Gastrolith
Gastrolithen (altgriechisch γαστήρgaster ‚Bauch‘, ‚Magen‘ und λίθοςlithos ‚Stein‘) oder Magensteine sind harte Objekte im Verdauungstrakt von Tieren. Im engeren Sinne bezeichnen Gastrolithen Steine, die von Wirbeltieren verschluckt wurden und sich im Magen befinden oder befanden. Tiere, die Steine aufnehmen, werden auch als Lithophagen („Steinfresser“) bezeichnet.
Unter heute lebenden Tieren ist das Verhalten, Steine zu verschlucken (Lithophagie), vor allem von Vögeln, Krokodilen und Robben bekannt. Man kennt Fossilien von Dinosauriern wie den Sauropoden oder anderen Reptilien wie den Tangasauriden aus dem Perm, fossilen Krokodilen und Plesiosauriern, bei denen sich im Bauchbereich des Skelettes Magensteine finden.
Die Funktion der Steine ist bisher nur bei pflanzenfressenden (herbivoren) Vögeln vollständig geklärt. Bei ihnen dienen die verschluckten Steinchen, die auch als „Grit“ oder „Waidkörner“ bezeichnet werden, im Muskelmagen (Ventriculus) zur Zerkleinerung der Nahrung. Das Steinauerhuhn beispielsweise ist zwingend auf Gastrolithen angewiesen und bereits Dunenjunge nehmen diese auf.[1] Das Steinauerhuhn ernährt sich im Winterhalbjahr überwiegend von den knospenbestandenen Endtrieben der Lärche. Diese Endtriebe haben eine dicke Rinden- und Kambiumschicht. Bei der primären Bearbeitung dieser Endtriebe im Magen werden mit Hilfe der Gastrolithen diese Schichten abgerieben, so dass von den drei bis fünf Millimeter dicken Knospen nur das Mark des Stängels in einer Stärke von etwa einem Millimeter übrigbleibt.[2] Bei im Wasser lebenden (aquatischen) Tieren, die keinen sehr muskulösen Magen besitzen, wird diskutiert, ob Magensteine auch als Ballast dienen könnten. Vielleicht sind die meisten Steine auch nur versehentlich mit der Nahrung verschluckt worden.
Als „Gastrolithen“ werden auch im Inneren von Krebstieren gebildete kalkige Mineralkrusten oder Konkretionen, so genannte Krebsaugen, bezeichnet, die als Zwischenspeicher für die bei der Häutung benötigten Mineralstoffe dienen.
In der Veterinärmedizin versteht man unter dem Begriff pathologische, also krankhafte, Konkretionen, die aus Nahrungsresten und Magensäften im Magen von pflanzenfressenden Säugetieren entstanden sind. Diese Objekte werden auch Bezoare genannt.
Literatur
- Oliver Wings: Identifikation, Verbreitung und Funktion von Gastrolithen in Dinosauriern und lebenden Vögeln mit Schwerpunkt auf Straußen (Struthio camelus). Dissertation 2004, Uni Bonn
- Oliver Wings: A review of gastrolith function with implications for fossil vertebrates and a revised classification. In: Acta Palaeontologica Polonica, 52 (1), 2007, S. 1–16.app.pan.pl ( vom 7. März 2008 im Internet Archive) (PDF)
- Oliver Wings, P.M. Sander: No gastric mill in sauropod dinosaurs: new evidence from analysis of gastrolith mass and function in ostriches. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, v. 274 (1610), 2007, S. 635–640. doi:10.1098/rspb.2006.3763
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ R. L. Potapov, V. E. Fling (Hrsg.): Handbuch der Vögel der Sowjetunion. Band 4: Galliformes, Gruiformes. Aula Verlag, Wiesbaden 1989, ISBN 3-89104-417-8, S. 150
- ↑ R. L. Potapov, V. E. Fling (Hrsg.): Handbuch der Vögel der Sowjetunion. Band 4: Galliformes, Gruiformes. Aula Verlag, Wiesbaden 1989, ISBN 3-89104-417-8, S. 149
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Jordan Mallon, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Skizze eines Diplodociden (Diplodocidae), ein Angehöriger eines Taxons sauropoder Dinosaurier, bei der zufälligen Aufnahme einiger Steine (Gastrolithen (Magensteine)). Anmerkung: Das Bild wurde im Auftrag von Oliver Wings für seine Doktorarbeit über Gastrolithe angefertigt.
Autor/Urheber: Ryan Somma, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Psittacosaurus gastroliths
Autor/Urheber: Craig Pemberton, Lizenz: CC BY-SA 3.0
I took this image at the Museum of Northern Arizona in Flagstaff. It depicts plesiosaur gastroliths from the Tropic Shale of Utah.
Photography is accepted: I was looking at a snake outside the museum with a curator and he joked that the snake was copyright, and then said that he was kidding and that photography was okay in and around the museum. I was also walking around with a huge camera in plain sight so photography must be acceptable there.
The image is also available at my flickr account.