstandskämpfer), Wien - Ober Sankt Veit, Schrutkagasse 6

Text der Gedenktafel:

Im Gedenken an Karl Fischer
Widerstandskämpfer gegen Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus
Am 23. September 1918 in Wien geboren, engagierte sich Karl Fischer als Jugendlicher gegen den Austrofaschismus. Er gründete 1935 die trotzkistischen „Revolutionären Kommunisten Österreichs“ mit, wofür er 1936 verhaftet und 1937 zu fünf Jahren Kerker verurteilt wurde. 1938 frühzeitig entlassen, emigrierte er nach Frankreich und später nach Belgien, wo er Widerstand gegen die Nationalsozialisten leistete. Bis 1943 - nach kurzzeitiger Inhaftierung 1940 - war er in Frankreich für die Résistance aktiv, bevor er erneut verhaftet und 1944 ins KZ Buchenwald deportiert wurde.
Nach der Befreiung des Lagers 1945 kam Karl Fischer nach Linz, traf dort seine ebenfalls wegen Widerstands inhaftiert gewesene Mutter Maria wieder und arbeitete unter anderem als Dolmetscher. Zwei Jahre später wurde er vom sowjetischen Geheimdienst entführt und wegen angeblicher Spionage, Hochverrats und Trotzkismus zu 15 Jahren Lager verurteilt. Er wurde nach Sibirien deportiert und in mehreren Gulags, ab 1952 in einem Gefängnis bei Irkutsk inhaftiert. Erst 1955 wurde er aus der sowjetischen Haft entlassen und nach Österreich repatriiert.
Ab 1959 wohnte er mit seiner Frau und seinem Sohn im benachbarten Haus in der Schrutkagasse 8, er starb am 17. März 1963 an den Folgen der langen Internierungen. Im Jahr 2020 wurde ihm und seiner Mutter Maria Fischer posthum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen.
Stadt Wien
Wiener Wohnen
wienerwohnen.at
Anmerkung: Die Gedenktafel wurde durch die Wiener Vizebürgermeisterin und zuständige Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaál veranlasst und laut Information ihres Büros im Frühjahr 2023 am Haus Schrutkagasse 6 angebracht. Eine Montage am ehemaligen Wohnhaus Karl Fischers (Schrutkagasse 8) war laut „Wiener Wohnen“ deshalb nicht möglich, da sich davor eine Hecke befindet und die Tafel dort straßenseitig nicht einsehbar bzw. lesbar wäre.
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Commemorative plaque at a house in Merode, Germany, remembering the soldier killed in action of the 26th Infantry Regiment of the 1st Infantry Division in Merode, German in November, 1944.
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Gedenktafel zu Ehren von Christian Wolff in Breslau/Polen, ul. Garbary
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Gedenktafel an die Deportation von jüdischen Menschen aus dem Grossraum Frankfurt am Main. Die Transportzüge wurden hier zwischen 1941 und 1945 zusammengestellt.