Gedenktafel
Eine Gedenktafel ist eine häufig aus Stein oder Metall gefertigte Plakette, teils auch großen Tafel o. ä., zum Gedenken an eine Persönlichkeit, ein historisches Ereignis oder als Mahnmal in Form einer Mahntafel.
Allgemeines und Beispiele
Die ältesten Gedenktafeln waren Epitaphe oder, wie die des Bischofs Bernward von Hildesheim, Fürbittaufforderungen im Kontext des Memorialwesens – oft beides zugleich. Auch Steinkreuze als primär religiöse Denkmäler wurden oft zur Erinnerung an eine Person aufgestellt, etwa an der Stelle, wo sie durch einen Unfall oder Mord zu Tode gekommen war. Damit bezeichneten sie zugleich das Ereignis und erinnerten daran.
Seit Beginn des bürgerlichen Zeitalters werden Gedenktafeln für herausragende Persönlichkeiten an den Häusern angebracht, in denen sie geboren wurden oder wohnten. Beispielsweise besitzt Carl Friedrich Gauß in Göttingen drei Gedenktafeln. Sie können aber auch allgemein an Gebäuden wie Arbeitsstätten oder an von Menschen geschaffenen Bauwerken wie Straßen, Tunnel, Brücken, Kanälen, Staumauern, Türmen, Kirchen sowie an Straßennamensschildern oder Friedhöfen angebracht sein.
Verschiedene Städte haben eigene Serien von Gedenktafeln, die einheitlich gestaltet sind und offiziell von der Stadt angebracht werden:
- Die Jenaer Gedenktafeln gibt es seit dem Universitätsjubiläum 1858, als die ersten 204 Exemplare aus Emaille aufgehängt wurden.
- Mit den Göttinger Gedenktafeln übernahm die niedersächsische Universitätsstadt 1874 die Idee, verwandte allerdings weißen Marmor als Material.
- Berliner Gedenktafeln sind erst anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1986 eingeführt worden. Sie werden aus Porzellan von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt.
- (c) ERZ, CC BY-SA 3.0Gedenktafel für Max Schreyer auf dem Schatzenstein
- Gedenktafel für den Göttinger Chronisten Franciscus Lubecus
- Gedenktafel zu der Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder zwischen 1941 und 1945 aus Frankfurt und Umgebung an der Großmarkthalle im Frankfurter Stadtteil Ostend
- Gedenktafel aus Bronze in der Heilig-Kreuz-Kirche im Frankfurter Stadtteil Bornheim zum Gedenken an die Pfarrer der ehemaligen Pfarrgemeinde
- Die Mahntafel Irrstern auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Ost, Teil eines zweiteiligen Mahnmals zum Gedenken an die Opfer der NS-Psychiatrie in Bremen
- Berliner Gedenktafel für Marlene Dietrich
- Gedenktafel für die am 29./30. November 1944 gefallenen Soldaten der 1. Infanterie-Division der US-Armee an einem Haus in Merode
- Gedenktafel der Stadt Wien für Karl Fischer, österreichischer Widerstandskämpfer gegen Austrofaschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus, in Wien, Ober-Sankt-Veit
Gefälschte Francis-Drake-Plakette in Kalifornien
Eine 1579 anlässlich der Landung von Francis Drake in der California Bay zu Ehren der britischen Königin verfertigte und historisch verbürgte – jedoch verschollene – Messinggedenktafel wurde 1933 als Fälschung neu erstellt und jahrzehntelang für echt gehalten. G. Ezra Dane, Mitglied von E Clampus Vitus, und vier historisch beschlagene Freunde fertigten die Gedenkplakette neu an. Die Fälschung wurde 1936 dem Historiker Herbert Eugene Bolton zugespielt, der sie mit großem Aplomb als sensationellen Fund und als authentisch präsentierte.
Bis in die 1970er Jahre wurde diese Fälschung trotz wesentlicher Gegenargumente als echt erachtet. Sie wurde in der Bibliothek der University of California ausgestellt und unter anderem bei Staatsbesuchen der britischen Königin vorgezeigt.[1] Auch wurden aufwendige Kopien der Plakette hergestellt und als offizielle Staatsgeschenke überreicht.
Metallurgische Untersuchungen der Zusammensetzung, Patina und Bearbeitungsspuren deckten den Fake auf.
Literatur
- Allgemein
- Martin Schwarzbach. Auf den Spuren unserer Naturforscher Denkmäler und Gedenktafeln. Ein Reiseführer. Hirzel, ISBN 978-3-7776-0365-0
- Städte
- Walter Nissen, Christina Prauss, Siegfried Schütz. Göttinger Gedenktafeln. Ein biografischer Wegweiser. Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, ISBN 3-525-39161-7
- Jürgen von Esenwein, Michael Utz. Folg' ich meinem Genius... Gedenktafeln berühmter Männer und Frauen in Heidelberg. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, ISBN 978-3-8253-7089-3
- Werner Lauterbach. Freiberg. Gedenktafeln bewahren Erinnerungen. Verlag Sutton. ISBN 978-3-86680-233-9
- Holger Hübner. Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafeln in Berlin. Argon Verlag, 1997. ISBN 3-87024-379-1
- Martin Bröckl, Dagmar Girra. Gedenktafeln in Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. ISBN 978-3-89542-115-0
- Dagmar Girra. Gedenktafeln in Mitte, Tiergarten und Wedding. Band 1 und 2. Luisenstädtischer Bildungsverein. ISBN 978-3-89542-109-9
- Volker Hobrack. Neue Gedenktafeln in Berlins Mitte. Berlin Story Verlag. ISBN 978-3-929829-44-0
- Bernhard Hein. Geschichte in Stein und Bronze – Die Denkmäler und Gedenktafeln der Stadt Dessau. Sonderheft der Dessauer Chronik. Funk Verlag. ISBN 978-3-936124-55-2
- Gerd Stolz. Menschen und Ereignisse – Gedenktafeln in Kiel. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft. ISBN 978-3-89876-010-2
- Helmut Kampmann. Wenn Steine reden. 130 Gedenktafeln in Koblenz. Verlag Fuck. ISBN 978-3-9803142-0-6
- Gustaf Adolf Wanner. Was Basler Gedenktafeln erzählen. Kleiner Spaziergang durch sechs Jahrhunderte. Helbing & Lichtenhahn, Basel & Stuttgart 1964
- Naturwissenschaftler
- Arno Langkavel. Astronomen auf Reisen wiederentdeckt. Denkmäler, Gedenktafeln und Gräber bekannter und unbekannter Astronomen. Verlag Thoben, 1995, ISBN 3-921176-75-1
- Arno Langkavel. Auf Spurensuche in Europa. Denkmäler, Gedenktafeln und Gräber bekannter und unbekannter Astronomen. Verlag Harri Deutsch, 2006, ISBN 3-8171-1791-4
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Gedenktafel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Historical journal reports secrets behind infamous "Drake's Plate" hoax Who made Drake's "plate of brasse"? von Kathleen Maclay, Media Relations der UoC, 18. Februar 2003
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Gedenktafel für Max Schreyer am höchsten Punkt des Schatzensteins (760 m ü. NN) im Erzgebirge
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Berliner Gedenktafel für Marlene Dietrich, Leberstraße 65, Berlin-Schöneberg
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Klinikum Bremen-Ost. Kunst im öffentlichen Raum: Irrstern, Marikke Heinz-Hoek, 2000. Ein Mahnmal für die Opfer der Psychiatrie im 3. Reich
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Gedenktafel an der inneren Ostwand der Heilig Kreuz-Kirche in Frankfurt am Main-Bornheim
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Gedenktafel für Karl Fischer (Widerstandskämpfer), Wien - Ober Sankt Veit, Schrutkagasse 6
Text der Gedenktafel:
- Im Gedenken an Karl Fischer
- Widerstandskämpfer gegen Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus
- Am 23. September 1918 in Wien geboren, engagierte sich Karl Fischer als Jugendlicher gegen den Austrofaschismus. Er gründete 1935 die trotzkistischen „Revolutionären Kommunisten Österreichs“ mit, wofür er 1936 verhaftet und 1937 zu fünf Jahren Kerker verurteilt wurde. 1938 frühzeitig entlassen, emigrierte er nach Frankreich und später nach Belgien, wo er Widerstand gegen die Nationalsozialisten leistete. Bis 1943 - nach kurzzeitiger Inhaftierung 1940 - war er in Frankreich für die Résistance aktiv, bevor er erneut verhaftet und 1944 ins KZ Buchenwald deportiert wurde.
- Nach der Befreiung des Lagers 1945 kam Karl Fischer nach Linz, traf dort seine ebenfalls wegen Widerstands inhaftiert gewesene Mutter Maria wieder und arbeitete unter anderem als Dolmetscher. Zwei Jahre später wurde er vom sowjetischen Geheimdienst entführt und wegen angeblicher Spionage, Hochverrats und Trotzkismus zu 15 Jahren Lager verurteilt. Er wurde nach Sibirien deportiert und in mehreren Gulags, ab 1952 in einem Gefängnis bei Irkutsk inhaftiert. Erst 1955 wurde er aus der sowjetischen Haft entlassen und nach Österreich repatriiert.
- Ab 1959 wohnte er mit seiner Frau und seinem Sohn im benachbarten Haus in der Schrutkagasse 8, er starb am 17. März 1963 an den Folgen der langen Internierungen. Im Jahr 2020 wurde ihm und seiner Mutter Maria Fischer posthum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen.
- Stadt Wien
- Wiener Wohnen
- wienerwohnen.at
- Anmerkung: Die Gedenktafel wurde durch die Wiener Vizebürgermeisterin und zuständige Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaál veranlasst und laut Information ihres Büros im Frühjahr 2023 am Haus Schrutkagasse 6 angebracht. Eine Montage am ehemaligen Wohnhaus Karl Fischers (Schrutkagasse 8) war laut „Wiener Wohnen“ deshalb nicht möglich, da sich davor eine Hecke befindet und die Tafel dort straßenseitig nicht einsehbar bzw. lesbar wäre.
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Commemorative plaque at a house in Merode, Germany, remembering the soldier killed in action of the 26th Infantry Regiment of the 1st Infantry Division in Merode, German in November, 1944.
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Gedenktafel zu Ehren von Christian Wolff in Breslau/Polen, ul. Garbary
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Gedenktafel an die Deportation von jüdischen Menschen aus dem Grossraum Frankfurt am Main. Die Transportzüge wurden hier zwischen 1941 und 1945 zusammengestellt.