Gauliga Westthüringen

Gauliga Westthüringen
Voller NameGauliga Westthüringen
VerbandVMBV
Erstaustragung1910
Letzte Austragung1933
Hierarchie1
Mannschaften5 – 10
RekordsiegerSC 1912 Zella-Mehlis, SpVgg Zella-Mehlis 06 (je 3)
Qualifikation fürmitteldeutsche Fußballmeisterschaft
KarteSüdlich des Thüringer Waldes, Oberlauf WerraVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Westthüringen war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1910 gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

In Thüringen bildeten sich trotz bereits bestehendem VMBV weitere regionale Fußballverbände, so unter anderem der Verband Thüringer Ballspiel-Vereine von 1905 und der Verband Thüringer Ballspiel-Vereine von 1909. Am 18. Dezember 1910 erfolgte die Angliederung des Verbandes Thüringer Ballspiel-Vereine von 1909 an den VMBV, für die Vereine wurde der neu geschaffene Gau Westthüringen gebildet. Im selben Jahr schloss sich ebenfalls der Verband Thüringer Ballspiel-Vereine von 1905 dem VMBV an, auch die Vereine aus diesem Verband wurden in den neuen Gau Westthüringen einsortiert und bildeten in diesem die Gruppe Nord, wohingegen die Vereine aus dem Verband von 1909 die Gruppe Süd bildeten. In der ersten Spielzeit fand daher der Spielbetrieb in den zwei Gruppen statt, ein Entscheidungsspiel zwischen den beiden Gruppensieger gab es jedoch nicht. Beide Gruppensieger waren demzufolge auch noch nicht für die mitteldeutsche Fußballendrunde qualifiziert. Am 21. Mai 1911 wurde die Verschmelzung beider Gruppen beschlossen, so dass zur Saison 1911/12 der Gau eingleisig mit acht Vereinen ausgespielt werden konnte.

Durch den beginnenden Ersten Weltkrieg stockte in der Spielzeit 1914/15 verbandsweit der Spielbetrieb. Am 19. Juli 1914 besprachen die Vereine die Zusammenlegung der Gaue Südthüringen und Westthüringen, fanden jedoch noch keine Einigung. Die Entscheidung wurde auf den 8. August 1914 verschoben. Kriegsbedingt fand dieser Verbandstag nicht mehr statt, die Gaue verblieben wie bisher. Da der Gau Westthüringen seine Verbandsspiele im Frühjahr-Herbst-Rhythmus austrug, wurde bereits ab April 1914 in der 1. Klasse gespielt. Mit Ausbruch des Krieges wurde die Verbandsmeisterschaft aber abgebrochen. Die weiteren Kriegsmeisterschaften fanden unregelmäßig statt. Anders als andere Gaumeister nahmen die Sieger Westthüringens in dieser Zeit nicht an der mitteldeutschen, bzw. ab 1916/17 eingeführten Thüringer Fußballmeisterschaft teil.

Ab der Spielzeit 1918/19 war die Gauliga Westthüringen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Thüringen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Westthüringen noch die Gaue Kyffhäuser, Nordthüringen, Ostthüringen, Südthüringen und Wartburg beinhaltete. Der VMBV entschloss sich dann 1919, auch die restlichen Gaue im Verbandsgebiet zu Kreisligen zusammenzufassen. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die Gauliga Westthüringen war fortan wieder erstklassig und wurde anfangs mit acht Mannschaften ausgespielt. Zur Saison 1930/31 wurde die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften in der Gauliga auf zehn erhöht.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Westthüringen, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Kein Verein erhielt einen Startplatz für die ab 1933 neu eingeführte erstklassige Gauliga Mitte, die Vereine wurden stattdessen in den unteren Spielklassen des neuen Fußballgaus eingeordnet.

Mehrere Vereine konnten sich die Gaumeisterschaft Westthüringens sichern. Bis zum Ersten Weltkrieg gewannen der FC Preußen Suhl, der FC Germania Mehlis und der SC Meiningen 04 je einmal die Meisterschaft. In den 1920er dominierten anfangs die Vereine aus der zusammengeschlossenen Stadt Zella-Mehlis die Gauliga. Der SC 1912 Zella-Mehlis gewann dreimal (einmal unter dem ursprünglichen Namen TV Zella) und der FC 1905 Zella-Mehlis gewann einmal die Liga. Beide Vereine fusionierten 1929 zum SV Union Zella-Mehlis und konnten in der ersten Spielzeit als Fusionsverein nochmals die Meisterschaft erringen. Der SpVgg Zella-Mehlis 06, ebenfalls ein Fusionsverein aus dem FC Germania Mehlis und dem VfL Mehlis 1909, kam dreimal zu Meisterschaftsehren. Der 1925 entstandene Militärverein SpVgg Gelb-Rot Meiningen erreichte 1928/29 und 1932/33 die Meisterschaft. Des Weiteren wurde der SC Wasungen 1931/32 Gaumeister Westthüringens.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Westsachsen gehörten zu den spielschwächsten Vereinen im Verband, wenngleich zweistellige Niederlagen in mitteldeutschen Fußballendrunden ausblieben. Die höchsten Niederlagen waren die 1:9-Pleite des SC Meiningen gegen den Coburger FC 1913/14 und die 1:8-Niederlage des SC 1912 Zella-Mehlis gegen die SpVgg Erfurt 1924/25. In zwei Spielzeiten konnte spielerisch (ohne den Erhalt eines Freiloses) die zweite Runde der mitteldeutschen Fußballendrunde erreicht werden. 1927/28 gewann die SpVgg Zella-Mehlis 06 gegen den SC 06 Oberlind mit 4:3 nach Verlängerung, scheiterte dann aber in der 2. Runde mit 0:5 am FC Viktoria Leipzig. Durch einen 3:2-Erfolg im Wiederholungsspiel gegen Schwarz-Gelb Weißenfels konnte der SC Wasungen 1931/32 die zweite Spielrunde erreichen. Dort setzte es jedoch eine 1:5-Niederlage gegen den 1. Vogtländischen FC Plauen.

In der ab 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Mitte wurde kein Verein aus dem Gau Westthüringen berücksichtigt. Während des Bestehens dieser Gauliga schaffte auch kein Verein aus dem ehemaligen Gau Westthüringen die Qualifikation für diese erstklassige Liga.

Meister der Gauliga Westthüringen 1912–1933

JahrGaumeister
Westthüringen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1911/12FC Preußen SuhlViertelfinale (2)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13FC Germania Mehliskeine TeilnahmeVfB Leipzig
1913/14SC Meiningen 041. Runde (1)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15abgebrochenkeine mitteldeutsche Endrunde
1915/16kein SpielbetriebFC Eintracht Leipzig
1916/17TV Zellakeine TeilnahmeHallescher FC 1896
1917/18nicht überliefertkeine TeilnahmeVfB Leipzig
1918/19Kreisliga ThüringenHallescher FC 1896
1919/20VfB Leipzig
1920/21FC Wacker Halle
1921/22SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23SV Guts Muts Dresden
1923/24SC 1912 Zella-Mehlis1. Runde (1)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25SC 1912 Zella-Mehlisb1. Runde (1)bVfB Leipzig
1925/26SpVgg Zella-Mehlis 061. Runde (1)Dresdner SC
1926/27FC 1905 Zella-Mehlis1. Vorrunde (1)VfB Leipzig
1927/28SpVgg Zella-Mehlis 062. Vorrunde (2)FC Wacker Halle
1928/29SpVgg Gelb-Rot Meiningen1. Vorrunde (1)Dresdner SC
1929/30SV Union Zella-Mehlis1. Vorrunde (1)Dresdner SC
1930/31SpVgg Zella-Mehlis 061. Vorrunde (1)Dresdner SC
1931/32SC Wasungen2. Vorrunde (2)PSV Chemnitz
1932/33SpVgg Gelb-Rot Meiningen2. Runde (2)Dresdner SC
a 
In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.
b 
aus unbekannten Gründen nahm der Vizemeister VfL Meiningen an der mitteldeutschen Fußballendrunde 1924/25 teil.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Westthüringen sind die SpVgg Zella-Mehlis 06 und der SC 1912 Zella-Mehlis, die den Titel jeweils drei Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
TV Zella / SC 1912 Zella-Mehlis31916/17, 1923/24, 1924/25
SpVgg Zella-Mehlis 0631925/26, 1927/28, 1930/31
SpVgg Gelb-Rot Meiningen21928/29, 1932/33
FC Preußen Suhl11911/12
FC Germania Mehlis11912/13
SC Meiningen 0411913/14
FC 1905 Zella-Mehlis11926/27
SV Union Zella-Mehlis11929/30
SC Wasungen11931/32

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Westthüringen von 1911 bis 1933. Da es in der Spielzeit 1911/12 zu einem Spiel kam, das als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurde, gibt es mehr Gegen- als Pluspunkte.

Pl.VereinJahreSp.SUNT+T-Diff.PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
 1.SpVgg Zella-Mehlis 068 123 80 16 27511221+290176:701,4331925–1933
 2.SpVgg Gelb-Rot Meiningen8 121 71 14 36380239+141156:861,2921925–1933
 3.SV 1904 Schmalkalden12 158 62 20 76308358−50144:1720,9101911–1913, 1923–1933
 4.TV Zella/
SC 1912 Zella-Mehlis
c
7 89 58 10 21181122+59126:521,4231916/17, 1923–1929
 5.VfL Meiningen 049 132 53 20 59304293+11126:1380,9501923–1932
 6.FC 1905 Zella-Mehlisc12 106 52 11 43233195+38115:971,0811911–1915, 1916–1918, 1923–1929
 7.SV Wacker Bad Salzungen7 110 40 16 54221295−7496:1240,8701926–1933
 8.SV Union Zella-Mehlis4 67 37 12 18196138+5886:481,2811929–1933
 9.SC Wasungen3 54 28 5 21136108+2861:471,1311930–1933
10.TuS Steinbach-Hallenberg4 68 24 10 34163206−4358:780,8501929–1933
11.FC Germania Mehlisd8 55 25 7 238280 +257:531,0411911–1915, 1916–1918, 1923–1925
12.FC 1902 Barchfeld/Werra3 53 16 10 2792133−4142:640,7901930–1933
13.TV 1909 Mehlis/
VfL Mehlis 09
d
5 33 18 1 145632+2437:291,1201914/15, 1916–1918, 1923–1925
14.SpVgg Breitungen-Werra2 35 10 7 185897−3927:430,7701931–1933
15.VfB Germania Suhl4 50 7 5 3851156−10519:810,3801923–1927
16.FC Preußen Suhl4 19 7 1 113854−1615:230,7911911–1915
17.BC 06 Hildburghausen3 22 7 1 14116 +515:290,6801911–1913, 1923/24
18.SC 1907 Schleusingen3 25 7 1 175398−4515:350,601911–1913, 1930/31
19.Club Heiterkeit der Sp.Abt. Mehlis2 10 7 0 32819 +914:601,401913–1915
20.SC Meiningen 04e3 17 7 0 103037 −714:200,8211912–1915
21.FC Edelweiß Viernau2 28 6 2 2025112−8714:420,501928–1930
23.VfB 1919 Vacha1 18 4 1 133150−199:270,501932/33
24.VfB 1909 Meiningenf2 7 4 0 31114 −38:601,1401911–1913
25.VfL Hildburghausen1 14 3 0 112458−346:220,4301927/28
26.SV Germania 1902 Zella2 26 1 3 2221115−945:470,1901924–1926
27.Sp. Abt. Germania Zella St. Blasii1 4 2 0 282 +64:40101914/15
28.SpV Meiningene1 6 2 0 41121−104:800,6701911/12
29.SpVgg Suhl1 1 0 0 115 −40:20001916/17
c 
Fusionierten 1929 zum SV Union Zella-Mehlis (in Tabelle gesondert aufgeführt).
d 
Fusionierten 1925 zur SpVgg Zella-Mehlis 06 (in Tabelle gesondert aufgeführt).
e 
Fusionierten 1922 zum VfL Meiningen 04 (in Tabelle gesondert aufgeführt).
f 
Schloss sich 1913 dem SC Meiningen 04 an.

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de
  • Thüringer Fußball-Verband (Hrsg.) „100 Jahre Fußball in Thüringen“. Verlag Frankenschwelle KG, Hildburghausen 2001. ISBN 3-86180-122-1

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