Gauliga Mittelsachsen

Gauliga Mittelsachsen
Voller Name Gauliga Mittelsachsen
VerbandVMBV
Erstaustragung1905
Letztmalige Austragung1933
Hierarchie1. Liga
Mannschaften5 – 10
RekordsiegerChemnitzer BC (12)
Qualifikation fürmitteldeutsche Fußballmeisterschaft
RegionChemnitz und UmgebungVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Mittelsachsen (bis 1919 Gauliga Südwestsachsen) war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1905 gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Mit Aufnahme des Verbandes Chemnitzer Fußball-Vereine in den VMBV wurde zur Spielzeit 1905/06 der Gau Südwestsachsen für die Vereine aus Chemnitz, Mittweida, Plauen und Umgebung gebildet. Der Chemnitzer BC war bereits vorher Mitglied im VMBV und wechselte aus dem Gau Ostsachsen in die neu geschaffene Gauliga. Die Liga startete mit fünf teilnehmenden Mannschaften. 1906 wurde mit dem Gau Vogtland eine eigenständige Liga für die Plauener Vereine gegründet, die zur Spielzeit 1907/08 erstklassig wurde. Schrittweise wurde die Gauliga Südwestsachsen bis 1914 auf acht Vereine erhöht.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte vorerst der Spielbetrieb. Im Gau Südwestsachsen ist eine Spielrunde überliefert, die wahrscheinlich nicht zu Ende gespielt wurde. Laut zeitgenössischen Zeitungen wurde im Frühjahr 1915 eine Kriegsmeisterschaft ausgetragen. Ergebnisse dieser Runde sind nicht überliefert. Laut den Leipziger Neuesten Nachrichten und der Illustrierten Sportzeitung vom 29. November 1915 wurde der Mittweidaer FC 1899 zum Kriegsmeister des Gaues Südwestsachsen erklärt. Die weiteren Spielzeiten während des Krieges fanden normal statt.

m Zuge der Spielklassenreform des VMBV 1919 war die Gauliga Südwestsachsen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Mittelsachsen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Südwestsachsen noch die Gaue Erzgebirge, Mittelsachsen und Obererzgebirge beinhaltete, jedoch von den Chemnitzer Vereinen dominiert wurde. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die ehemalige Gauliga Südwestsachsen wurde nun in Gauliga Mittelsachsen umbenannt und war erneut erstklassig. Die vor 1919 bezeichnete Gauliga Mittelsachsen erhielt nun den Namen Gauliga Nordsachsen. Ab 1924/25 wurde die oberste Liga mit zehn Vereinen ausgespielt.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Mittelsachsen, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Die beiden in der Spielzeit 1932/33 bestplatzierten Vereine erhielten einen Startplatz in der zukünftig erstklassigen Gauliga Sachsen, die weiteren Mannschaften wurden in den unteren Spielklassen eingeordnet.

Die Gauliga Mittelsachsen wurde überwiegend von den Chemnitzer Vereinen dominiert. Bis zum Ersten Weltkrieg und in den Kriegsjahren konnten ebenfalls Vereine aus Mittweida um die Gaumeisterschaft mitkämpfen. Nach der Rückkehr zum Ligensystem der Gauligen dominierte der Chemnitzer BC die Liga und sicherte sich sechsmal hintereinander die Meisterschaft. Erst ab den 1930ern konnte der erstarkte PSV Chemnitz dem Chemnitzer BC den Rang ablaufen.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Südwestsachsen/Mittelsachsen gehörten zu den spielstärksten Vereinen im Verband. Während in den mitteldeutschen Endrunden vor und während des Krieges noch früh die Segel gestrichen werden mussten, erstarkten die Vereine in den 1920ern. 1926/27 erreichte mit dem Chemnitzer BC erstmals ein Verein aus Mittelsachsen das Finale um die mitteldeutsche Fußballmeisterschaft, dieses ging jedoch am 1. Mai 1927 mit 0:4 gegen den VfB Leipzig verloren. Zwei Jahre später konnte der Chemnitzer BC erneut in das mitteldeutsche Finale vordringen, doch auch dieses Spiel ging verloren, gegen den Dresdner SC setzte es eine 2:3-Niederlage. So war es nicht dem Gauseriensieger Chemnitzer BC, sondern dem aufstrebenden PSV Chemnitz vergönnt, als erster Verein aus dem Gau Mittelsachsen die mitteldeutsche Fußballmeisterschaft zu gewinnen. In der Spielzeit 1931/32 sicherte sich der Verein durch einen 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen den Dresdner SC die Meisterschaft und Teilnahme an der deutschen Fußballmeisterschaft. Ein Jahr später konnte der PSV Chemnitz nochmals in das Finale der mitteldeutschen Endrunde vordringen, in einer Neuauflage des letztjährigen Finales setzte sich jedoch diesmal der Dresdner SC mit 3:1 durch.

Auch in der ab 1933 eingeführte Gauliga Sachsen konnte die Vereine aus dem ehemaligen Gau Mittelsachsen Erfolge feiern, dem PSV Chemnitz und dem BC Hartha gelang zweimal der Sieg der Gaumeisterschaft. Bis auf die beiden Vereine gelang jedoch nur noch dem Chemnitzer BC der Sprung in die Gauliga Sachsen.

Meister der Gauliga Südwestsachsen/Mittelsachsen 1906–1933

JahrGaumeister
Südwest-/Mittelsachsen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1905/06Chemnitzer BCHalbfinale (1)VfB Leipzig
1906/07Mittweidaer BCHalbfinale (1)VfB Leipzig
1907/08Chemnitzer BCHalbfinale (2)Wacker Leipzig
1908/09Mittweidaer FC 1899bViertelfinale (1)bSC Erfurt
1909/10Germania Mittweida1. Zwischenrunde (2)VfB Leipzig
1910/11Chemnitzer BCVorrunde (1)VfB Leipzig
1911/12Chemnitzer BCViertelfinale (2)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13FC Sturm ChemnitzViertelfinale A (1)VfB Leipzig
1913/14Chemnitzer BCHalbfinale (4)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15Mittweidaer FC 1899keine mitteldeutsche Endrunde
1915/16Mittweidaer FC 18992. Zwischenrunde (3)FC Eintracht Leipzig
1916/17Chemnitzer BCZwischenrunde (2)Hallescher FC 1896
1917/18SV Teutonia 1901 ChemnitzViertelfinale (2)VfB Leipzig
1918/19VfB ChemnitzViertelfinale (2)Hallescher FC 1896
1919/20Kreisliga MittelsachsenVfB Leipzig
1920/21FC Wacker Halle
1921/22SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23SV Guts Muts Dresden
1923/24Chemnitzer BCViertelfinale (3)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25Chemnitzer BCViertelfinale (3)VfB Leipzig
1925/26Chemnitzer BC2. Runde (2)Dresdner SC
1926/27Chemnitzer BCFinale (5)VfB Leipzig
1927/28Chemnitzer BCViertelfinale (3)FC Wacker Halle
1928/29Chemnitzer BCFinale (5)Dresdner SC
1929/30SV Sturm ChemnitzHalbfinale (4)Dresdner SC
1930/31PSV Chemnitz2. Vorrunde (2)Dresdner SC
1931/32PSV ChemnitzSiegerPSV Chemnitz
1932/33PSV ChemnitzFinale (5)Dresdner SC
a In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.
b Aus unbekannten Gründen nahm 1908/09 der Zweitplatzierte Chemnitzer BC an der mitteldeutschen Fußballendrunde teil.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Südwestsachsen/Mittelsachsen ist der Chemnitzer BC, der den Titel zwölf Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
Chemnitzer BC.svgChemnitzer BC121905/06, 1907/08, 1910/11, 1911/12, 1913/14, 1916/17, 1923/24, 1924/25, 1925/26, 1926/27, 1927/28, 1928/29
Coats of arms of None.svgMittweidaer FC 189931908/09, 1914/15, 1915/16
PSV Chemnitz Logo.svgPSV Chemnitz31930/31, 1931/32, 1932/33
Sturm Chemnitz - Kurmark.pngSV Sturm Chemnitz21912/13, 1929/30
Coats of arms of None.svgMittweidaer BC11906/07
Mittweida germania sv.pngGermania Mittweida11909/10
Sv teutonia chemnitz.pngSV Teutonia 1901 Chemnitz11917/18
Coats of arms of None.svgVfB Chemnitz11918/19

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Südwestsachsen bis 1919 bzw. Mittelsachsen ab 1923 bis 1933. Die Spielzeiten 1914/15 und 1918/19 sind aktuell nicht überliefert. Da es in einigen Spielzeiten zu Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Pluspunkte.

Pl.VereinJahreSp.SUNT+T-Diff.PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
 1.Chemnitzer BC22 288 212 20 561212462+750444:1321,54121907–1914, 1915–1918, 1923–1933
 2.Sturm Chemnitz20 279 157 22 100854591+263336:2221,221905–1914, 1915–1918, 1923–1933
 3.FC Preussen Chemnitz10 178 86 24 68486432+54196:1601,101923–1933
 4.SV Teutonia 1901 Chemnitz13 204 83 26 95497559−62192:2160,9411915–1918, 1923–1933
 5.PSV Chemnitz8 143 89 12 42628365+263190:961,3331925–1933
 6.SC National Chemnitz12 206 79 29 98487561−74187:2250,9101911–1913, 1923–1933
 7.SC Hellas Chemnitz12 178 56 27 95310518−208139:2170,7801913/14, 1915–1918, 1923–1931
 8.SC 1913 Harthau/
Sportfreunde Harthau
9 162 54 26 82346504−158134:1900,8301924–1933
 9.Mittweidaer FC 189911 130 51 12 67262335−73114:1460,8831908–1914, 1915–1918, 1923–1925, 1927/28
10.Germania Mittweida9 87 40 6 41276240+3686:880,9911905–1914
11.Mittweidaer BC10 89 37 6 46207199 +880:980,911905–1914
12.SV Wacker Chemnitz4 72 32 9 31182189 −773:711,0101926–1930
13.SC Reunion Chemnitz/
FC Hohenzollern Chemnitz
7 78 31 5 42101214−11367:890,8601909–1914, 1915–1918
14.1. SC 1909 Limbach4 72 27 12 33200215−1566:780,9201929–1933
15.VfB Chemnitz5 88 28 9 51178251−7365:1110,7411923–1927, 1932/33
16.Einsiedeler SC/
Viktoria 03 Einsiedel
4 60 16 6 38113187−7438:820,6301915/16, 1923–1926
17.Chemnitzer SC/
Vereinigter Chemnitzer SC/
SC 1900 Chemnitz
7 70 15 7 4899270−17137:1030,5301907–1914
18.BC Hartha2 36 9 5 2278160−8223:490,6401931–1933
19.SV Grüna 122 31 6 3 2270193−12315:470,4801930–1932
20.VfL 05 Hohenstein-Ernstthal1 18 5 0 134363−2010:260,5601928/29
21.1. Vogtländischer FC Plauen2 10 4 1 53631 +59:110,901905–1907
22.VfR 1908 Chemnitz1 6 1 1 41630−143:900,501915/16
23.Zwickauer BC2 16 1 0 151083−732:300,1301906–1908
24.Verein Chemnitzer Sportfreunde2 8 0 0 81251−390:16001905–1906

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de

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