Gauliga Nordsachsen

Gauliga Nordsachsen
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Voller Name Gauliga Nordsachsen
VerbandVMBV
Erstaustragung1910
Letztmalige Austragung1930
Hierarchie1. Liga
Mannschaften4 – 10
RekordsiegerRiesaer SV (9)
Qualifikation fürmitteldeutsche Fußballmeisterschaft
RegionNordsachsenVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Nordsachsen (bis 1919 Gauliga Mittelsachsen) war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1910 gegründet und bestand bis zur Auflösung des Gaues 1930. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Am 8. August 1909 wurde in Riesa der Verband Mittelsächsischer Ballspiel-Vereine gegründet. Dieser Verband war anfangs noch kein Mitglied des VMBV, die erste ausgespielte lokale Meisterschaft gewann Wettin Wurzen. Mitte 1910 schloss sich der Verband dann dem VMBV an, so dass zur Spielzeit 1910/11 der Gau Mittelsachsen gegründet wurde. Die erste Spielzeit der obersten Gauliga startete mit vier Teilnehmern. Die Teilnehmerzahl bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs schwankte zwischen vier und sechs Vereinen.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte vorerst der Spielbetrieb. Am 24. Januar 1915 wurde beschlossen, keine Kriegsmeisterschaft auszutragen. Es wurde den Vereinen empfohlen, stattdessen Gemeinschaftsspiele auszutragen. Es gab Mitte 1915 eine Rot-Kreuz-Runde, die der Döbelner SC 02 gewann. Die beiden folgenden Spielzeiten wurden ausgetragen, dennoch nahm der Gaumeister Mittelsachsens in diesen beiden Jahren aus unbekannten Gründen nicht an der mitteldeutschen Fußballendrunde teil. 1917/18 und 1918/19 fand kein regulärer Spielbetrieb statt.

Im Zuge der Spielklassenreform des VMBV 1919 war die Gauliga Mittelsachsen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Mittelsachsen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Mittelsachsen noch die Gaue Erzgebirge, Obererzgebirge und Südwestsachsen beinhaltete. Diese Liga wurde von den Chemnitzer Vereinen aus dem Gau Südwestsachsen dominiert, einzig der Riesaer SV konnte zumindest zeitweilig erstklassig spielen. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die ehemalige Gauliga Mittelsachsen wurde nun in Gauliga Nordsachsen umbenannt und war erneut erstklassig. Die vor 1919 bezeichnete Gauliga Südwestsachsen erhielt fortan den Namen Gauliga Mittelsachsen. Die Liga wurde in zwei Staffeln (Riesa und Döbeln) mit insgesamt zehn Mannschaften ausgetragen, die beiden Staffelsieger spielten gegeneinander um die Gaumeisterschaft. Zur Saison 1925/26 wurden beide Staffeln zusammengelegt und die Liga mit zehn Vereinen ausgespielt.

Der VMBV entschloss sich zur Spielzeit 1930/31 zu einer Verkleinerung der Anzahl an erstklassigen Gauligen. Der Gau Nordsachsen wurde daraufhin aufgelöst, die Vereine wurden in unterklassige Ligen anderer Gaue eingeordnet.

Die Gauliga Nordsachsen wurde vom Riesaer SV dominiert, welcher neun der 13 ausgespielten Gaumeisterschaften gewinnen konnte. Bis zum Ersten Weltkrieg konnte ebenfalls der Döbelner SC 02 um die Gaumeisterschaft mitkämpfen.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Mittelsachsen/Nordsachsen gehörten zu den spielschwächeren Vereinen im Verband. Bis zum Ersten Weltkrieg konnte nicht einmal die erste Runde der mitteldeutschen Fußballendrunde überstanden werden. 1912/13 verlor der Döbelner SC 02 gar gegen den Vertreter aus der Gauliga Oberlausitz, SV Budissa Bautzen, was den einzigen Sieg für einen Vertreter aus der Oberlausitz in der mitteldeutschen Fußballendrunde darstellt. In den 1920ern konnte der Riesaer SV mehrmals in die zweite Runde vordringen, scheiterte in diesen jedoch meist deutlich gegen spielstärkere Vereine. So gab es 1923/24 eine 1:9-Niederlage gegen den Chemnitzer BC und 1924/25 eine 0:7-Niederlage gegen Guts Muts Dresden. Der größte Erfolg für einen Verein aus dem Gau Mittelsachsen gelang 1925/26, als der Riesaer SV dank eines Freiloses in der zweiten Runde in das Viertelfinale vordringen konnte und sich dort nur knapp mit 3:4 gegen den SV Fortuna Leipzig geschlagen geben musste. Ende der 1920er sank die Spielstärke im Vergleich zu den restlichen Gaumeistern Mitteldeutschlands wieder, so verlor Riesa 1928/29 gegen den Chemnitzer BC gar zweistellig (0:10).

Nach der Auflösung der Gauliga Nordsachsen konnten der Riesaer SV (Gau Ostsachsen) und der BC Hartha (Gau Mittelsachsen) bald wieder in erstklassige Ligen aufsteigen. Beide Vereine erreichten auch die ab 1933 eingeführte Gauliga Sachsen, in der Hartha sogar zweimal die Gaumeisterschaft erringen konnte.

Meister der Gauliga Mittelsachsen/Nordsachsen 1911–1930

JahrGaumeister
Mittel-/Nordsachsen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1910/11Riesaer SVVorrunde (1)VfB Leipzig
1911/12Döbelner SC 021. Runde (1)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13Döbelner SC 02Viertelfinale B (1)VfB Leipzig
1913/14Riesaer SV1. Runde (1)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15keine Verbandsspielekeine mitteldeutsche Endrunde
1915/16FC Wettin Riesakeine TeilnahmeFC Eintracht Leipzig
1916/17FC 1912 Waldheimkeine TeilnahmeHallescher FC 1896
1917/18kein SpielbetriebVfB Leipzig
1918/19Hallescher FC 1896
1919/20Kreisliga MittelsachsenVfB Leipzig
1920/21FC Wacker Halle
1921/22SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23SV Guts Muts Dresden
1923/24Riesaer SV2. Runde (2)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25Riesaer SV2. Runde (2)VfB Leipzig
1925/26Riesaer SVViertelfinale (3)Dresdner SC
1926/27Riesaer SV1. Zwischenrunde (2)VfB Leipzig
1927/28Riesaer SV1. Vorrunde (1)FC Wacker Halle
1928/29Riesaer SV1. Vorrunde (1)Dresdner SC
1929/30Riesaer SV2. Vorrunde (2)Dresdner SC
a In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Mittelsachsen/Nordsachsen ist der Riesaer SV, der den Titel neun Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
Riesaer SV.pngRiesaer SV91910/11, 1913/14, 1923/24, 1924/25, 1925/26, 1926/27, 1927/28, 1928/29, 1929/30
Doebelnersc.gifDöbelner SC 0221911/12, 1912/13
Coats of arms of None.svgFC Wettin Riesa11915/16
Coats of arms of None.svgFC 1912 Waldheim11916/17

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Mittelsachsen bis 1919 bzw. Nordsachsen ab 1923 bis 1930 inklusive der 1923/24 und 1924/25 stattfindenden Finalspiele zwischen den Staffelmeistern. Da es in der Spielzeit 1912/13 zu zwei Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Pluspunkte.

Pl.VereinJahreSp.SUNT+T-Diff.PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
 1.Riesaer SV13 146 127 3 16683173+510257:351,7691910–1914, 1915–1917, 1923–1930
 2.Döbelner SC 0212 144 94 10 40483236+247198:901,3821910–1914, 1916/17, 1923–1930
 3.FC 1901 Roßwein10 126 64 10 52368317+51138:1141,101910–1912, 1913/14, 1923–1930
 4.BC Hartha8 113 45 14 54259297−38104:1220,9201916/17, 1923–1930
 5.VfB 1910 Rochlitz7 105 39 11 55273337−6489:1210,8501923–1930
 6.SV 1911 Gröditz8 103 33 11 59239368−12977:1290,7501911/12, 1923–1930
 7.FC 1911 Geringswalde7 103 35 4 64260346−8674:1320,7201923–1930
 8.FC 1912 Waldheim/SpVgg Waldheim5 73 28 7 38150258−10863:830,8611916/17, 1923/24, 1927–1930
 9.SV 1913 Nünchritz5 78 26 4 48156283−12756:1000,7201924–1929
10.SV Röderau2 35 15 5 1590101−1135:35101928–1930
11.VfB Riesa3 32 13 2 175962 −328:360,8801923–1926
12.FC Wettin Riesa5 32 11 3 184675−2925:390,7811911–1914, 1915–1917
13.SV 1913 Oschatz4 50 11 3 3686181−9525:750,501923–1927
14.FSV Sportlust Riesa1 18 9 1 85451 +319:171,0601929/30
15.VfB Leisnig2 33 6 5 2247119−7217:490,5201926–1928
16.FA des RSV Waldheim2 12 4 1 7724−179:150,7501915–1917
17.VfB 1904 Freiberg/VfR Freiberg2 6 2 0 401 −14:800,6701911–1913
18.FA Rasensport Döbeln1 3 0 2 177 ±02:400,6701915/16
19.TuSV Oschatz1 6 1 0 505 −52:100,3301910/11
20.FC Merkur Hainichen1 8 0 0 8733−260:16001913/14

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de

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