Gauliga Nordwestsachsen

Gauliga Nordwestsachsen
Gau Nordwestsachsen.pngVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Logoformat
Voller Name Gauliga Nordwestsachsen
VerbandVMBV
Erstaustragung1901
Letztmalige Austragung1933
Hierarchie1. Liga
Mannschaften5 – 13
RekordsiegerVfB Leipzig (12)
Qualifikation fürmitteldeutsche Fußballmeisterschaft
RegionLeipzig und UmgebungVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Nordwestsachsen (auch 1. Klasse Nordwestsachsen) war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1901 gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Mit Gründung des VMBV wurde der Gau Nordwestsachsen gegründet. Die 26 zur Teilnahme gemeldeten Vereine wurden in vier Klassen eingeteilt und beinhalteten neben den Vereinen aus Leipzig noch die weiteren Gründungsvereine des VMBV aus Dessau, Halle, Merseburg, Mittweida, Naumburg und Weißenfels. Die 1. Klasse wurde mit sieben Teilnehmern ausgespielt. 1905 trat der Verband Leipziger Ballspiel-Vereine endgültig in den VMBV ein, die Vereine wurden in den Gau Nordwestsachsen eingeordnet. Mit der Gründung weiterer Gaue im VMBV wurden die Vereine außerhalb Leipzigs und Umgebung Stück für Stück in andere Gauligen eingeteilt. Mit der ab 1907 erstklassigen Gauliga Saale wechselten ebenfalls die beiden Halleschen Vereine den Gau. Die Gauliga Nordwestsachsen wurde in den Anfangsjahren mit fünf bis sieben Teilnehmern ausgespielt. Zur Spielzeit 1907/08 wurden zwei Staffeln mit je fünf Mannschaften eingerichtet, die beiden Staffelsieger traten dann in einem Finalspiel um die Gaumeisterschaft an. Ab 1910/11 wurde die oberste Liga wieder eingleisig mit acht Teilnehmern ausgespielt.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte vorerst der Spielbetrieb. Im Gau Nordwestsachsen fanden ab 20. September 1914 bis 14. Februar 1915 Herbstmeisterschaften in mehreren Klassen statt, die jedoch nur als Wohltätigkeitsspiele galten. Die Kriegsmeisterschaft startete am 21. Februar 1915 und endete am 27. Juni 1915. Es wurde in einer Einfachrunde auf neutralen Plätzen gespielt. Die weiteren Kriegsspielzeiten fanden mit acht, bzw. 1917/18 mit sieben Vereinen statt.

Im Zuge der Spielklassenreform des VMBV 1919 war die Gauliga Nordwestsachsen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Nordwestsachsen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Nordwestsachsen noch den Gau Elbe-Elster beinhaltete, jedoch von den Leipziger Vereinen dominiert wurde. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, fortan war die Gauliga Nordwestsachsen bis 1933 erneut erstklassig. Die Liga 1923/24 bestand aus 13 teilnehmenden Vereinen, wurde aber bereits zur kommenden Spielzeit auf zehn Mannschaften verringert. Diese Teilnehmerzahl blieb bis 1933 bestehen.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Nordwestsachsen wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Der Gaumeister und der Vizemeister der Spielzeit 1932/33 erhielten einen Startplatz in der zukünftig erstklassigen Gauliga Sachsen, die weiteren Mannschaften wurden in den unteren Spielklassen eingeordnet.

Die Gauliga Nordwestsachsen wurde von den Leipziger Vereinen dominiert. Als einziger Verein außerhalb Leipzigs konnte sich der ATV Sportfreunde Markranstädt längerfristig in der Gauliga halten. Der VfB Leipzig dominiert die Liga und konnte sich insgesamt zwölf Mal die Gaumeisterschaft sichern. Der FC Eintracht Leipzig war besonders in den Spieljahren des Ersten Weltkriegs stark, während die SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau ihren Höhepunkt vor und nach dem Ersten Weltkrieg erreichte. Wacker Leipzig wurde erster und letzte Gaumeister Nordwestsachsens, der Verein dominiert die letzten beiden Meisterschaftsjahre vor der Auflösung des Verbandes. Auch die Sportfreunde Leipzig, Viktoria Leipzig und Fortuna Leipzig konnten von der Schwächephase des VfB Leipzig in den 1920ern profitieren und kamen zu Meisterschaftsehren.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Nordwestsachsen waren jedoch die dominierenden Vereine im Verband. Bis zur Einführung der Kreisligen 1919 konnte der Gaumeister Nordwestsachsens in 13 von 17 Fällen auch die mitteldeutsche Fußballmeisterschaft gewinnen. Dem VfB Leipzig gelang 1902/03, 1905/06 und 1912/13 gar der Gewinn der deutschen Fußballmeisterschaft. Auch Mitte der 1920er konnten die Meister aus der Gauliga Nordwestsachsen noch drei Mal die mitteldeutsche Fußballmeisterschaft gewinnen. Gegen Ende der 1920er und Anfang der 1930er sank jedoch die Spielstärke gegenüber den starken Vereinen aus den Gauen Mittelsachsen, Ostsachsen und Saale, so dass ab 1927/28 keine weitere mitteldeutsche Fußballmeisterschaft gewonnen werden konnte. Einzig der VfB Leipzig schaffte es 1929/30 nochmals in das Finale. Negativer Höhepunkt war die Zweitrunden-Niederlage des FC Sportfreunde Leipzig gegen den Gaumeister Osterlands, FC Thüringen Weida, in der Spielzeit 1930/31.

In der ab 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Sachsen konnten sich zwar im Laufe der Zeit einige Vereine aus der ehemaligen Gauliga Nordwestsachsen qualifizieren, ein Sieg in dieser Gauliga gelang jedoch keinem Verein, nicht einmal dem VfB Leipzig.

Meister der Gauliga Nordwestsachsen 1902–1933

JahrGaumeister
Nordwestsachsen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1901/02Wacker LeipzigSiegerWacker Leipzig
1902/03VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1903/04VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1904/05Hallescher FC 1896Finale (1)Dresdner SC
1905/06VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1906/07VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1907/08Wacker LeipzigSiegerWacker Leipzig
1908/09VfB Leipzigkeine TeilnahmeSC Erfurt
1909/10VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1910/11VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1911/12SpVgg 1899 Leipzig-LindenauSiegerSpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1913/14SpVgg 1899 Leipzig-LindenauSiegerSpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15FC Sportfreunde Leipzigkeine mitteldeutsche Endrunde
1915/16FC Eintracht LeipzigSiegerFC Eintracht Leipzig
1916/17FC Eintracht LeipzigVorrunde (1)Hallescher FC 1896
1917/18VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1918/19SpVgg 1899 Leipzig-LindenauVorrunde (1)Hallescher FC 1896
1919/20Kreisliga SüdwestsachsenVfB Leipzig
1920/21FC Wacker Halle
1921/22SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23SV Guts Muts Dresden
1923/24SpVgg 1899 Leipzig-LindenauSiegerSpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1925/26SV Fortuna Leipzig 02Finale (5)Dresdner SC
1926/27VfB LeipzigSiegerVfB Leipzig
1927/28FC Viktoria LeipzigViertelfinale (3)FC Wacker Halle
1928/29FC Sportfreunde LeipzigHalbfinale (4)Dresdner SC
1929/30VfB LeipzigFinale (5)Dresdner SC
1930/31FC Sportfreunde Leipzig2. Vorrunde (2)Dresdner SC
1931/32Wacker LeipzigHalbfinale (4)PSV Chemnitz
1932/33Wacker LeipzigViertelfinale (3)Dresdner SC
a In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Nordwestsachsen ist der VfB Leipzig, der den Titel zwölf Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
VfB Leipzig - 1902-1922.svgVfB Leipzig121902/03, 1903/04, 1905/06, 1906/07, 1908/09, 1909/10, 1910/11, 1912/13, 1917/18, 1924/25, 1926/27, 1929/30
SC Wacker 1895 Leipzig.pngWacker Leipzig41901/02, 1907/08, 1931/32, 1932/33
Spvgg-1899.gifSpVgg 1899 Leipzig-Lindenau41911/12, 1913/14, 198/19, 1923/24
FC Sportfreunde Leipzig.pngFC Sportfreunde Leipzig31914/15, 1928/29, 1930/31
Eintracht Leipzig.svgFC Eintracht Leipzig21915/16, 1916/17
Coats of arms of None.svgHallescher FC 189611904/05
Fortuna Leipzig.svgSV Fortuna Leipzig 0211925/26
Coats of arms of None.svgFC Viktoria Leipzig11927/28

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Nordwestsachsen bis 1933 inklusive der zwischen 1907/08 und 1909/10 stattfindenden Finalspiele zwischen den Staffelmeistern. Da es in einigen Spielzeiten zu Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Pluspunkte.

Pl.VereinJahreSp.SUNT+T-Diff.PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
 1.VfB Leipzig28 390 262 42 861165501+664566:2141,45121901–1919, 1923–1933
 2.Wacker Leipzig28 388 208 51 1291021725+296467:3091,241901–1919, 1923–1933
 3.SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau22 327 161 48 118748629+119370:2841,1341907–1919, 1923–1933
 4.FC Sportfreunde Leipzig25 359 147 52 160780778 +2346:3720,9631904–1919, 1923–1933
 5.Fortuna Leipzig20 299 154 32 113701550+151340:2581,1411907–1911, 1913–1919, 1923–1933
 6.FC Eintracht Leipzig19 293 131 51 111607556+51313:2731,0721909–1919, 1923–1928, 1929–1933
 7.BV Olympia Leipzig/
BV Olympia-Germania Leipzig
b
18 262 78 35 149409641−232191:3330,7301907–1917, 1918/19, 1923/24, 1925–1927, 1928–1932
 8.VfTuB 1905 Leipzig10 186 65 26 95386511−125156:2160,8401923–1933
 9.Leipziger BC 1893b18 211 65 23 123375513−138153:2690,7301901–1917, 1918/19, 1923/24
10.FC Viktoria Leipzig7 132 48 23 61218292−74119:1450,911923–1930
11.ATV Sportfreunde Markranstädt8 144 45 26 73278378−100116:1720,8101924–1926, 1927–1933
12.Hallescher FC 18966 59 33 3 23154137+1769:491,1711901–1907
13.FC Britannia 1899 Leipzig/
Leipziger SV 1899
4 42 21 1 2011884+3443:411,0201907–1910, 1932/33
14.SV Pfeil 1903 Leipzig2 42 16 5 216975 −637:470,8801923–1925
15.BC Arminia Leipzig3 54 12 11 3194144−5035:730,6501926–1929
16.VfB Zwenkau 022 36 16 2 186378−1534:380,9401931–1933
17.FC Wacker Halle3 32 9 0 2357111−5418:460,5601904–1907
18.VfR 1902 Leipzig3 30 5 5 2035123−8815:450,501907–1909, 1912/13
19.SV Tapfer Leipzig1 24 6 0 182566−4112:360,501923/24
20.KSG Leipziger BC/Olympia Leipzig1 12 4 2 61221 −910:140,8301917/18
21.FV Sachsen 1902 Leipzig2 15 4 2 92355−3210:200,6701908–1910
22.Germania Mittweida1 10 4 0 61736−198:120,801901/02
23.SV Germania Leipzigc1 24 4 0 2030109−798:400,3301923/24
24.SV Lipsia Leipzig5 46 2 2 4224178−1546:860,1301901–1905, 1907/08
25.Mittweidaer BC1 11 2 0 91244−324:180,3601901/02
26.FC Wettin Wurzen1 18 2 0 163977−384:320,2201930/31
27.SV Helios Leipzig1 14 1 0 131563−482:260,1401911/12
b Bildeten in der Saison 1917/18 eine Kriegsspielgemeinschaft (in Tabelle gesondert aufgeführt).
c Schloss sich Olympia Leipzig an.

Siehe auch

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Kurt Pauckert: 30 Jahre Gau Nordwestsachsen im Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine., Leipzig 1927. (Jubiläumsstiftung der Leipziger Neuesten Nachrichten)
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de

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